Im hellen Licht des Todes - Barbara Pope

  • Originaltitel: Cézanne’s Quarry (2008)
    List Tb 2008, 421 S.


    Über den Inhalt:
    Aix-en-Provence im August 1885: In einem Steinbruch wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Der junge, noch unerfahrene Richter Bernard Martin ermittelt in seinem ersten großen Fall. Als Täter kommen der selbsternannte Wissenschaftler Charles Westerbury und der Maler Paul Cézanne in Frage.


    Über die Autorin:
    Barbara Pope ist Historikerin und eine vielfach mit Preisen ausgezeichnete Professorin. An mehreren Universitäten der USA und Europas hat sie Geschichte und Frauenforschung unterrichtet, sie war die Gründerin und Direktorin des Studiengangs Frauen- und Genderstudien an der Universität Oregon. Sie lebt in Eugene/Oregon.


    Meine Rezension:
    Es ist heiß im August des Jahres 1885 und wer kann, ist aus der Stadt hinaus aufs Land gefahren. So kommt der junge, noch unerfahrene Richter Bernard Martin zu seiner ersten Morduntersuchung. Die junge, schöne Solange Vernet ist erstochen worden. Sie war recht vermögend und hat einen Salon unterhalten, in dem sich „gebildete und gelehrte Menschen jeder Couleur“ regelmäßig trafen. Zwei Männer haben in ihrem Leben eine Rolle gespielt: Der dubiose, englische Wissenschaftler Charles Westerbury, dessen Auftreten Martin als eine „Mischung aus Sentimentalität, Heldenverehrung und Größenwahn“ beschreibt und der Maler Paul Cézanne, beide waren in Solange verliebt.
    Martin hat keinerlei praktische Erfahrung im Umgang mit Verdächtigen, sein gesamtes Wissen hat er aus Büchern erworben. Der wortgewandte, überhebliche Westerbury, der Vorträge und Kurse zur Geologie vor allem für Damen gibt, und der seit vielen Jahren mit Solange zusammengelebt hat, macht es ihm denn auch bereits in seinem ersten Verhör nicht leicht. Cézannes Familie, in dem Willen ihn zu beschützen, versucht wiederum alles, um ein Zusammentreffen zwischen Martin und dem Maler zu verhindern. Am Tatort wurde ein zerrissenes Gemälde von Cézanne gefunden und das macht diesen verdächtig. Auch beim Verhör von Solanges ehemaligem Dienstmädchen Arlene hat Martin das Gefühl, nicht die ganze Wahrheit erfahren zu haben.


    Der arme Martin hat es nicht leicht. Überall stößt er auf Lügen oder Geheimnisse. Zudem hat er mit Inspektor Franc auch noch einen zwar erfahrenen, aber zwielichtigen Polizisten an seiner Seite, der das Gesetz schon mal etwas großzügig auslegt und ihm das Leben schwer macht, ihm deutlich zeigt, was er von seiner Unerfahrenheit hält und ihn zu einer Verhaftung drängen will. Martin aber lässt sich nicht beirren und sucht konsequent nach Beweisen.
    Und dann muß er sich auch noch seiner Mutter und der Gattin seines Vermieters erwehren, die den Junggesellen unbedingt verkuppeln wollen.


    Der Klappentext hat mich gleich angezogen. Ein Krimi mit einem berühmten Maler als Verdächtigem: das klingt interessant. Mit gut recherchierten Fakten hat die Autorin den historischen Hintergrund des Romans versehen. Die lebendige Schilderung, die netten, amüsanten Nebenschauplätze haben mir großen Lesespaß bereitet. Hauptsächlich aus Sicht des sympathischen Richters wird diese wunderbare Kriminalgeschichte erzählt, die nicht viele Verdächtige und keine brutalen oder harten Szenen braucht, um rundherum spannend und gelungen zu sein. Die Charaktere, ganz besonders die weiblichen, sind lebendig gezeichnet. So manche Szene ließ mich schmunzeln. Langsam nach und nach wird ein Szenario ausgebreitet, dessen ganze Tragweite erst offenkundig wird, wenn alle Fakten zusammengetragen sind. Ist es möglich, dass Cézanne ein Mörder war? Welche Verbindung hatte er zu der rotblond gelockten Schönheit Solange? Das ganze Buch über hat es mir viel Freude gemacht mitzurätseln, wer denn nun der Mörder ist, mehrfach habe ich mich umentschieden und am Ende kam doch alles ganz anders. Ich bin begeistert von diesem Krimi und hoffe, dass es vielen Lesern ebenso geht.


    Ach ja: Der List-Verlag beweist hier, dass man ein Taschenbuch mit schönem Cover und farbigen Vorsatzseiten hochwertig ausstatten kann und der Preis mit 8,95 Euro dabei akzeptabel bleibt.

  • Ich lese gerne Krimis und ich mag immernoch gerne einen guten historischen Roman lesen. Aber beides zusammen, also ein historischer Krimi, hat bei mir noch nie funktioniert. Bei dem von JaneDoe so schön beschriebenen Plot erhoffte ich mir eine Wendung. Die ist leider auch hier nicht wirklich gelungen.


    Lange Zeit dröselt der Roman träge vor sich hin. Dabei wird zwar viel Zeitkolorit beschrieben, aber die Krimihandlung tritt auf der Stelle. Die beschwerliche Polizeiarbeit zu der Zeit, das arrogante Gehabe gewisser Leute hat mich einfach genervt. Unterhaltsam fand ich allerdings, das die Autorin sowohl Cézanne als auch den zum Schluß kurz auftretenden Emile Zola nicht auf ein Podest stellt, sondern sie sehr menschlich, und vor allem in Cézannes Fall, auch recht unsympathisch darstellt.
    Leider war mir nach ca. der Hälfte des Buches, als ein wichtiges Beweismittel endlich auftauchte, klar, wer der Täter war. Richter Martin bekommt es dann ganz zum Schluß auch heraus, allerdings ziemlich überraschend und plötzlich. Insgesamt hatte ich zum Schluß eh das Gefühl, das die Autorin zum Ende kommen musste, aber sich zu Beginn zuviel Zeit gelassen hatte und sich nun sputen musste.


    "Im hellen Lichte des Todes" hinterlässt bei mir keinen schlechten Eindruck, aber auch keinen sehr tiefen. Insgesamt hat er mir vor allem bewiesen, das die Zusammenfügung von Krimi und Historie auch bei einem interessant klingenden Klappentext, für mich aus unerklärlichen Gründen einfach nicht funktioniert.