"Tannöd - Das Hörspiel"

  • Amazon.de-Hörbuchrezension
    Die von Monica Bleibtreu besorgte, ungekürzte und mit dem Hörbuchpreis 2007 ausgezeichnete Hörbuch-Lesung von Andrea Maria Schenkels Überraschungs-Bestseller Tannöd ist ein echtes Hörereignis. Denn Bleibtreu liest die Geschichte um den sechsfachen Mord an der eigenbrötlerischen Bauernfamilie Danner und ihrer neuen Magd, die in den fünfziger Jahren auf ihrem abgelegenen Hof gefunden werden -- und die sich im Verlauf der Handlung zur gruseligen Fabel über Schuld und Verstrickung, sexuelles Begehren, Abhängigkeit und grausame Rache weitet --, derart beeindruckend, dass man sich eine bessere Umsetzung gar nicht hätte vorstellen können.
    Deshalb mag diese gewissermaßen „nachgeschobene“ NDR-Hörspiel-Produktion zunächst einmal überflüssig erscheinen. Skeptische Hörer allerdings werden bereits nach den ersten Minuten eines besseren belehrt. Denn der renommierte Regisseur Norbert Schaeffer hat sich Schenkels Text mit aller Freiheit vorgenommen, um ihn auf seine zentralen akustischen Stellen -- die Aussagen und Stellungnahmen von Zeugen, Dorfbewohnern, Opfern und des Mörders -- zu reduzieren. Fast scheint es, als habe er Schenkels Quellen aus den Gerichtsprotokollen des Original-Falls rekonstruieren wollen. So wohnt der Hörer in gewisser Weise der Verhandlung bei, die die Gründe für die mit einer Spitzhacke begangene Bluttat Schlag auf Schlag offen legt.


    Aus zahlreichen, mit Udo Wachtveitl, Jörg Hube oder Elisabeth Tscharke und anderen im übrigen ebenso prominent wie trefflich besetzten Stimmen schafft sein Tannöd ganz ohne Erzählerkommentar (aber mit geschickt eingespielten „Gebetssequenzen“) eine bedrückende Montage, die die durch Katholizismus und Bigotterie geprägte, deprimierende dörfliche Atmosphäre hörbar macht, in der dieses unfassbare Verbrechen geschah.



    Meine Meinung:
    Ein beeindruckendes Hörspielerlebnis. Die Umsetzung des Buches ist wirklich hervorragend gelungen. :anbet


    10 von 10 Punkten.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Das müsste doch die Version sein, die man im Rahmen der Hörspieltage kostenlos downloaden konnte, oder?


    Exakt!


    Das interessante während der Hörspieltage hier in Karlsruhe war, dass das Stück bei der Jury floppte, vom anwesenden Publikum jedoch nahezu begeistert aufgenommen wurde.


    Zum Jury-Flopp: Das lässt sich leicht erklären. Unfähigkeit der KritikerInnen. Verena Auffermann (u.a. Süddeutsche Zeitung) erklärte öffentlich, sie hätte sich auf Grund des Hörspiels extra den Roman angeschafft. Gelesen hatte sie ihn offensichtlich nicht, denn sie behauptet - nach Differenzen zwischen Roman und Hörspiel gefragt - allen Ernstes, auch im Buch sei nicht klar, wer die Ereignisse erzähle. Ein Blick auf die erste Textseite des Romans straft die werte Frau Lügen. Frank Olbert und Marcel Beyer störten sich irgendwie am Dialekt. Die Vorsitzende stimmte dann auch noch mit ein. Die einen wollten es Krachlederner (an alle bayrischen mit Diskutanten: Ist das Wort so richtig?), die anderen am liebsten gar keinen Dialekt.
    Auch bei der Beantwortung dieser Frage hätte ein Blick in den Romantext geholfen. Dort wird teilweise Dialekt angedeutet. Konsequent wählte Schaeffer eine Dialektf-Verlaufsform, die von jedem verstanden werden kann. Der Regisseur des Norddeutschen Rundfunks nahm beim BR auf. Schenkel und Schaeffer arbeiteten übrigens bei der Produktion eng zusammen. Auf Wunsch Schenkels wurde ein Sprecher ausgetauscht, da er zu österreichisch klang. Dies berichteten übereinstimmend Schaeffer (während der Hörspieltage) und Schenkel (nach der Austrahlung auf SWR2).

  • Hallo,


    also ich fand das Hörspiel überhaupt nicht gut. Ja, die Stimmung und die
    Lesung an sich war gut, aber die Geschichte finde ich einfach nur schwach.
    Nach so vielen begeisterten Stimmen war ich echt enttäuscht.


    Schöne Grüße
    Zimtpferd

  • Ich hab auch das Hörbuch. Hatte es mir geholt, weil das Buch so gut sein soll. Aber ich bin grundsätzlich beim Hören eingeschlafen. Habs nicht mal bis zur Hälfe durch bekommen und es irgendwann aufgegeben.
    War nicht so mein Ding.