Literaturvergrätzt ?

  • @Waldläufer: Das Medium an sich bedeutet nicht, es bedarf des deutenden Individuums, um etwas zu bedeuten. :-)
    (Ist ja kein Zufall, dass bei den Eulen so viele Germanisten nisten und andere Berufsgruppen, die sich mit dem Lesen und Deuten alter Schwarten befassen. ;-) )


    Für mich ist der hauptsächliche Unterschied der, ob ich ein Buch lese, weil es mich interessiert, und deshalb versuche, es so gut wie möglich zu verstehen und so viel wie möglich darüber herauszufinden, oder ob ich es mit dem Bleistift in der Hand durchforstend lesen MUSS und mich durch Stapel von Sekundärliteratur quälen, weil es in irgendeinem verstaubten Kanon steht.
    Ich habe z.B. mit ca 14 Jahren angefangen, mich sehr für indische Philosophie zu interessieren. Die war sicherlich schwieriger zu verstehen als unsere damalige Schullektüre, aber ich habe freiwillig viele viele Nachmittage in der örtlichen Bibliothek verbracht und alles gelesen, was ich dort zu diesem Thema finden konnte. Einfach, weli es mich brennend interessiert hat.
    Deshalb denke ich, wenn Lehrer es schaffen, einen Bezug herzustellen zwischen der Welt zwischen den Buchdeckeln und der Lebenswelt der Schüler, dann ist das Interesse geweckt und die Mission gelungen.

  • Zitat

    Original von flashfrog
    @Waldläufer: Das Medium an sich bedeutet nicht, es bedarf des deutenden Individuums, um etwas zu bedeuten. :-)


    Das ist klar. Dennoch bleibt der Text Grundlage und Verifikationsbasis der Textdeutung. Denn er hat eine von der Lust und Laune des Lesers unabhängige Struktur. Die ändert sich nicht mit möglichen Gegenwartshorizonsverschiebungen des Interpreten. Oder wie will man denn bitte mit mentalen Zuständen des Lesers oder Autors Wissenschaft (sprich in diesem Falle: Thesen intersubjektiv belegen zu können) betreiben? :lache


    Ein Medium an sich... von sowas würd ich sowieso nicht sprechen wollen, das führt zu Scheinproblemen.
    Das Individuum legt in diesem Fall auch nicht eo ipso die Bedeutung fest.
    Über die Struktur des Textes werden, wie gesagt, Bedeutungsmöglichkeiten offeriert. Ich kann auch nach weiteren hundert Jahren in Hamlets Tod keine Marmeladenherstellungsanleitung reininterpretieren.
    Die Bedeutungsmöglichkeiten müssen nicht erst vom Individuum selbst in Eigenakt "generiert" werden.
    Wenn schon kommunikationstheoretisch herangegangen werden soll, dann muss man eher von einer Sprechergemeinschaft als von einem Individuum ausgehen. Dieses ist selbst Bedingungen unterworfen, überhaupt verstehen zu können.


    Aber was erzähl ich. Das kennst du ja bestimmt auch noch.

  • Wozu ich jetzt mal richtig Lust hätte:
    Oettinger sagt ja, seine Filbinger-Trauerrede sei "falsch interpretiert" worden... hierzu mal was zur Interpretation als solche. Und dann interpretieren, was Oettinger uns mit "falsch interpretiert" sagen wollte. :lache


  • Yo, kenn ich :-) Was die Bedingtheit einer intersubjektiven Interpretation und die Sprechergemeinschaften angeht, da sind wir uns (ausnahmsweise :lache) einig, sofern man sie differenziert betrachtet. Ein Interpretierender gehört ja immer verschiedenen Gemeinschaften gleichzeitig an (sprachlich, sozial, kulturell,, historisch, geschlechtsspezifisch, altersmäßig, ...), die seine Weltwahrnehmung und damit auch Interpretation des Textes beeinflussen. Intersubjektivität ist insoweit möglich, wie wir als Mitglieder einer Sprach- und Kulturgemeinschaft denselben Einflüssen unterliegen. Es gibt Gemeinsamkeiten, aber auch Differenzen. Pubertierende Jugendliche lesen denselben Text anders als 55jährige Deutschlehrer und deren Interpretationshilfen aus dem letzten Jahrhundert, und auch die lesen mit Sicherheit anders als die Zeitgenossen der Klassiker, oder als der Autor selbst, der sich möglicherweise ewas dabei gedacht haben mag, als er den Text schreib.
    Wenn ein Text immer dasselbe bedeuten würde, gäbe es nicht meterweise Kafka-Interpretationen und ganze Berufsstände, die sich seit Jahrtausenden daran abarbeiten, die Bibel zu interpretieren. :-)

  • hallo
    ich bin siebzehn und gehe in die elfte klasse eines gymnasiums und ich kann nur sagen ich liebe die bücher die wir in der schule lesen .wir haben schon so ziemlich alle durch dh maria stuart,wilhelm tell,unterm rad, der richter und sein henker,deutschstunde usw. auch ich konnte nicht verstehen wie die leute in meiner klasse sich für diese bücher nicht interessieren und noch nicht mal die erste(!) seite lesen.viele haben mir dann gesagt es würd diese ewige durchkauerei sein die sie so nervt das sie das buch nicht lesen möchten.und ich stimme ihnen zu denn wenn wirklich jeder satz durchgekaut und analysiert wird dann finde ich kann man das buch nicht mehr richitg geniessen.ausserdem denke ich das heutzutage der fernseher und das internet viel wichtiger geworden sind als sich mal eine halbe stunde hinzusetzen und ein buch zu lesen das persönlich finde ich eig sehr schade!wer ist meiner meinung?


    MFG anais :wave

    Mein anderes Problem war ,dass ich mich gerade in meine beste Freundin verliebte ,obwohl sie in den Augen der restlichen Welt fett war... (Verdammte Helden -Joe Meno) :keks