So war die Welt - Louise Erdrich

  • Aufbau-Verlag, 2025

    495 Seiten

    OT: The Mighty Red


    Kurzbeschreibung:

    In Argus, North Dakota, dreht sich alles um eine heikle Vermählung. Kismet Poe steht vor einer Entscheidung, die ihr ganzes Leben bestimmen wird: Gary, Footballstar der Schule und Erbe einer großen Zuckerrübenfarm, hat um ihre Hand angehalten. Die ganze Stadt ist auf den alles verzehrenden Süßstoff ausgerichtet – mit verheerenden Folgen für die Umwelt. Auch Crystal, Kismets Mutter, verdient ihren Lebensunterhalt mit dem Transport von Zuckerrüben, doch sie hat ganz andere Sorgen als den ökologischen Kollaps: Warum wollen Gary und seine Mutter unbedingt diese Hochzeit? Und warum spricht niemand über den schrecklichen Unfall am Fluss? Louise Erdrich erzählt mit zartem Humor und starken Bildern vom amerikanischen Land, von den Menschen, die es bewirtschaften, und von der Liebe in all ihrer Absurdität und Schönheit.


    Über die Autorin:

    Louise Erdrich, geboren 1954 als Tochter einer Ojibwe und eines Deutsch-Amerikaners, ist eine der erfolgreichsten amerikanischen Gegenwartsautorinnen. Sie erhielt den Pulitzer-Preis, National Book Award, den PEN/Saul Bellow Award und den Library of Congress Prize. Louise Erdrich lebt in Minnesota und ist Inhaberin der Buchhandlung Birchbark Books.


    Über die Übersetzerin:

    Gesine Schröder übersetzt seit 2007 aus dem Englischen und hat u. a. Louise Erdrich und Maya Angelou ins Deutsche übertragen. Nach Aufenthalten in den USA, Australien, Indien, England und Kanada lebt sie in Berlin.


    Mein Eindruck:

    Die letzten zwei Romane von der Pulitzerpreisträgerin Louise Erdrich haben mich schwer beeindruckt und dieser neue Roman ist ebenfalls stark.

    Erdrich zeigt das Leben von einer handvoll Menschen in den USA.

    Crystal, ihre Tochter Kismet, deren Vater Martin und ihre Freunde Gary und Hugo. Ihr Leben ist eng miteinander verbunden und die Perspektiven wechseln mit den Kapiteln. So entsteht auf kleinem Raum hohe Komplexität.


    Louise Erdrich ist in einer Kleinstadt in North Dakota aufgewachsen. Daher halte ich ihre Beschreibungen für authentisch.

    Die Romanhandlung ist im Red River Valley von North Dakota angesiedelt. Hier ist der Zuckerrübenanbau, was den Menschen Arbeit gibt. Aber es ist harte Arbeit und die wirtschaftliche Lage schlecht, denn es ist 2008/2009, die Wirtschaftskrise.


    Louise Erdrich schafft es, die Menschen in ihrer Komplexität und ihren Lebensbedingungen sehr klar zu beschreiben.

    Erdrichs Prosa ist großartig. Da ist Leidenschaft, da ist Atmosphäre und lebensechte Figuren!


    ASIN/ISBN: 3351042515

  • Familien aus Dakota


    So war die Welt, ist wieder ein interessanter Roman der Schriftstellerin Louise Erdrich.


    Sie verwebt humorvoll und kämpferisch die Dramen der Menschen . Die Autorin schreibt großartige Romane, aber manche Personen sind etwas schwerfällig. Ich brauche dann etwas, um in den Roman einzutauchen.

    Der Schauplatz ist Argu in North Dakota.

    Der Footballer Gary ist seit einem Unfall, bei dem einige seiner Freunde starben, traumatisiert.

    Er hat sich in Kismet verliebt und will sie unbedingt heiraten.

    Kismets Mutter Cristal fährt täglich den Track mit den Zuckerrüben. Diese Person gefällt mir am Besten.

    Es ist wieder ein gelungener Roman.

  • Eine kleine Stadt in North Dakota


    So war die Welt, Roman von Louise Erdrich, EBook, Aufbau-Verlag
    Ein schwermütiger Roman
    Kismet lebt mit ihren Eltern in Argus, eine kleine Stadt im amerikanischen mittleren Westen. Crystal, ihre Mutter, arbeitet Tag und Nacht um Kismet die Highschool zu ermöglichen, derweil für ihren Vater Martin nichts elegant und gut genug sein kann. Plötzlich interessiert sich Gary für das Mädchen, er ist der Footballstar der Schule und Sohn reicher Eltern, die mit dem Anbau von Zuckerrüben das große Geschäft machen. Das Mädchen fühlt sich von Garys Werben geehrt, aber sie mag auch den belesenen Hugo. Dann macht Gary ihr einen Antrag, den Kismet annimmt, obwohl sie sich ganz und gar nicht sicher ist. Crystal ist entsetzt über diese frühe Heirat. Am Tag der Hochzeit verschwindet Martin mit dem Geld aus dem Spendenfond, der für die Renovierung der Kirche vorgesehen ist. Die Geschehnisse überstürzen sich.
    Das Buch gliedert sich in 5 Teile, die einzelnen kurzen Kapitel tragen eine zusammenfassende Überschrift. Die Autorin schreibt ausgesprochen bildhaft, das Setting läuft während der Lektüre wie Kino im Kopf ab. Die Sprache an sich, ist ausdrucksstark und der Plot atmosphärisch dicht. Die dystopische beklemmende Stimmung ist gänzlich auf mich übergegangen, esoterische Züge sind dabei, doch zwischendurch gibt es auch humoristische Szenen. Der Stil ist auktorial verfasst, abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere. Ein umfassendes Bild und eine tiefe Innenansicht der Figuren sind dadurch möglich.
    Zusätzlich finde ich, geht es um die Nachteile und Gefahren des konventionellen Anbaus, mit Herbiziden, Pestiziden und Düngemitteln und es wird nachvollziehbar aufgezeigt, welchen Schaden Mensch und Tier dadurch langfristig angerichtet wird. Dieser Satz hat mich nachdenklich gemacht: „Aber unter passenden Bedingungen lässt sich alles vom Antlitz der Erde tilgen.“ Diese Ansichten passen gut zu diesem Buch, hätte ich auf diese Weise in einem Roman aber nicht erwartet. Das erinnert mich an das Klimaquartett von Maja Lunde.
    Abgesehen vom Umweltaspekt, hat die Geschichte genügend Geschehnisse, esoterische Szenen sind ebenfalls eingearbeitet, sodass es mir alles in allem, ein wenig viel erscheint. Der Leser muss hier viel zwischen den Zeilen lesen und sich einiges erahnen können.
    Die Figuren sind hervorragend und überzeugend charakterisiert, Crystal ist eine wahnsinnig starke Frau, sie hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, auch Hugo hat sich enorm entwickelt, ist immer stärker geworden, auch Martin hat mich überraschen können, eigentlich haben sich alle Figuren verändert, meist zu ihrem Besten, das macht sie authentisch. Einzig Kismet hat mich enttäuscht von ihr hätte ich mir mehr Entwicklung gewünscht. Ihre Unentschlossenheit ist selbst im Epilog noch deutlich.
    Eine gute Unterhaltung war es allemal, es ist jedoch kein Buch welches man schnell in eine paar Stunden liest, vieles hat mich innehalten und über das gelesene nachdenken lassen. Mich hat es sehr gefordert, die dystopischen Szenen haben mir tatsächlich Angst gemacht. Auch in meiner Heimat werden Zuckerrüben angebaut, eine Zuckerfabrik ist in der Nähe. Noch ein Satz den man sich merken sollte: „Ebenso lauert in jedem Löffel (Zucker) der pragmatische Nihilismus des industriellen Zuckeranbaus auf Kosten unseres Lebensraums auf Erden. Das ist die Süßigkeit die unsere Sinne besticht.“
    Wer sich für den biologischen Anbau als Alternative, bzw. Umweltschutz interessiert, oder auch Fans der Autorin und ihren speziellen Schreibstil, sollte hier zugreifen.

    Ich vergebe 8 Punkte


    ASIN/ISBN: 3351042515