Michaela Baumgartner - Sophie. Die Kaisermacherin

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Mit gemischten Gefühlen, aber jeder Menge Optimismus im Gepäck verlässt Sophie, die Tochter des bayrischen Königs, 1824 ihre geliebte Heimat. Dass künftige Generationen sie ausgerechnet als böse Schwiegermutter ihrer charismatischen Nichte Sisi in Erinnerung behalten werden, kann sie zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Ihr steht ein langer, harter Weg bevor - von der lebenslustigen Biedermeierprinzessin zur mächtigsten Frau am Wiener Kaiserhof.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Michaela Baumgartner studierte Geschichte, Germanistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. Die promovierte Historikerin war als Lektorin, Kommunikationstrainerin und Journalistin tätig. Mehr als 20 Jahre leitete sie eine Agentur für Öffentlichkeitsarbeit und Corporate Publishing in Wien. Die Sommer ihrer Kindheit verbrachte die gebürtige Oberösterreicherin im Salzkammergut, wo sie erstmals mit dem Sisi-Mythos in Berührung kam. Nach einer Romantrilogie aus dem alten Wien folgt sie nun den Spuren von Kaiserin Elisabeths berühmt-berüchtigter Schwiegermutter, Erzherzogin Sophie von Österreich.


    Allgemeines
    Erschienen am 10. September 2025 im Gmeiner Verlag als TB mit 320 Seiten
    Gliederung: Prolog – Roman in Kapiteln mit Überschriften (ohne Nummerierung) – Epilog – Anhang: Personenverzeichnis – Quellenverzeichnis – Bibliographie – Internetlinks – Hinweise zu Zeitschriften
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Erzherzogin Sophie
    Handlungsorte und -zeit: verschiedene Orte in Österreich, 1810 – 1872


    Inhalt und Beurteilung
    Der biographische Roman schildert das Leben der Erzherzogin Sophie von Österreich (1805 – 1872) von ihrer Kindheit bis zu ihrem Tod. 1805 als Prinzessin in Bayern geboren, heiratet sie 1824 Franz Karl von Österreich, einen Sohn des Kaisers Franz II und wird später die Mutter des berühmten Kaisers Franz Joseph I. Bekannter dürfte sie den meisten Menschen allerdings als die berüchtigte „böse“ Schwiegermutter der Kaiserin Sisi sein.
    Spätestens seit der Filmtrilogie mit Romy Schneider als Sisi gibt es Unmengen an Literatur (Sachbücher und Romane) über diese unkonventionelle Kaiserin, im Vergleich dazu wird ihre Schwiegermutter Sophie recht stiefmütterlich behandelt.
    Der vorliegende Roman versucht ihr Gerechtigkeit zu verschaffen. Die Autorin, eine promovierte Historikerin, hat bestens recherchiert und es gelingt ihr, Sophies Charakter sehr differenziert wiederzugeben. Sophie ist religiös und pflichtbewusst, schon bei ihrer Eheschließung mit dem freundlichen, ihr aber intellektuell unterlegenen Franz Karl folgt sie nicht ihrer persönlichen Neigung, sondern den Interessen ihrer Familie. Mit ihrem Schwiegervater versteht sie sich sehr gut und bemüht sich, alle an sie gerichteten Erwartungen penibel zu erfüllen. Da der Thronfolger Ferdinand Epileptiker und durch die ständige Inzucht bei den Habsburgern auch nicht der Klügste ist, ist abzusehen, dass Sophies Mann in Zukunft die Kaiserwürde tragen muss, auch wenn er diesem Amt ebenfalls kaum gewachsen sein dürfte. Umso wichtiger ist es für Sophie, Kinder zu bekommen. Als nach Jahren mit mehreren Fehlgeburten ihr erster Sohn, der spätere Kaiser Franz Joseph I geboren wird, ist ihr ganzes Leben darauf ausgerichtet, ihn zum „perfekten Herrscher“ zu erziehen.
    Das Einvernehmen mit ihrem Ältesten gerät in die Krise, als dieser sich zwischen seiner Mutter und seiner Frau, die sich nicht an die Regeln am Hof halten möchte, zerrieben wird.
    Aus der Perspektive Sophies kann der Leser nachvollziehen, weshalb die Beziehung zu ihrer ursprünglich willkommen geheißenen Schwiegertochter und Nichte immer schlechter wird. Aus der Sicht heutiger Leser wird das Verhalten von Sisi mit ihrem Kampf um Selbstbestimmung und freie Entfaltung verständlich, vor dem Hintergrund ihrer Zeit und ihres Standes kann es aber auch als skandalös betrachtet werden. Der Roman verdeutlicht, dass diese beiden Frauen überhaupt nicht zusammenpassen und man nicht einer von ihnen die alleinige Schuld für das belastete, bzw. zerrüttete Verhältnis geben kann.
    Im Mittelpunkt steht die Persönlichkeit der Kaisermutter Sophie, der Roman geht in diesem Zusammenhang natürlich auch auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen der Zeit ein und enthüllt interessante und pikante Details über die kaiserliche Familie sowie die bayerische Königsfamilie.
    Ein ausführlicher Anhang mit einem umfangreichen Personenverzeichnis, Quellenangaben und einer Bibliographie rundet den Roman ab und bietet weitere Literaturanregungen. Das Personenverzeichnis hätte vorangestellt werden sollen, da die Orientierung innerhalb der Habsburger Verwandtschaft mit häufig wiederkehrenden Vornamen nicht immer einfach ist.
    Unverständlich bleibt der Sinn des Prologs. Dieser spielt im Jahr 1955 zu Beginn der Dreharbeiten der Sisi-Filme und erscheint im Kontext des Romans völlig überflüssig.


    Fazit
    Ein gründlich recherchierter biographischer Roman, der Sisis ungeliebte, verrufene Schwiegermutter Sophie objektiv und fair darzustellen bemüht ist – sehr lesenswert!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3839209056