'Galgentochter' - Kapitel 01 - 08

  • Drehbuch,


    in jedem historischen Roman tauchen historische Persönlichkeiten auf, sei es auch nur der Name des regierenden Kaisers. Diese Personen werden selbstverständlich so historisch korrekt wie möglich dargestellt. Ansonsten finde ich deine Idee, zunächst einmal mehr als das Nachwort zu lesen, ziemlich prima.



    Rosenstolz


    Nein, bei meinen Lesungen wähle ich selbstverständlich andere Textstelle. Es geht bei einer Lesung ja darum, den Zuhörern einen Eindruck von der Geschichte zu vermitteln. Grausamkeit steht bei mir nicht an erster Stelle.

  • Zitat

    Original von Ines
    Drehbuch,


    in jedem historischen Roman tauchen historische Persönlichkeiten auf, sei es auch nur der Name des regierenden Kaisers. Diese Personen werden selbstverständlich so historisch korrekt wie möglich dargestellt. Ansonsten finde ich deine Idee, zunächst einmal mehr als das Nachwort zu lesen, ziemlich prima.


    ich auch! :grin
    danke für die antwort, ines! :knuddel1
    sobald ich in der löwenlagune fertiggeplätschert habe, melde ich mich hier.
    :wave
    ______________________________


    so. da bin ich. den ersten teil habe ich jetzt gelesen.


    liebe ines,
    hoffentlich enttäuscht dich meine stellungnahme zu dem bisher gelesenen nicht allzusehr, aber es ist nun einmal meine - subjektive - meinung über eben dieses gelesene - nicht über dich! - und ich denke, die ist hier ja gefragt und nur sie bringt einem autor ggf etwas.
    selten habe ich so schwer zugang zu einem historischen roman gefunden und dies trotz meiner persönlichen "inneren vorschusslorbeeren", denn der "maler gottes" und die pelzhändlerin-trilogie gefielen mir ausnehmend gut.
    und einige fragen habe ich auch.
    aber der reihe nach:
    ich hätte mir ein personenregister gewünscht. und ein glossar.
    was ein stöcker und ein beisasse sind, habe ich inzwischen hier bereits finden können, unter beisasse hätte ich mir eher etwas wie einen schöffen oder beisitzer vorgestellt, vermutlich in gedanken an den richter blettner. was ein malefizhaus ist, wird mir vielleicht im weiteren verlauf auch noch klar werden. was verstand man damals unter schlitzohr? schlitzohren werden als außerhalb wohnend aufgeführt - aber nach unserem heutigen verständnis kann sehr wohl auch ein richter oder ein bürgermeister ein schlitzohr sein, und die wohnen doch gewiss innerhalb.
    mein eigentliches problem waren aber die beiden erzählstränge.
    ich tendiere mittlerweile auch dazu, dass die erste leiche die mutter des mädchens und dieses wiederum mit agnes identisch ist.
    aber das passt meinem empfinden nach doch zeitlich hinten und vorne nicht, zumal sie doch in der von gustelies belauschten beichtszene noch überaus lebendig bekennt, eine krämersfrau beleidigt zu haben (die geschichte mit dem band für die tochter?). außerdem: der hurenmeister klagt sich im beichtstuhl an, die wanderhure nicht aufgenommen zu haben. also muss sie ihm da fremd gewesen sein. natürlich könnte die meisterschaft im hurenhaus in der zwischenzeit gewechselt haben, aber davon ist nichts zu lesen und es erscheint mir in der kürze der zeit sehr unwahrscheinlich. es muss doch aber um dasselbe hurenhaus gegangen sein, denn schließlich tauchte ja dort der gewandmeister auf, der den leuten bekannt war. da hatte aber eine hurenmeisterin das sagen. oder kannte nur sie die mutter, ihr mann - der hurenmeister - aber nicht? oder gab es zwei freudenhäuser in unmittelbarer nähe?
    die vergewaltigungsszene empfand ich als unangemessen deutlich und unnötig in der wiederholung. überhaupt erscheinen mir sexualität und gewalt in diesem buch verglichen mit den übrigen sehr ausgeprägt. und zT auch unwahrscheinlich. zB die szene auf seite 64: zwei tage vor der versteigerung rasiert die mutter ihre tochter. dabei scheint es ihr völlig egal zu sein, ob sie das kind verletzt. sie schlägt es sogar. muss sie sich nicht gedanken machen, dass sie durch spuren derartiger misshandlungen den kaufpreis (negativ) beeinflussen könnte (wenn schon die mütterlichen gefühle total fehlen)?
    ich habe ich einmal irgendwo gelesen, dass sich bestimmte völker hunde für die körperhygiene hielten (die leckten frauen das monatsblut weg und allgemein nach einem "großen geschäft" den hintern sauber), aber die szene mit dem hund fand ich eklig und ebenfalls sehr brutal.
    ziemlich am anfang "schreibt" der henker etwas. wie realistisch ist es, dass damals ein doch zu den gesellschaftlich nicht akzeptierten zählender schreiben konnte?
    hier wurde - ich glaube, es war "nachtgedanken" - schon zum ausdruck gebracht, dass man manchmal das gefühl einer fehlenden vorgeschichte hat. ging mir auch so. zB, als gustelies beim gedanken an einen eingepökelten ehemann "kein frohes lachen" lacht. du schreibst jetzt, ja, da gäbe es ein geheimnis. es hieß doch aber, jedes buch sein in sich abgeschlossen und verständlich?
    was muss ich mir eigentlich darunter vorstellen, wenn jemand "die zähne bleckt" (die zähne fletschen kenne ich, aus tiererzählungen. ist das dasselbe?)?
    zum covertext: hier musste ich schmunzeln: der verschwundene gewandschneider liegt unter dem galgen. wenn er da liegt, ist er nicht verschwunden. denn er liegt ja da. :lache
    hat es eigentlich einen besonderen grund, dass bei diesem buch der titel allein aus einem wort besteht und nicht "die" davorsteht?


    das verhältnis hellas zu ihrem mann wirkt lebensecht und mit "leichter feder"geschrieben. obwohl mir der arme manchmal fast ein wenig leidtut, er muss sich doch vorkommen wie beim hasen und beim igel... immer ist man ihm eine nasenlänge voraus, sogar die huren hat hella - man muss den mitmenschen in schweren stunden beistehen (herrlich! :lache) natürlich schon längst interviewt.
    auch die beziehung hellas zu ihrer mutter gustelies gehörte für mich zu den postiven aspekten. bei der erklärung, dass keine frau ihren mann im eigenen hause zerstückeln würde, da das schlachten im herbst genug sauerei mache, muste ich laut lachen.
    der priesterliche onkel ist eine gelungene nebenfigur und wirkt durch seine sich ständig wiederholenden redensarten vor allem zum thema essen rasch vertraut.


    zum thema "essen" gleich eine frage:
    im zweiten teil der löwenlagunenleserunde kam die idee auf, hier einen thread über heute noch nachkochbare gerichte aus historischen romanen zu eröffnen. da wir uns mit dem urheberrecht nicht ganz sicher waren:
    möchtest du mit deiner grünen sauce den anfang machen?


    zu deinen eigenen hier gestellten fragen möchte ich zu einem späteren zeitpunkt stellung nehmen.


    ich freue mich auf eine antwort und bedanke mich jetzt schon dafür und auch für deine begleitung dieser leserunde! :anbet :wave
    __________________________________


    inzwischen habe ich über deine fragen nachgedacht:


    "Ich lese nicht gern grausame Szenen. Beschreibungen von Morden, Vergewaltigungen u.ä. überblättre ich meist."


    ich auch! :-)


    "Nun ist es aber so, dass in vielen sehr erfolgreichen Büchern "brutale" Szenen auftauchen."


    stimmt. war schon bei simmel so. mE ist das zT so, dass treue leser eines autors diesen TROTZ der szenen lesen, es gibt aber gewiss auch leser, welche gerade DURCH solche szenen angesprochen werden. ich zähle nicht dazu. wenn es thematisch passt und ich nicht den eindruck habe, dass die szene aus effekthascherei konzipiert wurde, und überdies das ganze in einem "appetitlichen" (also nicht allzu obszönen ((es sei denn, man lässt zB vergewaltigende soldaten sprechen, die sich ja nun tatsächlich nicht wie stiftsfräulein ausdrückten, aber auch das darf dann nicht überhand nehmen)) *ton* formuliert wurde.
    positivbeispiel: charlotte thomas: die lagune des löwen"


    "Was wünscht sich der Leser an dieser Stelle?"


    so wenig wie möglich. andeutungen reichen.
    als der betrunkene rhett scarlett nach ashleys geburtagsparty (zunächst gegen ihren willen) "nimmt", heißt es meiner erinnerung nach: "und trug sie hinauf in die weiche, alles umwirbelnde finsternis". das weitere bleibt der leserphantasie überlassen bzw geht aus scarletts reaktion am nächsten morgen hervor (sie schnurrt wie ein kätzchen!*g*). ich brauche keine ständig beknabberten brustwarzen wie zb in der gabaldonschen highland-saga. das bezieht sich auf sex ebenso wie auf gewalt.


    "Ist es so, wie Beowulf sagt, dass diese Szenen zur Illustration der Zeit nötig sind?"


    ich denke nicht. und wenn, wie gesagt, reichen mir andeutungen.
    gleich noch zu einer späteren deiner fragen:
    ich glaube, jede zeit hat ihre eigene form von gewalt.
    auch heute noch werden frauen (und auch männer!) misshandelt.
    und die möglichkeit, zu töten, haben wir "perfektioniert".


    "Und weiter: Muss ein Buch einen Wohlfühlfaktor haben, damit ihr es gern lest?"


    ja. aber die frage ist jetzt, wie der einzelne wohlfühlfaktor formuliert.
    friedefreudeeierkuchenkuschelei ist es nicht. ich möchte von einem buch berührt werden. das heißt: es soll mich ansprechen. ich möchte mich mit der hauptperson in gewissen grenzen identifizieren können. und ich wünsche mir das gefühl, dass der autor sich bemüht hat, mir kenntnisse über mich interessierende dinge zu vermitteln: ich bevorzuge historische romane und möchte einen gut recherchierten historischen hintergrund.


    " Leidet der Wohlfühlfaktor unter brutalen Szenen?"


    wenn sie nicht den oben erwähnten anforderungen entsprechen: ja.


    eine person aus dem eulenforum habe ich nicht ausmachen können.


    für deine morgige lesung wünsche ich dir viel erfolg!
    (und verstehe, wenn du derzeit nicht zum antworten kommst!)


    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

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  • Ich fand diesen Abschnitt auch etwas schaurig und war doch etwas verblüfft, als ich mitbekommen habe, wie detailreich die Autorin die Vergewaltigung beschreibt. Wenn ich das Ende nun richtig gelesen haben, ist das Mädchen ins Wasser gegangen und hat sich ertränkt und die Mutter hat es vom Fenster aus gesehen, dachte jedoch es sei ein Fischer oder eine Magd.


    Schlimm, dass man 13-jährige Mädchen schon damals zu sexuellen Handlungen zwingen wollte. Wie kann man den Mädchen so etwas nur antun? Aber wenn die Mutter eine Hure ist, warum sollte es dem Kind dann besser gehen? (Das sind wahrscheinlich die Gedanken der Mutter - von wegen für den Lebensunterhalt sorgen - eine Qual für den Körper und die Seele des Kindes)


    Das ist mein erstes Buch der Autorin und als ich gelesen habe, dass die Autorin in Leipzig aufgewachsen ist, hatte sie gleich noch ein paar Pluspunkte bekommen. Ich lese gern Autoren, die aus dem schönen Sachsen kommen bzw. hier aufgewachsen sind. :-)
    Bis jetzt hat mich das Buch definitiv in seinen Bann gezogen und wenn ich nicht Kuchen backen müsste und ein wenig Budenzauber machen wöllte, würde ich wahrscheinlich gleich noch den nächsten Abschnitt lesen.
    Wenn sich dieser Spannungsbogen, den die Autorin bis jetzt aufgebaut hat hält, werde ich sicherlich noch mehr Bücher bzw. die restlichen Bücher der "Verbrechen von Frankfurt"-Reihe lesen.


    Hella und ihre Mutter Gustelies sind sehr sympathische Frauen. Ich mag Frauen, die nach ihrem eigenen Kopf handeln und sich durch die Männer nicht unterkriegen lassen. Aber auch der Richter ist ein relativ angenehmer Gesell. Zumindest ist er mir bis jetzt nicht negativ aufgefallen.


    Vielleicht komme ich noch später im Laufe des Tages dazu ein paar Seiten vom nächsten Abschnitt zu lesen!? Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt darauf.