'Katz und Maus' - Kapitel 05 - 09

  • melanie ,


    also hier weitere Textstellen, die meinen Zweifel nähren:


    "... war jene unruhige Maus, ..... die einst die Katze angelockt und mich verlockt hatte, ihm die Katze an den Hals zu setzen. ... " (demnach war er es)


    "... Ich schlief ... und das graue Biest oder war es schwarz, sah meinen Hals und sprang, oder einer von Euch, Schilling, glaub ich, wär ihm zuzutrauen, nahm die Katze ..." (wer war es denn nun?)



    Die scheinbar so wichtige Begebenheit spukt in den Köpfen, ohne dass den Beteiligten selbst klar wird, wie es sich denn nun tatsächlich zugetragen hat. Weshalb ist sie überhaupt so wichtig?
    Mahlke ist doch außer ein paar Kratzern nicht viel passiert.


    Wenn er durch gerade diese Episode in seiner Person zutiefst verletzt wurde, wundert es mich. Möglicherweise steht sie als Beispiel für andere - sicher nicht wenige Gelegenheiten - zu denen Mahlke aufgrund seines großen Adamsapfels gehänselt wurde oder auch, weil er so schwächlich war, bevor er sich mit Verbissenheit auf den Sport einschließlich Schwimmunterricht gestürzt hat.


    Aber eigentlich gehört er laut Schilderung nicht zu den Kindern(Jugendlichen), die ständig drangsaliert werden. Er ist zwar besonders gegenüber den anderen, aber kein "Fußabtreter"


    Selbst wenn Pilenz die Katze auf Mahlkes Hals gesetzt hat, was ist daran SO SCHULD auf ihn ladend?

  • Hm, also ich glaube durch dieses Beschuldigen anderer bzw. sich nicht ganz sicher sein, ob er es denn nun war, will er einfach nur sich selbst und auch dem Leser gegenüber nicht eingestehen, daß er es war. Denn so steht es für mich fest, er hat die Katz darauf gesetzt.



    Mich hat allerdings eben eine Textstelle ziemlich wütend gemacht und ich hätte fast nicht weitergelesen. Das war die, in der er beschreibt, daß der Pfarrer ihn unsittlich berührt. Und er das aber gar nicht so schlimm findet, schließlich ist der Pfarrer sonst ein netter Mensch......
    Also ich bitte sie Herr Grass, das ist nicht ihr ernst oder? Unmöglich finde ich diese Stelle und ich war versucht, das Buch an die Wand zu schmeißen. Jemand der sich in solcher Art und Weise über solche Dinge äußert ist es meiner Meinung nach nicht wert gelesen zu werden. Aus diesem Grund fühle mich in meiner Meinung bestätigt, dies ist eindeutig mein letzter Grass und wenn ich ihn mal sehen sollte, werde ich ihm glaub ich tüchtig die Meinung geigen.....

  • Hallo Zusammen,


    Ich denke auch dass Pilnez die Katze auf Mahlke gesetzt hat. Begründen kann ich es nich tso wirklich, aber irgendwie hab ich das im gefühl.



    @babyjane: ja die Stelle hat mich auch wütend gemacht.Aber ich denke in den Kriegsjahren hat da wirklich niemand so einen Wirbel gemacht wie heute. Was ´zwar falsch ist, klar, aber da gab es wichtigeres und gefährlicheres.



    Wie fandet ihr denn den Vortrag des Soldaten in der Schule ? Der hat ja den Krieg recht leicht und oft lustig dargestellt.
    Alle Schüler waren von dem Vortrag begeistert, warum glaub ihr hat Mahlke nicht mitgeklatscht ?


    Interessant fand ich wie Mahlke sein halbes ZImmer ins Schiffswrack bringt. Warum tut er das ?


    Und ist er wirklich so gläubig wie es den Anschein hat ?

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • @babyjane


    Zitat

    Hm, also ich glaube durch dieses Beschuldigen anderer bzw. sich nicht ganz sicher sein, ob er es denn nun war, will er einfach nur sich selbst und auch dem Leser gegenüber nicht eingestehen, daß er es war. Denn so steht es für mich fest, er hat die Katz darauf gesetzt.


    Mittlerweile denke ich auch, dass Pilenz es getan hat, auch wenn es nicht ausdrücklich festzumachen ist.
    Gespalten scheint mir sein Verhältnis zu Mahlke zu sein - freundschaftlich anscheinend, bewundernd auch ..... aber andererseits solche Sätze, wie dieser: "... ein dürftiges Gespenst, ... das von einem Leid abzulenken versucht, das in schwarzer Nacht ohnehin verdeckt bleibt."
    Möglicherweise ist das, was ich als sich selbst und andere belügen ansehe, aus diesem Zwiespalt geboren.


    Zitat

    Mich hat allerdings eben eine Textstelle ziemlich wütend gemacht und ich hätte fast nicht weitergelesen. Das war die, in der er beschreibt, daß der Pfarrer ihn unsittlich berührt. Und er das aber gar nicht so schlimm findet, schließlich ist der Pfarrer sonst ein netter Mensch......
    Also ich bitte sie Herr Grass, das ist nicht ihr ernst oder? Unmöglich finde ich diese Stelle und ich war versucht, das Buch an die Wand zu schmeißen. Jemand der sich in solcher Art und Weise über solche Dinge äußert ist es meiner Meinung nach nicht wert gelesen zu werden. Aus diesem Grund fühle mich in meiner Meinung bestätigt, dies ist eindeutig mein letzter Grass und wenn ich ihn mal sehen sollte, werde ich ihm glaub ich tüchtig die Meinung geigen.....


    Dass Pilenz die Situation nicht schlimm fand, muss nicht zwangsläufig heißen, dass Grass solche Handlungen gutheißt.
    Das wirklich Schlimme ist, dass potentielle Opfer und tatsächliche Opfer leider nicht immer in der Lage sind zu erkennen, dass ein anderer Mensch dies gar nicht mit ihnen tun darf - gerade, wenn es die "netten" Menschen aus dem persönlichen Umfeld sind - und dass es eben doch etwas extrem schlimmes ist. :-(


    melanie


    Zitat

    Wie fandet ihr denn den Vortrag des Soldaten in der Schule ? Der hat ja den Krieg recht leicht und oft lustig dargestellt.
    Alle Schüler waren von dem Vortrag begeistert, warum glaub ihr hat Mahlke nicht mitgeklatscht ?


    Das ist eine Frage, die ich mir ebenfalls stelle. Weshalb ist ihm da regelrecht übel geworden? Hat er Probleme mit dem Krieg? Ist sein Vater im Krieg umgekommen? bereitet es ihm Unwohlsein, dass über Kampfhandlungen in so locker-flockiger Manier gesprochen wird? ... Ich weiß es nicht ... *ratloskuck*


    Das Kriegsgeschehen gerät mir in der gesamten Erzählung irgendwie zu nebensächlich, zu wenig bedrohlich ... als wäre das Leben "normal" ... als wäre Krieg natürlich ... der Vortrag treibt dies regelrecht auf die Spitze. Aber es soll ja wohl Menschen gegeben haben, die nicht mitgekriegt haben, wie andere Menschen abgeholt, weggeschlossen und umgebracht wurden ... Und es gab wohl lange genug Menschen, die wirklich glaubten, dass es was ganz heldenhaftes ist, sich verkrüppeln oder totschießen zu lassen und andere totzuschießen.



    Zitat

    Interessant fand ich wie Mahlke sein halbes ZImmer ins Schiffswrack bringt. Warum tut er das ?


    Wollte er sich von der Welt zurückziehen, weil er in ihr nicht klarkam? Er zeigt es zwar nicht, ... aber Angeberei war es wohl nicht. Fühlte er sich von den anderen Jungen vielleicht doch ausgegrenzt???


    Er wurde dafür bewundert - aber wollte er bewundert werden? Mir stellen sich auch nur Fragen. Antworten finde ich keine...


    So ist mir auch unklar, weshalb er den Orden stiehlt und noch mehr wundere ich mich darüber, das er ihn zurückgibt. Dass sein Diebstahl schwerwiegende Folgen hat, ist ihm doch sicher klar.
    Hat Pilenz ihn dazu überredet? Ihm eingeredet, dass es bestimmt nicht so schlimm wird, wenn er seine Tat freiwillig gesteht? Hat Pilenz dies gemacht, um ihm was auszuwischen? So freundschaftlich, wie es stellenweise scheint, war er ihm wohl gar nicht verbunden...



    Zitat

    Und ist er wirklich so gläubig wie es den Anschein hat ?


    Ich glaube, dass er eine ganz persönliche Gläubigkeit pflegte ... keine im Sinne der Kirche.

  • Zitat

    'Katz und Maus' - Kapitel 01 - 04 - Tanzmaus - 08.09.2004


    ... ich halte mich bewußt zurück, damit ich Euch nicht den Spaß verderbe.
    Habe aber immer ein Auge drauf und gebe dann zeitig meinen Senf dazu.


    Tanzmaus


    Dein Senf fehlt hier leider immer noch :cry - vielleicht bringst du ja mal ganz andere Blickwinkel in unsere Runde, wenn du deine Gedanken mitteilst? :-)

  • Folgendes Zitat stammt von einem Antrag, Katz und Maus in die Liste jugendgefährdender Schriften aufzunehmen.


    "Die Schrift enthält zahlreiche Schilderungen von Obszönitäten,die geeignet sind, Kinder und Jugendliche sittlich zu gefährden.[...] Die beanstandeten Passagen, die derartige bis ins einzelne gehende Szenen mit betonter Ausführlichkeit bringen,..."


    Antrag auf Indizierung




    Die entsprechenden Szenen haben also so manchen Leser erzürnt .... :rolleyes

  • katharina:


    Nun erzürnt haben sie mich nicht und auf den Index würde ich das Buch auch nicht setzen..... ich fand nur die Einstellung des Autrs im Falle des Pfarrers arg befremdlich. (Sollte irgendwann mal Krieg ausbrechen und irgendein Pfarrer mein Kind begrapschen, ganz klar, der wird ausm Luzftschutzkeller ausgesperrt...)

  • Zitat

    Zitat von babyjane 10.09.04


    "Also ich bitte sie Herr Grass, das ist nicht ihr ernst oder? Unmöglich finde ich diese Stelle und ich war versucht, das Buch an die Wand zu schmeißen. ..."



    es hat dich also nicht erzürnt ... soso :gruebel ;-)

  • Zitat

    Original von katharina
    Mittlerweile denke ich auch, dass Pilenz es getan hat, auch wenn es nicht ausdrücklich festzumachen ist.
    Gespalten scheint mir sein Verhältnis zu Mahlke zu sein - freundschaftlich anscheinend, bewundernd auch ..... aber andererseits solche Sätze, wie dieser: "... ein dürftiges Gespenst, ... das von einem Leid abzulenken versucht, das in schwarzer Nacht ohnehin verdeckt bleibt."
    Möglicherweise ist das, was ich als sich selbst und andere belügen ansehe, aus diesem Zwiespalt geboren.


    Manchmal habe ich das Gefühl, dass es hier um eine Symbolik geht.. um keine echte Katze, sondern um eine Gruppe oder Person, die er auf ihn angesetzt haben könnte. Und er ist sich nicht sicher, ob es sein Hinweis war oder ob da ein anderer auch einen Hinweis gegeben hat ... :gruebel



    Zitat

    Original von katharina
    Dass Pilenz die Situation nicht schlimm fand, muss nicht zwangsläufig heißen, dass Grass solche Handlungen gutheißt.


    Richtig. Er kann damit ja auch nur die Aufmerksamkeit auf solche Situationen lenken wollen.


    Zitat

    Original von katharina
    Das Kriegsgeschehen gerät mir in der gesamten Erzählung irgendwie zu nebensächlich, zu wenig bedrohlich ... als wäre das Leben "normal" ... als wäre Krieg natürlich ... der Vortrag treibt dies regelrecht auf die Spitze. Aber es soll ja wohl Menschen gegeben haben, die nicht mitgekriegt haben, wie andere Menschen abgeholt, weggeschlossen und umgebracht wurden ... Und es gab wohl lange genug Menschen, die wirklich glaubten, dass es was ganz heldenhaftes ist, sich verkrüppeln oder totschießen zu lassen und andere totzuschießen.


    Die gab es, gibt es und wird es auch immer geben. Leider. Aber so ist es nun mal.
    Mir war das Hintergrundgeschehen auch ein wenig zu kurz vorgekommen. Viele haben es wohl nicht als Bedrohung empfunden, weil sie nicht direkt damit bedroht wurden ... weiter weg = andere Welt - Empfinden.


    In den Vorträgen mußte es immer so aussehen. Eine andere Einstellung wäre nicht geduldet worden oder der Vortragende hätte gewaltigen Ärger bekommen. ...



    Zitat

    Original von katharina
    Wollte er sich von der Welt zurückziehen, weil er in ihr nicht klarkam? Er zeigt es zwar nicht, ... aber Angeberei war es wohl nicht. Fühlte er sich von den anderen Jungen vielleicht doch ausgegrenzt???


    Er wurde dafür bewundert - aber wollte er bewundert werden? Mir stellen sich auch nur Fragen. Antworten finde ich keine...


    hm.. Bewunderung ... Rückzug.. Vielleicht eine Mischung.. Er wollte etwas eigenes .. sein Reich ... in dem keiner Zutritt hatte... Bewunderung hat er sich u.a. durch seine Tauchaktionen geholt.
    Er wollte vielleicht auch Teil der Gruppe sein, dass man ihn akzeptiert und durch diese Idee besessen, er muß etwas leisten, was sich keiner traut... vielleicht spielt hierbei auch das folgende mit ein.. aber da denke ich.. das hat noch eine andere Bedeutung...



    Zitat

    Original von katharina
    So ist mir auch unklar, weshalb er den Orden stiehlt und noch mehr wundere ich mich darüber, das er ihn zurückgibt. Dass sein Diebstahl schwerwiegende Folgen hat, ist ihm doch sicher klar.



    Zitat

    Original von katharina
    Ich glaube, dass er eine ganz persönliche Gläubigkeit pflegte ... keine im Sinne der Kirche.


    Das denke ich auch fast .. irgendwas war daran komisch , .... ?(

  • @ babyjane: Ich denke bei der Pfarrer-Stelle ist zu beachten dass die ganze Geschichte in der Ich-Perspektive sich abspielt. Wie soll denn ein Kind, oder ein Jugendlicher entscheiden was hier falsch gemacht wurde - schließlich ist der Pfarrer ein netter Mensch und von den Erwachsenen respektier - Grass hat die Situation auf die einzig realistische Art und Weise 'erzählt' und sich nicht persönlich über das Verhalten geäußert (das er nicht ganz ehrlich mit Meinungsäußerungen war wissen wir ja seit 'Beim häuten der Zwiebel ..')


    Es fällt auf dass Mahlke der einzige ist der nicht klatscht und jubelnd wenn die Soldaten vom Krieg erzählen. Er ist maximal nervös, gibt aber seine Zustimmung nicht preis - und doch wird er derjenige sein, der in den Krieg zieht.