'Buddenbrooks' - Teil 09 - 11

  • Die alte Konsulin ist nach wochenlanger Krankheit gestorben. Da fehlt jetzt in der Familie Buddenbrook der Mittelpunkt, der Ausgleich für die vielen verschiedenen Temperamente, Ansichten und Charaktere. Ich denke, jetzt ist dentgültige Verfall der Familie nicht mehr aufzuhalten.


    Christian möchte Aline Puvogel heiraten aber Thomas verbietet es ihm. Es wäre nicht standesgemäß ... :wow


    T schneidet alte Zöpfe ab: Das Haus in der Mengstrasse ist verkauft!!! ... und Konsul Hermann Hagenström will es kaufen!!!! :gruebel Für Tony brechen Welten zusammen. :yikes Gerade Hagenström ...


    Auch Weihnachten wird nicht mehr so gefeiert wie bei der Konsulin. Es gibt keine "Kindertage" mehr. Tony, Erika und Elisabeth beziehen eine Wohnung. Christian zieht in eine Wohnung in der Nähe des Klubs.

  • Orginal von Bumkin

    Zitat

    T schneidet alte Zöpfe ab: Das Haus in der Mengstrasse ist verkauft!!! ... und Konsul Hermann Hagenström will es kaufen!!!! Für Tony brechen Welten zusammen. Gerade Hagenström ...


    Ja, ich denke dieser Verkauf hat Tony tief getroffen!

  • Da ich bei den Buddenbrooks kurzfristig ins Stocken geraten bin, habe ich zur Abwechslung „Vergangenheit gegenwärtig - Biographische Skizzen“ von Inge und Walter Jens gelesen.
    Und was passiert?
    Beide Autoren schreiben über Thomas Mann und einmal ganz konkret über die Buddenbrooks (ein Schultag des kleinen Hanno).
    Anscheinend kann man den Buddenbrooks nicht entkommen. :lache


    Weiter in den Buddenbrooks:
    Der böse Streit zwischen Thomas und Christian nach dem Tod der alten Konsulin führt wohl endgültig zum Bruch zwischen den Brüdern.


    Hugo Weinscheck kommt aus dem Gefängnis frei, doch schon wenig später verschwindet er für immer ins Ausland. Von den Buddenbrooks scheint ihm niemand eine Träne nach zuweinen.


    Als Gerda anfängt mit Herrn Leutnant von Throta zu musizieren wird Thomas eifersüchtig.
    Hier „wo es sich nicht um Energie, Tüchtigkeit und helläugige Frische, sondern um Furcht und leiden handelt“ kommen sich Thomas und Hanno zum ersten mal für kurze Zeit näher, aber der Moment geht leider vorüber ohne eine dauerhafte Verbesserung ihrer Beziehung zu hinterlassen. Schade! :-(


    Thomas sinniert über den Tod, Individualität und ähnlich philosophisch schwergewichtige Themen.
    Zitat: „War nicht jeder Mensch ein Missgriff und Fehltritt? Geriet er nicht in eine peinvolle Haft, sowie er geboren ward?“Hier diskutiert Thomas Mann anscheinend seinen Schopenhauer-Einfluss, den ich größtenteils nicht ganz nachvollziehen oder teilen kann. ?(
    Da musste ich auch an die Leserunde Werte mit Peter Prange denken, in der sowohl Schopenhauer als auch Thomas Mann (allerdings mit einem Kapitel aus dem Zauberberg) vorkommen.


    Dann macht Thomas sein Testament. Das ist in Romanen selten ein gutes Vorzeichen! :wow
    Wenige Seiten später hat er starke Zahnschmerzen. Die Beschreibungen zahnärztlicher Probleme haben es in sich, so plastisch sind sie dargestellt.

  • zu Teil 9:


    Waren die vagen und besänftigenden Anordnungen von Dr. Grabow am Anfang des Buches noch irgendwie amüsant, sind sie hier überhaupt nicht mehr lustig, sondern fast schon fahrlässig, wie hier die Wahrheit über den Zustand der Konsulin runtergespielt und verschleiert wird!! Völlig egal, ob es medizinische Hilfe gibt oder nicht, ein Arzt hat die Pflicht, die Patientin oder zumindest die Angehörigen wahrheitsgemäß zu informieren!! :fetch


    Kaum ist die Konsulin tot, beginnt auch schon die Aufteilung des Besitzes – und es kommt zum Eklat zwischen Thomas und Christian. Thomas kann es nicht lassen und provoziert ihn sofort wegen seiner Kleidung und dann gibt ein Wort das andere – doch zum ersten Mal lässt sich Christian nicht alles gefallen und wehrt sich, meiner Meinung nach zu Recht (auch wenn mir seine Art auch etwas auf die Nerven geht…). Sein Ausbruch (in meiner Ausgabe auf S. 579) ging mir zu Herzen, denn er sagte viel Wahres über Thomas’ Wesen.
    Seine Ankündigung über die geplante Hochzeit mit Aline Puvogel (was ist das überhaupt für ein Name? *g*) gibt Thomas natürlich den Rest…


    Zitat

    Original von sill


    Ja, ich denke dieser Verkauf hat Tony tief getroffen!


    Der Verkauf des Hauses hat mich auch getroffen – der Ort, an dem das Familienleben stattfand, an dem sich Generationen trafen… Dass es für Tony besonders schlimm ist, kann ich verstehen, schließlich war er für sie mehr als einmal ihr Zufluchtsort :-(. Hagenström als Käufer – das muss ihr das Herz gebrochen haben! Aber Tony wird auch das überstehen, so wie sie alles mit ihrer kindlichen Art und ihrem hoffnungsfrohen Blick in die Zukunft überstanden hat.


    zu Teil 10:


    Die unerschütterliche Tony… Ob sie merkt, dass sie in ihrer Entrüstung über die Städtischen Anzeigen nahezu wörtlich Morten aus Travemünde zitiert, der sich vor vielen Jahren genauso über eben diese Anzeigen empört hat? *g* Ob sie noch manchmal an ihn denkt?


    Hanno an der See – was für eine wunderbare Ferienbeschreibung! :anbet Nicht nur die liebevollen Beschreibungen der See, sondern auch das kindliche Empfinden, dass die Ferien zu Beginn unendlich erscheinen und dann spätestens ab der Hälfte der Zeit zu rasen beginnen – wer kennt das nicht?? Ich habe mich wahrlich zurückgesetzt gefühlt in meine Kindheit, schööön! :-]


    Weinschenk wird begnadigt und kommt zurück nach Hause – dass er sich kurze Zeit später aus dem Staub macht nach London und dann nie wieder gesehen oder gehört wurde, scheint keinem der Buddenbrooks wirklich etwas auszumachen, kein Wunder, sie hatten ihr Leben eingerichtet und waren den Umständen entsprechend zufrieden.


    Was haltet ihr von diesem Throta? Ich finde ihn schon etwas merkwürdig, vor allem, dass er alle offiziellen Einladungen ablehnt und nur Gerda besucht. Auch wenn sie tatsächlich nur musizieren, so etwas erregt nun mal Misstrauen – fast schon bewundere ich Thomas, dass er da nicht durchgreift. Andererseits, vielleicht hätte ein Eingreifen seine Ehe zerstört. Überhaupt finde ich die Ehe von Thomas und Gerda zunehmend merkwürdig – nicht ein liebes Wort zwischen beiden, auch kein böses, es scheint, als lebten sie nebeneinander. Oder ist das, was als gegenseitiger Respekt erscheint vielleicht nur Feigheit, das Unaussprechliche auszusprechen und sich endlich mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen?


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Thomas sinniert über den Tod, Individualität und ähnlich philosophisch schwergewichtige Themen.
    Zitat: „War nicht jeder Mensch ein Missgriff und Fehltritt? Geriet er nicht in eine peinvolle Haft, sowie er geboren ward?“Hier diskutiert Thomas Mann anscheinend seinen Schopenhauer-Einfluss, den ich größtenteils nicht ganz nachvollziehen oder teilen kann. ?(


    Thomas baut körperlich zunehmend ab, er merkt es, will es sich aber nicht so recht eingestehen bzw. die Konsequenzen tragen, lediglich zu einem Aufenthalt an der See lässt er sich überreden. Seine Gedanken in der schlaflosen Nacht (meine Ausgabe S. 657), in der er über das Leben und den Tod nachgrübelt, sind paradox im Angesicht seines eigenen Verhaltens. So bedauert er die äußeren Umstände und die Grenzen der Individualität, versucht aber seinem eigenen Sohn seine Vorstellungen und Wünsche aufzuzwingen. Der Aufenthalt an der See gleicht einem Trauerspiel – die alte Garde, die sich über ihre Krankheiten und Laster austauscht und nicht ernsthaft wahr haben will, dass sie längst auf einem absteigenden Ast ist...
    Apropos: Ich habe mal nach Hunyadi-Janos-Wasser gegooglet, das Zeug, das sich Konsul Peter Döhlmann in übermäßigem Maße einverleibt. Hierbei scheint es sich um Wasser aus ungarischen Bittersalzquellen zu handeln, dem gesundheitsförderliche Eigenschaften nachgesagt werden. Ob das stimmt und ob nur der übermäßige Gebrauch schlecht ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht weiß jemand von euch mehr darüber?


    Thomas stirbt kurze Zeit später und was mich wirklich verwundert ist, dass alleine Tony zu trauern scheint, Tony ist es auch, die den Priester ruft – nicht seine Frau. Sie führen ihre Ehe im Leben wie im Sterben. Von ihr, ihren Gefühlen und Gedanken wird auch in diesem tragischen Moment nichts berichtet.

  • Zu Teil 11:


    Der Beginn dieses Kapitels wird dazu benutzt, Abschied zu nehmen von allen bekannten Personen aus dem Kreise der Buddenbrooks, die im Laufe der Zeit gestorben sind. Und auch die Buddenbrooks sind weiter „in Auflösung“ begriffen – als auch noch Gerda und Hanno aus dem Haus des Konsuls ausziehen und es verkaufen und vor allem als Ida Jungmann aus ihren Diensten entlassen wird, scheint es mir, als wäre der Verfall der Familie endgültig.


    Hanno ist der einzige Stammhalter der Buddenbrooks und ihn begleiten wir in seine Schule. Wir erleben seine Lehrer, skurrile Gestalten, die mich an die Feuerzangenbowle oder auch an die eigene Schulzeit erinnern, wir fühlen seine Angst, drangenommen zu werden und wir atmen erleichtert auf, als er mit einem blauen Auge davon kommt. In diesem Teil lernt man Hanno kennen so wie er wirklich ist und nicht wie er durch die verzerrte und unzufriedene Brille seines Vaters erscheint.


    Kapitel 3 in Teil 11… Was für ein Stilmittel, die Ereignisse zusammenzufassen… Ich musste bei jedem Satz mehr mit den Tränen kämpfen :cry aber großartig, wie Mann mit dem Wissen und dem Verstehen der Leser spielt! :anbet


    Am Ende geht Gerda zurück nach Amsterdam und zurück bleiben die weiblichen Mitglieder der Familie Buddenbrook, die gewusst haben, ihr Leben trotz aller Widrigkeiten, wie verschieden sie auch ausgesehen haben, zu meistern: Tony, Erika, Klothilde, die drei Damen Buddenbrook aus der Breitenstraße und Sesemi Weichbrodt.


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    FAZIT:


    „Mein in Deutschland populärstes Buch sind ja ohne Zweifel die Buddenbrooks“ so Thomas Mann zu Bedrich Fucik im Jahre 1932 und er hat Recht behalten. Mit mir hat Thomas Mann mit seinen Buddenbrooks einen neuen begeisterten Leser gewonnen, denn die Geschichte der Lübecker Kaufmannsfamilie, die sich über 4 Generationen erstreckt, liest sich fast von Beginn an wie von selbst. Die verschiedenen Familienmitglieder werden durch die Beschreibung typischer Gesten oder Redewendungen so lebensecht gezeichnet, dass man sie förmlich vor sich sieht. Anspruchsvoll und doch aus dem Leben gegriffen zieht Mann seinen Leser in seinen Bann, gekonnt schafft er zugleich Nähe und Distanz, lässt eigene Erinnerungen oder die Fantasie auferstehen und das alles in einer atmosphärischen Dichte, die seinesgleichen sucht. Dabei kommen Witz, Ironie und Zynismus keineswegs zu kurz, unzählige Szenen verleiten den aufmerksamen Leser zum Schmunzeln oder spontanem Lachen. Wer sich vorurteilsfrei auf die Buddenbrooks einlässt, wird schnell in ihren Bann gezogen und darf sich über ein ganz großes Literaturvergnügen mit allen Facetten freuen! :anbet :anbet :anbet


    P.S.: Diese Leserunde finde ich übrigens mindestens genauso großartig wie das Buch selbst :-]

  • Zitat

    Orginal von Herrn Palomar


    Der böse Streit zwischen Thomas und Christian nach dem Tod der alten Konsulin führt wohl endgültig zum Bruch zwischen den Brüdern


    Ja, der Sreit zwischen Christian und Thomas war recht heftig und ich denke, da haben sich lang angestaute Emotionen entladen.
    Jedoch ist Christian zum ersten Weihnachtsfest nach dem Tod der Konsulin bei seinem Bruder eingeladen.......das Verhältnis besteht also noch weiter, wenn auch recht abgekühlt.


    Schade auch, dass die alte Familientradition des "Kindertages" aufgegeben wird, ein weiteres Zeichen für die schleichende Auflösung der Familie. :-(

  • Teil 9
    Die Konsulin stirbt. Thomas und Christian entzweien sich weiter. Das Haus in der Mengstraße wird verkauft.


    Mir war in dem Streit zwischen Thomas und Christian doch Tom etwas sympatischer. Christian sehe ich immer noch als hypochondrischen Faulpelz. Interessant fand ich die Andeutung Thomas, dass er evtl. gar kranker sei als Christian. Habe ich da irgendwas überlesen? Weiss Thomas was, was später nochrauskommt?
    Warum Christian seine Aline nicht heiraten soll, ist mir unklar. Ich hätte ihm seinen Erbteil gegeben, soll er doch damit glücklich werden. Aber Thomas hätte das Kapital wohl der Firma entziehen müssen, was diese möglicherweise ruinieren würde?


    Der Verkauf des Familiensitzes ist wirklich das Ende einer Ära in der Familiengeschichte. Immerhin begann damit ja auch das Buch. Und dann auch noch an Hagenströms, arme Tony. Aber die vielen geerbten Möbel und die dadurch ermöglichte "4. Etablierung" geben ihr zumindest wieder eine Aufgabe, die sie gerne macht - eine Wohnung vornehm einrichten ;-)


    Dass die ganzen Jerusalem-Abend-Freundinnen der Konsulin nun nicht mehr zu Weihnachten eingeladen sind, fand ich gar nicht schlimm. Ich hätte auf die auch verzichten können :grin Schön fand ich aber, dass Sesemi Weichbrodt weiter mitfeiern darf, die habe ich irgendwie lieb gewonnen. "Sei glöcklich, du gutes Kend." :lache

  • Zitat

    Original von chaosmausi
    [ "Sei glöcklich, du gutes Kend." :lache


    Über den Spruch könnte ich mich ausschütten vor Lachen! :rofl


    Zitat

    Original von milla
    [P.S.: Diese Leserunde finde ich übrigens mindestens genauso großartig wie das Buch selbst :-]


    Das kann ich nur :write

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Über den Spruch könnte ich mich ausschütten vor Lachen! :rofl


    Ja, ich auch. Vor allem, weil sie in mit so schöner Regelmäßigkeit bringt.


    Vorhin hat der chaosmäuserich mich auf die Stirn geküßt, woraufhin ich gar nicht anders konnte, als dieses Sprüchlein zu bringen. Er hat mich allerdings ziemlich doof angekuckt. :lache

  • Zitat

    Original von milla
    Die unerschütterliche Tony… Ob sie merkt, dass sie in ihrer Entrüstung über die Städtischen Anzeigen nahezu wörtlich Morten aus Travemünde zitiert, der sich vor vielen Jahren genauso über eben diese Anzeigen empört hat? *g* Ob sie noch manchmal an ihn denkt?


    Tony plappert häufiger mal nach, was Morten damals erzählt hat. Obwohl ich glaube, dass sie gar nicht wirklich versteht, was sie da von sich gibt und es nicht ihre Meinung ist. Was man ja auch merkt, als sie Nachricht über ihre Freundin in obiger Zeitung entdeckt. Ich denke nämlich schon, dass ihr die Zeitung wichtig ist ;-)



    Zitat

    Original von milla
    Hanno an der See – was für eine wunderbare Ferienbeschreibung! :anbet Nicht nur die liebevollen Beschreibungen der See, sondern auch das kindliche Empfinden, dass die Ferien zu Beginn unendlich erscheinen und dann spätestens ab der Hälfte der Zeit zu rasen beginnen – wer kennt das nicht?? Ich habe mich wahrlich zurückgesetzt gefühlt in meine Kindheit, schööön! :-]


    Und an der See, weit weg von seinem Vater, seinen Schulkameraden, dem äußeren Druck, dem er in Lübeck ständig ausgesetzt ist, blüht Hanno zumindest innerlich richtig auf.



    Zitat

    Original von milla
    Was haltet ihr von diesem Throta? Ich finde ihn schon etwas merkwürdig, vor allem, dass er alle offiziellen Einladungen ablehnt und nur Gerda besucht. Auch wenn sie tatsächlich nur musizieren, so etwas erregt nun mal Misstrauen – fast schon bewundere ich Thomas, dass er da nicht durchgreift. Andererseits, vielleicht hätte ein Eingreifen seine Ehe zerstört. Überhaupt finde ich die Ehe von Thomas und Gerda zunehmend merkwürdig – nicht ein liebes Wort zwischen beiden, auch kein böses, es scheint, als lebten sie nebeneinander. Oder ist das, was als gegenseitiger Respekt erscheint vielleicht nur Feigheit, das Unaussprechliche auszusprechen und sich endlich mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen?


    Dass Throta nur Gerda besucht, irritiert mich auch. Ich fände es schon ungwöhnlich, wenn zwischen den beiden nichts gelaufen sein soll.


    Die Ehe von Tom und Gerda ist wirklich äußerst merkwürdig. Irgendwas muss doch zwischen den beiden gewesen sein, dass Tom gesagt hat "Die oder keine" und Gerda dazu bewogen hat, ihre Einstellung, nicht heiraten wollen, zu ändern. Oder soll es doch nur gute Freundschaft gewesen sein?



    Zitat

    Original von milla


    Diesem Abschnitt fiel es mir schwer zu folgen, ich glaube, den habe ich nur grob gelesen. Vielleicht lese ich den noch mal nach, wenn ich eine ruhige Stunde habe und meine Stimmung danach ist...



    Zitat

    Original von milla
    Thomas stirbt kurze Zeit später und was mich wirklich verwundert ist, dass alleine Tony zu trauern scheint, Tony ist es auch, die den Priester ruft – nicht seine Frau. Sie führen ihre Ehe im Leben wie im Sterben. Von ihr, ihren Gefühlen und Gedanken wird auch in diesem tragischen Moment nichts berichtet.


    Mir kommen aber auch leichte Zweifel an Tonys tiefer Trauer. Manchmal habe ich den Eindruck, für sie ist es mal wieder eine Gelegenheit, im Mittelpunkt zu stehen, eine Aufgabe zu haben, bei der es sich auch um sie dreht... Z. B. wenn sie beim Trauerkarten alle 5 Minuten Klagerufe von sich gibt, bzw. die Besuche der Trauergäste genießt.

  • Zitat

    Original von milla
    Was haltet ihr von diesem Throta?


    Nicht viel, da Thomas Mann diesen Charakter nicht weiter darstellt.
    Ich glaube nicht an eine Affäre, aber aufgrund seines musikalischen Interesses, das Thomas Buddenbrook so überhaupt nicht besitzt, steht Throta Gerda nahe.
    Das trägt leider auch noch zu einer weiteren Distanzierung zwischen Gerda und Thomas bei!

  • Tom's Outburnsyndrom wird immer schlimmer. Er scheint am Ende seiner Kräfte. Er ist müde , möchte nur noch schlafen aber gleichzeitig im Mittelpunkt des Geschehens stehen.


    Hanno muß schwimmen lernen und es gefällt ihm gar nicht .. Konsul Hagenströms Söhne haben es auf ihn abgesehen und pisacken den armen Kerl ... nur sein Freund Kai hilft ihm.


    Tom kann Hanno nichts vormachen. Bei Neujahrsbesuchen versteckt Tom seine Gefühle hinter einer Maske aus Sebstbeherrschung. Hanno sieht aber wie sein Vater immer blasser und wortkarger wird.


    Die 4 Wochen Sommerferien verbring Hanno mit Mutter Gerda und Ina Jungmann in Travemünde. Die sonntäglichen Besuche seines Vaters stören ihn. Es gefällt ihm dort sehr, die Zeit vergeht viel zuschnell.


    Herr Hugo Weinschenk wird vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen und setzt sich kurze Zeit später sang- und klanglos nach London(?) ab. Ob er dort oder woanders abgeblieben ist, weiß man nicht !


    Thomas ist nur noch am grübeln.


    Gerda musiziert mit Leutnant René Maria v. Throta Vielleicht ihre Art mit dem schweigsamen, schwierigen Tom, den Problemen fertig zu werden ...


    Tom nimmt sich eine Auszeit und weil Christian auch leidend ist, fährt er auch mit nach Travemünde. Tony besucht Tom auch ab und an. Sie denkt immer noch an ihre verlorenen Liebe zu Morten Schwarzkopf, denn sie erzählt dann von Freiheit und Gleichheit aller Menschen.


    Tom hat solche Zahnschmerzen, dass er zu Dr.Brecht, dem Zahnarzt muß. Der kann ihm aber nicht wirklich helfen. Auf dem Weg nach Hause bricht Tom auf der Strasse zusammen ... er liegt im Sterben. Ich denke, dass es nicht nur der Zahn war, der Schuld an Thomas Tod ist. Er hat sich über Jahre viel zuviel zugemutet, nie wirklich ausgespannt. Nur gestrebt. Das Aberwitzige, finde ich, ist dass Christian neidisch auf Toms Tod ist:" Nie hatte Thomas Buddenbrook seinem Bruder mehr imponiert als zu dieser Stunde. Der Erfolg ist ausschlaggebend. Der Anderen Achtung vor unserem Leiden verschafft uns nur der Tod, und auch die kläglichsten Leiden werden ehrwürdig durch ihn."


    Passend für Tony, sich mit den Beerdigungsvorbereitungen zu beschäftigen. Sie geht ganz darin auf, dass so viele Leute den aufgebahrten Senator Thomas Buddenbrook die letzte Ehre erweisen wollen.


    Kein Holzsarg, ein Metallsarg!! War das damals so?? Und dann ist während der Beisetzung nur von Christian und Hanno die Rede. Wo ist die Witve, wo ist Tony? Dürfen die nicht ans Grab, weil's unschicklich war zu der Zeit?

    :appetit Lieber stark auf'm Hintern als schwach auf der Brust :zwinker

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  • Nun ist es vorbei. Thomas ist gestorben, und es plänkelt so aus dem buch heraus.


    Ich habe mich gefragt, welchen zweck die Schulszene hatte. Sollte dem Leser nochmals deutlich vor Augen geführt wird, das Hanno sich nicht als Kaufmann eignet. Und nach dem ganzen grübeln warum dieser Abschnitt
    so wichtig, stirbt Hanno.
    Eine weitere Frage die mich beschäftigt ist, warum die Tochter von Erika so wenig Beachtung findet. Warum konnte sie nicht die Nachfolge antreten?
    Oder ist es einfach die Sichtweise aus der Zeit von Thomas Mann?
    Am besten bleibt für mich Tony. Bis zum Schluß hält sie an ihrem Standesdünkel fest. Und in Gelddingen scheinen die Frauen kein Glück zu haben.Zumindst verlassen sie sich auf die zwei, die die Familie immer betreut haben.
    Eigenlich ist es für mich ein offenes Ende,denn einige bleiben ja am Leben und daraus könnte sich das nächste Leben entwickeln.


    Ja, nun ist vorbei.


    Liebe Grüße
    Zofie :cry

  • Zitat

    Original von Zofie
    Ich habe mich gefragt, welchen zweck die Schulszene hatte. Sollte dem Leser nochmals deutlich vor Augen geführt wird, das Hanno sich nicht als Kaufmann eignet. Und nach dem ganzen grübeln warum dieser Abschnitt
    so wichtig, stirbt Hanno.


    Ich glaube, in den Schulszenen verarbeitet der Autor seine eigene frustierende Schulzeit.
    Im Buddenbrookshaus in Lübeck hängt ein Zeugnis von Thomas Mann aus. Grottenschlecht!!! :lache

  • Ich bin auch durch.


    Erst wird Hanno in der Schule "gequält", dann stirbt er auch. Die Familie Buddenbrook ist ausgestorben, Hanno hat mit seinem Schlußstrich unter der Familienchronik recht gehabt.


    Zitat

    Original von Zofie
    Ich habe mich gefragt, welchen zweck die Schulszene hatte. Sollte dem Leser nochmals deutlich vor Augen geführt wird, das Hanno sich nicht als Kaufmann eignet. Und nach dem ganzen grübeln warum dieser Abschnitt
    so wichtig, stirbt Hanno.


    Das habe ich mich auch gefragt. Warum haut uns Mann 50 Seiten vor Schluß noch so viele neue Personen um die Ohren?
    Herr Palomar, die Aufarbeitung seiner eigenen Schulzeit ist durchaus eine mögliche Erklärung. ( Herr Palomar , ich glaube, ich müsste Dich jetzt nur mit Palomar anreden, dass "Herr" ergibt doch "eine ablehnende und ironische Kälte, eine spöttische Distanz und Fremdheit", wie wir jetzt wissen :lache)



    Zitat

    Original von Zofie
    Eine weitere Frage die mich beschäftigt ist, warum die Tochter von Erika so wenig Beachtung findet. Warum konnte sie nicht die Nachfolge antreten?


    Weil sie eine Frau ist? Bis auf wenige Ausnahmen (Sesemi Weichbrodt) sind Frauen doch nur das "wert", was ihr Mann wert ist.


    Der einzigen, der ich zugetraut hätte, ein wenig gegen den Standesdünkel der damaligen Zeit zu rebellieren, wäre Tony gewesen. Sie hätte womöglich die Energie dazu gehabt, war aber selber zu sehr in den Standesdünkel verworren (so wie sie immer auf die Hagenströms herabsieht).



    Zitat

    Original von Zofie
    Eigenlich ist es für mich ein offenes Ende, denn einige bleiben ja am Leben und daraus könnte sich das nächste Leben entwickeln.


    Na ja, die Hauptpersonen, die uns "jahrelang" durch das Buch begleitet habe, sind alt (zumindest für damalige Verhältnisse) und verfügen nicht mehr über das Vermögen, was die Familie einmal besaß. Ein Heirat wegen Geld und Ansehen fällt also aus, und Liebesheiraten gab es damals kaum, wie wir feststellen mussten. Selbst Christian, der nach dem Tod seines Bruders heiratet, wird von seiner Frau in eine Anstalt gesteckt, damit sie so weiterleben kann wie vorher, nur halt finanziell und statusmäßig abgesichert. :wow Das hätte ich ihm nicht gewünscht.


    Ich frage mich, welche Aussichten die arme kleine Elisabeth wohl gehabt hat.
    Ihr Vater war ein Betrüger, ihr Großvater nicht viel besser, und dass Ihr Ururgroßvater "vierspännig über Land gefahren war", wiegt da nicht mehr viel auf...

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Ich glaube, in den Schulszenen verarbeitet der Autor seine eigene frustierende Schulzeit.
    Im Buddenbrookshaus in Lübeck hängt ein Zeugnis von Thomas Mann aus. Grottenschlecht!!! :lache


    :grin Ach nee... ich finde das sehr klasse, dass die ganz Großen und die Schule nicht immer die besten Freunde waren *gg* Allerdings hatte ich von den Beschreibungen der Schulzeit hier gar keine soooo schlechte Meinung, also klar, es war hart, aber eine reine Qual ohne dass es lustige oder schöne Momente gegeben hätte doch auch wieder nicht.


    Zitat

    Original von chaosmausi
    Selbst Christian, der nach dem Tod seines Bruders heiratet, wird von seiner Frau in eine Anstalt gesteckt, damit sie so weiterleben kann wie vorher, nur halt finanziell und statusmäßig abgesichert. :wow Das hätte ich ihm nicht gewünscht.


    Das fand ich auch heftig - selbst von der (einzigen?) Frau, die er jemals geliebt hat und mit der er sich eine gemeinsame Zukunft versprochen hat, wird er verraten :-( Sehr, sehr hart :cry

  • Ich hab das Buch gestern beendet. Ab dem 8. Teil hat es mir weniger gut gefallen. Kann auch sein, weil es dann bergab ging mit der Familie.


    Ich fand es übrigens schön, dass einzelne Kapitel bestimmten Personen gewidmet wurden. Warum, wussten die Personen bestimmt genau. Ich konnte es leider nicht nachvollziehen, nur vermuten.


    9. Teil:


    Diese Ärzte sind wirklich unfähig, beruhigen, solange es geht und erst, wenn es aufs Ende zugeht, geben sie zu, dass die Konsulin sterben wird. Und auch unmöglich, dass die Konsulin um Erleichterung bittet und es abgelehnt wird. Und klar, dass Christian sich dem entzieht und dass es ihm hinterher wieder vorgeworfen wird, dass er das Sterben nicht miterleben konnte. Sogar die Kleinigkeit, schwarze Knöpfe zu benutzen... :rolleyes Er ist wirklich der Nichtsnutz, hatte aber auch keine richtige Chance, inzwischen tut Christian mir leid.


    Die Art, das Erbe aufzuteilen, finde ich, als würden Geier über der Stadt kreisen und alles an sich raffen, was geht. Es beginnt mit dem Dienstmädchen und auch Tom und Tony sind nicht besser.


    Der Hausverkauf, und gerade an Hagenströms... Wie konnte Thomas das nur tun :wow Makler Gosch, zum alten Konsul hat er noch gehalten, Thomas zieht er nun über den Tisch. :fetch


    Ich war irgendwann verwirrt, was die Währung anging. Da muss ja zwischendurch aus Courantmark Taler geworden sein. Wurde es erwähnt?

  • Ach so, noch mal ein Nachtrag: "Dominus Providebit = Der Herr wird versorgen" ist die Inschrift des Buddenbrookhauses.


    Teil 10:
    Hanno, die kleine Künstlerseele. Er hat resigniert und wählt den Weg des geringsten Widerstands, indem er zustimmt, wenn sein Vater ihn fragt, ob er Kaufmann werden will. Aber seine Taten sprechen dagegen. Er träumt, er macht seine Aufgaben nicht, er spielt lieber Melodien als zu lernen. Es wird aber auch deutlich, dass er seinen Vater liebt, auf seine Weise.


    Die Schilderung der Ferien an der See fand ich auch sehr schön. Tony hat Morten nicht vergessen, sie sagt zu Hanno, dass sie da sehr viel für ihr Leben gelernt hat, was Anschauungen und Kenntnisse betrifft.


    Hier wiederholt sich auch die Szene, die sich damals mit Grünlich zugetragen hat. Tony fragt ihre Tochter, ob sie unter allen Umständen bei Weinschenk bleiben will, ob sie ihn liebt. Und der Feigling verzieht sich. :fetch


    Zur Ehe von Thomas und Gerda: S. 643: gekennzeichnet von einer beständigen gegenseitigen Rücksicht und Nachsicht, einer Höflichkeit, aber auch von Vertrautheit. Aber auch die Lübecker wundern sich über dieses Paar. Ich vermute beim Auftritt von dem Leunant von Trotha auch schlimmes, aber klar wird es nicht.


    Die Gedanken Thomas' in der schlaflosen Nacht hab ich auch eher überflogen. Erstaunlich, dass Christian Thomas an die See begleitet. Erhofft er sich etwas davon?


    Der Tod des Senators Buddenbrook ist ja ein jämmerlicher Abschluß dieses Lebens. Er hat soviel erreicht, auch wenn er sich selbst eher als Mittelmaß sah, und dann das. Ein entzündeter Zahn und eine falsche Behandlung :wow Sehr traurig.


    Dass Hanno sich schlapp lacht bei den Vorbereitungen zur Beerdigung, unfassbar. Er ist doch kein kleines Kind mehr. Ich hätte ihn für empfindsamer gehalten. Evtl. ist es auch zuviel für seine Nerven und er lacht hysterisch? :wow


    Warum nur Christian und Hanno die Beiliedsbekundungen entgegen nehmen, weiß ich auch nicht, hab es aber auch so gelesen.

  • Zitat

    Original von geli73
    Ich war irgendwann verwirrt, was die Währung anging. Da muss ja zwischendurch aus Courantmark Taler geworden sein. Wurde es erwähnt?


    Ziemlich am Anfang des Buches wurden auch schon Courantmark und Couranttaler erwähnt, das weiß ich noch genau, weil ich meinen Mann (geschichtlich besser bewandert als ich, Münzensammler und halber Wirtschaftswissenschaftler) gefragt habe, ob er wisse, ob das zwei unterschiedliche Währungen sind oder nicht. Wusste er nicht. Aber wir wissen es jetzt. :-)