OT: Rush
vorab:
Es könnte sicherlich genauso gut in die Kategorie Autobiographie passen, aber da es als Krimi/Thriller vermarktet wurde, habe ich es hierein gestellt.
Kurzbeschreibung:
Kristen Cates stammt aus einem streng katholischen Elternhaus. Nach ihrer musterhaften Highschool-Laufbahn tritt sie in den Polizeidienst ein. Von kaltblütig-erfahrenen Profis im Rauschgiftdezernat wird sie zur verdeckten Drogenfahnderin ausgebildet und in die Dealerszene eingeschleust. Doch schon bald gerät sie zwischen die Fronten: Im Strudel ihrer Ermittlungen wird sie selbst drogenabhängig und teilt schließlich den „Stoff“ mit den Dealern, die sie eigentlich hochgehen lassen soll.
verfilmt unter gleichnamigem Titel mit Jennifer Jason Leigh und Jason Patric
Über die Autorin:
Kim Wozencraft ist selbst eine ehemalige Drogenfahnderin, die auch bei ihren Ermittlungen in Kontakt mit Drogen kam und abhängig wurde. Erst als sie und ihr Partner fast die Opfer eines Racheanschlags geworden wären, flog ihr Doppelleben auf. Nach einer Entziehungskur und einigen Jahren Gefängnis hat sie an der Columbia Universität studiert. Sie lebt heute in New York. Ihre Erlebnisse als Drogenfahnderin hat Kim Wozencraft in ihrem aufsehenerregenden Erstlingsroman Fieberhaft aufgearbeitet. Danach folgten noch weitere Bücher.
Meine Meinung:
“... der authentischste Polizei- und Drogenkrimi...“ steht hinter dem Klappentext und ich war sehr skeptisch, denn ich konnte mir nicht vorstellen, was mich erwartet. Ich wurde positiv überrascht und gleichzeitig erschüttert, denn seit „Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ habe ich kein aufrüttelnderes Buch zum Thema Drogenabhängigkeit gelesen als dieses hier. Im Rückblick erzählt die junge Polizistin Kristen wie sie blutjung bei der Polizei angefangen hat, sich direkt in ihren ihr zugeteilten Partner verliebt und so der Abstieg beginnt. Um sich unerkannt in der Dealerszene in einer texanischen Stadt der späten 70er Jahre bewegen zu können, konsumieren die Polizisten der Drogenfahndung selbst Drogen. Nachts ziehen sie eine Line Kokain oder spritzen sich Heroin, tagsüber schlafen sie und schreiben Berichte. Irgendwann zweigen sie den Stoff, den sie brauchen, von dem verdeckt gekauften ab, und strecken den Rest, den sie bei ihrem Vorgesetzten abliefern und geraten immer tiefer in den Sumpf der Abhängigkeit. Sie bewegen sich ständig auf dem schmalen Grat der Entdeckung und der „Ausübung ihrer Dienstpflichten“. Die Absurdität ihres Verhaltens wird ihnen gar nicht bewusst. Sie sind genauso wie die Dealer und Abhängigen, die sie verachten, und rechtfertigen ihr Verhalten – wenn überhaupt – damit, dass sie dies alles ja nut tun, um die Dealer hinter Gitter zu bringen. Ein zutiefst berührendes und erschreckendes Buch, das - beeindruckend authentisch erzählt - die Drogenproblematik von einer unüblichen Seite aufgreift. Absolut empfehlenswert!