Wintertöchter: Die Gabe - Mignon Kleinbek

  • Spannender und gefühlsintensiver Beginn einer interessanten Familiengeschichte

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    Im letzten NetGalley Adventskalender fand ich die gesamte Wintertöchter-Trilogie der mir bislang unbekannten Autorin Mignon Kleinbek. Obwohl ich das Rezensionsexemplar bestellt hatte, weil mich die Inhaltsangabe reizte, dauerte es eine ganze Weile, bis ich mit der Lektüre begann. Der erste Teil „Die Gabe“ fesselte mich dann aber so sehr, dass ich ihn innerhalb von 24 Stunden ausgelesen hatte.


    Im Jahr 2004 schreibt die inzwischen 64-jährige Anna ihre Geschichte nieder. Geboren wurde sie in der Dreikönigsnacht im Jahre 1940 unter dramatischen Umständen. In der gleichen Nacht starb ihr Vater. Schon kurz nach ihrer Geburt weiß Annas Mutter Marie, dass das Mädchen die Gabe der Frauen der Familie geerbt hat. Doch das sollte außerhalb der Familie besser niemand erfahren. Da Annas Begabung auch ausgesprochen stark ist und sie erst lernen muss, wie sie damit umgehen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, lebt Marie mit dem Mädchen zusammen ein arbeitsreiches, karges, aber dennoch recht glückliches Leben auf ihrer einsamen Alm. Trotzdem erleben auch sie während des Krieges ganz schreckliche Dinge hautnah mit.


    Als der Krieg vorbei ist, entwickelt sich Anna zu einem fröhlichen, unbeschwerten und überaus wissbegierigen Kind. Doch immer wieder geschehen aufgrund ihrer Gabe Dinge, die sie zurückwerfen. Allerdings wird sie von ihrer Mutter gut behütet und von ihrer Tante Barbara so gut es geht im Umgang mit der Gabe unterrichtet. Auf einmal scheint es sogar, dass Annas großer Traum, wahr werden könnte. Doch dann heiratet ihre Mutter wieder und als der Stiefvater seinen wahren Charakter offenbart, nimmt ihr Leben doch wieder einen ganz anderen Verlauf…


    Leicht und flüssig konnte ich diesen ersten Teil der Wintertöchter-Trilogie lesen. Erzählt wird die Geschichte in einer der damaligen Zeit angepassten schönen, einfachen und trotzdem sehr bildhaften Sprache, abwechselnd in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven und in der ersten Person aus der Perspektive von Anna. Letzteres ist das, was Anna niederschreibt und im E-Book immer kursiv dargestellt. Beide Erzählweisen ergänzen sich hervorragend und es dauerte hier überhaupt nicht lange, bis ich von der Geschichte gefangen war.


    Die Hauptfiguren Marie, Barbara und Anna sind zwar vom Wesen her komplett unterschiedlich, hatten jedoch alle drei in kurzer Zeit mein Herz erobert. Es gab jedoch auch noch etliche weitere Charaktere, die ich sehr mochte. Aber eben auch welche, die ich, je besser ich sie kennenlernte, immer mehr verachtete. Aufgrund der bildhaften Beschreibungen konnte ich mir sowohl die Personen, als auch die Örtlichkeiten richtig gut vorstellen. Längen empfand ich nie. Das Kopfkino war von Anfang bis Ende vorhanden und auch den etwas mysteriösen Teil um die Gabe von Anna mochte ich sehr.


    So litt oder freute ich mich in vielen Situationen mit den mir sympathischen Figuren, trauerte, wenn sie sich von Jemandem verabschieden mussten, den ich mochte und war regelrecht wütend auf Unsympathen, wenn diese mit schlimmen Dingen einfach durchkamen. Das Lesen dieses Buches war für mich ein spannendes und ständiges Wechselbad der Gefühle, das sich für mich sehr authentisch anfühlte. Und obwohl ich nach diesem ersten Teil eigentlich erst einmal ein anderes Buch lesen wollte, entschied ich mich nach der letzten Seite um und begann mit dem zweiten Teil „Die Kinder“ sofort.


    ASIN/ISBN: B07DBNWSV6