Hakan Nesser - Kim Novak badete nie im See von Genezareth

  • Durch "Die Schatten und der Regen" bin ich erst jetzt zu Nesser gestoßen und wurden durch "Kim Novak badete nie im See von Genezareth" sehr enttäuscht. Ersteres gefiel mir sehr durch sehr emotionale Momente, durch eine ausgeklügelte Geschichte und durch einen wunderschönen Schreibstil.


    Doch Kim Novak hat nichts dergleichen - die Geschichte ist längweilig, bis zäh - zieht sich durch die ersten 180 Seiten nach dem Motto "hundertmal gelesen". Die Sprache und der Stil ist offensichtlich dem 14jährigen Protagonisten sehr angepasst und unterstreicht dadurch die Langeweile sehr.


    Zu manchen Figuren konnte ich überhaupt keine Beziehung aufbauen. So ist Henry eine durch und durch oberflächlich geschilderte Person ohne Gesicht und Leben. Die Beziehung der Brüder ist mir obendrein sehr eigenartig aufgefallen. Henry ist in der Geschichte 22, verhält sich aber wie ein mind 32jähriger. Irgendwie passt das alles nicht zusammen.


    Nach all diesen Auffälligkeiten war die Lösung des Rätsels zwar nicht von vornherein klar, aber auch nicht so abwegig.


    Fazit: Für jeden der schlichte Geschichten mit wenig Höhen und Tiefen in einer sehr schnellen und flüssigen Sprache liebt sicher empfehlenswert - für alle anderen allerdings sehr sehr öd.

  • Ich meine auch zu wissen, wer der Täter ist. Oder bin ich nun komplett auf der falschen Fährte? (Wäre bei Nesser ja nicht das erste Mal...) :fingerhoch


    Es ist auch mein Lieblingsbuch von ihm, auch wenn ich die Van-Veeteren-Krimis sehr gerne mag. Nessers Stärken liegen für mich eindeutig im psychologischen Entwicklungsroman, da ist er unschlagbar, dieses noch mit einer Kriminalgeschichte zu verbinden. Und das ist ihm, finde ich, bei Kim Novak sehr gut gelungen.



    Ich bin gespannt auf den nächsten. Wird wohl meine Urlaubslektüre an den Seen in Schweden werden... :-)

  • Ob als Hörbuch oder Buch - Kim Novak ist mein absoluter Favorit von Hakan Nesser! Ich konnte nicht anders als es in einem Rutsch durchzulesen.
    Und ich bin mir relativ sicher wer der Mörder war... :grin (wie schon sooft, würde mich daher nicht wundern wenn ich wieder mal daneben liege :lache)

  • Ein heisser Sommer 1962 in Schweden - Die beiden 14- jährigen Jungen Erik und sein Freund Edmund verbringen den Sommer am See Möckeln im Sommerhaus mit dem sonderbaren Namen "Genezareth". Auf die beiden passt Eriks acht Jahre älterer Bruder Henry auf. Ihre Eltern sind nicht dabei, der Vater muss im Gefängnis als "Schliesser" arbeiten und Geld verdienen und ihre Mutter liegt mit fortgeschrittener Krebserkrankung im Krankenhaus. Es sind diese ruhigen und teilweise handlungsarmen Tage in der Ferien die zusammen mit der Sommerhitze und der erwachenden Pubertät der Jungen sowie der schwierigen Familiensituation eine seltsame Grundstimmung verbreiten die über das ganze Buch anhält.


    Ewa Kaludis, die Aushilfslehrerin von Erik und Edmund, die aussieht wie die bildschöne Filmschauspielerin Kim Novak verbringt dem Sommer ebenfalls an diesem See zusammen mit ihrem Verlobtem Berra Albertsson einem bekannten Handballspieler.


    Henry beginnt schliesslich eine verhängnisvolle Affäre mit Ewa Kaludis. Leider findet ihr Freund Berra diese Liebschaft heraus und will Henry zur Rede stellen bzw. sich an an ihm rächen. Zu diesem treffen kommt es aber nicht mehr da Berra Albertsson erschlagen auf einem Parkplatz gefunden wird... wer hat das schreckliche Verbrechen begangen?


    Dieser bedeutungsschwere Sommer 1962 mit seinem verhängnisvollen Verlauf erinnerte mich stellenweise an Stephen Kings "Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers". Wer diese Geschichte kennt kann die Atmosphäre die dieses Buch verbreitet verstehen und nachvollziehen. In der ersten Hälfte des Buches passiert sozusagen nichts und es lullt den Leser ein und bereitet ihn auf das SCHRECKLICHE vor das im zweiten Teil passieren wird. Aber auch im zweiten Teil als das SCHRECKLICHE geschieht und die Ermittlungen der Polizei ihren Verlauf nehmen wird es nicht actionreicher. Die bleierne Schwere des Sommers bleibt auch auf dem zweiten Teil haften. Auch wird zum Schluss auch nicht definitiv aufgelöst wer das SCHRECKLICHE begangen hat. Eine starke Vermutung habe ich, bin aber nicht zu 100 % sicher...


    Wer auf Action und Thrill steht sollte die Hände von diesem Buch lassen. Es eignet sich für Leser die einen atmosphärischen Krimi mögen der sich langsam aufbaut und ein spezielles Ende hat. Mir hat es nicht schlecht gefallen aber es ist kein Buch das lange im Gedächtnis bleibt.

  • Wer bei "Kim Novak badete nie im See von Genezareth" einen Krimi erwartet, wird wohl bitterlich enttäuscht werden.
    Für mich dieser Roman vor allen Dingen eine bittersüße Coming of Age-Geschichte; eine Geschichte, wie ein Sommeridyll allmählich kippt und sich in das SCHRECKLICHE verwandelt.
    Hakan Nesser kann ganz einfach schreiben, er läßt soviel Atmosphäre vor des Lesers Auge entstehen, daß man meint, sich selbst an dem kleinen See beim Häuschen Genezareth zu befinden.
    Und reizvolle Frauenfiguren erschaffen, das kann er auch fabelhaft, der Herr Nesser.
    "Kim Novak..." ist eines der wenigen Bücher, die mir auch nach vielen Jahren noch halbwegs im Gedächtnis geblieben sind und das ich immer wieder gerne wiederentdecke!