Leben, um davon zu erzählen - Gabriel Garcia Marquez

  • Handlung laut Amazon:
    Der lateinamerikanische Schriftsteller Gabriel García Marquez hat ein gutes Gedächtnis. Wenn man ihm glauben kann, dann haben wir so wundervoll geheimnisvolle, fantasievolle Romane und Erzählungen wie Hundert Jahre Einsamkeit, Chronik eines angekündigten Todes und Liebe in Zeiten der Cholera nur diesem Erinnerungsvermögen zu verdanken. Denn eigentlich, so sagt Marquez im ersten Teil seiner Autobiografie Leben, um davon zu erzählen, seien all diese Geschichten in den rätselhaften und erfindungsreichen Erzählungen seiner Großmutter bereits angelegt gewesen.
    Marquez' Biografie steht ein Motto voran: "Nicht was wir gelebt haben, ist das Leben", heißt es da, "sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen." Und so inszeniert der Autor seine Lebensgeschichte auch dick wie einen Roman: Nicht ganz so fulminant wie sein fiktives Werk (und sicher auch mit epischen Längen), aber spannend und voll Handlung. Begonnen hat er bei den Großeltern, einem pensionierten Oberst und seiner in einer Geisterwelt beheimateten Frau. Aber auch und vor allem von seiner Kindheit und Jugend, der Armut der Eltern, dem Leben in Kolumbien, den erfolgreichen Anfängen des späteren Schriftstellers als Journalist und von der Liebe erfährt man eine ganze Menge. Und das Haus der Familie in Aracataca, dass er 1950 mit seiner Mutter besuchte und von dem aus seine Lebensgeschichte retrospektkiv ihren Anfang nimmt, wird später in Hundert Jahre Einsamkeit aus tausend Worten wieder aufgebaut.
    Als bekannt wurde, dass Gabriel García Marquez an Krebs erkrankt sei, mutmaßte die literarisch interessierte Öffentlichkeit, der Autor wolle sich zurückziehen aus dem Gebiet der Literatur. Stattdessen hat er ein opulentes Buch vorgelegt, das Dichtung und Wahrheit geschickt verbindet. Weitere Bände dieser imposanten Erinnerungsarbeit sollen folgen. Man darf also noch hoffen.


    Zum Autor:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Gar...Da_M%C3%A1rquez


    Zu seinen bekanntesten Bücher zählen:
    Hundert Jahre Einsamkeit, Liebe in den Zeiten der Cholera, Bericht eines Schiffbrüchigen,
    Chronik eines angekündigten Todes und seine vor kurzem erschienen Erzählungen Das Licht ist wie das Wasser.


    Meine Meinung:


    Gabriel Garcia Marquez hat zwar seine Autobiographie geschrieben, aber sie handelt in erster Linie von seinem Schriftstellerleben. Von Anfang an wollte er Schriftsteller werden und nichts anderes.
    Zwischendurch war er auch noch als Jounalist tätig.


    All zuviel Privates über seine Gefühle und Emotionen lässt er aber nicht heraus. Schade!


    Trotzdem glaube ich, dass ich viel von dem Buch gehabt habe, da ich vieles zu seinem Werk jetzt gut zuordnen kann. Die vielen Bezüge zu seinem Land und seinen Einflüssen, besonders zu seinen Lesegewohnheiten und den vielen Schriftstellern wie Joyce, Faulkner u.v.a. haben mich fasziniert. Es wirkt wie ein Handbuch für werdende Schriftsteller. Das müsst ihr lesen und das müsst ihr kennen, dann reicht es auch zum Literaturnobelpreis. Toll.


    Auf der anderen Seite gibt es sehr viele ermüdende Längen in der Autobiographie.


    Vielleicht hätte das Buch drastisch gekürzt werden müssen, um Spannung aufrecht zu erhalten, denn eigentlich hat Gabriel Garcia Marquez, außer der Schriftstellerei, kein besonders aufregendes Leben geführt.


    Aber das Buch hat sich für mich trotzdem gelohnt, da Garcia Marquez wirklich hervorragend schreiben kann. Und es ist keine Müdigkeit oder Behäbigkeit zu erkennen, wie in manch anderer Autorenautobiographie.
    Definiv kein Alterswerk.


    Für den Einstieg in sein großes Werk halte ich es aber nicht so gut geeignet.


    Also zuerst Liebe in den Zeiten der Cholera, Laubsturm, Der Oberst hat niemand der ihm schreibt oder Chronik eines angekündigten Todes lesen!

  • Márquez beschreibt in dem Buch anfänglich seine Kindheit mit wunderbaren Worten und Witz. Später lässt er uns teilhaben am mühsamen Weg Schriftsteller zu werden. Mühsam wurde es für mich dann auch das Buch weiterzulesen. Am Ende wird es m.M.n. noch einmal ganz interessant. Vielleicht sollte man schon einige Werke des Autors im Vorfeld gelesen haben, damit man einen Zugang zu seiner Autorentätigkeit bekommt. Mir ist dieser weitgehend versperrt geblieben.


    Ich habe festgestellt, dass ich die Erzählungen über seine Familie und seine Frauen sehr genossen habe, der Rest sagte mir nicht sonderlich zu.


    Ferner war mir nicht bewusst, dass das Buch schon in frühen Jahren endet, und dass noch 2 Folgebände nachkommen könnten, die ich mir allerdings nicht mehr antun würde.


    Ich vergebe 6 von 10 Punkten.

  • Zitat

    Herr Palomar
    Für den Einstieg in sein großes Werk halte ich es aber nicht so gut geeignet.


    Dem kann ich aus meiner Sicht nur zustimmen. Ich hatte dieses Buch als erstes von ihm begonnen, eben um einen Einstieg in sein Werk zu erhalten. Und der ist erst mal schief gegangen. Ich habe das Buch nach ca. 1/3 erst unter- dann abgebrochen. Zunächst hat mich seine Art zu Schreiben sehr angesprochen, doch dann empfand ich es als nur noch - darf man das über einen so bekannten Autor überhaupt sagen? - langweilig. Es hat mich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht mehr interessiert, über wen oder was er weiterschreibt, weil ich mit diesen Angaben so gar nichts anfangen kann. Und eigentlich auch nicht weiß, warum ich das wissen und was ich damit anfangen sollte.


    Nach einer gewissen Zeit werde ich mal einen seiner Romane versuchen; vielleicht gefallen die mir ja.


    Der erste Zugang ist jedenfalls schief gegangen - schade.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Nach einer gewissen Zeit werde ich mal einen seiner Romane versuchen; vielleicht gefallen die mir ja.
    Der erste Zugang ist jedenfalls schief gegangen - schade.


    SiCollier
    Ich denke, Herr Palomar hat einen guten Tipp gegeben:

    Zitat

    Herr Paolmar
    Also zuerst Liebe in den Zeiten der Cholera

    - das ist als Einstieg sicher bestens geeignet und sehr empfehlenswert.

  • Zitat

    Original von Cookie


    SiCollier
    Ich denke, Herr Palomar hat einen guten Tipp gegeben:

    - das ist als Einstieg sicher bestens geeignet und sehr empfehlenswert.


    das war auch mein erstes buch vom marquez. ab "100 jahre einsamkeit" bin ich ihm verfallen, wie mein nick ja verrät...;-)


    als einsteighilfe könnte ich noch das taschenbuch "chronik eines angekündigten todes" empfehlen.

  • Trotz der Längen und angesprochenen Schwächen fand ich gerade die Schilderungen seines Werteganges als Schriftsteller spannend und lehrreich, ich kann Herrn Palomar in dieser Hinsicht nur zustimmen.


    Ansonsten erfährt man sehr viel über das Leben in Kolumbien, die Menschen, ihre (auch schrulligen) Neigungen und Denkweisen, die katastrophen und der Umgang damit, die skurilen Gegensätze des Landes, die schönen und unangenehmen Seiten, die Lebensweisen der einfachen wie der intellektuellen Leute.


    Gefallen hat mir, dass er sich keineswegs nur in den Mittelpunkt gestellt hat sondern sich selbst eher als roter Faden durch die Geschichte und Eigenheiten seines Landes genutzt hat. Einen großen Anteil nehmen Familie und das intelektuelle Leben des Landes ein. Er stellt sich als ein Mann des Volkes dar, der sich aus eigener Kraft, purer Neugier und Lesewut und Zufall zum Schriftsteller hochgearbeitet hat, auch gegen den Widerstand der Familie.


    Schätzen gelernt habe ich seine Beobachtungsgabe, seinen Sinn fürs Detail, seinen Sinn fürs Skurile und seine Belesenheit und Bescheidenheit.