Kiepenheuer & Witsch, 2025
320 Seiten
Kurzbeschreibung:
Wie viel Selbstbestimmung ist möglich, wenn das Leben von einer psychischen Krankheit fremdgesteuert ist? Wonach sehnt sich einer, der nichts mehr zu verlieren hat? Und wie könnte es aussehen, das letzte Glück? Willkommen im »Haus zur Sonne«, einer Institution, die zugleich Wunscherfüllungsmaschine wie Abschaffungsapparat ist. Lebensmüde und todkranke Menschen liefern sich in diese vom Staat finanzierte Klinik ein, um jeden nur erdenklichen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen und dann – ohne großes Aufsehen – aus dem Leben zu scheiden. Aber will, wer nicht mehr leben will, wirklich sterben?
Über den Autor:
Thomas Melle, 1975 geboren, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Tübingen, Austin (Texas) und Berlin. Er ist Autor vielgespielter Theaterstücke und übersetzte u. a. William T. Vollmann und Quentin Tarantino ins Deutsche. Sein Debütroman »Sickster« (2011) war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde mit dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet. 2014 folgte der Roman »3000 Euro«, 2016 »Die Welt im Rücken«, die beide auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis standen. »Die Welt im Rücken« wurde zudem in 22 Sprachen übersetzt. Thomas Melle lebt in Berlin.
Mein Eindruck:
In diesem neuen Melle-Buch geht es wieder wie in Die Welt im Rücken um seine psychische Erkrankung. Leider habe ich den früheren Roman nie gelesen und kann daher keine Zusammenhänge herstellen.
Aber der Zustand des Icherzählers ist ernst. Die jahrzehntelange bipolare Störung und Depression hat ihn erschöpft und er begibt sich in eine Klinik, in der er sterben will. Er hat jede Hoffnung verloren. Außer einer manchmal aufblitzenden bitteren Ironie hat das Buch wenig Humor.
In der Klinik durchlebt der Erzähler verschiedene Simulationen. Ein Beispiel möchte ich geben: Er träumt, in einem eingefrorenen See unter das Eis zu gelangen und nachdem er ein Stück geschwommen ist, treibt er dem erlösenden Versinken zu.
Sprachlich ist das immer wieder brillant gemacht.
Als Leser begleitet man der Erzähler durch das Buch und erlebt seinen Zustand hautnah mit. Auf immerhin mehr als 300 Seiten ist das nicht ganz einfach zu ertragen.
Doch interessanterweise macht der Protagonist eine gewisse Entwicklung durch. Während andere Patienten einer nach dem anderen „gehen“, merkt er, dass er vielleicht doch nicht bereit ist. Es kehrt sogar seine Kreativität zurück.
Ich möchte nicht von einem Happy End reden, aber man bleibt am Ende doch nicht ganz ohne Hoffnung und das ist eine Stärke des Buches.
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ASIN/ISBN: 3462004654 |