Wintertöchter: Die Frauen - Mignon Kleinbek

  • Kommt für mich an die ersten beiden Teile überhaupt nicht heran

    * *


    Nachdem ich die ersten beiden Teile der Wintertrilogie regelrecht verschlungen hatte, widmete ich mich nach deren Lektüre auch gleich noch dem dritten Teil.


    Helena Hartenau bekommt kurz vor ihrem 48. Geburtstag anonym zwei Tagebücher zugesandt und nach deren Lektüre ist für sie nichts mehr wie es war. Das Verhältnis zu ihren Eltern war schon vorher gespannt und aufgrund des Gelesenen überwirft sie sich mit ihnen gänzlich. Zusammen mit ihrer Schwester Christina fährt sie über den Jahreswechsel nach Forstau, um der Geschichte auf den Grund zu gehen…


    Während die ersten beiden Teile, trotz kleinen von mir bereits im zweiten Teil empfundenen Unstimmigkeiten, auf mich authentisch und fesselnd wirkten, war das in diesem dritten Teil hier überwiegend leider nicht mehr der Fall. Er spielt hauptsächlich in der Gegenwart der Jahre 2004/2005 und wird, bis auf einige Auszüge aus den Tagebüchern in der ersten Person, die ich aus den beiden Vorgängern bereits kannte und einem Rückblich in das Jahr 1957, in der dritten Person, meistens aus der Perspektive von Helena erzählt. In den Vorgängern hatte ich als Leserin durch die Wechsel der Erzählweisen meistens einen doch ganz beträchtlichen Informationsvorsprung und war permanent gefesselt.


    Das fehlte mir hier vollkommen. In der Einlese Phase freute ich mich zwar noch, denn mir war sofort klar, dass es sich bei Helena um eine der beiden Zwillingsschwestern handelt, doch schon kurze Zeit später gingen mir sie und ihre Schwester Christina mit ihren ständigen Streitereien gehörig auf die Nerven. Hätte ich nicht gelesen, dass die beiden inzwischen 48 Jahre alt sind, hätte ich sie, wegen ihrer, aus meiner Sicht oft unpassenden Dialoge mit sich ständig wiederholenden Mustern, für pubertierende Teenager gehalten.


    Weiterhin empfand ich handlungstechnisch einige Unstimmigkeiten zu den Vorgängern. Auch viele der Beschreibungen um die eher fantastischen Geschehnisse mit der Gabe, kamen bei mir diesmal nicht gut an. Sie wirkten auf mich teilweise wirr, überladen mit bildhaften Vergleichen und trotzdem oder gerade deshalb irgendwie überhaupt nicht mehr verständlich und fassbar. Während ich mich in den ersten Teilen als Leserin aktiv mit in die Visionen genommen fühlte und beim Lesen die Bilder im Einklang mit den jeweiligen Frauen sah, wurde jetzt von der Autorin das wichtigste Gesehene erst einmal zurückgehalten, nur um sich dann, auf mich unbeholfen wirkend, erst einmal wieder dem Alltag zuzuwenden.


    Wahrscheinlich wollte sie damit Spannung aufbauen. Bei mir bewirkte das jedoch das Gegenteil. Insgesamt quälte ich mich regelrecht durch dieses Buch und war sehr traurig darüber, dass mir selbst die in den ersten beiden Teilen so lieb gewonnenen Figuren diesmal fremd wurden und mir die neu Hinzugekommenen nicht näherkamen. Es wurden zwar die Fragen beantwortet, die für mich nach dem Lesen des zweiten Teils offengeblieben waren. Trotzdem empfand ich Handlung nicht mehr authentisch, sondern eher als wild zurechtkonstruiert. Daran konnte dann auch das Friede-Freude-Eierkuchen Ende nichts mehr ändern. Schade!


    ASIN/ISBN: B07Z84K788