Die Verschwörung der Fürsten – Susanne Eder

  • Goldmann,, November 2007 erschienen,


    Handlung laut Rückseite:
    Mysteriöse Morde am Hof von Worms, eine Heilerin und eine infame Intrige
    Hoftage zu Worms, 1065: Erzbischof Adalbert von Bremen, der engste Vertraute König Heinrichs IV., entgeht nur knapp einem Anschlag auf sein Leben. Kurz darauf werden ein Gerber und ein junger Edelmann ermordet. Bandolf von Leyen, der Burggraf von Worms, wird mit der Aufklärung der Verbrechen beauftragt. Dabei erhält er unerwartet Hilfe von der Heilerin Garsende, die sich um die Witwe des Edelmanns kümmert. Gemeinsam kommen sie einer infamen Intrige auf die Spur, bei der politische, finanzielle und private Interessen eine unheilvolle Allianz miteinander eingegangen sind …


    Über die Autorin:
    Susanne Eder wurde in Karlsruhe geboren und arbeitete lange als Angestellte im Steuerbereich, bevor sie sich vor einigen Jahren selbstständig machte. Ihr großes Steckenpferd ist die Geschichte. Mit »Die Verschwörung der Fürsten« legt sie ihren ersten Roman vor. Eine Fortsetzung ist bereits in Vorbereitung. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Katzen in Ludwigshafen.


    Meine Meinung:
    Was mir gleich gut gefällt, ist dass der Protagonist Bandolf von Leyen als Burggraf von Worms eine besondere Stellung in seiner Umgebung einnimmt. Das ist nicht alltäglich, oft sind die Helden von Romanen vollkommen frei von einem alltäglichen Leben. Hier erfährt man mehr vom Alltag und Leben im mittelalterlichen Worms, das auch detailliert beschrieben wird.
    Seit 10 Jahren ist Bandolf mit seiner Frau Matthäa verheiratet, jedoch kinderlos. Öfter gibt es mal Streit über Entscheidungsbereiche mit dem Kämmerer des Bischofs.


    Als zweite Hauptfigur ist die Kräuterexpertin und Heilerin Garsende involviert als ein Anschlag auf den Erzbischof Adalbert von Bremen (eine historisch belegte Figur), dem Berater des Königs Heinrich IV, stattfindet und es gilt, den Fall aufzuklären. Für Bandolf, treu zum salischen Adelshaus, steht seine Position auf dem Spiel. Dann wird auch noch ein Gerber ermordet aufgefunden. Und das ist noch nicht der letzte Mord!


    Das Verhältnis Kriminalfall und historischer Anteil ist gut ausgewogen. Aufgrund der Konstellation und Genre denke ich an Andrea Schacht, die zwar einen anderen Stil hat, aber beide Autorinnen mögen Katzen, hier ist die Domkatze Penelope sehr sympathisch.
    Der Krimi dominiert nicht, das kommt meinem persönlichen Lesegeschmack entgegen.


    Bei den aufwendigen Ermittlungen ist das Tempo eher gemächlich.
    Man könnte die Autorin für ihre Detailbesessenheit kritisieren, aber gerade das habe ich an diesem Erstlingsroman, der mit „Das zerbrochene Siegel“ fortgesetzt wird, so sehr gemocht.


    Auch die Nebenfiguren, ob sie jetzt nur ganz kurz auftauchen wie der Gerber Schnorr oder Bandolfs Konkurrent, der Kämmerer Pothinus oder eine wichtige Funktion im Roman einnehmen, wie die empfindliche Ehefrau Mattäa oder der listige Schreiber Prosperius, sind durchweg gut gelungen.


    Die Auflösung des Kriminalfalls vor König Heinrich war ebenso theatralisch (im positiven Sinne) wie klassisch und sehr unterhaltsam.


    Bei diesem Roman dient eine Fortsetzung nicht nur einem weiteren historischen Kriminalfall sondern auch einem weiteren Überblick über die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen im mittelalterlichen Worms.

  • Von Anfang an hat es mir besonders die Domkatze Penelope, mit der dieser Roman auch beginnt, angetan. Penelope sieht, wer den Anschlag auf den Bischof verübt, aber da Katzen nun mal nicht sprechen können, obliegt es Ihrem Herrn, dem Burggrafen Bandolf, den Anschlag, dem zwei weitere Morde folgen, die zunächst scheinbar in keinem Verhältnis zu dem Anschlag stehen, aufzuklären.


    Susanne Eder lässt ihren Krimi während der Hoftage zu Worms spielen und wir lernen hier auch historische Personen wie König Heinrich IV. und Bischof Anno von Köln kennen. Es ist wirklich kein rasanter Krimi, den der Leser hier vor sich hat, aber es ist ein Krimi mit absolut sympathischen, schön gezeichneten Protagonisten und einer Geschichte, die zum Miträtseln einlädt und am Ende eine überraschende Wendung nimmt. Die Auflösung ist nicht vorhersehbar und die Gründe für den Anschlag und die Morde sitzen viel tiefer, als der Leser zuerst annimmt. Susanne Eders Schreibstil ist klar und dennoch bildreich und detailliert. Ich habe beim Lesen nie den Faden verloren sondern fühlte mich immer im Fluss der Geschichte, war mit Bandolf und Garsende unterwegs oder begleitete die von mir so liebgewonnene Domkatze Penelope auf ihren Streifzügen. Susanne Eders Art zu erzählen vermittelt etwas heimeliges, behagliches, trotz der Tatsache, dass es sich um einen Krimi handelt. Ich freue mich jedenfalls schon auf ein Wiedersehen mit Bandolf und Garsende.


    Von mir eine klare Lesempfehlung :-)

  • Ein neues Ermittlerpaar hat die Welt der gedruckten Worte betreten und dies vorab- es ist ihm ein langes und erfolgreiches Leben zu gönnen.


    Der Burggraf zu Worms Bandolf von Leyen ermittelt zunächst widerstrebend, dann deren Hilfe annehmend und anerkennend mit der Heilerin und Kräuterfrau Garsende an einem heimtückischen Überfall auf einen hohen Berater des Königs, den Bischof von Bremen, dem einige rätselhafte Morde folgen.


    Wir schreiben das Jahr 1065, das Jahr der Volljährigkeit des Königs und späteren Kaisers Heinrich IV, der mit dem Gang nach Canossa die Geschichte und die Erinnerung an ihn prägte. In Worms findet ein Hoftag statt, alle Edlen des Reiches sind versammelt und ein falscher Schritt eines einfachen Burggrafen kann für ihn fatale Folgen haben. Susanne Eder hat einen sehr guten Krimi und einen sehr guten historischen Roman geschrieben, weder verhalten sich ihre Protagonisten wie Sherlock Holmes im Hochmittelalter, noch benötigt die Autorin Tricks aus der Neuzeit um ihren Protagonisten aus der Falle zu helfen. Ein historischer Roman, der das Hauptkriterium- ja, so könnte es gewesen sein- erfüllt und ein Krimi, der nicht vor eine Zeitkulisse gestellt ist, sondern in dieser Zeit spielt und dessen Spannung bis zum Showdown hält.


    Ich freue mich schon auf die Leserunde zur Fortsetzung.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()

  • Danke für die Rezis! :wave
    Gibt es in diesem Buch Längen oder iste s langatmig?
    Es ist ein Einzelband, stimmts?
    :help

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Danke Bouquineur für die schnelle und hilfreiche Antwort. :knuddel1
    Ich setzte das Buch jetzt auch auf meine WL.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Ich wollte nicht so kurz angebunden sein, ich war gerade abgelenkt, sorry :-)


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich freu mich schon auf die Leserunde zum zweiten Teil nächstes Jahr. Ich fand den Kriminalfall, den die beiden lösen müssen, sehr spannend und die Protagonisten sind wirklich schön gezeichnet und vielseitig. Man hat beim Lesen kein "Fremdheitsgefühl" sondern es ist von Beginn an so, als würde man alte Bekannte wiedertreffen. Man langweilt sich wirklich nicht beim Lesen, was auch an den vielen Szenenwechseln liegt, die es gibt.

  • Meintest du mich, mit dem kurz angebunden sein?
    Kam mir nicht so rüber. :knuddel1 Danke für den Tipp.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Hallo Beowulf,


    mit meinem "Ich freue mich riesig über Deine wunderbare Rezi!" hinke ich ja hinterher wie die alte Fasenacht, aber irgendwie bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, es könnte vor der Leserunde noch eine Rezi geben.


    Zitat

    Susanne Eder hat einen sehr guten Krimi und einen sehr guten historischen Roman geschrieben, weder verhalten sich ihre Protagonisten wie Sherlock Holmes im Hochmittelalter, noch benötigt die Autorin Tricks aus der Neuzeit um ihren Protagonisten aus der Falle zu helfen.


    Das hat mich ganz besonders gefreut, weil ich genau darauf viel Wert gelegt hatte. Schön, dass es mir offenbar gelungen ist. :-]


    Lieben Gruß, Susanne

  • Ich kann mich den "Vorrednern" nur anschließen:


    Ein wundervolles Ermittlerpaar, Burggraf Bandalf und Garsende, schöne historische Details, einige Tote, viele Verdächtige, einige falsche Fährten, ein überraschendes Ende und natürlich die Domkatze Penelope! :kiss

  • Ich habe an der Leserunde zu diesem Buch mitgemacht und fand sie ganz toll. Muss schon sagen das eine Leserunde mit Autorenbegleitung was ganz anderes ist, als wenn man nur so zusammen liest. Das ist jetzt nur meine Empfindung natürlich will ich die „privaten“ Leserunden nicht schlecht machen, aber zurück zum Buch.


    Das Cover und das Buch selbst sind sehr schön gestaltet. Neben dem schönen Cover befindet sich im Buch eine kleine Karte von Worms an der man sich sehr gut während der Erzählung orientieren kann.


    Bandolf von Leyen der Burggraf von Worms wird vom Bischof Adalbero beauftragt den heimtückischen Überfall auf den Erzbischof Adalbert von Bremen aufzuklären. Der Burggraf sieht sich vor einer unlösbaren Aufgabe gestellt, die den Hintergrund hat ihm daraus einen Strick zu drehen. Bandolf hat das Amt des Burggrafen noch nicht lange und somit bangt er etwas um seine Stellung. Allerdings bestärkt diese Tatsache auch seine Motivation. Kurz darauf wird der Gerber Schnorr ermordet an seiner Gerbergrube aufgefunden. Erst glaubt man dieser Mord hätte nichts mit dem Attentat zu tun, doch als wenige Tage später der Edelmann Ludger tot aufgefunden wird, glaubt der Burggraf kaum das diese Morde nur Zufälle sind. Und tatsächlich kommt er mit der Heilerin Garsende dem Täter auf die Spur.


    Garsende ist in Worms als Heilerin angesehen, ihre Mutter und Oma hatten diesen Beruf schon ausgeübt und so wird sie von den Bauern und Handwerken gerne in Anspruch genommen, während die hochgestellten lieber heimlich zu ihr kommen. Garsende ist der Bastard eines Edelmannes und bangt nach dem Tod ihres Vaters um ihr Land und Haus an der Waldlichtung. Sie hofft durch ihre Hilfe den Burggrafen auf ihre Seite zu ziehen und sich sein Wohlwollen zu sichern. Leider hält der Burggraf nichts von Heilerinnen und Garsende hat echt einen schweren Start.


    Zu beginn ist ihr Verhältnis eher ruppig, doch nach einiger Zeit lässt der Graf Garsende an dem Geschehen teilhaben. Auch wenn aus beiden kein Liebespaar wird, waren mir beide als Team sehr sympathisch, so übernimmt Garsende die Aufgaben für die weibliches Geschick und Einfühlungsvermögen nötig sind, während Bandolf eher bärig und meistens etwas grimmig an die Aufklärung heran geht.


    Die Geschichte ist gut aufgebaut und der Spannungsbogen baut sich langsam aber immer stetig auf. Für mich als Krimi Neuling war bis zum Ende nicht klar wer den nun der oder die Täter/ Täterin war. Auch hatte man das Gefühl in der Vergangenheit zu sein, die zwei Ermittler kam einen nicht vor wie CSI Agenten in Wams und Beinlingen. Sie lösten den Fall zeitgemäß würde ich sagen, sie verwendeten Mittel und Wege die ihnen damals zur Verfügung standen.


    Die Autorin hat einen sehr flüssigen und leicht lesenden Schreibstil. Das einzige was es zu bemängeln gibt sind die historischen Wörter, die in einem Glossar nicht erklärt werden. Aber die Autorin hat schon angekündigt, dass sich im 2. Band der „Bandolf“ Reihe ein Glossar befinden wird. Mit den Namen hatte ich zu beginn auch meine Schwierigkeiten, sind sie nicht üblich und doch eher etwas außergewöhnlich, aber das verlieh meiner Meinung nach dem Buch nur einen gewissen Scharm.



    Ich war von dem Buch mehr als angetan und habe mich schon während des Lesens für die Leserunde „Das zerbrochene Siegel“ eintragen lassen.


    Susanne Eder zähle ich für mich persönlich zu den Neuentdeckungen 2008 und freu mich auf das nächste Werk der Autorin im Februar.


    Von mir gibt es 9 von 10

    LG Anita


    :lesend Katia Fox "Der goldene Thron" :lesend


    Aktueller SUB: 24

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Anita ()

  • Ganz herzlichen Dank für diese liebevolle Rezi, Anita!
    Ganz besonders freue ich mich, dass Du von Deinem ersten historischen Kriminalroman gleich so einen guten Eindruck für das Genre bekommen hast. :-)


    Lieben Gruß, Susanne

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ein neues Ermittlerpaar hat die Welt der gedruckten Worte betreten und dies vorab- es ist ihm ein langes und erfolgreiches Leben zu gönnen.


    :write :writeDarauf hoffe ich auch sehr. :-)


    Schliesslich ist der erste Band "Die Verschwörung der Fürsten" ein kurzweiliger, interessanter und sehr liebevoll ( in seinen Beschreibungen und Personen ) aufgebauter historischer Kriminalfall.


    Für mich besonders erwähnenswert ist auch die wunderschöne Covergestaltung des Buches. :anbet Trifft genau meinen Geschmack. :grin


    Ich wünsche dem Buch viele Leser/innen und gebe 9 von 10 Punkten. :-)

  • Den positiven Rezis hier schließe ich mich gerne und aus vollem Herzen an.


    Ein historischer Krimi vom Feinsten, denn es steht nicht nur 1065 drauf, es ist auch ganz viel 1065 drin. Hier stimmt alles: Schöne zeitgemäße Sprache, detaillierte und farbige Schilderung des Wormser Alltagslebens.


    Bis in die Nebenrollen hinein ist der Roman gut besetzt mit liebevoll gezeichneten Figuren, allen voran das so unterschiedliche Ermittlerteam, das zeigt, dass man auch ohne Hightech und CSI-Methoden einen komplizierten Fall lösen kann.


    Ich freue mich schon auf die Leserunde zum Nachfolgeband „Das zerbrochene Siegel“.