Wie sie Ihre Hirnwichserei abstellen und stattdessen das Leben genießen - Giulio Cesare Giacobbe

  • Kurzbeschreibung


    Die Geschichte von Sisyphos, der in der Unterwelt einen Felsbrocken immer wieder einen Hang hinaufrollen musste, berührt die wenigsten. Dabei funktioniert der Normalverstand nach dem Sisyphos-Prinzip. Die immer gleichen Probleme, Ängste, Hoffnungen werden gedreht, gewendet, wiederholt. Immer und immer wieder.


    Witzig und darum um so eindringlicher zeigt Giulio Giacobbe, wie wir der Fron unseres Mental-Rades, der Hirnwichserei, entrinnen und damit zu einer neuen Lebensqualität finden.


    Der Autor


    Giulio Cesare Giacobbe hat Philosophie und Psychologie studiert. Nach Ausbildung zum Psychotherapeuten heute Lehre psychologischer Grundlagen der therapeutischen Techniken Asiens an der Universität von Genua.


    Meine Meinung


    Der Begriff 'Hirnwichserei' mag bestimmt sehr unfein klingen, trifft es aber genau auf den Punkt. Ehrlich gesagt habe ich bisher noch keinen besseren Begriff für das gefunden, was wir unserem Gehirn manchmal alles antun. Wer kennt nicht das Gefühl, wenn man sich vor irgendetwas fürchtet und Stunden um Stunden darüber grübelt, bis man nicht mehr weiß, wie man sich der Situation stellen soll oder so nervös wird, dass alles einfach nur schief laufen muss. Bis zur letztendlich realen Handlung und Lösung, haben wir unsere kostbare Freizeit stattdessen mit seelischen Peitschenhieben versaut. Giacobbe unterscheidet aber zwischen positiver und negativer Hirnwichserei, was ich sehr wichtig finde, denn nicht alle Denkvorgänge sollten als unwichtig betrachtet werden.
    Die Art und Weise wie Giacobbe uns über das Thema aufklärt ist wahrscheinlich Geschmackssache, denn wie schon der Buchtitel erahnen lässt, legt der Autor wehrt auf eine lockere Auseinandersetzung, die mir persönlich aber immer lieber ist, da ich so eher das Gefühl habe, mich offener und ungezwungener dem Thema stellen zu können. Allerdings fand ich den Anfang dann doch etwas gezwungen komisch, was sich aber später verbessert hat.
    Giacobbe klärt uns anfangs über die Funktionen im Gehirn auf, wie die Hirnwichserei entsteht, warum wir sie nicht abstellen können/wollen und zum Schluss, wie man sich davon befreit, sich mental einen 'runterzuholen'. Man braucht keine Angst zu haben, dass dieses Buch einen auffordert, sich umgehend einen Termin beim Psychater zu holen oder Unkosten an Heilmitteln auszugeben. Mit sanften Methoden wird hier dem Teufelskreis des Denkens zu Leibe gerückt, in dem man Gleiches mit Gleichem bekämpft. Wenn mein Gehirn nicht aufhören kann daran zu denken, denke ich eben an etwas anderes. Das mag einem anfangs sehr schwer fallen oder auch komisch vorkommen, wird aber um so einfacher, um so öfter man übt. Vor allem geht Giacobbe auf die buddhistischen Methoden ein. Wer aber jetzt denkt, der Mann will mich zu einer Religion zwingen, hat falsch gedacht ( :chen ).


    Allerdings sollte es als ein Anfang betrachtet werden. Mit 160 Seiten hat der Autor es geschafft, einem sehr viel Informationen mitzugeben, aber sicherlich nicht alles. Außerdem sollte ein Gespräch beim Therapeuten heutzutage sowieso nicht mehr als unnormal abgestempelt werden. Das Büchlein könnte aber dabei helfen, dem Schamgefühl (was übrigens auch Hirnwichserei ist) etwas entgegenzusetzen.


    Man muss kein Neurotiker sein, um dieses Buch als Ratgeber zu benutzen. Mich hat es sofort durch den interessanten Titel angesprochen und natürlich ist mir sehr wohl bewusst, dass ich eine derer bin, die das eigene Gehirn viel zu oft in den Wahnsinn treiben. Es ist aber auch für die geeignet, die meinen, nicht zu 'hirnwichsen', was laut Giacobbe jedoch nicht möglich sein kann, denn (Zitat aus dem Buch):
    Das Denken geschieht automatisch, unabhängig von unserem Willen. Dieser Erkenntnis ist so schwerwiegend, dass wir erst einmal darüber nachdenken müssen.


    9 von 10 möglichen Punkten

  • Na, wie schön, dass es dir gleich gefällt. :-)


    Das Zitat aus dem Buch, dass ich in meine Rezension geschrieben habe, hat mich damals so eiskalt erwischt..., da musste ich das Buch erstmal weglegen. :lache
    Der haut ja nur solche Dinger raus, aber manchen gefällt der Humor auch wieder gar nicht. :gruebel

  • So, ich hab für die paar Seiten dann doch recht lange gebraucht.
    Das lag daran, daß dieses Büchlein zwar sehr stark anfängt, dann aber auch sehr stark nachläßt.
    Die anfangs witzige Art und Weise und die sehr amüsanten Fußnoten, wurden im Laufe des Buches so extrem ausgereizt und übertrieben, daß ich bei jeder Fußnote mit den Augen rollte und mich ernsthaft zwingen mußte, sie zu lesen.
    Das Buch beeinhaltet tatsächlich sehr viele Infos, zum Thema Meditation, Hirnabschalten, Entspannen, Leben genießen, Art zu Denken, etc, war für mich jetzt aber so nichts wirklich Neues, da ich mich schon recht lange mit Autogenem Training und den verschiedenen Formen des Yoga auseinandersetze.
    Irgendwie hatte ich bei dem Titel etwas anderes innovativeres und gänzlich Neues erwartet. Vermutlich waren meine Ansprüche da einfach zu groß.
    Ich hab mich zwar durchaus gut unterhalten, die letzten Seiten aber nur noch grob überflogen, währen mein Hirn fröhlich mit anderen Dingen vor sich hinwichste... :rofl


    Für Menschen, die sich mit der Thematik noch nie befaßt haben, würde ich sagen, stellt das Buch einen guten Einstieg dar. Für alle anderen brigt es zu wenig neue Erkenntnisse.....leider.

  • Ach ja, die Fußnoten, habe ich in meiner Rezension gar nicht erwähnt. Die habe ich zum Schluss fast gar nicht mehr gelesen, wenn ich ehrlich bin. Nur die ersten paar Sätze und wenn die mir dann keine neuen Infos gaben, habe ich sie einfach ignoriert.
    Zum Glück sind es nur Fußnoten und der Leser kann selbst entscheiden, ob er sie lesen will.

  • Nach ein paar Monaten, nachdem ich das Buch gelesen habe, muss ich ehrlich sagen, dass es doch einen größeren Effekt auf mich hatte, als ich dachte. Gerade weil es vielleicht nur so eine geringe Seitenanzahl beansprucht, bleibt mehr hängen, weil man nicht mit Informationen überschüttet wird.


    Ich will das mal an einem kleinen Beispiel erläutern. :grin
    Giacobbe erklärt uns, dass das Denken unreal ist und nur durch die Handlung real wird. Er selbst hat in einem Beispiel erklärt, wenn man urplötzlich eine gelangt bekommt und der Täter plötzlich abhaut, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als nur darüber nachzudenken, was keine reale Handlung nach sich zieht. Also steigert man sich hinein und der innere Konflikt nimmt zu. Im schlimmsten Falle spinnt man sich eine Handlung zusammen (vllt. über Tage, Wochen Monate, um so länger, um so schlimmer) und wenn die Situation dann eintrifft, läuft alles schief, weil man sich zu sehr auf seine Überlegungen versteift hat, sie letztendlich mit der realen Situation aber nichts mehr gemein hat. Spontanität ist realer, als... .
    Leider denke ich sehr viel nach und kann aber nicht alles erfüllen, was ich mir so vornehme. Es ist einfach zu viel und ich gebe zu, dass ich viel zu hohe Ansprüche an mich stelle. Nun passiert es allerdings, dass mir sehr oft, die Erinnerung an das Buch ins Gehirn springt und mir sofort der Gedanke kommt, das ist unreal und kannst du jetzt einfach mal nicht, also höre auf darüber nachzudenken. Vorher war mir zwar auch bewusst, dass ich nicht alles erfüllen kann, bekam aber ein schlechtes Gewissen, nicht wenigstens darüber nachgedacht zu haben, um vielleicht doch noch was erreichen zu können. Jetzt weiß ich einfach ganz sicher, dass es keinen Sinn macht, da es mir Giacobbe alles ganz logisch erklärt hat.

  • Zwischenbilanz


    Ich bin jetzt mitten im Buch und: was auch immer es mir am Ende bringen mag, allein, dass es mich ständig zum Lachen bringt, rechtfertigt die läppischen 6,00 €, die das Buch gekostet hat. Zum Glück trifft der Autor meinen Humor ganz gut, manch andere werden die Witzchen vermutlich einfach nur grausig finden.


    Raffiniert finde ich: Giacobbe geht kaum merklich von einer Blödelei in eine wissenschaftliche Erklärung über - verbindet sozusagen Lernen mit Spaß. Wenn es um Gehirnfunktionen geht, kann ich das nur begrüßen.


    Gruß, Bell