Rosie Hewlett - Medea

  • Klappentext

    Medea sehnt sich nach einem anderen Leben. Seit ihrer Kindheit ist sie von ihrer Schwester getrennt, von ihrer Mutter gemieden und von ihrem Bruder und Vater verfolgt und gequält worden. Und das alles wegen eines einzigartigen und gefährlichen Talents: der Hexerei.

    Unerbittlich. Mächtig. Magisch.

    Doch als ein tollkühner junger Held, Jason, auftaucht, um das berühmte Goldene Vlies einzufordern, das ihr Vater so vehement beschützt, sieht Medea ihre Chance zur Flucht. Ihr Angebot, Jason bei der Überwindung der von ihrem Vater auferlegten Prüfungen zu helfen, setzt eine Reise in Gang, die jedes Quäntchen ihrer Stärke, Magie und Loyalität auf die Probe stellen wird; eine Reise, auf der sie gegen Monster kämpfen, Könige entthronen und sich verlieben wird.


    Über die Autorin

    Rosie Hewlett, die an der Universität Birmingham einen First-Class Honours-Abschluss in klassischer Literatur und Zivilisation erworben hat, hat sich eingehend mit der griechischen Mythologie befasst und setzt sich leidenschaftlich für die Entdeckung starker weiblicher Stimmen in der klassischen Welt ein. Ihr im Selbstverlag veröffentlichter Debütroman Medusa wurde 2021 mit dem Rubery Book of the Year Award ausgezeichnet.


    Mein persönliches Fazit

    Medea, die Hexe von Kolchis. Eine sehr faszinierende Figur aus der griechischen Mythologie. Gleichzeitig eine der dunkelsten. Und vielleicht auch eine der am wenigsten verstandenen? Rosie Hewlett hat sich daran gemacht und eine moderne Version von Medeas Geschichte geschrieben und ihr damit eine Stimme gegeben. Man begegnet Medea bereits als kleinem Mädchen, das bereits in jungen Jahren ihre Magie entdeckt und zugleich immer in Angst lebt. Angst vor dem gewalttätigen Vater und dem Bruder, der sich auch schon in jungen Jahren als Tyrann zeigt. Mit einer Mutter, die selbst aus Angst vor dem Vater nur gebeugt durchs Leben geht und nach Medeas Schilderungen ihr Lachen und ihr Strahlen verloren hat. Einer Schwester, die Medea zwar sehr liebt, aber sich auch stets vor ihr fürchtet und gleichzeitig ihren Schutz benötigt. Medea lernt also bereits sehr früh im Leben stark zu sein und ihre Emotionen vor der Welt zu verbergen.


    Sie ist nach unseren Begriffen ein Teenager, als Jason und die Argonauten in Kolchis erscheinen um das sagenumwobene Goldene Vlies zu erbeuten. Medea sieht ihre Chance zur Flucht, in dem sie Jason hilft. Aber ihre Flucht endet in einer kolossalen Katastrophe. Und dort beginnt die blutige Spur, die sich fortan durch Medeas Leben ziehen wird.

    In der griechischen Welt verschrien, versucht sie sich gemeinsam mit Jason ein neues Leben aufzubauen. Aber ihr Ruf als Mörderin und unheimliche Hexe eilt ihr immer voraus. Abscheu und Argwohn ihr gegenüber sind ihre ständigen Begleiter.

    Wenn man sich die Beziehung zwischen Medea und Jason ansieht, würde man heute wohl sagen, sie führen eine absolut toxische Beziehung. Es ist soviel psychische Gewalt und Manipulation im Spiel - man möchte Medea am liebsten kräftig schütteln, um sie aufzuwecken. Von Beginn an merkt man, mal mehr und mal weniger unterschwellig, wie Jason die emotionale Not einer jungen Frau ausnutzt und für seine Zwecke benutzt. Womit er sich direkt auf die gleiche Stufe wie Medeas Vater stellen kann, denn beide beanspruchen Medeas Magie für ihre Zwecke, ihren Ruhm, als ihre Waffe. Man könnte sagen, Medea kommt vom Regen in die Traufe. Zwar kommen ihr immer mal wieder Zweifel, aber diese verdrängt sie konsequent. Sie will an Jason glauben, an seine Zuneigung zu ihr, seine Liebe. Sie erschafft sich eine Traumwelt, in der sie endlich auch Glück erfährt.


    Es ist unglaublich interessant, Medeas Lebensweg und ihre Entscheidungen zu verfolgen. Ihre Sehnsucht nach Akzeptanz, Zuneigung und Zugehörigkeit sind durch die Seiten fast schon greifbar zu spüren und es tat auch mitunter im Herzen weh zu lesen, mit welcher Verachtung ihr begegnet wird. Im Verlauf war ich immer wieder hin und her gerissen. Opfer oder Täterin? Ja, sie ist ohne Zweifel ein Opfer, das geschlagen, gedemütigt und ausgenutzt wurde. Aber sie ist gleichzeitig auch Täterin. Denn zumindest der Mord an ihren Kindern erfolgt aus ihrem eigenen , wenn auch sehr verqueren, Entschluss. Die Autorin schildert dieses Geschehen sehr wertfrei und überlässt es dem Leser, sich eine Meinung zu bilden. Das ist aus meiner Sicht ein sehr geschickter Zug, die Handlung geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Man dreht und wendet alle vorliegenden Fakten und Ereignisse.


    Eine tolle und moderne Neuerzählung dieser alten Geschichte, die verschiedene Aspekte beleuchtet und auch nachdenkliche Züge hat.


    ASIN/ISBN: 3365011692

  • Medea, eine Person aus der griechischen Mythologie, der man das schlimmste nachsagt, was eine Mutter tun kann – wahrscheinlich kennen viele zumindest Teile ihrer Geschichte. Rosie Hewlett hat ihr mit diesem Roman eine Stimme gegeben, und am Ende wird man Medea vielleicht besser verstehen können.


    Die Autorin lässt Medea selbst in Ich-Form erzählen, das ist meiner Meinung auch notwendig, denn es ist wichtig, sie nicht nur von außen beobachten zu können, sondern auch ihre Gedanken und Emotionen hautnah mitzuerleben. Der Roman beginnt mit der kindlichen Protagonistin, die Magie in sich trägt, diese aber noch nicht wirklich versteht. Ein Zauber an ihrem Bruder führt dazu, dass Medea Furcht und Hass entgegengebracht wird, auch durch ihre Familie, nur Chalkiope, ihr Schwester hat noch positive Gefühle für sie.


    Medea ist eine Nichte Circes, und diese kommt, um Medea zu lehren, ihre Magie zu verstehen und sinnvoll zu nutzen. Als Medea älter wird, zwingt ihr Vater, der Herrscher von Kolchis, sie, ihre Magie für seine Zwecke einzusetzen. Medea hofft immer mehr darauf, ihre Heimat verlassen zu können, und als die Argonauten in Kolchis haltmachen, sieht sie ihre Chance gekommen.


    Die griechische Mythologie hat mich schon immer sehr fasziniert, und so habe ich mich gefreut, dass in den letzten Jahren immer mehr Romane über mythologische Frauen erschienen sind. In manchen ist mir Medea auch bereits begegnet, so in einem Roman über Circe und einem über Atalante, die beide hier auch eine größere Rolle spielen. Mir gefallen solche Verknüpfungen gut, man bekommt andere Perspektiven und neue Erkenntnisse. Alle diese Romane werden von Frauen geschrieben, und haben jeweils eine feministische Ebene, so auch dieser.


    Nicht immer kann man Medeas Gedanken und Handlungen nachvollziehen, was aber vielleicht auch daran liegt, dass man weiß, was ihr bevorsteht, zumindest ging es mir so. Andererseits gibt es auch vieles, was man verstehen oder wenigstens nachempfinden kann. Der Autorin ist es gut gelungen, Medea lebendig und vor allem glaubhaft zu gestalten. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.


    Am Ende wechselt die Perspektive, auch das fand ich nachvollziehbar und sogar notwendig. Während der Erzählung gibt es zudem drei Zeitsprünge, auch diese sind gut gesetzt und der Geschichte geschuldet. Leider gibt es kein Nachwort, in dem die Autorin näher auf den Roman eingeht.


    Medeas Geschichte ist tragisch, Rosie Hewletts Roman spiegelt dies gut wieder, Medea wird greifbar dargestellt. Darüberhinaus hatte ich erneut Freude daran, tief in die griechische Mythologie einzutauchen.