Eva Demski - Scheintod

  • Ich weiß echt nicht, in welche Kategorie ich das Buch "Scheintod" von Eva Demski stellen soll. Deklariert wird es als Liebesgeschichte, besser: als Geschichte einer gescheiterten Liebe. Aber eigentlich trägt es ganz klare autobiopraphische Züge. Schließlich setzt sich die Autorin in diesem Werk mit dem Leben und Tod ihres Mannes Rainer auseinander, der zu den Strafverteidigern von Gudrun Ensslin (wichtiges RAF-Mitglied der 1. Generation) gehört hatte und der 1974 gestorben ist.


    Inhalt laut Amazon:
    In der unruhigen Phase der frühen 1970er Jahre wird in Frankfurt ein junger Anwalt, der Kontakte zur Terroristenszene unterhielt, tot aufgefunden. Zurück bleibt seine Frau, die schon lange von ihm getrennt lebte und sich nun mit ihm und den ungeklärten Umständen seines Todes auseinandersetzen muß. Sie weiß nicht, wem sie vertrauen kann, und doch begibt sie sich auf die Spurensuche in der zwielichtigen Welt ihres Mannes. Mit dem Blick der Trauernden und Liebenden wird diese hoffnungsvolle und erschreckende Zeit lebendig.


    Meine Meinung: Anfangs war ich furchtbar ennttäuscht, da ich viel über den gesellschaftspolitischen Hintergrund zu erfahren hoffte. Hatte mich in einer Uni-Arbeit schon viel mit Ulrike Meinhof beschäftigt, und dachte, dieses Buch hier sei ein völlig anderer Zugang zur RAF-Thematik. Gleich vorweg: darum gehts hier gar nicht, oder nur stark im Hintergrund. Hier wird erzählt aus der Sicht der Witwe, die schon 3 Jahre von ihrem Mann getrennt lebt, und nun mit seinem Tod umzugehen versucht, Erinnerungen aus dem gemeinsamen Leben aufwärmt. Auf den ersten 100 Seiten ist sie mir irgendwie nicht wirklich nahe gekommen, das alles hat mich mehr oder minder kalt gelassen, sie wirkte auf mich eher mitleidheischend. Ab der Mitte (vielleicht auch ein wenig später) aber habe ich das Gefühl bekommen, da sind viele kleine Mosaiksteinchen, die scheinbar doch zusammen ein Bild ergeben. Will heißen, die Gedanken der Autorin fügten sich für mich zu einem Ganzen und haben mir dann doch ein schönes Bild von ihrem Mann, ihren Gefühlen ihm gegenüber und ihrer beider Einstellungen gezeichnet.
    Zusammengefasst: Das Buch ist für mich der Versuch einer Frau, das Leben ihres jung verstorbenen Mannes, von dem sie die letzten 3 Jahre getrennt verbracht hat, zu verstehen, ein letzter Versuch der Aufarbeitung sozusagen. Wenn man bereit ist, die gesellschaftspolitischen Fragen nicht als "Fakten" geklärt haben zu wollen, dann ist es ein schönes Buch.


    Interessant fand ich auch die Kapitelunterteilung in 12 Teile, nämlich je nach den Tagen vor dem Begräbnis.