Nina Pilckmann wurde 1982 im Ruhrgebiet in Deutschland geboren und arbeitet hauptberuflich als Psychotherapeutin. Ihr Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur, Philosophie und antagonistischen Kräften. Seit 2007 verfasst sie vorwiegend Entwicklungsromane und Kinderbücher. Sie veröffentlicht einzelne Werke seit 2025. Nina Pilckmann lebt mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann in Duisburg.
"Unser ganzes Leben ist ein unausgesetzter Kampf mit Hindernissen, die am Ende den Sieg davontragen." (Arthur Schopenhauer)
Venedig 1968:
Ava, eine junge Journalistin aus München, reist zwecks Recherche nach Venedig. Bei einem ersten Rundgang erhascht sie den Zauber der Stadt und lernt dabei Toma kennen. Die Einheimischen zeigen ihr die Schönheit Venedigs. Doch Ava ist nicht der Liebe oder der Schönheit wegen nach Venedig gereist, sie sucht nach Antworten. Denn die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs lassen sie nicht los, und sie möchte darüber aufklären. Durch Zufall erfährt Rachel, eine Überlebende aus Birkenau, von Avas Venedigaufenthalt und bittet sie um ein Gespräch. Mit der Zeit verbinden sich ihre Gespräche zu einer Freundschaft. Von Rachel erfährt Ava vieles, das sie bisher nicht einmal ihrer Tochter Nuriel anvertraut hat. Dabei kommt irgendwann sogar ihre Verbindung zu Venedig ans Licht. Trotz der Distanz bleibt die Freundschaft zwischen Ava und Toma erhalten. Hat sie doch in ihm ihren Seelenverwandten gefunden. Allerdings für die Liebe und einen Umzug nach Venedig fehlt ihr der Mut. Ava hat sich für eine belastende Aufklärung der deutschen Nachkriegszeit und gegen ihr eigenes Glück entschieden.
Meine Meinung:
Ein Buch, das mich insbesondere wegen seines geteilten Covers und des Klappentextes angesprochen hat. Ich war neugierig, wie Venedig und Birkenau zueinander passen. Der Konflikt zwischen Gut und Böse, Freud und Leid angesichts der Herausforderungen der Geschichte wird bereits offensichtlich. Die eine Stadt ist geprägt von Schönheit, Freude und Liebe, während der andere Ort Leid, Schmerz und Tod verkörpert. Nur schade, dass der Abschnitt um Venedig dann für mich doch sehr mühsam war. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, einen Stadtführer durchzublättern. Die zahlreichen Straßennamen und Schauplätze der Stadt sind für jemanden, der Venedig bestens kennt, sicherlich bedeutend, mich allerdings haben sie fast überwältigt. Auch die italienischen Sätze wären für mich nicht notwendig gewesen, da sie nur unnötig Platz einnehmen. Ava und Toma philosophieren tagelang über Familie, das Leben und vor allem das Weltgeschehen, während ich mich frage: Wo genau ist der rote Faden dieses Buches und was will die Autorin und damit sagen? Es scheint mir oft so, als konnte sie keine richtige Entscheidung treffen und hat deshalb das komplette Weltgeschehen in diese Geschichte gepackt. Manche Szenen kommen mir sprachlich betrachtet recht hochgestochen und gekünstelt vor. Wodurch dieses Buch teilweise nicht gerade leicht verständlich ist. Rachels Handlungsstrang hat mich beeindruckt, aber vor allem emotional berührt. Ihre Erlebnisse beschönigen nichts, sondern es werden viele Gräueltaten aufgedeckt. Meiner Meinung nach war Rachels Geschichte jedoch viel zu kurz. Ich hatte wesentlich mehr von ihr erwartet. Seitenlange Diskussionen zwischen Ava und Toma, hätten von mir aus lieber durch Rachels Schilderungen ergänzt werden können. Dies ist zwar nicht mein erstes Buch einer Überlebenden der Shoah, und dennoch hat sie mich wieder sehr berührt. Im Nachhinein konnte ich dieses Buch nicht ganz einordnen. Zwischen Liebe, Geschichte, Politik, Zeitgeschehen und Stadtführer hat dieses Buch von jedem etwas zu viel. Wie schon erwähnt habe ich den Eindruck das gesamte Weltgeschehen der Nachkriegszeit sollte hier irgendwo seinen Platz finden. Selbst für mich war das letztlich zu viel des Guten, da alles nur kurz angeschnitten werden konnte. Es wäre besser gewesen, wenn die Autorin sich auf einige wenige Zeitgeschehen konzentriert und dies dafür intensiver behandelt hätte. Ob dieses Buch zur gehobenen Literatur zählt, wie einige in unserer Leserunde behaupteten, ist mir nicht verständlich. Nur eines steht fest: Dieses Buch ist ziemlich anspruchsvoll und herausfordernd. Es tut mir leid, aber ich muss diejenigen, die hier die Geschichte einer Überlebenden erwarten, enttäuschen. Es stehen nämlich zu viele andere Themen im Vordergrund. Trotzdem gebe ich dem Buch 3,5 Sterne, da es grundsätzlich gut geschrieben ist.
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ASIN/ISBN: B0F91PLKY3 |