Gottesstreiter - Andrzej Sapkowski

  • Inhalt:


    Prag, im Jahr des Herrn 1427. Hinter der Apotheke »Zum Erzengel« betreibt ein Kreis von Magiern ein geheimes Laboratorium samt Bibliothek. Hier wird auch der Medikus Reinmar von Bielau, genannt Reynevan, häufig gesehen. Was dem taboritischen Geheimdienst nicht entgeht, der Reynevan des Überfalls auf einen Steuereintreiber verdächtigt und deshalb beobachtet. Der Papst hat gerade seine Bulle Salvatoris omnium verkündet, in welcher er zum Kreuzzug gegen die böhmischen Ketzer aufruft. Reynevan nutzt die Wirren der kriegerischen Auseinandersetzungen, um der Stadt den Rücken zu kehren. Denn die Begegnung mit Jan Smiøický von Smiøice, der seinen Bruder auf dem Gewissen hat und auch ihn umbringen wollte, hat Reynevan auf den Gedanken gebracht, nach Schlesien zurückzukehren und Rache zu suchen. Auch hofft er immer noch auf eine Lösung für den Zauber, der über seinem Gefährten Samson liegt - eine solche Lösung könnte sich, wie man ihm zuträgt, am ehesten auf Schloss Trosky finden, wo der Magier Rupilius residiert. Reynevan hat also wieder einmal ziemlich viel im Kopf - in welchem ihm außerdem ständig die angebetete Nicoletta herumspukt ...


    Aus der Amazon-Redaktion:


    Was 1415 mit der Verbrennung des tschechischen Reformators Jan Hus auf dem Konzil zu Konstanz begonnen hatte, findet nun seine Fortsetzung. Nach dem berühmten Prager Fenstersturz fügen auf Böhmens Schlachtfeldern die reformatorischen Hussiten den böhmischen Königen eine Niederlage nach der andern zu. Um die Vormacht der Ketzer einzudämmen, ruft Papst Martin gar zum Kreuzzug gegen die Hussiten auf. In diese komplizierte politische Gemengelage aus hussitischen Splittergruppen, kaiserlichen und päpstlichen Gotteskriegern, verpflanzt Sapkowski seinen Helden Reinmar/Reynevan. Das Prag des Jahres 1427 war ein regelrechter Forschungsstandort. Allerlei Alchimisten suchten nach dem sagenhaften Stein des Weisen, wieder andere trachteten danach, aus stinkigem Moldauschlamm einen Golem zu formen. Kreise, von denen sich der smarte Reynevan magisch angezogen fühlte. Was ihn der Inquisition naturgemäß höchst verdächtig machte.


    Sapkowskis nimmermüde Aufzählungen unaussprechlicher Ortsnamen, lokaler Kriegshelden, dazu sein Hang zu lateinischen Einsprengseln und slawischem Liedgut, dies alles vorgetragen in einer historisierend ziselierten Sprache, erfordern allerhöchste Konzentration. In den Kriegswirren kehrt Reynevan dem blutgetränkten Prag den Rücken um in Schlesien auf Rache für seinen ermordeten Bruder zu sinnen. Auch soll Kumpel Samson endlich von seinem Zauberspruch erlöst werden (Sapkowskis notorisches Faible für Fantasyelemente!) -- schließlich wartet noch die süße Nicoletta auf ihren Medicus. Kein kleines Programm inmitten tobender Glaubenskriege. Und wahrlich kein leichtes Programm für den Freund historischer Thriller. --Ravi Unger


    Über den Autor:


    Der polnische Fantasy-Autor, Literaturkritiker und Wirtschaftswissenschaftler Andrzej Sapkowski wurde am 21. Juni 1948 in Lodz geboren. Bevor er Schriftsteller wurde, war er im Auslandshandel tätig. Bekannt wurde er in seiner Heimat durch den Hexer Geralt-Zyklus, in dem sein Held sich in jungen Jahren in einen Hexer verwandelte. Zunächst schrieb er Geschichten, die zu seinen ersten Romanen zusammengefasst wurden. Im Anschluß daran folgte noch ein fünfbändiger Romanzyklus. 1988 erhielt er für die Reihe den Literaturpreis der wichtigsten polnischen Wochenzeitung „Polityka“. Sapkowski verarbeit in seinen Werken gerne Motive der slawischen Märchen und Legenden. Er lebt heute in Lodz. (Quelle: http://www.phantastik-couch.de/andrzej-sapkowski.html)


    Meine Meinung:


    Den ersten Teil der Sapkowski-Trilogie hatte ich von meinem Mann als Geschenk bekommen, der mir einen besonderen "Leckerbissen" als Liebhaberin von historischen Romanen bereiten wollte. Da das Mittelalter nicht zu meinen bevorzugten Themen gehört, stand ich dem Buch eher skeptisch gegenüber, was sich aber sehr schnell änderte, denn ich war wirklich begeistert. Natürlich habe ich umso sehnsüchtiger auf den zweiten Teil "Gottesstreiter" gewartet und das Warten hat sich wirklich gelohnt.
    Sapkowski hat es wiedereinmal geschafft, ein hohes Niveau mit Historie, Humor, Spannung, Hoffen und Bangen zu paaren. Besonders beeindruckt hat mich, dass ich denke, dass Sapkowski das "Lebensgefühl" bzw. allgemein das Leben im Mittelalter (um 1400-1430) sehr authentisch nachzeichnet: eine Zeit voller Wirren, Krieg, "Recht des Stärkeren", Grausamkeiten, Aberglauben usw.
    So passt es auch hervorragend, dass mythische Wesen (Hexen, Wassermänner) genauso selbstverständlich agieren wie Ritter, Bischöfe und Fürsten. Neben all den geschichtlichen Details kommt aber die Geschichte der Haupthelden nie zu kurz. Gewöhnungsbedürftig sind zwar die Fülle von polnischen Namen, die ich - zugegeben- nicht alle auseinander halten konnte, aber das finde ich im Nachhinein nicht so schlimm.
    Für mich ein tolles Buch und besonders empfehlenswert für anspruchsvolle Leser!



    Mit herzlichen Grüßen
    Hospitusa Anima