Manuela Golz : Ferien bei den Hottentotten

  • Köstlich!!!!


    Inhalt:


    Monika ist zwölf und wächst Ende der 70er Jahre in einer typischen Westberliner Familie auf: Spießige Eltern, Schrankwand und Wagenradlampe, Tagesschau um 20 Uhr, mit dem Ford auf der Transitstrecke ... Als ihr großer Bruder in eine Landkommune in Westdeutschland zieht - zu den »Hottentotten«, wie ihr Vater sagt -, und Monika kurz darauf ihre Sommerferien dort verbringen darf, verändert sich ihr Leben schlagartig ...


    Meine Meinung:


    Für alle, die mal wieder im Flair der 70er Jahre schwelgen wollen: Lesen!!!!!!!!!


    Monikas Bruder Michael "steigt aus" : er zieht in eine Hof-WG nach Wonkel. Nach der ersten Inspektion durch die geschockten, aber resignierenden Eltern darf Monika dort ihre Ferien verbringen. Dort wird ihr, sehr zum Leidwesen der besorgten Eltern, politisches Bewußtsein und Rebellentum beigebracht. Monika begleitet uns durch ihre letzten Kindheits- und ihre ersten Pubertätsjahre, inklusive Schulerlebnissen (verknallt in den Lehrer), Berufsplanung (wer kennt sie nicht, die giftgrüne Ausgabe von Beruf aktuell ? ) , einer taffen Oma (irgendwer in der Verwandtschaft hat einen doch immer vor den Eltern beschützt... ) und der ersten Demo.


    Das ist mit viel Wortwitz erzählt und ich habe mich an einige Erlebnisse bei uns zuhause in den 80ern erinnert... :lache


    Für alle, die mal wieder etwas leichtes, aber freches lesen wollen und für alle Kinder der 70er und beginnenden 80er Jahre !


    Lieblingsstelle:
    Auf die Frage ihres Vaters, was sie denn in Zukunft machen wolle, antwortet Monika: "Ich möchte in Zukunft jeweils eine LP von Ludwig Hirsch, von Georg Danzer und von Konstantin Wecker haben. Außerdem möchte ich Satteltaschen, damit ich mit dem Rad nach Amsterdam fahren kann. Später will ich einen Führerschein machen und ich möchte frei sein von materiellen Zwängen."


    Atomkraft ? Nein Danke ! :grin

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • So, frisch zurück aus dem Urlaub in Wonkel :-) hier also meine Eindrücke zu diesem schrägen Machwerk:


    Monika hats nicht leicht. Sie wächst im Westberlin der 70er Jahre auf und ist darüberhinaus mit fürchterlich spiessigen und erzkonservativen Eltern gestraft. Sie selbst ist allerdings auch eine Landplage für ihre Eltern, denn sie nimmt so ziemlich alles mit, was man als Kind an "Elternschockern" so mitnehmen kann. :-)


    Das Buch ist ein wirklich witziger Ausflug in die 70er Jahre und läßt diese Zeit, irgendwo zwischen Hippiemusik und wildgemusterten Gruseltapeten, wieder in einem auferstehen. Wer so wie ich in dieser Ära aufgewachsen ist, wird mehr als einmal mit einem breiten Grinsen Wiedersehen mit vielen Dingen feiern.


    Die krassen Gegensätze zwischen den Geschwistern Monika und Michael auf der einen Seite und ihren Eltern auf der anderen Seite sind einfach ganz wunderbar beschrieben und treffen voll den Nerv jener Zeit. Auch die Stimmung in Berlin bzw. beim Verlassen Berlins ist gelungen beschrieben.


    Witziges Buch mit melancholischen Untertönen - hat mir sehr gut gefallen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Batcat ()

  • Zitat

    Original von Batcat
    Witziges Buch mit melancholischen Untertönen - hat mir sehr gut gefallen.


    Oh, das freut mich ja!!!!!!!! :wave

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ich fand das Buch auch außerordentlich "schräg". Liebenswert erzählt aus Sicht der kleinen Monika, die ihr Leben zwischen dem in ihrer spießigen Familie und dem Hippie-Leben in der Kommune ihres Bruders in den Ferien lebt. Schade fand ich nur das Ende - etwas abrupt - ohne ein "richtiges" Ende...

  • Dieses Buch fand ich in meiner Krankenlektüre, die mir Wölkchen zukommen ließ. Eigentlich wollte ich ja nur mal die ersten zwei Seiten erschnuppern und bin dann vollständig kleben geblieben.


    Für mich, die ja 10 Jahre früher als die Autorin im selben Bezirk, unter selben Umständen groß wurde, eine absolut geniale Lektüre!
    Wie Monika den Steinbergpark nach ihrem heissgeliebten Lehrer absuchte... - ich suchte da immer Anschluss an die Jungs der höheren Klassen, welche dort Eishockey spielten - wie sie gegen Lehrer und Eltern rebellierte und die ersten Knutscherfahrungen machte...
    Der erste Alk im Schullandheim.
    Der erste gefühlte Penis.... :rofl
    Die selbstgebatikte Latzhose.
    Ihre gewollten - und ungewollten Streiche, welche ihre Lehrer und Eltern an ihrem Erziehungsauftrag zweifeln ließen..
    Und dann natürlich die Kommune in Wonkel (allein schon der Name...!)


    Für mich war die Handlung absolut nicht "schräg" . Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: ES WAR WIRKLICH SO!


    Allerdings hat Manuela Golz diese Zeit wirklich haargenau geschildert - mit sehr viel Humor im Detail. Auch die politischen Ereignisse wurden behandelt und haben in mir auch sehr viel Erinnerungen wach gerufen.


    Eine Berlin (West)-Story , in die man einfach genüsslich eintaucht.


    Danke dafür Wölkchen!! :kiss

  • Ich hab das Buch letztes Jahr auch gelesen und ich hab mich köstlich amüsiert.


    Ich hatte zur damaligen Zeit einen Freund, dessen Bruder auch in so einer Kommune gelebt hat. Auch wir waren da mal zu Besuch.

    Zitat

    ES WAR WIRKLICH SO!


    Ich hatte beim Lesen wirklich ein Dauergrinsen im Gesicht. :grin

  • Zitat

    Original von Batcat
    Das ist mir gerade auf die Wunschliste gefallen. :grin


    Ach, wie konnte das nur passieren ?? :grin

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Danke für den Hinweis, Fritzi!


    Ich fand das Buch damals zwar nicht unglaublich umwerfend (und habe es deshalb auch nicht behalten), aber trotzdem fällt auch das neue Buch wieder so weit in mein Beuteschema, dass ich es lesen werde. :lache