Buch ohne Worte, Das wahre Leben der Rena Tesch - Daniel Call

  • Hörbuch auf 6 CDs
    Laufzeit ca. 447 Minuten
    Sprecher: Katy Karrenbauer und Andreas Mannkopff


    Kurzbeschreibung:
    In einer regnerischen Nacht im niederrheinischen Moers trifft der Ich-Erzähler, ein Reisereporter, auf die geheimnisvolle Rena Tesch, die beim hiesigen Trostlos-Griechen „Mykonos“ bei Bier und Ouzo jämmerliche Gedichte auf Bierdeckel bannt. Der Journalist verliebt sich auf Anhieb in die verwahrloste Fremde, eine „Schönheit beim zehnten Hinsehen“, die mit ihren beiden Kindern im Frauenhaus ihr Dasein in der Warteschleife fristet. Rena schlägt ihn ganz und gar in ihren Bann, berichtet ihm ihr verrückt-verschrobenes Leben, nimmt ihn mit auf wahnhafte Touren (beispielsweise zum Miesmuschel-Wettessen nach Marseille) und lässt ihn teilhaben an ihrem aberwitzigen Kosmos, in dem mordende Mütter, magersüchtige Mondfrauen und schwule Außerirdische noch die harmlosesten Zeitgenossen sind…


    Gemeinsam mit dem Erzähler begibt sich der Hörer auf diese teils brüllkomische, teils todtraurige Odyssee durch eine aus den Fugen geratene Welt, in der nichts ist, wie es scheint – und schon gar nicht normal.


    Über den Regisseur:
    Daniel Call wurde 1967 in Aachen geboren. Nach dem Abitur studierte er Philosophie, Geschichte und Theaterwissenschaft und arbeitete anschließend beim örtlichen Stadttheater als Dramaturgieassistent. Es folgten mehrere Engagements als Dramaturg und Regisseur. Zuletzt arbeitete er am Volkstheater Rostock und Schauspielhaus Chemnitz. Daniel Call gehört heute zu den erfolgreichsten und produktivsten deutschen Theaterschreibern seiner Generation. Zudem betätigt er sich zunehmend als Drehbuch- und Romanautor. Daniel Call lebt derzeit als Schriftsteller und freier Regisseur in Berlin. Die Romanvertonung "Rena Tesch" ist sein erstes Hörbuch. Demnächst wird ein zweites bei wortstark folgen: "O Du lieber Augustin".


    Meine Meinung:
    Gewöhnungsbedürftig ist das wahre Leben der Rena Tesch (wunderbar gelesen von Katy Karrenbauer und Andreas Mannkopff) von Anfang an, denn praktisch seit ihrer Geburt ist sie von skurrilen Menschen umgeben und gerät durch sie in die abstrusesten Situationen. Die hypochondrische Rena wird früh von ihrer frischluftfanatischen, wandersüchtigen Mutter verlassen und muss sich fortan mit ihrem leidenden Vater und der ganzen restlichen Sippe durchschlagen. Da wundert es nicht, dass Rena so wird, wie sie wird und auch nicht, dass sie einen unsichtbaren Stiefbruder hat, sie süchtig nach merkwürdigen Wettbewerben (z.B. Buchstabierwettbewerb) ist, ihre beste Freundin psychisch nicht ganz gesund ist, ihr Mann eine Döner-Boutique eröffnet und sie sich selbst mal in Berlin, mal in U-Haft, mal in Griechenland wiederfindet. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen muss man sie gern haben.
    Durch die relativ distanzierte Erzählweise Renas und den ständigen Wechsel zwischen der Gegenwart (erzählt vom namenlosen Reporter) und der Vergangenheit (erzählt von Rena) wird die Geschichte, so traurig sie auch stellenweise ist, nie gefühlsduselig, sondern erhält sich ihren ganz eigenen Charme. Brüllend komisch fand ich das Buch ohne Worte nie, eher liebevoll bizarr, mit einer schwarzhumorigen Situationskomik, bei der man nicht wusste, ob man lachen oder weinen soll. Gerade das hat mir aber so gut gefallen. Wer gerne geradlinige Romane hört, der wird am wahren Leben der Rena Tesch keine Freude haben, aber allen, die auch in den Abgründen des Lebens das Skurrile lieben, kann ich das Buch ohne Worte empfehlen!