'Gottes Weber' - Seiten 126 - 310

  • Zitat

    Original von keinkomma
    Claret und Antonio París sind sich in der Art übrigens nie begegnet. Aber da ich auch Claretiner-Schwestern kenne, wollte ich ihnen mit dieser Beschreibung ein kleines Denkmal setzen.


    Du, damit habe ich überhaupt kein Problem - schließlich hast Du ja keine Biographie Clarets geschrieben sondern einen Roman, der biographische Züge enthält. Damit hast Du also jede Menge künstlerische Freiheit und daher finde ich es auch schön, daß Du den Raum, solche Perlen einzuflechten nicht nur hast, sondern auch wunderbar genutzt hast (siehe auch Merian).


    Freut mich übrigens, daß ich Dich für die Liebesperlen gewinnen konnte. Ein Büchlein, das wirklich sehr großen Spaß gemacht hat.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Tanzmaus


    Übrigens, Churchill, dein Trick war in diesem Teil nicht mehr nötig. Ich
    konnte mich hier durchaus mit Claret identifizieren.


    So, nachdem ich immer Angst habe, etwas zu früh erfahren, was ich selbst noch entdecken möchte, steige ich jetzt erst in diesen zweiten Teil der Leserunde ein (kann aber auch gleich mit dem dritten weitermachen, weil ich gestern und heute morgen Gelegenheit hatte. das Buch in einem Rutsch zu Ende zu lesen).


    Ich verstehe, was du meinst, Tanzmaus. Der "erwachsene" Antonius lässt mich leichter teilhaben, was vielleicht auch mit der zunehmenden "Action" zusammenhängt. Immer mehr fesselte mich die Geschichte. Identifizieren kann ich mich bis zum Ende nicht, was aber wohl mehr damit zu tun hat, dass ich alles andere als ein Heiliger bin ;-)


    (- zum besseren Verständnis: ich war immerhin 8 Semester lang in einem Priesterseminar, bevor ich zu dem Schluss kam, aus vorwiegend zölibatären Gründen zwar das Studium der Theologie, nicht aber das Ziel, Priester zu werden, weiter zu verfolgen. In der Zwischenzeit sind sicherlich einige andere Gründe dazugekommen, die mich dieses Thema, unabhängig vom Zölibat, nicht gerade objektiv betrachten lassen.-)


    Faszinierend finde ich es, Silke, wie es dir gelingt, im ganzen Buch den Kontrast zwischen der asketischen Grundhaltung des Antonius und der ihn jeweils umgebenden Gesellschaft plastisch zu malen. Als geniales Beispiel muss auch ich da das Eintreffen im Priesterseminar nennen. Ich sehe das mühsam um Beherrschung ringende Gesicht des Heiligen direkt vor mir :grin


    Die tiefe Menschlichkeit anderen gegenüber, die Nachsicht und Barmherzigkeit stehen in einem interessanten Widerspruch zu der Unbarmherzigkeit sich selbst gegenüber. Diese Form der Askese ist beeindruckend. Allerdings tue ich mich schwer damit, sie zu bewundern. Sie ist mir fremd und will mir fremd bleiben. Mich würde interessieren, wie du, Silke, deine eigene Position zu der von dir beschriebenen Figur definieren würdest. Allerdings ist diese (sicherlich zentrale) Frage wohl kein Thema für ein posting hier...


    Ich glaub, das reicht erstmal...weiteres wird sicher folgen (habe das Buch eben erst aus der Hand gelegt ;-) )

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Hallo!
    @ Batcat: Ostern naht - und dann hoffentlich die Liebesperlen, hab meinem Mann schon einen Wink mit dem Scheunentor gegeben...
    @ churchill: Meine Position gegenüber der Person Clarets - schwierige, aber gute und wichtige Frage. Ich versuche, es mal kurz zu sagen: eine Identifikation mit seiner Art zu Leben gelang mir selten. Aber ich bewundere ihn. Eine Prise nur von seiner Geradlienigkeit, seiner Ehrlichkeit und seiner Selbstbeherrschung zu erreichen wäre viel für mich.
    Ich denke immer noch nach über seine Motive, seine Motivationen. Und ich befürchte, das werde ich so schnell oder vielelicht niemals komplett beantworten können. Doch ist es schon so, dass ich, seit ich mich mit dem Leben dieses Mannes auseinandergesetzt habe, manchmal im Alltag denke: Bleib gelassener, reagiere lieber so. Und ich frage mich dann und wann: wie hätte Claret reagiert?
    Den realen Claret zu erfassen bedürfte sicher viel mehr Zeit und viele weitere Studien. Was im Roman gelandet ist, ist eine Figur, die ich in weiten Teilen an ihm orientiert habe. Ein gutes Beispiel für Realität und meine Sicht ist vielleicht die Szene, als Claret predigt und ein junger Kerl dazwischenruft, was der Quatsch wohl soll. Der reale Claret hat sich auch in seinen Bewegungen sehr zurückgenommen (quasi das körperliche komplett verdrängt), wenn er predigte, stand er regungslos und ohne Gestik am Altar. Die Figur hingegen wird laut, theatralisch - weil mir persönlich DAS eher logisch erschien und viel näher war.
    Oder die Szene mit Dolores Perez, die ihn um einen Sklaven bittet. Diese Geschichte hat einen realen Hintergrund, allerdings hat Claret wohl deutlich ruhiger (wenn auch sicher nicht wneiger aufgewühlt) geantwortet, als er das im Roman tut.
    Für mich ist die Entdeckungsreise jedenfalls noch nicht zu Ende und ich bin sehr glücklich, dass ich Claret in meinem neuen Projekt zumindest in einer Nebenrolle noch einmal begegnen werde.
    Liebe Grüße
    Silke

  • Zitat

    Original von keinkomma
    @ churchill: Meine Position gegenüber der Person Clarets - schwierige, aber gute und wichtige Frage. Ich versuche, es mal kurz zu sagen: eine Identifikation mit seiner Art zu Leben gelang mir selten. Aber ich bewundere ihn. Eine Prise nur von seiner Geradlienigkeit, seiner Ehrlichkeit und seiner Selbstbeherrschung zu erreichen wäre viel für mich.
    Ich denke immer noch nach über seine Motive, seine Motivationen. Und ich befürchte, das werde ich so schnell oder vielelicht niemals komplett beantworten können. Doch ist es schon so, dass ich, seit ich mich mit dem Leben dieses Mannes auseinandergesetzt habe, manchmal im Alltag denke: Bleib gelassener, reagiere lieber so. Und ich frage mich dann und wann: wie hätte Claret reagiert?
    Liebe Grüße
    Silke


    Hi, ihr Lieben :-)


    bin erst im ersten Abschnitt dieses Teils, also noch nicht in Kuba, aber die Zeit bei den Jesuiten und überhaupt Clarets Art, mit sich selbst so übermäßig streng in`s Gericht zu gehen, hat mich an einen Film erinnert, der mich mal sehr berührt hat.


    Ganz davon abgesehen, dass ich die Schauspielerin Audrey Hephurn als solche immer sehr bewundert hab ob ihres Talents, ähnelt ihre Selbstkasteiung im Film doch sehr Clarets Verhalten mit sich selbst, finde ich.


    Und in dem genannten Film gibt es eine Szene, wenn ich mich noch recht erinnere, in der die Jungnonne zur Mutter Oberin gerufen und zusammengepfiffen wird, gerade weil die bodenständige und äußerst warmherzig und menschlich gezeichnete Mutter Oberin der Jungnonne ihre Selbstkasteiung als sinnlose Arroganz und Egoismus gegenüber menschlichen Fehlern, die nunmal bei jedem Menschen - also auch bei ihr - da sind, vorwirft.


    :wave
    Ikarus

  • Spannend fand ich die Prophezeiung des Erdbebens auf Seite 272. Ist diese Anekdote denn überliefert? Auch die Beschreibung dessen, was dann passiert, fand ich gut eingefangen.


    Der Ausbruch der Cholera ist auch sehr stimmig beschrieben - und auch Clarets aufopferungsvolle Pflege, als die Seuche auch Vilaro ergreift. Man hat richtig mitgefiebert und gehofft, der Sekretär bezwingt die Seuche.


    Auf die Szene mit Pérez hatte ich ja schon gewartet. Ich wußte, daß so etwas in der Art passieren wird (ich hatte mich schon zu früh in diesem Thread getummelt ;-)) nur wußte ich nicht, was genau passieren wird, wann und wo.


    Interessant geschrieben, wie er ihnen erst unbemerkt nachschleicht und dann "zuschlägt". Auch die Geschichte des Leidens und der Heilung Clarets sind sehr schön beschrieben - wobei mich hier interessiert, wie nah Du, keinkomma , hier an den Überlieferungen geblieben bist.


    Die wahre Größe Clarets zeigt sich auch hier darin, Vergebung zu üben anstatt - was durchaus menschlich gewesen wäre - Vergeltung zu nehmen.


    Und damit wandere ich erst mal weiter in den nächsten Thread... :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat


    Die wahre Größe Clarets zeigt sich auch hier darin, Vergebung zu üben anstatt - was durchaus menschlich gewesen wäre - Vergeltung zu nehmen.


    :write


    .....und ich wandere damit zum Weiterlesen, damit ich nicht zu stark hinter Euch herhinke. :-)


    :wave
    Ikarus

  • Guten Morgen!
    @ Ikarus: den Film kenne ich auch, erinnere mich ganz dunkel daran. Mal sehn, ob ich den irgendwo auf DVD ausleihen kann!
    @ batcat: meinst Du die Vorhersage des Erdbebens? Das ist überliefert, dass er eine Vision hatte während einer Predigt. Ob es genau so war wie im Roman...eher nicht ganz so. Das Erdbeben gab es tatsächlich, aber wie Claret den eigentlichen Moment des Bebens erlebte weiß ich nicht. In seinen Notizen findet sich der Satz "Die Pferde stemmten die Beine in den Boden,als wären sie Tische". Das fand ich ein schönes Bild, um damit zu arbeiten (überhaupt liefert Claret in seinen Aufzeichnungen schöne Bilder).
    Was die Heilung betrifft: ich habe da zusammengefasst, was sicher über löngere Zeit und mit mehr Pflegern geschehen ist. Wobei die Spontanheilung in verschiedenen Quellen genannt wird und auch das Aussehen der Narben wird immer annähernd gleich beschrieben. Auch ist vermerkt, dass die Ärzte keine andere Möglichkeit als eine schmerzhafte Operation sahen, die aber dann nicht notwendig war.
    Bis gleich im nächsten Thread!
    Silke

  • Zitat

    Original von keinkomma
    @ batcat: meinst Du die Vorhersage des Erdbebens? Das ist überliefert, dass er eine Vision hatte während einer Predigt. Ob es genau so war wie im Roman...eher nicht ganz so.


    Danke! Mich hat hier nur die Frage interessiert, ob die Prophezeiung an und für sich authentisch oder fiktiv war.


    Die Umsetzung im Roman ist ja wieder etwas anderes... ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Auf Seite 138 steht:


    "...........kommt der Hafen von Cicitavecchia in Sicht.
    Am Vormittag verlässt der junge Pfarrer das Schiff, Lärm und Palaver erfüllt den Hafen und Claret lässt sich treiben vom Sog der Menge, die in die Stadt strömt."


    Wenn ich den weiteren Text richtig verstanden habe, ist er dann ja in Rom. Übergangslos.
    Irgendwie passt das doch nicht, oder?
    Civitavecchia ist eine Hafenstadt und doch wohl einige Kilometer von Rom entfernt. :gruebel

  • Hallo Rosenstolz,
    diese Passagen habe ich mit Hilfe eines Freundes erstellt, der mal Stadtführer in Rom war. Er hatte auch einen historischen Plan und hat mich virtuell geführt. Hm, aber das gibt mir zu grübeln und ich werde nochmal recherchieren (muss leider gleich mit den Kindern zum Fasnetsumzug). Bis später, in Rom, Civitavecchia oder bei den Eulen - und danke fürs aufmerksame Lesen!
    Liebe Grüße
    Silke

  • Hi,


    also, ich bin jetzt fast durch mit diesem Abschnitt und immer noch schwer beeindruckt von dem Roman, Silke :-)


    Von dem Roman und von Antonio Claret selbst. Die Einfachheit der Lösungen, die immer wiederkehrenden praktikablen Ideen, die dieser Mann hatte (Claretinerinnen, die Eheschließungen auf Kuba) ... ich hätte diesen Mann gerne persönlich kennengelernt, muß ich zugeben...auch, wenn sich das vielleicht vermessen anhören mag. :-)


    Schad, dass es nicht tatsächlich Zeitmaschinen gibt, mit deren Hilfe man ein paar Menschen zu einem guten Gespräch aufsuchen könnte ;-)


    :wave
    Ikarus

  • Halo Ikarus,
    ja, manchmal könnte es so einfach sein...das ist auch eine der vielen Sachen, die ich aus dem Schreiben mitgenommen habe: machen. Tun. Nicht nur reden. So gesehen ist Claret für mich ein hoch aktueller Mensch, und ein sehr moderner.
    Die Claretiner leben heute so, wie er es vorgegeben hat: sie machen. Ob es die Waisenhäuser in aller Welt sind oder die Hilfe nach dem Tsunami. Nach der Katastrophe sind sofort viele Claretiner aus Deutschland nach Sri Lanka aufgebrochen. Und sie haben gemacht. Die Leute seelsorgerisch begleitet, aber auch mit angefasst. Da gab es kein Lamentieren, da wurde gemacht. Ich werde nie vergessen, wie ich einen der Patres hier getroffen habe, als er am Morgen aus Sri Lanka zurückgekommen war. Ich kam mit dem Coverentwurf an und mit ganz vielen Fragen - und dann stand dieser Pater vor mir und erzählte, was er gesehen hat. Schuhe am Strand, die Kinder zu Weihnachten bekommen hatten. Männer, die in ihrer Trauer um diese Kinder unfähig waren, sich überhaupt nur zu bewegen...
    Oder die Schwestern: stehen Stunden lang frierend auf dem Weihnachtsmarkt und verkaufen für ein Projekt in Indien - und zwar mit einer dermaßen guten Laune - also, wenn ich kalte Füße habe, finde ich nichts mehr witzig...!
    Liebe Grüße
    Silke

  • Hallo Silke,


    verstehe, was Du meinst. :-)


    Hm, wegen der kalten Füße: ... nun, wir sind ja auch nur Menschen, nicht?!
    Aber: Du machst doch auch? Durch Dein Buch bist Du doch auch im gewissen Sinne Claretiner geworden? Merkst Du das denn nicht gerade?
    Ein jegliches nach seiner Art und Fähigkeiten :knuddel1


    ...Rest per PN an Dich.


    @alle: diese Seite hab ich gerade im Netz gefunden und da sie so schön und informativ gemacht ist, stell ich sie hier (falls nicht schon passiert) nochmal rein:


    Claretiner:


    :wave
    Ikarus

  • hallo,
    habe mich ein wenig verzettelt :grin (im wahrsten Sinne des Wortes) und trödle ein bißchen hintennach. Bin auf den Seiten der Claretiner und Maria Sibylla Merian hängengeblieben, habe mir Bilder angesehen...
    Teil 2 in Rom beginnt eindrucksvoll. Mich faszíniert schon seine unerbittliche Konsequenz, sei es bei seinen Studien, sei es seine Selbstgeißelung fast bis zur Selbstvernichtung und vor allem sein unermüdlicher Einsatz.
    Da interessiert mich doch, warum ihn die Jesuiten wieder nach Spanien zurückschicken. Werde mich mal bei den Jesuiten umsehen...
    Zurück in Spanien lernen wir eine neue Seite und Fähigkeit an Claret kennen, sein medizinisches Wissen oder ist es Grundverständnis und Gespür. Gekonnt assistiert er bei einer Entbindung, "ertastet den Steiß des Kindes, ... schiebt den Schädel des Kindes nach unten" Fast unglaublich.
    Dann die Diagnose bei Donna Navarros Enkeltochter samt Therapie,woher weiss er das alles, ohne Praxis, nur aus seinen Studien? Oder ist das Eingebung?
    Sehr interessant fand ich auch die Stelle über die Gründung der Revista Catolica im Jahr 1842 durch Don Antonio Palau y Termens. Eine katholische Zeitschrift, "die auch Antonio Claret immer von der ersten bis zur letzten Zeile verschlingt und aus der er manchen Rat und manchen Gedanken für seine Mission zieht."
    Auf S.187 lernen wir Claret auch von einer anderen Seite kennen, "er schlägt mit ungeahnter Kraft mit der Faust auf den Tisch, das die Kerzen wackeln."


    silke , auf S.189 habe ich ganz fest an dich gedacht, wie du über Bücher schreibst, welche Beschaffenheit ein Buch haben muss, es muss zum Inventar passen etc,.. irgendwie habe ich gedacht, hier könnte man auch als Autor fast abschweifen und seinen eigenen Gedanken nachhängen. Diese Textpassage könnte in der "Suchtklinik" gepostet sein, obwohl es hier im Buch natürlich als Kritik gedacht ist. Trotzdem, ich find es witzig :grin


    Sprung auf die Kanaren: bei der Landung auf Lanzarote habe ich nachgedacht über die "Menschenmassen", die zur Predigt kommen. Irgendwie kann ich mir das so schwer vorstellen, diese viele Menschen auf der Insel.
    Um 1730 herum muss das schwere Erdbeben und Vulkanausbruch gewesen sein und hat fast die ganze Insel zerstört. Hierzu gibt es Aufzeichnungen vom Padre Don Andres Lorenzo Curbado, Pfarrer von Yaiza, der die Katastrophe mit- und überlebt hat.
    Wenns euch interessiert, ich habe da einen kurzen Text dazu.
    Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube für mich!
    Auf S.204 könnten sich ev. erste Anzeichen einer nahenden Depression abzeichnen (jemand hat diese Überlegung angestellt). Claret fühlt sich ganz allein, kann sich nicht mit anderen Brüdern austauschen, die Wahrheit Gottes verbreiten und ein gemeinsames Ziel verfolgen.
    Kuba:
    Kurzer Exkurs meinerseits:auf S.227 schmunzelt Rosa und ich auch. Da bekommen wir doch eine gute Beschreibung einer Frau in der Lebensmitte, um die 50 herum, "das noch immer glänzende, volle Haar (möge es uns auch erhalten bleiben), die schlaff gewordenen Brüste..." Daran hätte ich eine weibliche Autorin erkannt
    Auf der Überfahrt nach Kuba erneut ein möglicher Funke an psychischer Disharmonie, Claret sehnt sich nach Raum und Weite, nach Freiheit und wir können uns, denke ich mal, schon ein Bild davon machen, dass er doch ziemlich mit sich zu kämpfen hatte.
    Auch auf S.252 ist wieder die Rede von mentalem Druck, der auf ihm lastet.


    Wunderschön, wie er den Sklaven, die heimlich die Messe besuchen, mit der Kommunion eine Peseta zusteckt. Man hat das Gefühl, ein jeder ist ihm herzlichst willkommen und er erkennt jede Situation auf den ersten Blick und kümmert sich um jeden einzelnen. Einzig die Passage mit Dolores Alvarez Perez mag ich nicht, nicht nur weil Alvarez so richtig übel ist, sondern auch inhaltlich kann ich mir keinen Reim darauf machen, mit so einem Ansinnen an einen Bischof heranzutreten, bzw. dieses Ansinnen derart zu transportieren.


    S.271 gibt wieder einen Hinweis darauf, mit welchen persönlichen Problemen Claret gekämpft haben muss. "Als er die Arme zum Segen ausbreitet und die Gläubigen alle gleichzeitig auf die Knie sinken, scheint der Pater zu wachsen".
    Die Stimme ist voll, sein Gesicht strahlt und er spricht zu den Menschen von grenzenloser Liebe und Güte der Himmlischen Mutter. Das ist sein Leben, seine Bestimmung und er ist umgeben von Gläubigen. Das scheint die absolute Erfüllung für ihn zu sein. Nicht zufällig sieht er auch in genau dieser Situation das nahende Erdbeben voraus.
    Richtig gelacht habe ich trotz trister Lage bei folgendem Absatz: "Die Weiber raufen sich die Haare und rennen wie kopflose Hühner durch die Gassen..." :lache :lache :lache
    Interessant ist auch, dass Claret 24.000 Duros sozusagen aus eigener Tasche aufbringt - für die Reperatur des Doms. Mir ist entgangen, woher er das Geld hat und war das viel? Zumindest klingt es so.
    Nochmals herzlich :lache, als ich lese, dass die Bakterien aussehen wie ein kleines Komma. Kleiner Scherz, Silke?
    Zu welcher Jahreszeit hat denn dann die Seuche zu wüten begonnen und woher kommt das frische Wasser?
    Auf S. 288 habe ich dann die Anfänge meiner Cola, Soletti Diät bei Darmerkrankungen entdeckt. Antonia Paris verabreicht den kranken Zucker und Salz. Das ist nett, zu wissen.
    Eine Frage zu S.295. Hier debattieren die Männer über die Predigt des Bischofs und die Weiber kichern darüber und haben zumeist den Sinn der Predigt gar nicht verstanden. Warum?
    Zum Cover möchte ich noch sagen, dass es mir nicht gefällt, noch dazu wo ich doch so schöne Bilder von Claret gesehen habe. Hat irgendwie einen futuristischen touch.


    Einige Formulierungen haben mich entzückt wie z.b. "ein Berg frischer Arbeit", das klingt so richtig schön. Oder auch "die weiten Poren wirken wie Löcher, aus denen die Wut des Statthalters herauszuströmen scheint" Ich seh den Wutstrom richtig vor mir.
    "in seinem Magen dreht eine eiskalte Hand die Eingeweide um"... gruselig!
    oder "der brüllende Donner aus den Tiefen der Erde"
    oder "Claret lässt sich in die schwarzen Arme der Ohnmacht fallen".


    auf nach Madrid und zum letzten Teil
    lg Eli

  • Hierzu gibt es Aufzeichnungen vom Padre Don Andres Lorenzo Curbado, Pfarrer von Yaiza, der die Katastrophe mit- und überlebt hat.
    Wenns euch interessiert, ich habe da einen kurzen Text dazu.


    @ Eli


    Oh ja, bitte stell den Text doch hier rein oder - falls es zu sehr OT ist - schicke ihn mir per PN. Danke!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hallo Eli,
    wowie, Du steigst aber tief ein, freut mich seeeehhhr! Ich anwtorte später ausführlicher, muss nun erst mal zusehen, dass ich die Einfahrt so weit freigeschippt kriege, dass wir wenigstens zur Straße vor kommen, um Brot für heute Abend zu besorgen.
    Aber den Text mir dem Erdbeben würde ich auch gerne lesen, kenn ich gar nicht - aus welchem Buch ist das?
    Liebe Grüße
    Silke - die jetzt liebend gerne mit einem guten Buch und ohne Viren auf Lanzarote sitzen würde

  • Zitat

    Original von keinkomma
    Silke - die jetzt liebend gerne mit einem guten Buch und ohne Viren auf Lanzarote sitzen würde


    *setzt sich mit einem guten Buch und einem guten Wein neben Silke*

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)