Der Untertan - Heinrich Mann


  • Der kam gestern auf arte. Hab reingeguckt. Olle Kamelle und ein absolut untertäniger Diederich. ;-)

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • muss es jetzt für die schule innerhalb von 2 wochen lesen ,was meint hr ist das zu schaffen?
    bin eigentlich ien ziemlich schneller leser aber das buch macht mir irgendwie angst^^

    Am anderen Ende der Stadt steht ein Mädchen auf dem Balkon das Asche über das Geländer schnippt und in den Wolkenlosen Himmel schaut und dabei kaut ohne einen Bissen im Mund.

  • Mehr als zu schaffen.
    Klasse Buch. Hatte mir damals das Schulexemplar ausgeliehen, weil ich es nochmal lesen wollte. Muss gestehen, dass ich es vor zwei Wochen beim Aufräumen im Schrank gefunden habe.
    Beschreibt eine Geisteshaltung, die man leider oft zu Gesicht bekommt.

  • Ich muss dieses Buch auch lesen und zwar bis MIttwoch 3 Kapitel :wow, das sind ungefähr 160 Seiten.


    Mal sehen, vielleicht wird es mir ja gefallen. Wie es aussieht, hat es den anderen Eulen gefallen... ;-)


    LG
    Ketisa :wave

  • Zitat

    Original von Delphin


    "Der Untertan" - daran hab ich schlimmste Erinnerungen aus der Schulzeit. :wow Immerhin steht das Buch noch hier, eine Ausgabe von 1984, rein theoretisch könnte ich es nochmal lesen, aber ich glaub eher nicht. Ich hab eben mal reingeschaut und allein der Name "Diederich Heßling" schreckt mich schon ab.


    :muah
    Genauso ging es mir in der 11. Klasse auch!
    Es lag aber vielleicht auch am gesamten Deutschunterricht und nicht allein am Film. Schrecklich wie eklig ein Schauspieler sein kann^^! Er hat mir das Lesen doch sehr schwer gemacht, weil es mich immer an diese schreckliche Person erinnert hat!
    Die ganzen Beschreibungen etc. haben mich irgendwie angeekelt - und ich werde das Buch in nächster Zeit auch nicht nochmal lesen... da wird viel Zeit vergehen, bis das doch vorkommen sollte ;-)
    Also ein ganz klares nein zu Diederich.... :/


    + Wenn du dich ein Leben lang versteckst, findest du dich irgendwann gar nicht mehr +
    (aus Sommersturm)

  • Titel: Der Untertan

    Autor: Heinrich Mann

    Verlag: Fischer Taschenbuch

    Erschienen: März 2008

    Seitenzahl: 640

    ISBN-10: 359651231X

    ISBN-13: 9783596512317

    Preis: 14.00 EUR


    Meine Leseeindrücke:

    Das sagt Kurt Tucholsky über diesen Roman:

    „Dieses Buch Heinrich Manns (...) ist das Herbarium des deutschen Mannes. Hier ist er ganz: in seiner Sucht zu befehlen und zu gehorchen, in seiner Rohheit und in seiner Religiosität, in seiner Erfolgsanbeterei und in seiner namenlosen Zivilfeigheit."


    Heinrich Mann beschreibt auf geniale Art und Weise den typischen deutschen Untertan, einen Untertan der seine vermeintliche Kaiserliebe- und treue wie ein Schild vor sich her trägt.

    Und Diederich Heßling lässt sich in seiner Kaiserverehrung auch von niemand übertreffen. Er lebt ganz nach dem Motto des Kaisers:

    „Wer nicht für mich ist – der ist wider mich.“

    Und die, die dem Kaiser widersprechen oder auch nur im Ansatz andere Ansichten vertreten, sind in den Augen von Wilhelm II. Vaterlandslose Gesellen.

    Man mag darüber heutzutage den Kopf schütteln – aber läuft es jetzt denn nicht ähnlich?

    Wer heute nicht Mainstream ist, wer Merkel wagt zu widersprechen, der ist ein Nazi.

    Es hat sich in diesem Land leider nicht allzu viel geändert.


    Heinrich Mann hat im Gegensatz zu seinem völlig überschätzten Bruder Thomas Mann immer klar Stellung bezogen, hat sich politisch nie verbiegen lassen.


    Das wird sehr deutlich an den Erinnerungsbüchern dieser beiden Brüder. Wo Heinrich Mann in seinem Buch „Ein Zeitalter wird besichtigt“ klare Positionen bezieht, bleibt Thomas Mann in seinem Buch „Betrachtungen eines Unpolitischen“ fast nur auf die eigene Person fixiert. Thomas Mann war eben ein Egomane. Hier würde auch ein Blick in seine Tagebücher Erhellendes bieten.


    Der Untertan Diederich Heßling steht nicht nur für sich, nein, vielmehr steht er für eine verlogene bürgerliche Gesellschaft, für ein nach „unten treten“ und ein nach „oben katzbuckeln“ - für eine Gesellschaft in der es kaum in Miteinander gab – eigentlich doch alles wie heute.


    Großartige beschreibt Heinrich Mann die einem fast zum Kotzen animierende Selbstgerechtigkeit des Diederich Heßling. Frauenfeindlich, im Grunde feige und sich immer hinter dem Kaiser versteckend, ist Heßling der hässliche Deutsche schlechthin. Ein Ausbeuter und Leuteschinder, der erst dann eine Ansicht äußert, wenn er genau weiß wie die Meinung des Kaisers ist. Da wo Menschen ein Rückgrat haben, da hat der gute Diederich eine unglaublich biegsam Wirbelsäule, eine Wirbelsäule perfekt zum Stiefellecken.


    Ein großartiger Roman, der auch heute kein bisschen von seiner Aktualität verloren hat. Man könnte fast zu der Überzeugung gelangen, die AfD hat hier riesige Anleihen für ihr Programm gemacht. Diederich Heßling ist nicht liberal-konservativ (so wie beispielsweise ich) – nein, er ist nur ein Arschloch und unglaublich gefährlich.


    Dieser Roman ist mehr als lesenswert 10 Eulenpunkte.


    In der Eulen-Leserunde zu diesem Buch, habe ich folgendes geschrieben (wer es kennt mag es überlesen):


    Ich möchte die Leserunde für mich mit einer kleinen Geschichte beginnen - die wahrscheinlich aber schon einige kennen, die ich aber trotzdem hier erzählen werde, da sie für mich eben exemplarisch für den "Untertan" ist.

    Der Diederich Heßling erinnert mich in seinem Wesen und Charakter immer an meinen Großvater väterlicherseits, ein kaisertreuer Untertan wie es wohl schlimmer kaum geht. An meinen Großvater habe ich nur noch schemenhafte Erinnerungen und kenne ihn mehr aus Erzählungen als aus dem eigenen Erleben. Er war Major im Kaiserlichen Heer und obsessiv auf den Kaiser fixiert.

    Kaiser Wilhelm II wurde am 27. Januar geboren - und das sollte ihm mein Vater (Jahrgang 1916) nun gleichtun. Aber es klappte dann nicht so wie geplant. Mein Vater wurde am 28. Januar 1916 geboren - eine Tatsache, die mein Großvater ihm nie verzieh. Mein Vater wurde quasi enterbt und sein Bruder erbte die große Steuerberaterpraxis meines Großvaters.Mein Vater und mein Großvater haben sich alles - nur gut verstanden haben sie sich nicht. Naja, wie konnte der Junge auch.......

    Und an dem Tag als es rechtlich möglich war, verließ mein Vater sein Elternhaus und ging zur Reichswehr. Als Berufsoffizier der Deutschen Wehrmacht bracht er es dann in ganz jungen Jahren bis zum Oberstleutnant und Bataillonskomandeur - obwohl er viel lieber Jura studiert hätte - aber da hätte er im Haushalt seines Vaters bleiben müssen.

    Wie man sieht, war dieser "Kaiserwahn" alltäglich und weit verbreitet“.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Lieber Voltaire,

    ich habe deinen guten Beitrag mit großem Interesse gelesen und muss dir recht geben. Es ist heute noch genauso wie damals und wahrscheinlich war es schon so, als die Menschen noch um ein Lagerfeuer hockten. Und es wird auch so bleiben. Um so wichtiger ist das Recht der freien Meinungsäußerung, das aber auch die Pflicht zum zivilen Umgang miteinander beinhaltet. Ich bin zur Zeit auf der ziemlich vergeblichen Suche nach einem richtig guten Krimi. Die meisten guten habe ich schon gelesen.

    Ich werde mir jetzt den Untertan vornehmen. Da bin ich eine Weile beschäftigt.

    Im übrigen bin ich mit dir einer Meinung, dass Thomas Mann überschätzt wird.

  • Diederich Heßling, der Protagonist des Romans, ist der perfekte Untertan, kann aber auch sehr tyrannisch agieren, nach oben buckeln, nach unten treten, das kann er schon als Kind gut, und zusätzlich schafft er es immer wieder, für sich das Beste aus einer Situation herauszuholen. Oh, wie oft ich über ihn den Kopf geschüttelt habe – wie gut, dass das Ganze satirisch gemeint ist – auch wenn es solche Typen wie Heßling sicher gibt, auch heute noch, so hat Heinrich Mann ihn doch sehr überspitzt dargestellt und manch einem seiner Zeitgenossen damit wohl auch einen Spiegel vorgehalten.


    Das Untertanenhafte ist heute vielleicht nicht mehr so verbreitet wie noch zu Kaiserszeiten, aber sich immer und überall einen Vorteil zu schaffen, auch auf Kosten anderer, gibt es immer noch, wird es wohl zu allen Zeiten geben. So ist Heßling durchaus auch ein Spiegel unabhängig von seiner Zeit. Er lügt wie gedruckt, ist heuchlerisch, aber auch ziemlich feige, Denunzieren ist sein Hobby.


    Leicht zu lesen ist der Roman nicht durchgehend, oft muss man sich schon sehr konzentrieren. Für mich gibt es einige Passagen, die mich amüsiert haben, etwa als Heßling während seiner Hochzeitsreise auf seinen Kaiser trifft, und dann nur noch im Sinn hat, diesen zu stalken, wie man heute sagen würde. Andere Passagen ziehen sich sehr und machen das Lesen schwieriger. Dennoch erzählt Mann anschaulich und die Charaktere sind gut ausgebaut, ihre Beschreibungen sehr bildhaft, wenn auch oft nicht sehr vorteilhaft.


    Meine Ausgabe beinhaltet einen umfangreichen Anhang, den ich interessant zu lesen fand.


    Heinrich Manns Roman ist gute hundert Jahre alt, wirkt aber in manchem immer noch aktuell. Ich hatte amüsante, aber auch angestrengte Lesestunden. „Der Untertan“ gehört meiner Meinung nach zu den Klassikern, die man gelesen haben sollte.