Der vollkommene Schmerz - Ugo Riccarelli

  • Buchrücken/Klappentext:
    Italien. Das 20. Jahrhundert bricht an: In einem kleinen toskanischen Dorf vermischen sich die Schicksale zweier Familien, und im Auf und Ab der Lebensläufe spiegelt sich die Weltgeschichte.


    Der „vollkommene Schmerz“, von dem Riccarelli erzählt, hat vielerlei Gesichter. Immer wieder blitzt er auf. Großmutter Maddalena, im Zentrum des Romans, genannt Annina, ist eine starke Frau. Am Ende staunt sie, was Menschen alles erleben und überleben können. Zwei Weltkriege. Die spanische Grippe. Den Faschismus. Die Besatzung durch die Deutschen. Partisanenkämpfe. Kollisionen mit der Eisenbahn. Das ganze 20. Jahrhundert. Riccarelli erzählt von zwei Familien in einem kleinen toskanischen Dorf Colle, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und breitet dabei ein grandioses Geschichtspanorama vor uns aus.


    Angaben über den Autor:
    Ugo Riccarelli, 1954 in Cirié bei Turin geboren, lebt und arbeitet heute in Rom. Er war lange im Turiner Kulturamt tätig, bevor er mit vierzig als Schriftsteller debütierte. Seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet, „Der vollkommene Schmerz“ erhielt 2004 den begehrten Premio Strega, neben dem Campiello der wichtigste italienische Literaturpreis.


    Riccarelli bei Wikipedia


    Meine Meinung:
    Ich hatte noch nie etwas von dem Buch gehört, aber das Cover hat mich so in seinen Bann gezogen. Vor dem Kauf wollte ich mich erst ein wenig über das Buch informieren, aber sehr viele Kommentare habe ich hierzu nicht gefunden. Aber da es mich immer wieder regelrecht anzog, landete es in meinem Einkaufskorb. Und genau wie mich das Cover magisch anzog, wurde ich von der Geschichte überwältigt. Man hätte keine bessere Wahl für das Umschlagsbild treffen können.


    Das Buch spielt von Anfang des 20. Jhd. bis nahezu in die Gegenwart in einem kleinen toskanischen Örtchen namens Colle. Erzählt werden 2 Familiengeschichten über Generationen hinweg. Die Ereignisse wiederholen sich in ähnlicher Weise immer wieder. Auch die Namen der Familienmitglieder werden an die Nachkommen weitergegeben, was manchmal nicht so leicht zu durchschauen ist. Ein Stammbaum am Ende des Buches ist sehr hilfreich. Die Familien haben grundverschiedene politische Einstellungen und viel Engagement. Während die einen gleiches Recht für alle wollen, setzen sich die anderen für den Faschismus ein. Eines Tages gibt es ein Bündnis der beiden Familien, das aber nicht die Probleme löst. Courage, Wahnsinn, Liebe und Hass sind nur einige Begriffe, die diese Familien beschreiben. Vor allem die Protagonistin ist eine sehr starke Frau.
    Der Titel des Buches wird einem nach wenigen Seiten klar und immer wieder vor Augen gehalten. Es ist ein trauriges, sehr hartes Buch. Es geht oft um Tod und den dazugehörenden Schmerz, aber andererseits gibt es sehr viel Liebe, Enthusiasmus und Durchhaltevermögen. Der Autor hat einen sehr gefühlsvollen Roman geschaffen, in dem die Charaktere optimal dargestellt werden.


    Bei dem Buch ist Konzentration erforderlich. Manchmal werden Ereignisse kurz erwähnt und erst danach erhält man die Beschreibung dazu. Sehr interessant fand ich, dass die Geschichten von Generation von Generation immer wieder weiter erzählt werden, ohne dass es mir langatmig vorkam. Und ganz nebenbei erfährt man jede Menge Geschichtliches über Italien.
    Am Buchrücken wird der Vergleich zu Marquez erwähnt. Ich finde es übertrifft dessen Geschichten um einiges.


    Für mich ist und bleibt es ein wunderbares Buch, das 10 Punkte verdient.

  • Deine Rezi hat mich auf dieses Buch sehr, sehr neugierig gemacht!
    Ich entdecke gern immer wieder italienische Autoren von denen ich in meiner Ignoranz noch nichts gehört habe *räusper*


    ..und in Originalsprache ist es sicher noch schöner :-)

    Unser Unglück erreicht erst dann seinen Tiefpunkt, wenn die in greifbare Nähe gerückte praktische Möglichkeit des Glücks erblickt worden ist. (Michel Houellebecq, Elementarteilchen)