ISBN 978-3-502-11009-5
444 Seiten
Erscheinungsdatum 09/2007
Kurzbeschreibung
An einem regnerischen, nebligen Wochenende im Oktober steht plötzlich ein Mann im Garten der Freiburger Familie Niemann. Er versucht ins Haus einzudringen, doch als die Polizei eintrifft, ist er schon wieder verschwunden. In derselben Nacht kehrt er zurück und stellt der Familie ein unerklärliches Ultimatum.
Die Freiburger Hauptkommissarin Louise Bonì und ihre Kollegen ermitteln unter Hochdruck. Es geht das Gerücht, dass der Täter vom Balkan stammt. Louises Ermittlungen führen sie in ein gefährliches Niemandsland...
Über den Autor:
Homepage des Autors.
Oliver Bottini, geb. 1965 in Nürnberg, Studium der Literaturwissenschaft und Psychologie, Ausbildung zum Kung-Fu- und Qi-Gong-Meister. Seit vielen Jahren widmet er sich dem Studium des Buddhismus und hat bereits mehrere Arbeiten zum Thema publiziert. Er lebt als Redakteur und Buchautor in München.
Meine Meinung:
Kriminalroman- so steht es auf dem Cover vorne- hinten in Rot: Der dritte Kriminalroman von Krimi Preis-Träger Oliver Bottini. Zur Hervorhebung in Großbuchstaben. Und doch- ich glaube es nicht.
Gut, wer die ersten beiden Bücher von Oliver Bottini nicht gelesen hat, sollte von diesem die Finger lassen, es ist eindeutig- viel eindeutiger als der Verlag das sagt Fortsetzung der Vorgängerbände und aus sich heraus schwer verständlich- aber ist es auch ein Krimi?
Gut, es geht auch um Straftaten, Hausfriedensbruch, Brandstiftung, zwei Morde geschehen, aber es geht nicht um ein Aufklärungsdrama, kein whodunit, keine Hetzjagd nach dem Mörder, kein Showdown im Morgengrauen wird beschrieben.
Gut, Louise Boni verfolgt zuerst die Spur zum Täter, zu eine Zeit als er noch kein Mörder ist,
sie aber ahnt, dass er wohl einer werden will. Sie kennt Namen und Schicksal bevor es zur letzten Tat kommt und sie verstrickt sich in dieses Schicksal in das Schicksal eines Opfers, das zum Täter wurde- eines Unschuldigen, der zum Schuldigen wird und Unschuldige tötet.
Gut, sie verfolgt den Mörder scheinbar zu allem entschlossen. Illegale Ermittlungen im Ausland im Urlaub eingeschlossen.
Aber – Krimi?
Dies Buch ist die Beschreibung des Seelenzustandes einer Frau, die als Ermittlerin bei der Polizei mit etwas konfrontiert wird, das man selbst als Fernsehzuschauer verdrängt, nicht wahr haben will- nicht in Vergangenheit und schon gar nicht in der Gegenwart.
Das Schicksal der Donauschwaben auf dem Balkan mit dem Untergang des österreichisch –ungarischen Reiches bis in die heutigen Tage- die Kämpfe um die Zerreissung Jugoslaviens- die Opfer die Täter, die Täter die Opfer wurden. Keine Begriffs- eine Zustandsverwirrung, eine Gefühlsverwirrung in der Worte Standpunkte definieren- Worte töten können. Das beschreibt diese Buch in einer eher spröden knappen Schreibweise- die Distanz zum Geschehen baut sich erst langsam ab- ein Spannungsbogen im Sinne eines Krimis fehlt ganz. Der Leser geht nur mit und wird gefesselt von dem Seelenleben dieser Frau, Ex- Trinkerin, wie man aus dem ersten Band weiß, eine Frau die nie darüber hinweggekommen ist, dass sie in einer kritischen Situation dem ersten – notwendigen – Schuß einen zweiten hintergeschickt hat, die mit ihren Fehlern täglich konfrontiert wird und deren Alpträume der Leser miterlebt.
Ein Buch vom Scheitern, vom vergeblichen Kampf um das Erreichen von Zielen, Versagen von Beziehungen, von Frieden, von Abstinenz, von Vermeidung eines Mordes, vom Scheitern in der Verantwortung, vom Schmerz von dem uns Volker Uhl erzählt.
Nein, das Buch ist kein Krimi, es endet nicht mit einer Entlarvung oder Bestrafung des Täters, es beschreibt mehr die Suche nach sich selbst aus der Perspektive der Ermittlerin. Das Buch ist also mehr Belletristik- aber das vom feinsten. Ein wirklich großartiges Buch, dass ich jedem, der nicht mit der Erwartungshaltung einen Krimi zu lesen wärmstens ans Herz legen will.