Geschichte eines Deutschen - Sebastian Haffner

  • Inhalt:


    Die "Geschichte eines Deutschen" erzählt die ersten drei Lebensjahrzehnte eines klugen und konsequenten Mannes. Es ist die Geschichte eines Jungen aus bürgerlicher Familie, der den Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Zerstörung seines Ferienidylls empfindet.
    Die galoppierende Inflation 1923 mit ihren jugendlichen Aktienspekulanten und hilflosen Vätern, ihren Januskopf von Hunger und Verschwendung ist für ihn der Inbegriff einer aus den Angeln gehabenen Welt. Jahre später trifft er, weder politisch noch rassisch verfolgt, den Weg ins Exil an, weil die Nazis "seiner Nase nicht passten".
    Haffner zählt nach 1945 zu den herausragenden Journalisten und Publizisten. Sein Name steht für demokratische Gesinnung und für einen unprätentiösen, eleganten Stil. Mit feiner Ironie und einem gelegentlich aufflackernden Zorn blickt er 1939 auf die Jahre nach 1914.
    Diese Aufzeichnungen entstammen dem unmittelbar Erlebten und können als bedeutendster Fund in Haffners Nachlaß nun erstmals veröffentlicht werden.



    Meinung:


    Ich finde das Buch toll. Es ist schon das zweite von Sebastian Haffner das ich lese und ich muss sagen: Wenn es um die Nazizeit geht, gibt es keinen besseren Autor. Er schreibt total authentisch, beschreibt das Geschehen genau aber nicht zu langatmig, so dass man sich wirklich in die Zeit zurückversetzt fühlt. In diesem Werk spart er auch nicht an Selbstkritik. Dieses Buch liest sich wie ein Roman. Man erfährt die Deutsche Geschichte, aber nicht nur trockene Fakten. Dadurch, das Haffner von seinem eigenen Leben berichtet, erfährt man auch, welche Gefühle und Gedanken die Menschen hatten, als Hitler an die Macht kam.
    Dieses Buch, und alle weiteren von Sebastian Haffner, sind nur zu empfehlen!

  • Haffners Buch ist wirklich beeindruckend. Sprachlich geschliffen, wenn auch nicht ganz frei von Pathos liefert Haffner eine scharfsinnige Analyse der individuellen und kollektiven Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus. Klar benennt er 1939, als er diesen Bericht schrieb, bereits die grausigen Konsequenzen des Nationalsozialismus und verdeutlicht damit einmal mehr, wie dubios diese Aussagen, man habe ja von der Judenverfolgung nichts gewusst, sind.
    Unbedingt lesenswert!

  • Ich lese es gerade! Was für ein starkes Buch!! :anbet


    Haffners Erinnerungen sind sprachlich sehr gelungen und als Leser erfährt man in erster Linie über das Empfinden eines Menschen in einer Zeit von 1914 bis 1933.
    Besonders im Jahr 1933 wird der Alltag mit all seinen schlimmen politischen und sozialen Auswirkungen so eindringlich beschrieben wie ich es eigentlich so noch nicht gelesen habe! :wow

  • Äußerst beeindruckend fand ich die Beschreibung, wie der erste Weltkrieg die Psyche der Kinder prägte, die dann, wie der Autor es formulierte, zwanzig Jahre später den nächsten Krieg vorbereiteten, wie sie die Kriegsabläufe als Spiel nachspielten, wie ihre Phantasie angeregt wurde in einer Zeit, in der der Alltag nur Langeweile bot. So war für viele dieser Kinder Krieg immer mit etwas Positivem, mit Begeisterung, Leidenschaft und Spiel verknüpft.
    Aber auch die Beschreibung der folgenden Jahre bis 1933 bietet dem Leser einen tiefen Einblick in das Innerste der Menschen. Gerade die Alltagssituationen, die Haffner als Heranwachsender und später Student erlebt, erzeugen ein so deutliches Bild des Lebens, Denkens, Fühlens und der Stimmungen, das weit darüber hinausgeht, was Dokumentationen im Fernsehen bieten können. Sogar bei seinem inneren Ringen um die Emigration, die nach rein rationalen Erwägungen absolut geboten war, wird verständlich, dass er sie immer weiter verschob.
    Der Leser kann auch die Fehleinschätzung der Situation in Deutschland 1933 nachvollziehen, denn keiner war in der Lage sich vorzustellen, wie weit die Nationalsozialisten gehen würden, auch wenn vieles, wie z. B. Konzentrationslager, schon bekannt war. Es war die Hoffnung weit verbreitet, dass der Spuk nach ein paar Monaten vorbei sein würde.