Zwillingsspiel - Markus Stromiedel

  • Im Prolog erfährt der Leser bereits von dem ungleichen Zwillingspaar. Lisa immer auf der Gewinnerseite, Paul der Loosertyp. So nehmen sie auch im späteren Leben ihren Platz in der Berufswelt ein. Lisa tough in der Politik und Paul als schüchterner, stotternder Kommissar. Durch ein Bombenattentat werden sie dann beruflich zusammengeführt.


    Der Debütroman von Markus Stromiedel war von Anfang an spannend und fesselnd zu lesen. Die vielen, verschiedenen Handlungsstränge laufen erst nebeneinanderher bis sie sich irgendwann verflechten und der Autor legt für den Leser sehr viele Spuren, er lässt ihn dadurch miträtseln und hält ihn bei der Stange. Ebenso sorgen die schnellen Szenenwechsel für Dynamik.


    Positiv ist anzumerken, dass das Verhältnis von Selig und Maria nur geschäftlich geblieben ist, aber das könnte sich im Folgeband ja ändern. Ebenso gut fand ich persönliche Entwicklung von Selig. Sehr realistisch und gut recherchiert war das politische Leben samt Intrigen.


    Negativ fand ich, daß durch die Vielzahl von Protagonisten eine genaue Charakterisierung gelitten hat.


    Der Schreibstil ist vielleicht nicht jedermanns Sache, mir hat er gefallen und ich werde dieses Buch auf jeden Fall weiter empfehlen.


    Der 2. Band liegt mittlerweile auf meinem SUB


    Von mir 8 Punkte

  • Ich habe dieses Buch gerade begonnen - bin bei Seite 70 und schon sehr angefressen. Recherchefehler über Recherchefehler und dazu mal wieder ein Loser als ermittelnder Kommissar. Wäre es da nicht mal an der Zeit für neue Ideen? Vielleicht hätte man dem Autor auch sagen müssen, dass die Bundesrepublik Deutschland ein förderalistischer Staat ist. Ob ich dieses Buch zuende lese weiß ich offengestanden noch nicht. :bonk

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Titel: Zwillingsspiel
    Autor: Markus Stromiedel
    Verlag: Knaur
    Erschienen: Juni 2008
    Seitenzahl: 432
    ISBN-10: 3426634465
    ISBN-13: 978-3426634462
    Preis: 7.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Berlin wird von einem Terroranschlag erschüttert: Eine Explosion auf dem S-Bahnhof Savignyplatz zerfetzt sieben Menschen, darunter die Tochter eines prominenten Regierungsberaters. Kommissar Paul Selig wird mit den Ermittlungen beauftragt - zu seinem großen Erstaunen, denn eigentlich ist er alles andere als ein Erfolgsmensch.
    Daran ist seine karrierebesessene Zwillingsschwester Lisa nicht ganz unschuldig, die von Kindesbeinen an kaum eine Gelegenheit ausgelassen hat, ihren Bruder zum Verlierer zu stempeln. Bei seinen Ermittlungen stößt Selig auf zahlreiche Ungereimtheiten. Sollte er den Fall bekommen haben, weil man ihm die Aufklärung nicht zutraut? Doch wer könnte ein Interesse daran haben, die Wahrheit unter Verschluss zu halten?

    Der Autor:
    Markus Stromiedel schrieb als Journalist für die "Zeit" und die "Frankfurter Rundschau", bevor er in die Filmbranche wechselte. Er war Chefdramaturg bei der Bavaria Film, Creative-Producer für Columbia TriStar und Writing-Producer für Studio Hamburg. Seit 1999 schreibt er als freier Autor Drehbücher. Seither entstanden die Bücher für viele erfolgreiche Krimis und Fernsehfilme. Er lebt in Bonn.


    Meine Meinung:
    Es ist ganz sicher keine leichte Aufgabe einen Politthriller zu schreiben, einen Politthriller der auch glaubhaft wirkt. Markus Stromiedel hat einen Politthriller geschrieben, der alles ist – aber ganz sicher nicht glaubhaft. Hart ausgedrückt: Ich habe dieses Buch als ein einziges Ärgernis empfunden. Die Story ist einfach nur unglaubwürdig, Recherchefehler und ein Schreibstil der mir so manches Mal die Zehennägel aufgerollt hat. Für mich steht fest, dass ich mir einen weiteren Stromiedel nicht reinpfeifen werde. Einmal war in diesem ganz speziellen Fall einfach einmal zu viel.


    Hier jetzt ein paar Beispiele für mangelhafte Recherche, die wohl kaum als Flüchtigkeitsfehler durchgehen dürften:


    • Ist der Weyland nun Berliner Senator (verantwortlich für die Senatsverwaltung des Inneren) oder handelt es sich beim ihm um den Chef des Bundesinnenministeriums? Die Landespolizeibehörden unterstehen nicht dem Bundesinnenministeriums und der zuständige Minister hat keinerlei Weisungsbefugnis gegenüber den Landespolizeibehörden. Vielleicht hätte der Autor sich hier intensiver mit den förderalistischen Grundlagen unseres Landes beschäftigen sollen.


    • Der Bundesinnenminister wird mit „Herr Minister“ oder mit „Herr Bundesminister“ angesprochen, aber ganz sicher nicht mit „Herr Innenminister“.


    • Eine Beförderung vom Kommissar zum Hauptkommissar ist beamtenrechtlich nicht möglich. Im deutschen Beamtenrecht ist die Sprungbeförderung nicht vorgesehen. Ein Beamter kann immer nur innerhalb eines Jahres einmal ernannt werden.


    • Bei Terroranschlägen gibt es eine ausschließliche Zuständigkeit des BKA und der Bundesanwaltschaft. Die Landesbehörden werden allenfalls zu Hilfsdiensten herangezogen.


    • MEK/SEK und Bereitschaftspolizei sind zwei verschiedenen Paar Schuhe.


    „Wunderbar“ auch die Person des Kommissars Paul Selig. Ein Loser. Wobei man sich wirklich fragen muss, ob Protagonisten mit diesem Hintergrund nicht langsam völlig ausgelutscht sind? In der Thriller-Literatur dürfte für solche Typen eigentlich wegen inflationärem Aufkommen kein Platz mehr vorhanden sein.


    Was irgendwann auch nervte war die Tatsache, dass immer irgendwer von irgendwem beobachtet wurde – unbemerkt natürlich. Die ganze Geschichte war wild konstruiert, wirkte auf mich völlig unglaubwürdig und hatte keinerlei Bezug zur Realität – selbst eingedenk der dichterischen Freiheit. Aber dichterische Freiheit bedeutet ja nicht dass ein Autor erzählerischen Amok laufen darf.


    Dieses Buch von Markus Stromiebel – und das kann jetzt schon gesagt werden – eines der Leseenttäuschungen des Jahres 2011 für mich. Wichtig sei in diesem Zusammenhang Hinweis, dass sich meine Kritik nicht gegen den Autor richtet, den kenne ich nämlich nicht – meine Kritik richtet sich ausschließlich gegen das Buch.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mir hat dieses Buch, ebenso wie "Feuertaufe", ausnehmend gut gefallen, obwohl ich eigentlich mehr für historische Romane und Biografien bin.
    Der Autor versteht es, so lebhaft zu erzählen, dass ich total gepackt war und mir die Nacht um die Ohren schlug, ehe ich das jeweilige Buch aus der Hand legen konnte.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)