Beiträge von Rosebud

    Churchills Geheimnis

    Was am Ufer lauert, Krimi von Lenz Koppelstätter, Ullstein eBooks


    Der zweite Fall der Polizeireporterin Gianna Pitti am malerisch-mörderischen Gardasee


    Die Polizeireporterin Gianna Pitti soll für ihren Vater, der wieder zurückgekehrt ist, einen Informanten am Gardasee treffen. Was sie vorfindet ist eine Wasserleiche in den Fluten. Bei der Leiche entdeckt sie eine leere CD-Hülle mit der Aufschrift Churchills Geheimnis.
    Derweil fallen in Malcesine Schüsse, ein Professor der über Churchill forscht, sollte entführt werden. Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem Onkel, dem Marchese Francesco, und Chefredakteurin Elvira Sondrini versucht die Reporterin herauszufinden, was es mit der Toten und der leeren Hülle auf sich hat. Gibt es Verbindungen zu Giannas Urgroßvater der einige Tage mit dem ehemaligen britischen Premier an der Baia delle Sirene verbrachte?
    Die Geschehnisse setzen unmittelbar nach den Geschehnissen vom Vorgängerband ein, deshalb konnte sich nach der Lektüre von Band 1, sofort Lesefluss beim Weiterlesen einstellen. Ein wunderbares Setting, welches hervorragend und sehr bildhaft beschrieben ist und eine flüssige Schreibweise kann ich nur bestätigen, die durch die Auffinde-Situation befeuerte Spannung steigert sich mehr und mehr und erst nach verschiedenen Wendungen und Verwicklungen rund um die Familie der Reporterin kann der Fall geklärt werden, der Ermittlungszeitraum beträgt drei Tage weshalb das Buch in drei Teile aufgeteilt ist, Immer wieder wechseln die Erzählstränge, die mit den Namen der jeweiligen Personen überschreiben sind, ab. Das befeuert die Spannung, das macht es dem Leser schwer, das Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Lebhafte und amüsante Dialoge sind eine Stärke der Handlung. Italienische Begriffe und Phrasen sind kursiv hervorgehoben, dadurch stellt sich italienisches Feeling ein. Ebenfalls kursiv erscheinen Eigennamen von Büchern, Zeitschriften, Liedern, Speisen und Getränken. Im Text ist ein Fußballrätsel integriert, welches ich mit Freude zusätzlich gelöst habe, die Lösungen sind im Anhang angegeben. Vorne im Buch zuerst die Karte des Gardasees mit Umgebung, damit ist ein Überblick über das Setting gewährleistet. Ebenso lockert das Gedruckte eine To-Do-Liste auf die handschriftlich eingefügt ist. Gleichfalls als Notiz, das Rezept für ein traditionelles Gebäck, welches von Churchill bevorzugt wurde. Handschriftlich und italienisch mit deutscher Übersetzung. Diese Rosinenkekse möchte einmal nachbacken.
    Zu Beginn der Lektüre ergeben sich Geschehnisse langsam, als sich die Ereignisse überschlagen ist das letzte Drittel des Buches, sehr spannend. Auch in Band zwei ist es nicht leicht dem Geschehen zu folgen so viele Namen und Zusammenhänge, zu viele Szenenwechsel, man muss sich gehörig konzentrieren, auf die historischen und politischen Inhalte. Hier wünsche ich mir für die nächsten Bände etwas mehr Überblick und Klarheit. Aus dem Ermittlertrio Gianna, dem Marchese Francesco, ihrem Onkel und Elvira, Giannas Chefin der Chefredakteurin der Lokalzeitung, ist ein Quartett geworden. Der verschollene Vater Giannas, Arnaldo Pitti ist wieder aufgetaucht. Allesamt Personen mit Charakter, durch die Erzählung aus der Sicht der jeweiligen Personen, ist eine nachvollziehbare und authentische Darlegung möglich. Die interessanteste Figur auch in diesem Band Marchese Francesco, was es mit seiner Vergesslichkeit auf sich hat ist noch immer nicht geklärt, er hat Stil Witz und Eleganz. Die anderen Figuren wirken echt, nur Arnaldo Pitti-Sanbaldi, der lange verschollene Vater, ihn kann ich noch nicht so richtig einordnen.
    Mir gefällt die „Ermittlungen am Gardasee – Reihe“ von Koppelstätter gut, ich werde weitere Folgen auch lesen, doch die Commissario Grauner-Reihe des Autors finde ich interessanter.
    Ich empfehle den Kriminalroman, allen Koppelstätter- und Gardasee-Fans. Von mir gibt es 8 Punkte, weil es so schwer ist, in der Reihe den Überblick zu behalten.


    Neues von der Berghebamme


    Tage der Liebe, Die Berghebammen-Reihe Teil 2 von Linda Winterberg, EBook von Aufbau Digital

    Kinder der Berge Saga, Band 2.

    Das ehemalige Findelkind Maria, ist nun schon einige Zeit als Hebamme in Brannenburg beschäftigt, früher als „Bankert“ beschimpft, dennoch ist an den Heimatort zurückgekommen und hat sich als kompetente Geburtshelferin etabliert, sie wird von den Frauen geachtet und ist in der Dorfgemeinschaft angekommen. Dann sterben Frauen an unsachgemäß durchgeführten Abtreibungen. Der Verdacht fällt auf Maria, doch sie bekommt auch viel Rückhalt von der Gemeinschaft. Gelingt es Maria zusammen mit dem neuen Landarzt Georg, den Verdacht gegen sie auszuräumen, kann die „Engelmacherin“ gefunden werden? Zusätzlich entwickeln die beiden Gefühle zueinander.

    Das Buch teilt sich in 34 Kapitel, die alle mit Datum gekennzeichnet sind, der chronologische Überblick ist dadurch gewährleistet. Band 2 schließt sich unmittelbar an den Vorgängerband an, deshalb hat sich auch sofort Lesefluss bei mir eingestellt. Einmal in der Geschichte angekommen, war es mir auch nicht möglich, das Buch einfach aus der Hand zu legen. In jeder freien Minute habe ich weitergelesen, durch unvorhersehbare Wendungen, blieb es immer spannend. Erst ganz am Schluss klärt sich die zugrundeliegende Hauptgeschichte, dazwischen immer wieder Vorfälle die einer Hebamme bei ihrer Tätigkeit geschehen, die berührend oder auch traurig sind. Viele lebhafte Dialoge in einfacher Sprache, mit dazwischen gestreuten Wörtern in Mundart, beleben das Geschehen, zu jeder Zeit ist klar wo sich die Geschichte abspielt. Die äußert bildhaft beschriebene Landschaft prägt das Verhalten der Charaktere. Der auktoriale Schreibstil der Autorin ist flüssig, sie zieht einen förmlich in den Bann.

    Die Charaktere waren voller Leben und handelten zu jeder Zeit glaubwürdig, natürlich war die Protagonistin meine Lieblingsfigur, Maria hat sich gut entwickelt, sie ist eine tatkräftige Frau, eine hervorragende Geburtshelferin, eine Kämpferin, an ihrer Seite Bruni ihre, ein wenig einfältige, aber tüchtige und liebenswerte Haushälterin und mütterliche Freundin, viele Freunde z.B. Max und seine Frau und natürlich Georg, der neue Landarzt. Bösewichte und boshafte Frauen „Ratschkatteln“ machen Maria das Leben nicht leicht, sie alle prägen die Figuren passend zur Region. Ein Buch das rundherum stimmt und mich bestens unterhalten hat. Die Autorin hat wieder bewiesen, dass sie sich in die Thematik der Geburtshilfe gut eingearbeitet hat. Ich mag die Hebammen Romane von Linda Winterberg, die überhaupt nicht kitschig geschrieben sind. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Berghebammen-Reihe.

    Wer kompetente und emotionale Romane mag und den ersten Teil genossen hat, ist hier goldrichtig.

    Von mir 9 Punkte

    Die Prognose der Todesdame

    Vorsehung, Roman von Liane Moriarty, Droemer EBook
    Man kann seinem Schicksal nicht entgehen.
    Auf dem Flug nach Sydney, steht plötzlich eine alte Dame von ihrem Platz auf, geht durch die Reihen der Passagiere, vor jedem einzelnen bleibt sie stehen und prophezeit jedem das erwartete Lebensalter und die Todesursache. Die Passagiere sind verstört. Kann die alte Dame hellsehen? Stimmen ihre Prognosen oder ist die Lady verrückt? Kann man seinem Schicksal entgehen? Als die ersten Vorhersagen zutreffen, bricht Panik aus.
    Als die alte Lady mit ihren Prophezeiungen beginnt, setzt die Spannung ein, ich war sofort gefesselt. Durchgehend nahm die Spannung zu, Wendungen und unvorhersehbare Ereignisse ändern den Plot. Das Ende konnte mich auch überraschen. Ich habe den Roman, trotz der hohen Seitenzahl, in zwei Tagen gelesen. Gerade zum Ende hin war die Spannung schier unerträglich. Eigentlich wollte ich den Reader gar nicht mehr aus der Hand legen. Wenn ich nicht gelesen habe, habe ich immer an das Geschehen denken müssen.
    Das Buch teilt sich in 126 Kapitel. Die Erzählform, ist im auktorialen Stil. Die Geschichte spielt in verschiedenen Erzählsträngen, jeweils aus der Sicht einzelner betroffener Passagiere, ihre Lebensumstände, das Familienleben, die Arbeit, alles wird genau durchleuchtet, so lernt man einige der Charaktere sehr genau kennen und kann ihre Reaktion auf die Vorhersage nachvollziehen. Die Personen verändern ihr Leben oder ihr Verhalten, lassen sich untersuchen oder überdenken ihr bisheriges Leben. Auch ich habe mich oft gefragt, was ich an der Stelle dieser Personen gemacht hätte. Ob ich die Vorhersage geglaubt hätte, oder ob ich überhaupt wissen wollte wann, und wie mein Leben endet. Besonders die Geschichte von Ethan fand ich aufregend, er kam des Öfteren in Situationen, in denen die Vorhersage eintreffen hätte können, durch den Fokuswechsel auf einen der anderen Passagiere, wurde die Spannung weiter befeuert.
    Dazwischen sind Kapitel aus der Sicht der alten Lady in der Ich-Form eingefügt. In der Gegenwart und auch in Rückblicken zurück bis in ihre Jugend. Dies erklärt dem Leser, wie es zu dieser Situation im Flugzeug gekommen ist. Durch diese Art der Erzählung werden die Figuren hervorragend charakterisiert, das Verhalten ist authentisch und nachvollziehbar. Ich konnte mich in die Charaktere gut hineinfühlen. Ohne zu viel zu verraten, fand ich das Ende gut durchdacht.
    Mir hat die Idee für das Buch, wie auch die Ausführung gut gefallen, mich gut unterhalten. Der Roman hat mich nachdenklich gemacht.
    Ich möchte dieses ungewöhnliche Buch empfehlen. Ein tiefgründiges Thema. 5 Sterne

    Spionage an der Algarve


    Lautlose Feinde, Krimi von Gil Ribeiro, Ebook von Kiepenheuer & Witsch


    Leander Lost ermittelt, Lost in Fuseta- Reihe, Band 7


    Einen Tag vor der Hochzeit von Leander und Soraia, wird der Zollbeamte André Bentos ermordet, seine Enkelin die ihn besuchen wollte wird entführt. Als weitere Morde im Umfeld um André Bentos geschehen, wird den Ermittlern um Lost klar, dass es sich bei der Entführung um eine Vertuschungstat handelt. Doch was steckt hinter den Morden? Die Ermittlungen laufen parallel zur Hochzeitsfeier, ein emotionaler, spannender neuer Algarve-Krimi.


    Das Geschehen ist im Buch auf vier Tage aufgeteilt, der Krimi besteht aus 28 Kapiteln. Die zoombare Karte am Anfang des Buches ist hilfreich um sich im Setting zurechtzufinden. Das ausführliche Personenregister, auf den ersten Seiten, musste ich zwischendurch immer wieder bemühen, viele Figuren sind beteiligt, da habe ich anfangs leicht den Überblick verloren. Ausländische Phrasen, vor allem portugiesische sind kursiv hervorgehoben. Portugiesische Spezialitäten, z.B. beim Hochzeitsessen und in den Bars sind genau beschrieben und ebenfalls kursiv gedruckt. Die am Ende angeführte Playlist ist sehr passend und hat mich hervorragend durchs Buch begleitet.


    Wieder einmal hat es der Autor geschafft, die Lebensart, das Ambiente, das Wesen der Bewohner der Algarve hervorzuheben und somit die Figuren zum Leben erweckt. Alles ist bildhaft und flüssig in Szene gesetzt. Die Faszination des Settings in dieser einzigartigen Natur ist in jedem Satz greifbar. Der Spannungsbogen ist sehr steil gespannt, die letzten einhundert Seiten habe ich am Stück gelesen, eine unglaubliche Wendung hat mir den Atem geraubt. Kein Bruch in der Logik ist entstanden. Der Fall ist sehr spannend, am Anfang durch die vielen Figuren etwas verwirrend, wurde jedoch umfassend, glaubhaft und verständlich aufgeklärt.


    Ein gut konstruierter Fall, mit unvorhersehbaren Wendungen, die Figuren handeln glaubhaft und nachvollziehbar. Meine Lieblingsfigur wie immer der Protagonist, Leander Lost, der als Austauschpolizist an die Algarve gekommen und geblieben ist. Sein Asperger-Syndrom macht ihn sympathisch, er sagt stets die Wahrheit, hat ein bildhaftes Gedächtnis und fungiert als menschlicher Lügendetektor. Außerdem hat er eine enorme Entwicklung gemacht, denn immer wieder hat Leander auch Gefühle, das sind meine Lieblingsmomente im Buch. Die anderen Ermittler, wie immer professionell und durchweg gut charakterisiert, auch Miguel Duartes hat sich verändert, wobei er auch immer wieder Ansätze von Narzissmus zeigt, langsam wieder in sein altes unangenehmes Verhaltensmuster fällt.
    Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt, mir kommt es so vor als ob jeder weitere Teil besser als der vorangegangene ist. Ich fürchte jedoch, dass Leanders Geschichte bald auserzählt sein könnte. Verbrechen jedoch, gibt es sicher auch in Portugal genügend. Die Szenen die von der Hochzeit erzählen, fand ich sehr romantisch, weitere Szenen haben mich zu Tränen gerührt.

    Eine Empfehlung für die Fans des außergewöhnlichen Ermittlers Leander Lost, wer feinsinnige, humorvolle Krimis mit viel Lokalkolorit schätzt ist hier genau richtig. Meine Empfehlung die Lost-Reihe in der Reihenfolge zu lesen, es lohnt sich. Von mir Höchstpunktzahl

    ASIN/ISBN: 3462006878

    Schwer


    Perlen, Roman von Siân Hughes, Ebook vom Dumont Buchverlag


    „Das Schlimmste ist, vergessen zu haben und sich dann wieder zu erinnern.“


    Mariannes Mutter verschwindet, als sie acht Jahre alt ist. Zurück bleiben sie selbst, ihr Vater und das Baby, ihr Bruder Joe. Sie leben in einem alten Haus, mit verwildertem Garten am Rand eines kleinen Dorfes. Ihr Leben lang leidet sie unter dem Verschwinden der Mutter. Die Erinnerung an sie kleine Lieder, Rituale und Geschichten begleiten sie. Erst als sie selbst eine kleine Tochter hat, stößt sie auf ein Geheimnis.


    Das Buch besteht aus 21 Kapiteln, die alle mit einem zusammenfassenden Titel überschrieben sind. Am Anfang eines Kapitels und auch immer wieder dazwischen im Text, befinden sich, in kursiver Schrift deutlich abgesetzt, Kinderlieder, Abzählreime oder Gedichte, zum Teil in englischer Sprache. Der Roman ist in sehr poetischer Sprache und bildhaft geschrieben. Die Autorin erzählt in der Ich-Form aus Sicht der Protagonistin.


    Ich habe mich mit der Lektüre schwergetan, ich habe den roten Faden, der sich durch die Geschichte zieht nicht verloren, sondern ihn gar nicht erst gefunden. Zu Beginn kam sogar etwas Lesefluss auf, doch die Story verlieft nicht immer in einer Zeitabfolge, manchmal greift die Autorin vor, um kurz darauf wieder in die Kinderzeit zurückzukommen. Abschnittsweise ist die Grundstimmung sehr morbide und auch gruselig. Das alles war mir zu düster zu destruktiv. Besonders schlimm fand ich den Abschnitt, als Marianne Schülerin war, ihr häufiges Schwänzen in der Schule, hatte scheinbar keinerlei Folgen, obwohl sie kaum lesen konnte, ist sie auf eine weiterführende Schule gekommen, sie hat studiert und ein Buch geschrieben. Die postnatalen Depressionen, bzw. Wahnvorstellungen oder war es Hysterie? Ich bin nicht dahintergekommen, wurde auch nicht erklärt. Insgesamt sind diese Erscheinungen, vermutlich durch das Trauma, auf das Verschwinden der Mutter zurückzuführen. Eine Psychotherapie wäre bestimmt hilfreich gewesen.
    Die seltsame Beziehung zu Kelly konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, an dieser Stelle hätte ich das Buch beinahe abgebrochen, doch ich wollte unbedingt wissen, ob eine plausible Auflösung des Verschwindens von Mariannes Mutter präsentiert wird. Mit keiner der Figuren konnte ich warm werden. Es war einfach nicht mein Buch.


    Wer Bücher dieser Art mag, wird sicher Gefallen daran finden, von mir 5 Punkte


    ASIN/ISBN: 375580008X

    Maikäferjahre


    Maikäferjahre, Familienroman von Sarah Höflich, Ebook von dtv
    Ein mitreißender Liebesroman über vier junge Menschen, die schmerzvoll begreifen müssen, dass Liebe, nicht alle Wunden heilt.
    Anni und Tristan sind Zwillinge und hängen sehr aneinander. Tristan ist Luftwaffenpilot bei der Wehrmacht. Bei einem Einsatz wurde er schwer verwundet und landet in englischer Kriegsgefangenschaft, dort lernt er die junge Krankenschwester Rosalie kennen. Die beiden verlieben sich doch ihre Verbindung ist durch ein Gesetz verboten.
    Anni wartet auf ihren Ehemann Fritz der an der Ostfront vermisst wird. Als Dresden ausgebombt wird begibt sie sich mit dem Jahrhundertgeiger, Adam, ein Halbjude, auf die Flucht in ein kleines Bergdorf, zu den Eltern ihres Mannes. Adam kümmert sich rührend um Anni und ihre kleine Tochter, denn er steht in der Schuld von Annis verstorbenen Vater, langsam verlieben sich Anni und Adam. Von ihren Schwiegereltern und dem gesamten Dorf wird die Verbindung nicht akzeptiert.
    Das Buch besteht aus 3 Teilen die sich in 49 Kapitel aufgliedern. Dazwischen immer wieder mit Monat und Jahreszahl markierte Nachrichten, die zum Geschehen passen. Die letzte Nachricht bezieht sich jedes Mal auf die Charaktere im Buch, das hat mir richtig gut gefallen, sehr geschickt gemacht.
    Das Buch beginnt mit einem Brief und schon da, hat es mich ins Geschehen gezogen, Lesefluss war unmittelbar vorhanden und ich habe die Geschichte an zwei Nachmittagen gelesen. Der Spannungsbogen ist sehr steil und zieht sich bis hin zu den letzten Seiten, überraschende Wendungen und unvorhersehbare Ereignisse beleben den Roman, selbst das Ende hat mich komplett überrascht.
    Die Erlebnisse von Tristan und wie es Anni ergeht, wechselt sich immer wieder ab. Durch die beiden Erzählstränge wird die Lesegeschwindigkeit gesteigert. Ich wollte nur noch wissen wie es weitergeht. Der Erzählstil ist flüssig und in der auktorialen Form, so ist der Leser immer ganz nah an den Charakteren dran. Englische Phrasen, Briefe und Liedtexte erscheinen kursiv, sind somit deutlich hervorgehoben. Die dazu zusammengestellte Playlist, ist wunderschön, sehr passend. Denn im Buch ist Musik ein großes Thema.
    Antisemitismus, Feindeshass, Kriegsgewinnler, Mut, Verzweiflung und Vorurteile sind große Themen im Buch. Diese Punkte machen den Roman emotional, es hat mich betroffen gemacht, mich aufgewühlt, ich habe mit den Charakteren mitgefiebert und mitgelitten. Anni, Adam, Tristan und Rosalie sind hervorragend charakterisiert, sie handeln stets authentisch und absolut nachvollziehbar.
    Ich habe des Öfteren Tränen zurückhalten müssen, das Werk hat mich tief berührt. Ich hätte noch ewig weiterlesen mögen. Auch abseits der Hauptfiguren gab es liebenswerte und tapfere Menschen, die mir gut gefallen haben. Erica, Dr. O ´Malley, Ferdl und viele mehr. Sehr tröstlich, dass es auch in Kriegszeiten immer wieder auch gute Menschen gab.
    Es war so schön, das Buch zu lesen, ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt. Dazu diese schönen Lieder der Playlist, es war ein Genuss. Ich kann die Lektüre nur empfehlen.

    Margo und ihre Töchter

    Die Garnett Girls, Familienroman von Georgina Moore, 416 Seiten erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Ein Familiendrama vor atemberaubender Kulisse.
    Margo wird von ihrem Mann Richard, einem Trinker verlassen. Er war ihre ganz große Liebe. Sie bricht zusammen, ihre Töchter sind verzweifelt, denn weder Vater noch die Mutter kann gebührend für sie Sorgen. Nachdem Margo sich einigermaßen gefangen hat, ist Richard für alle Zeit ein Tabuthema. Sie sind mittlerweile erwachsen und jede der Schwestern hat ihre eigenen Probleme. Schaffen sie es zusammen mit Margo die Familie zusammenzuhalten?
    Das Buch besteht aus 24 Kapitel abwechslungsweise aus der Sicht der Frauen, dadurch ist es möglich als Leser ganz nah am Geschehen dran zu sein. Jedes Kapitel trägt eine zum Inhalt passende Überschrift. Schlagfertige Dialoge beleben die Geschichte. Liedzeilen, Buchtitel und Eigennamen sind kursiv markiert. Zwei Kapitel im Buch sind vollständig kursiv abgedruckt, der Rückblich von Margo in ihre Mädchenjahre und auch der Rückblick von Rachel an Margos Zusammenbruch.
    Ich habe mich bei dem Roman auf eine nette Sommer-Strandurlaubs-Geschichte vorbereitet, doch geliefert bekommen habe ich soviel mehr, ein herzergreifendes Familiendrama nämlich. Die Autorin hat wirklich nichts ausgelassen. Hass, häusliche Gewalt, Depressionen, Untreue, Leidenschaft, alles dabei. Ständig brodelt es im Hintergrund, deshalb war es für mich schier unmöglich das Buch aus der Hand zu legen. Die Charaktere der Mädchen und auch Margos sind sehr ausführlich und deutlich beschrieben. Trotz allem konnte ich einfach mit Margo nicht warm werden, sie war mir unsympathisch, eine selbstgerechte Frau, die genügend eigene Fehler hat und trotzdem versucht ihre Töchter stets zu gängeln, ihnen das Gefühl zu geben, das alles nach ihrem Willen geschehen muss. Die Töchter, vor allem Sasha hat sich gegen ihre Mutter, für mich nicht nachvollziehbar, aufgelehnt. Viel früher hätten klärende Gespräche, die Lage wohl entspannt. Geheimniskrämerei und Heimlichkeiten ziehen sich durch die Geschichte. Einzig Rachel, die schon als Mädchen die Rolle der Kümmerin übernahm mochte ich. Meine Lieblingsfigur jedoch war Gabe, er hält die Familie zusammen. Aber auch sein Geheimnis wurde nicht richtig aufgeklärt, finde ich.
    Insgesamt wurde ich gut unterhalten, ein bequemes Buch zum Zurücklehnen im Urlaub, ist es keinesfalls. Einen Punkt Abzug für die Trinkerei, die von allen Figuren und durchs ganze Buch, als das Alleinseligmachende dargestellt wird, Das fand ich nicht in Ordnung. Jede Seite im Buch ist von Alkohol getränkt. Nachdem der Vater der Familie ein Alkoholiker war, hätten Margo und ihre Töchter anders mit Alkohol umgehen sollen.
    Deshalb 7 Punkte

    Die Häsin


    Hase und ich, Sachbuch von Chloe Dalton, EBook von Klett-Cotta.
    Eine berührende, wahre Geschichte.
    Eine Politikberaterin findet während der Coronaepidemie bei einem Spaziergang eine Handvoll Leben, ein neugeborenes Hasenbaby und zieht es mit der Flasche auf. Sie füttert es mit Milchersatz für Katzenbabys, baut ihm ein Nest und liest sich in die entsprechende „Hasenliteratur“ ein. In ihrem Buch beschreibt sie das Heranwachsen, des Hasen der sich als Häsin entpuppt. Selbst als Hase eines Tages die Trockenmauer überspringt, kommt sie immer wieder zu ihr zurück. Sie beschreibt wie Hase sozusagen als Vertrauensbeweis, in ihrem Wohnzimmer Junge zur Welt bringt. So verändert Hase ihr Leben und ihre Sicht auf die Natur.
    Das Buch besteht aus zwei Teilen, die sich in 15 Kapitel gliedern. Am Ende des Buches ist eine Skizze als Karte eingefügt, durch die der Leser sich das Setting sehr gut vorstellen kann. Ganz besonders schön fand ich die Zeichnungen von Hasen, die das Buch zum Kapitelanfang schmücken. Mit dabei vor jedem Kapitel Zitate aus verschiedenen Büchern über das Leben von Feldhasen. Jedes Kapitel trägt einen zum Inhalt passenden Titel. Die latinischen Namen, der verschiedenen Hasen-Arten sind kursiv hervorgehoben.
    Mich hat das Buch fasziniert, meinen Blick auf die Natur geradezu verändert. Über das Leben und die Art des Feldhasen habe ich sehr viel gelernt. Die liebevolle Art, wie das Buch geschrieben ist hat mich ganz tief berührt. Besonders bemerkenswert, der Umgang der Autorin mit diesen Wildtieren, stets respektvoll und vorsichtig um sie ja nicht zu erschrecken oder zu stören. Die verhältnismäßige Zutraulichkeit hat mich überwältigt. Und doch ist Hase stets ein Wildtier geblieben. Nebenbei hat sich das Leben der Autorin komplett verändert, dies Veränderung ist im Buch eindrucksvoll beschrieben. Immer wieder interessant und hochspannend wenn es schwierige Situationen zu bewältigen galt.
    Die Tierbeobachtungen, auch von anderen Wildtieren und die Einarbeitung in die Flora des zugrundeliegenden Landstrichs genauso, wie die Ansichten über das Verhalten des Menschen gegenüber der Natur, haben mir die Verfasserin sehr sympathisch gemacht. Ich mag dieses Buch und werde es gerne weiterempfehlen, sowie auch verschenken. Das Buch ist nicht nur in Großbritannien ein Bestseller sondern mittlerweile auch in Deutschland.
    Nicht nur für Tierliebhaber zu empfehlen. „Hase und ich“ sollte jeder gelesen haben.
    Von mir volle Punktpunktzahl, 5 Sterne

    Der Kampf um die Demokratie

    Der Wind der Freiheit, historischer Roman von Tanja Kinkel, EBook, Hoffmann & Campe -Verlag
    Zwei mutige Frauen nehmen den Kampf um die Freiheit auf.
    1848 erheben sich die Menschen des Deutschen Bundes über die Macht der Fürsten. Zwei ungleiche Frauen, Louise Otto aus wohlhabender Familie überzeugte Demokratin und Schriftstellerin, sowie Susanne Grabasch, die arbeits- und mittellos ihr Leben fristet. In ihrer Not lässt Susanne sich auf einen gefährlichen Auftrag ein. Seite an Seite kämpfen sie für Freiheit und Selbstbestimmung.
    Das Buch besteht aus drei Teilen die sich in 27 Kapitel aufteilen, die einzelnen Kapitel sind im auktorialen Erzählstil verfasst. Aus der Sicht von verschiedenen Personen. Der Leser erhält dadurch einen Überblick über das gesamte Geschehen. Die Kapitel sind mit Ort und Datum versehen, so kann der Leser den zeitlichen Ablauf genau einordnen.
    Auch dieses Mal hat mich die Lektüre eines Romans von Tanja Kinkel in eine Reise in eine andere Epoche geführt. Aus den Büchern der Autorin habe ich immer viel gelernt, doch dieses Mal habe ich mich überfordert gefühlt. Sehr schwierige politische Verwicklungen, eine Unmenge an Personen, komplizierte historische Fakten haben mir die Lektüre sehr schwer gemacht, immer wieder musste ich Abschnitte und Sätze nochmal lesen, das hat den Lesefluss und den Spaß an der Lektüre gestört. Obwohl ich historische Romane gerne lese, ist diese Epoche für mich nicht interessant genug.
    Der Leser hat die Möglichkeit mit den beiden Frauen, viel über die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche in der sich das gesamtdeutsche Parlament versammelte, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Das Mainzer Informationsbüro einem Geheimdienst, und über den Kampf um Frauenrechte und Demokratie zu erfahren. Mit diesem Teil der Geschichte habe ich mich bisher noch nicht befasst und somit hatte ich Probleme die Zusammenhänge zu überblicken. Spannung ist keine vorhanden. Nüchtern und emotionslos erzählt.
    Die Figuren sind zum Großteil historisch belegt, Publikationen von Amalia Struve und Louise Otto können auch heute noch im Buchhandel zugänglich. Über die Revolution 1848 kann sich der interessierte Leser umfassend informieren. Dieser Roman könnte ein Anstoß dazu sein.
    Wie Arbeiterinnen und Dienstmädchen zu der Zeit lebten, ist anschaulich beschrieben, mir haben die Kapitel aus Sicht Susannes besser gefallen, das hat mich sehr berührt. Susanne ist eine tolle Figur, sie hat eine enorme Entwicklung gemacht, hat Sprachen und Benehmen gelernt, dazu ist sie eine fürsorgliche und praktische Person. Als „Doppelagentin“ geradezu raffiniert. Louise Otto fand ich dagegen unsympathisch, durch ihre privilegierten Familienverhältnisse und ihrem Schreibtalent musste sie nie den Kampf ums Überleben aufnehmen, ich fand sie naiv und blauäugig.
    Für mich war das Buch anstrengend, immer wieder habe ich es weggelegt und nach einiger Zeit erst weitergelesen. Wer sich für diese Epoche und die politischen Entwicklungen interessiert wird Gefallen am Buch finden.
    Von mir knapp 6 Punkte

    Was die Toten erzählen


    Die Anatomie einer neuen Zeit, Historischer Roman von Leon Morell, Ebook von dtv
    Der Medicus von Padua und was ihm die Toten erzählten.
    Verena von Pfäffikon soll als Hexe verbrannt werden, die Heilkundige kann durch glückliche Umstände entkommen und flieht verkleidet als Mann nach Padua, dort gibt sie sich als Johann Lederer aus. Mit einer Gruppe von Studenten gelangt sie ins anatomische Theater wo der berühmte Anatom Vesalius eine Obduktion durchführt. Noch während der Vorlesung wird Vesal zu einem sterbenden Studenten gerufen, Verena und Vesalius erkennen, dass es sich um einen Giftmord handelt. Nach der gemeinsamen Obduktion nimmt Vesal sie unter seine Fittiche, gemeinsam suchen sie den Giftmörder und geraten dabei selbst in Gefahr.
    Der Roman besteht aus 70 Kapiteln, die Geschichte ist aus der Sicht Verenas geschrieben, zu jeder Zeit ist der Leser somit in der Lage, das Geschehen aus erster Hand zu erfahren. Ergreifende Szenen, über die Gefahren, die den Charakteren begegnen. Lehrreiche Auftritte, die das Genie Vesalius aufzeigen und aufregende Ermittlungsarbeit der Beiden, haben mich nur so durch das Buch fliegen lassen. Schlagfertige Dialoge, beleben die Erzählung. Medizinische Begriffe, lateinische und italienische Phrasen sind kursiv deutlich hervorgehoben.
    Das Buch hat mich auf das Leben und das Wirken von Andreas Vesalius aufmerksam gemacht, somit veranlasst, mich etwas über den flämischen Chirurgen und Anatom kundig zu machen. Er gilt als Begründer der neuzeitlichen Anatomie und des morphologischen Denkens in der Medizin. Die Entstehung seines Lebenswerks, „Sieben Bücher vom Bau des menschlichen Körpers“ kommt im Roman zur Sprache auch, die endotracheale Beatmung ist auf ihn zurückzuführen. All dies ist im Buch beschrieben, wer sich für Medizingeschichte interessiert, wird hier gut informiert. Eine gründliche Recherche des Autors liegt nahe. Fiktion und Realität haben sich hier sehr gut zum Gesamtwerk verbunden.
    Das Buch hätte für mich mehr Seiten haben dürfen, vermutlich werde ich mich über Vesalius noch ein wenig weiter informieren. Alle anderen Charaktere sind verhalten beschrieben, gerne hätte ich über Najat mehr erfahren. Sie blieb für mich bis zuletzt fremd. Wie es in Verenas Leben weitergeht, hätte ich auch gerne gewusst. Mir kommt es vor, als ob im Buch einige Kapitel fehlen, ein abruptes Ende hat mich ratlos zurückgelassen.
    Trotzdem hat mir der Roman gefallen, hat mich gut unterhalten, meine Neugierde geweckt. Das Setting war gut beschrieben, ich hatte das Gefühl mit den Figuren durch Padua zu gehen. Auch das Studiolo des Gelehrten war sehr bildhaft beschrieben. Insgesamt wurde hier ein klares Bild der Renaissance geschaffen, das war mir bei der Lektüre zu jeder Zeit bewusst.
    Ein lehrreiches Buch welches mich gut unterhalten hat, ein wenig mehr Erläuterndes über die Figuren, hätte ich mir gewünscht. Eine Leseempfehlung

    Tote Taucher


    Die Kammer, Thriller von Will Dean, EBook, Hoffmann & Campe Verlag.
    Tod in der Druckkammer.
    Fünf Sättigungstaucher und eine Sättigungstaucherin haben einen Einsatz irgendwo in der Nordsee um eine Ölpipeline zu reparieren. Zum Druckausgleich sollten sie dafür für mehrere Wochen in einer Druckkammer auf sehr engem Raum verbringen um von dort die Arbeitseinsätze zu tätigen. Doch plötzlich liegt ein Toter in seiner Koje, der Einsatz wird abgebrochen. Trotzdem müssen die Taucher noch einige Tage in der Dekompressionskammer aushalten. Es gibt mehr Tote und es gibt auch kein Entkommen.
    Das Buch ist aufgeteilt in 86 starke Kapitel, dazu ein zusätzliches Kapitel, welches den Titel „4 Wochen später“ trägt. Interessante Dialoge und auch Innenansichten, vor allem Gedanken der Protagonistin beleben die Geschichte. Eigennamen, wie Zeitschriften Liedtitel, Buchtitel sowie Briefe sind durch kursive Schrift deutlich gemacht. Geschrieben in der Ich-Form aus Sicht der einzigen Taucherin in der Gruppe. Anfänglich habe ich mich mit den Spitznamen der Personen schwergetan, bis ich sie passend zuordnen konnte.
    Bin immer begeistert bei Mordfällen auf einem Boot, denn der Mörder ist immer dabei. Das Buch war für mich ein Pageturner, vor allem zum Ende hin, ich wollte ich gar nicht mehr zu lesen aufhören. Die Spannung beginnt schon beim ersten Tauchgang, steigert sich dann, von Leiche zu Leiche. Die Dramatik wird zusätzlich befeuert, durch die Enge, die körperlichen Anforderungen die das Sättigungstauchen mit sich bringt. Das Ausgeliefertsein durch ständige Beobachtung, den kleinen begrenzenten Rückzugsort, der irgendwann keine Sicherheit mehr bietet, dass fast völlige Fehlen von Intimsphäre, Hunger und Durst. Die Gratwanderung nah am Wahnsinn, zum Schluss hat mich völlig aus der Fassung gebracht. Die Auflösung war nicht so meins, da hätte ich mir ein stärkeres Motiv gewünscht, ist jedoch völlig in Ordnung, da es hinreichend und nachvollziehbar erklärt wird. Die letzten zwei Stunden der Dekomprimierung haben mich ordentlich ins Schwitzen gebracht.
    Die Protagonistin fand ich höchst aufregend, ihre private Situation und auch ihr Beruf beweisen, was für eine starke Frau sie ist. Auch über ihre Kollegen hat der Leser sich ein Bild machen können, die Story wie auch die Charaktere sind authentisch. Sie wirken so echt, dass der Leser ein Gefühl hat, so könnte es tatsächlich gewesen sein.
    Ich fand die zusätzlichen Informationen über das Tauchen, ganz besonders das Sättigungstauchen, sehr wissenswert. Ich wurde verständlich über das Berufstauchen informiert, habe so viel darüber erfahren, wie extrem dieser Job ist. Was es bedeutet tagelang in einer Druckkammer eingepfercht zu sein und sie unter keinen Umständen früher zu verlassen, egal was passiert.
    Es war ein tolles Buch, eine abwechslungsreiche Erfahrung. Ich fühlte mich hervorragend unterhalten. Eine Leseempfehlung nicht nur für Personen die sich fürs Tauchen begeistern.

    Familienschuld

    Stromlinien, Roman von Rebekka Frank, Fischer Verlag, 512 Seiten.
    Ein Familiendrama die sich über drei Generationen zieht, sehr sensibel erzählt.
    Enna und Jale sind Zwillinge, sie sind sich selbst genug. Sie leben in den Elbmarschen, wo sie die Tiere und die Natur beobachten, mit ihrem Boot Sturmhöhe sind sie gemeinsam unterwegs. Die Zwillinge leben bei ihrer Oma, denn ihre Mutter Alea ist im Gefängnis, sehr lange, doch bald soll sie entlassen werden. Voller Vorfreude zählen sie die tage bis dahin, doch als endlich der große Tag gekommen ist, ist Jale verschwunden, dabei wollten die beiden ihre Mutter gemeinsam abholen. Als Enna alleine vor dem Gefängnis wartet, erfährt sie, dass auch die Mutter schon früher freikam und seither verschwunden ist.
    Das Buch teilt sich in 57 Kapitel, die jeweils mit Datum versehen sind. Das ist hilfreich, denn dass Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen, in unterschiedlichen Perspektiven. Einzig die Kapitel, aus der Sicht der Protagonistin Enna, erscheinen in der Ich-Form. Am meisten beindruckt hat mich der bildhafte Erzählstil. Ich hatte als Leser das Gefühl, zusammen mit den Figuren auf dem Boot unterwegs zu sein. Die Landschaft und die Tierwelt sind überaus stark beschrieben. Der Roman entwickelte einen Sog, der mich immer tiefer in die Geschichte gezogen hat.
    Durch die diversen Zeitebenen und die verschiedenen Ansichten hatte ich anfangs, etwas Probleme ins Buch und in Lesefluss zu kommen. Doch das hat sich schnell gelegt, als die Geschichte fortschreitet. Die Spannung ist hoch und zieht sich durchs gesamte Buch. Die vollständige Aufklärung, der Zusammenhänge geschieht erst am Ende. Die Ereignisse, die das Erleben von drei Generation umfassen, sind so gewaltig, ich war beeindruckt. Dabei haben sich tiefgreifende Verwicklungen ergeben, die mich bestens unterhalten haben. Des Öfteren habe ich die Luft angehalten und weitergelesen, ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin hat einige wahre Begebenheiten sehr geschickt in die Geschichte integriert.
    Die Figuren waren überwiegend gut charakterisiert. Vor allem Enna. Meine Lieblingsfiguren waren jedoch Lucas, der Enna unterstützt und Greetje, selbstlos und aufopfernd.
    Wer Familiengeschichten mag, die mit vielen Wendungen immer spannender werden, die sich über mehrere Generationen, mit etlichen Schicksalsschlägen präsentieren, der ist hier genau richtig. Mir hat das Buch gut gefallen, eine Empfehlung.

    Verwirrend


    Russische Spezialitäten, Roman von Dmitrij Kapitelmann, Ebook, Hanser-Verlag
    Bittersüß und zutiefst politisch.
    Eine ukrainische Familie eröffnet im Osten Deutschlands einen Laden mit russischen Spezialitäten. Der Sohn liebt auf der Welt nichts mehr als seine Mutter, die russische Sprache und Kiew, seine Geburtsstadt. Dann kam der Angriffskrieg der Russen in der Ukraine. Seine Mutter ist auf der Seite Putins, sieht russisches Fernsehen und ist komplett der russischen Propaganda verfallen. Das spaltet das Verhältnis von Mutter und Sohn. Während des Krieges, beschließt der Sohn eine Reise in die Ukraine zu machen.
    Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Die einzelnen Kapitel tragen, eine den Inhalt zusammenfassende Überschrift. Lieder, Übersetzungen, Gedichte und Eigennamen sind kursiv hervorgehoben. Russische und ukrainische Texte beleben das Schriftbild. Ich hatte große Probleme mit den Wortschöpfungen des Autors, viele Begriffe sind mir unverständlich. Rotzenstraff, liebeslau, himmelsfühlen, unbeflehbar, hinterhistorisch, mit diesen Wortneuschöpfungen kann ich absolut nichts anfangen, keine Ahnung was der Autor damit aussagen will. So hat sich bei mir kein Lesefluss eingestellt, die Sprache ist eckig und kantig, ich habe mich mit der Lektüre schwergetan, das Buch immer wieder entmutigt aus der Hand gelegt, einige Abschnitte mehrmals lesen müssen.
    Der sowjetische Leim ist offensichtlich dicker als Blut, das hat die Mutter ihrem Sohn immer wieder deutlich zu verstehen gegeben. Der zynische Humor und die Situationskomik jedoch, haben mir gefallen, da gab es zwischendurch immer wieder lustige Szenen. Andere Szenen zum Beispiel, die Zigarettenfrau am Bahnhof von Grimma und die sprechenden toten Fische konnte ich jedoch nicht nachvollziehen. Obwohl das Buch überwiegend gelobt wird, konnte ich nichts damit anfangen, wir wurden keine Freunde.
    Die Abschnitte in denen Kapitelmann über seinen Aufenthalt in der Ukraine berichtet, haben mich betroffen gemacht. „Resignation“ würde ich diesen Abschnitt beschreiben. Das ist der stärkere, doch leider nur kurze 2. Teil. Die Figuren außer dem Protagonisten sind mir fremd geblieben. Die Mutter und ihr Wesen habe ich einfach nicht verstanden. Entweder ist sie die liebende Mutter oder sie unterstützt die russischen Mörder, beides geht für mich nicht. Als Dimitrij in bei einem Bombenangriff in einem ukrainischen Hotelbunker sitzt gibt sie ihm zu verstehen, er braucht keine Angst zu haben denn das russische Militär beschießt ausschließlich militärische Ziele. Der Vater dagegen konnte mein Interesse eher wecken, ihn mochte ich.
    Für mich sprachlich schwierig, in die Mentalität der Figuren und ihren Charakter, konnte ich mich nicht hineinversetzen, über die Zeit in der Ukraine hätte ich gerne mehr Schilderungen gehabt.

    Froilein

    Berchtesgaden, Roman von Carolin Otto, EBook, Lübbe Verlag.
    Ein bildgewaltiges Gesellschaftspanorama einer symbolträchtigen Zeit. Mai 1945, Berchtesgaden kapituliert und die Alliierten, hier die US-Amerikaner, übernehmen die Regierung. Die 19jährige Sophie, bewirbt sich um eine Stelle als Übersetzerin und Schreibkraft beim Military Government. Hier lernt sie Menschen kennen, die den Blick auch auf ihre eigene Familie wandeln und wird mit der Wahrheit über die deutschen Verbrechen konfrontiert. Im Schatten des Obersalzbergs verändert sich ihr ganzes Leben.
    An Hitlers ehemaligen Wohnort Berchtesgaden trafen bei Kriegsende 1945 die verschiedensten Menschen aufeinander: Sieger und Besiegte, Täter, Opfer und Mitläufer, leben jetzt hier, unter amerikanischer Herrschaft.
    Das Buch besteht aus 54 Kapiteln, jeweils aus dem Fokus einer der verschiedenen Personen, Sophie, die Protagonistin, die sich durch ihre Anstellung als Sekretärin, näher mit den Kriegsverbrechen der Deutschen und der eigenen Verantwortung befasst
    Die Figur Frank Rosenzweig, jüdischer Abstammung und als Kind in die Staaten emigriert. Er ist stark eingebunden in die Verhöre der Deutschen, durch den Militärgeheimdienst CIC.
    Sam Cork, ein schwarzer Soldat, der in den besetzten Gebieten mehr Freiheiten und Rechte hat, als in den Staaten aufgrund der dortigen Rassentrennung.
    Dr. Rudolf Kriss, der als Regime-Gegner denunziert, verhaftet und zum Tod verurteilt wurde, der aus der Gefangenschaft kam und Bürgermeister von Berchtesgaden wurde. Meg Taylor die Kriegsberichterstatterin, Ali Gral, Nebendarstellerin in Propagandafilmen und ehemalige Geliebte eines Generals, und viele andere Figuren, die den Roman sehr authentisch machen.
    Das geschieht auch durch die Sprache, die beschriebene Kleidung, Lebensgewohnheiten und die perfekt geschilderte, umgebende Landschaft. Die Autorin besticht durch ihren flüssigen Schreibstil, obwohl die erzählenden Figuren ständig wechseln, blieb der Lesefluss erhalten. Die Handelnden sind sehr gründlich gezeichnet, interessante Gedankengänge liest man zur Genüge. Ich entdeckte viele sympathische Figuren, Sophie, ihre Oma Anni, Sam etc.Doch auch schreckliche Zeitgenossen sind zur Genüge vorhanden, am unangenehmsten fand ich Max, den älteren Bruder von Sophie und seine Taten. Denunzianten, Verbrecher auch bei den alliierten Truppen sind vorhanden. Das Buch ist sehr menschlich mit allen Abgründen und allem Guten.
    Verständliche Dialoge, in Fremdsprachen und Dialekt beleben den Roman.Die fiktive Erzählung gründet auf eine hervorragende profunde Recherche der Autorin, die Handelnden sind literarische Figuren, die aber zum Teil auf authentische Charaktere basieren. Ich habe mich schon länger, für das Geschehen in den 1930er bis 1945er Jahren auf dem Obersalzberg interessiert. War auch schon einige Male vor Ort, und doch habe ich neue Fakten entdeckt. Das Empfinden der Bevölkerung, hier im Buch speziell mit der alliierten Besatzungsmacht, den Amerikanern, kann ich durch die Erzählungen meiner Großeltern bestätigen. Auch meine Mutter bekam ein Kleid, aus den Resten der roten Fahne, wie im Roman beschrieben.
    Ein sehr informatives Werk sachlich und doch spannend, aufgelockert durch die Erlebnisse der Charaktere, mir hat es sehr gut gefallen, besonders möchte ich dieses Buch der jungen Generation empfehlen, die diese Informationen nicht mehr aus den Familiengeschichten kennen.


    ASIN/ISBN: 3757700589

    Barbara ist weg

    Der Gott des Waldes, Roman von Liz Moore, EBook. C.H. Beck Verlag


    Ein literarischer Thriller


    1975, Aus einem Feriencamp verschwindet ein 13jähriges Mädchen. Es trifft die Familie Van Laar, erneut. Denn schon 1961 ist der Sohn der Familie verschwunden. Peter genannt Bear wurde niemals gefunden, der reichen und einflussreichen Familie lebt seit Generationen in den Adirondack Mountains und ist Sponsor des Sommercamps. Manche sagen, das Verschwinden der Kinder kann kein Zufall sein. Manche sagen die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun.
    Das Buch teilt sich in sieben Abschnitte, die Kapitel darin, zum Teil sehr kurz, sind mit den Namen der Personen überschrieben aus deren Sicht das Kapitel erzählt wird. Verschiedene Zeitebenen werden durch Jahreszahlen markiert. Der gesamte Überblick, von Personen und Zeiten war jederzeit gewährleistet. Deshalb konnte ich trotz der Zeitenwechsel und der Sichtweise vieler Personen stets dem Plot folgen. Der Roman besticht durch ausgefeilte Dialoge. Der Wechsel zwischen Spannung der flüssig geschriebenen Szenen und die Entspannung der erzählerischen Sequenzen ist gut gewählt. Ich mag kurze Kapitel und schnelle Perspektivenwechsel durchaus, denn diese sorgen meist für ein hohes Lesetempo. Es war für mich schwer das Buch aus der Hand zu legen, ab dem letzten Drittel schier unmöglich. Die Dramatik war kaum noch zu überbieten.


    Das Setting ist hervorragend beschrieben, die Faszination dieser einzigartigen Natur ist in jedem Satz greifbar. Mir hat gut gefallen, wie die Autorin ihre Figuren in die Handlung integriert hat, so authentisch glaubhaft, dass man meint, genauso wäre es auch passiert. Alle Figuren sind tief charakterisiert, ich hatte das Gefühl sie gut zu kennen. Manchmal war es auch des Guten zu viel, einige Details hätte ich nicht gebraucht. Dennoch ist der Leser ist ganz nah dran am Geschehen. Eine ganz besonders interessante Figur für mich war Alice, die Mutter der Kinder, die durch das Verschwinden ihres Sohnes zerbrochen ist, durch Alkohol und Tabletten betäubt, vegetiert sie nur noch dahin. Ganz besonders unangenehm die beiden Peter, die meinen, dass ihr Geld und Einfluss die Welt regiert. Die guten und die schlechten Menschen darum herum, sie alle waren wichtig für die Geschichte. Am besten jedoch fand ich die starken Frauen. T.J., Barbara und ganz besonders die taffe Ermittlerin Judyta.
    Die Spannung war schon zum Einstieg hoch und hat sich gesteigert, bis zum unvorhersehbaren Ende. Klug konstruiert führte mich die Autorin immer wieder auf die falsche Fährte. Glaubhafte Plottwists konnten mich veranlassen, dass ich immer wieder eine andere Figur verdächtigte.
    Insgesamt habe ich mich hervorragend unterhalten gefühlt, und es hat viel Spaß gemacht das Buch zu lesen. Eine Leseempfehlung für die Leser die gut durchdachte Thriller mit ungeahnten Wendungen und literarischen Szenen mögen und dazu von mir 10 Punkte.

    Dein innerer Pinguin


    Der Pinguin der fliegen lernte, Dr. med. Eckart von Hirschhausen, 168 Seiten, dtv-Verlag


    Eine Geschichte über das Leben, die Liebe und das Glück


    v. Hirschhausen beobachtet eines Tages einen Pinguin, zuerst bemitleidet er das Tier als ob es sich um eine Fehlkonstruktion handelt. Er kann nicht fliegen, hat einen dicken Bauch, Watschelfüße, ja noch nicht einmal Knie, unbeholfen bewegt er sich auf dem Eis. Der Pinguin springt ins Wasser und plötzlich ist er in seinem Element, zuvor unbeholfen und nun durch seine Köperformen, bewegt er sich pfeilschnell im Wasser. Einmal in seinem Element zeigt der Pinguin was er kann.
    Aufgrund dieser Geschichte basiert dieser Ratgeber. Die Perspektive auf das Leben ändern, den Umgang mit den eigenen Unzulänglichkeiten meistern, dieses Buch ist voller hilfreicher Ideen dazu.
    Schon zu Beginn erhält der Leser eine Gebrauchsanweisung und Dosierungstipps, damit die Botschaft eindringen und wirken kann. Auch die Pinguingeschichte wird nochmal erzählt, ich muss gestehen ich kannte sie noch nicht, obwohl sie scheinbar weltweit bekannt ist. Auch mich hat sie zum Nachdenken animiert. Das restliche Buch teilt sich in acht Lektionen voller heilsamer Ideen und Ratschläge. Besonders bemerkenswert die achte Lektion „Was du für Pinguine tun kannst“. Hier appelliert Hirschhausen an die globale Zusammenarbeit der Menschheit und den Anteil, den jeder Einzelne als Teil der Gruppe (Hubble-Effekt) dazu tun kann um das Schmelzen der Pole zu verhindern und den Lebensraum der Pinguine nicht zu zerstören. Das Papier ist sehr kräftig und hochwertig, das Buch schwer und massiv, deshalb ist es auch möglich, das Buch als Nachschlagwerk zu benutzen, immer wieder einzelne Kapitel nachzuschlagen und zu verinnerlichen ohne, dass es alsbald zerfleddert erscheint. Am besten haben mir die wunderschönen Aufnahmen des renommierten deutschen Naturfotografen und Filmemachers Stefan Christmann gefallen, unglaublich beeindruckende ausdrucksstarke Fotografien, die mich extrem verzauberten. Die Fakten über Pinguine und ihre Lebensgewohnheiten waren hochinteressant.
    Die Ratschläge im Buch muss ich erst einmal sacken lassen, ich werde das Büchlein ganz sicher immer wieder hervorholen und einzelne Abschnitte durchlesen. Es sind eindringliche kurze Botschaften, die dem Leser helfen sollen, sein Element zu finden und sich darauf einzulassen sich darin zu bewegen. Dazwischen immer wieder Motivationssprüche, Zitate und Aphorismen, die man schon aus anderen Lebenshilfebüchern kennt, hier konnte ich zu keiner neuen Erkenntnis kommen. Insgesamt hat es mich gut unterhalten, Hirschhausen kann den Leser fesseln mit seinem heiteren flüssigen Schreibstil.
    Mir hat es gefallen, immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Ob ich in meinem Element bin, wie ich es finde oder hinein komme, konnte ich anhand des Buches nicht ausmachen. Geeignet ist es für Personen die eine Bestätigung zu diesem Schritt benötigen. Menschen die Pinguine mögen werden dank der schönen Aufnahmen und der lehrreichen Fakten, Freude am Buch haben Das letzte Kapitel hat mich jedoch wirklich berührt Als Geschenk finde ich das hübsche Buch auch hervorragend geeignet.
    Von mir eine Kauf- und Leseempfehlung.



    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ 3423284528

    Cold Case Kiel

    Dunkle Asche, Thriller von Jona Thomsen, Harper Collins Ebook
    Ein spannender, atmosphärischer Krimi an der rauen Ostsee
    Eine Sommernacht in einem Party-Ort an der Ostsee endet für die 18jährige Sanna Hansen tödlich. Nach ihrem bestandenen Abitur wollte sie zu einer Freundin nach Kanada auswandern. Sie wurde in ihrem Ferienhaus erstochen und das Haus anschließend in Brand gesetzt. In dieser Nacht feierten ihre Mitschüler und Freunde ausgelassen. Viele sind verdächtig, Hauptverdächtiger ihr damaliger Freund Manni, doch die Tat konnte ihm niemals nachgewiesen werden.
    30 Jahre später, gibt es neue Erkenntnisse – das Verbrechen gelangt in die Cold Case Abteilung der Kripo Kiel, dort ermitteln mit neuen Untersuchungsmethoden Gudrun Möller und Judith Engster, zwei neue Kolleginnen. Auch für die beiden wird es letztendlich eng.
    Das Buch besteht aus hochbrisanten Kapiteln in angenehmer Leselänge, J. Thomsen schreibt bildhaft und flüssig. Schon ab dem ersten Kapitel war ich ganz in der Geschichte angekommen. Von da ab steigert sich die Spannungskurve stetig und endet in einem finalen und nervenzerreißenden Showdown. Bis ganz zum Schluss war es megaspannend, die letzten 20 Seiten habe ich nur noch die Luft angehalten. Die Erzählung geschieht in zwei Zeitebenen, was damals geschah und das ohne die Spannung zu nehmen und die aktuelle Lage. Zum besseren Überblick sind die Kapitel aus der Vergangenheit mit Ort, Datum und Uhrzeit versehen und kursiv hervorgehoben. Dramatische und schlagfertige Dialoge beleben den Plot, sämtliche Figuren habe ich der Reihe nach für verdächtig gehalten. Ich habe den Krimi in kürzester Zeit gelesen und mich von dieser dramatischen Geschichte hervorragend unterhalten gefühlt.
    Der Plot ist authentisch und alle Punkte logisch und nachvollziehbar, die Figuren sind charaktertief und authentisch. Besonders die beiden Ermittlerinnen, sie sind tolle Ermittlerinnen, im Laufe des Buches werden sie immer sympathischer, ich hoffe dies wird ein Auftakt zu weiteren kalten Fällen sein, die die beiden auflösen. Alle Figuren sind gut angelegt, auch die Nebenfiguren, z.B. der Alt-Ermittler Rosen, dieser etwas schrullige Typ, den konnte ich mir auch sehr gut vorstellen. Gudruns Gefühle gegenüber ihrem Jugendfreund und auch der neuen Liebschaft, sind sehr gut geschildert. Die Umstände die Judith von Rostock nach Kiel verschlagen haben, blieben bis zum Ende im Dunkeln. Die Lösung des Falls blieb unklar bis zum Schluss, da war genug Raum für eigene Verdachtsmomente und gerne habe ich den beiden Kommissarinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter gesehen. Der Fall hat sich begründet bis zum atemberaubenden Finale aufgelöst, es blieb keine Frage mehr offen, das Ende habe ich genossen, das konnte mich tatsächlich überraschen.
    Sehr gerne würde ich Gudrun und Judith bei weiteren Cold Cases begleiten, darauf freue ich mich, wer gut durchdachte und nachvollziehbare Krimis mit viel Spannung mag, ist hier richtig. Eine Kauf-/Leseempfehlung

    Tiefer Abgrund

    Die Schanze, Thriller von Lars Menz, EBook, Ullstein eBooks
    Ein lang zurückliegendes Verbrechen von Schweigen umhüllt.
    Ellen Roth ist an ihren Heimatort zurückgekehrt, sie übernimmt dort eine Hausarztpraxis. Nach einem schrecklichen Verbrechen, dass bei der Abifeier an ihr geschehen ist, war sie 20 Jahre lang auf der Flucht. An der großen Skischanze wird schon an ihrem ersten Tag in der Heimat die erhängte Leiche eines ihrer Peiniger gefunden, es handelt sich um Mord. Jeder im Ort kennt scheinbar das grausige Geheimnis das Ellen schon so lange belastet. Und sie gerät schnell in den Kreis der Verdächtigen.

    Es handelt sich um 52 Kapitel, in kurzer knapper Sprache, Menz erzählt in auktorialem Erzählstil, mit dabei Kapitel aus Tätersicht, die ich ganz besonders spannend fand, die Kapitel aus Sicht der Protagonistin haben mich jedoch verwirrt, oft konnte ich nicht auseinanderhalten, was sich Ellen einbildet und was in der Realität geschah. Kurze Schlagfertige Dialoge halten das Geschehen allerdings lebendig. Ich fand das Buch schwierig zu lesen, es beginnt im Prolog aus Tätersicht spannend, doch dazwischen und je weiter zur Auflösung hin, nahm meine Verwirrung und Ratlosigkeit zu.
    Die Figuren waren allesamt mysteriös und zwielichtig, lange Zeit haben ich wirklich jeden der Tat verdächtig, manchen Geheimnisse sind bis zum Schluss ungeklärt geblieben, was z.B. ist mit Merabs Freundin geschehen? Die abgehackten Wenig-Wort-Sätze haben bei mir zusätzliche Verwirrung gestiftet. Sämtliche Figuren sind mir nicht vertraut geworden, Hausers Privatleben, Ellens selbstverletzendes Handeln, die Sprechstundenhilfe war komisch, Personen die nicht ausreichend erklärt wurden. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart war mir zu abrupt Und auch die Handlung, der Plot unausgegoren und nicht nachvollziehbar, wo in dieser Geschichte war eigentlich die örtliche Polizei? Hätte denn Ellen nicht ein einziges Mal verhört werden sollen? Wo waren die ermittelnden Behörden? Was geschah mit dem Wagen in Ellens Einfahrt, den hat doch sicher das halbe Dorf gesehen, dies alles ließ mich immer wieder den Kopf schütteln. . Doch hat es der Autor tatsächlich immer wieder geschafft Spannung aufkommen zu lassen. Keine einzige Figur war mir sympathisch.
    Die Ansätze und der Grundgedanke zum Buch sind wirklich gut, jedoch die Ausführung war absolut mangelhaft und nicht glaubhaft. So würde ein Verbrechen nie und nimmer abgewickelt werden, evtl. vielleicht in einer Bananenrepublik. Jeder im Dorf wusste scheinbar, was damals nach der Abifeier geschah, alle außer den Behörden? Eine Turnhalle die die ganze Nacht nicht abgesperrt und frei zugänglich ist?
    Leseempfehlung für Leser, die solche Ungereimtheiten nicht hinterfragen und schnelle, spannende und mysteriöse Unterhaltung wollen. Von mir 5 Punkte

    Ein Großstadtroman

    Frau Hempels Tochter, Milieu-Studie von Alice Berend, 197 Seiten, erschienen im Reclam Verlag.
    Alice Behrend beschreibt in ironischer Weise das Berliner Kleinbürgermilieu.
    Das Ehepaar Hempel, er Schuster und sie die Portiersfrau in einem Berliner Mietshaus haben eine einzige Tochter, Laura. Das hübsche zierliche Mädchen ist der Stolz der Eltern, sie soll es einmal besser haben als die Eltern, mit Fleiß und Sparsamkeit, tun sie alles dafür, um dem behüteten Mädchen dies zu ermöglichen und sie an den bestmöglichen Mann zu bringen. Eines Tages verguckt sich das Mädchen, am Fenster des Hauses gegenüber, in einen melancholisch wirkenden jungen Mann, einen verarmten Grafen. Gehen die Wünsche der Eltern und die Sehnsüchte des Paares in Erfüllung?
    Das Werk besteht aus 33 bildmalerisch und flüssig erzählten Kapiteln. Es war eine Freude den schillernden Beschreibungen der Autorin zu folgen, dementsprechend schnell habe ich das Buch gelesen. Die Erstausgabe erschien bereits 1913 und an der Ausdrucksweise und an den Wörtern wurde nicht viel geändert, deshalb gibt es am Ende eine Erklärung einiger Ausdrücke wie Paletot, Putzmacherin oder Kinematograph. Orthografie und Interpunktion wurde nach den neuen Regeln angepasst, der Wortlaut auch wenn er heute an manchen Stellen als diskriminierend gilt, blieb erhalten.
    Ich fand das Buch wirklich äußerst unterhaltsam, zwar keinesfalls spannend und doch wollte ich immer weiterlesen, denn die Schilderungen, waren so schön, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte. Die Fülle der Details, z. B. die sommerlichen Aktivitäten im Schwimmbad, wie auf der Wunderwiese, zeigte pralles buntes Leben es war pure Lebensfreude in jedem Satz. Lustige und ironische Begebenheiten und Sätze haben mich immer wieder schmunzeln lassen, wie im wahren Leben sind auch traurige Situationen angemessen und einfühlsam geschildert.
    Obwohl es in einer Zeit spielt, in der Frauen angeblich kaum Rechte hatten, damals erst begannen an den Universitäten zu studieren, das Frauenwahlrecht noch nicht durchgesetzt war, handelt es sich hier um eine Beschreibung der Dominanz der Frauen. Das Ehepaar Hempel z.B. sich in echter Liebe zugetan, es hat Frau Hempel hier die Hosen an, sie verwaltet die Sparbücher, sie kauft mit dem ersparten Geld, die Badeanstalt. Auch Gräfin Prillberg ist eine sehr herrschsüchtige Frau. Frau Speck, Frau Kempke sind ebenfalls gute Beispiele, die Frau in ihrem sozialen Umfeld dominieren zu lassen.
    Die Fülle der Details, z. B. die sommerlichen Aktivitäten im Schwimmbad, wie auf der Wunderwiese, zeigen pralles buntes Leben es war eine Freude dies zu lesen. A. Berend hat farbig und prall das Milieu der kleinen Leute gezeichnet. Eine Leseempfehlung und 5 Sterne.


    ASIN/ISBN: 315011523X

    Marmor und Marillen

    Ein Schimmern im Berg, Kriminalroman von Lenz Koppelstätter, ‎ Kiepenheuer & Witsch eBook.
    Commissario Grauner ermittelt zwischen Marmor und Marillen, parallel dazu in New York Saltapepe und Tappeiner.
    Im Marmorbruch von Laas wird eine, von einer Marmorschneidemaschine, zerstückelte Leiche entdeckt. Es handelt sich um die ortsansässige Bildhauerin. Einen Teil der Ermittlercrew verschlägt es in diesem Teil nach New York, deshalb ist Grauner auf die Mithilfe von Staatsanwalt Belli angewiesen. Marmor, vergiftete Marillen und die Mafia es ist rasant spannend.
    Auch noch nach dem 10. Band bin ich von Koppelstätters Südtirolkrimis begeistert. Schon im Prolog setzt die Handlung mit der grausigen Auffinde-Situation ein, die Spannung bleibt auf hohem Niveau und endet in einem nervenzerreißenden Finale. Doch ein Versprechen für weitere packende Romane steht schon im Epilog. Das Spiel wird weitergehen. Dazwischen reichlich Wendungen und falsche Fährten und erst ganz am Ende habe ich die Auflösung zusammen mit den Ermittlern erfahren.
    Im vorliegenden Band teilt sich das Ermittlerteam, denn die Geschichte betreffend den Marmor und der Bildhauerei ziehen Kreise bis in die Staaten. Da bieten sich Tappeiner und Saltapepe, die Urlaub in den USA machen, für Ermittlungen über dem Atlantik geradezu an. Dieser Handlungsstrang war noch brisanter als der in Südtirol. Ich konnte mich in die Angst von Saltapepe direkt hineinfühlen, auch das italienische Ambiente in New York habe ich genossen. Der Ermittlungszeitraum zieht sich vom 4. Bis zum 7 August. Kurze Kapitel abwechselnd in den Handlungssträngen befeuern die Lesegeschwindigkeit, da sie oft an den spannendsten Punkten wechseln. Italienische Phrasen, besonders Grauners Flüche, ebenfalls die schlagfertigen Dialoge machen die Geschichte lebendig. Ohne Übersetzung trotzdem verständlich. Ein flüssiger und bildhafter Schreibstil zeichnet Koppelstätters Romane aus. Gerne genieße ich die Südtirol Krimis, das Setting ist mir aus diversen Urlauben bekannt, bzw. macht Lust, beim nächsten Aufenthalt, die Orte zu besuchen.
    Saltapepe ist immer wieder für Überraschungen gut, diese Figur hat sich im Laufe der Bände enorm weiterentwickelt. Tappeiner ist diesmal nicht so in den Vordergrund getreten. Grauner der schrullige Commissario, der seine Kühe und seine Familie gleichermaßen liebt, hat auch diesmal private Probleme, das macht ihn überaus menschlich und sympathisch. Trotzdem löst er den Fall auf bekannt souveräne Art. Diesmal im Beisein seines nicht so von ihm geschätzten Staatsanwalt Belli. Die Zusammenarbeit der beiden hat mich immer wieder schmunzeln lassen. Mir gefällt, dass sich der Autor immer wieder etwas Neues einfallen lässt, gut gemacht.
    Auch Belli hat mich im Band 10 überrascht, er wirkte geradezu menschlich auf mich. Die Probleme der Menschen in Südtirol sind wieder einmal aus einer anderen Sicht zur Sprache gekommen. Das dies dem gebürtigen Südtiroler Autor am Herzen liegt merkt man in jeder Folge.
    Ganz vorne befindet sich wieder eine Karte vom Gebiet der Marmorberge bei Laas im Vinschgau. Wer sich die Karte in Farbe und zoombar am Computer ansehen möchte, für den ist ein Link angegeben.
    Ich fand den 10. Band der Südtirolkrimi-Serie ganz besonders unterhaltsam und spannend. Deshalb hatte ich auch kaum Gelegenheit den Reader aus der Hand zu legen, bis der letzte Satz gelesen war. Koppelstätter steigert sich immer mehr und die Krimis werden für mich von Band zu Band aufregender. Eine Verheißung auf Fortsetzung ist gegeben, darauf freue ich mich schon.
    Ein Muss für Grauner-Fans, doch auch ohne Vorwissen kann dieser Band gelesen werden, allerdings wäre es schade die Entwicklung der Figuren nicht von Beginn an zu verfolgen.