Das Haus des Schlafes - Jonathan Coe

  • Jonathan Coe "Das Haus des Schlafes"
    Titel der englischen Originalausgabe: "The House of Sleep"
    395 Seiten


    zum Autor (von randomhouse):
    "Jonathan Coe wurde 1961 im englischen Birmingham geboren. Er studierte am Trinity College in Cambridge und promovierte über Henry Fieldings Roman „Tom Jones“. Neben Lehraufträgen an der University of Warwick komponierte er als professioneller Musiker Lieder für Jazz und Musical, bevor er sich vollständig dem Schreiben widmete. Coe ist einer der Stars der Londoner Literaturszene; sein preisgekrönter Roman „Allein mit Shirley“ wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt, in England und Frankreich wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (John Llewellyn Rhys Prize, Prix du Meilleur Livre Étranger, Prix Médicis Étranger u.a.), in Italien gehört er zu den bestverkauften ausländischen Autoren. Zwei seiner bisher sieben Romane wurden verfilmt. Zuletzt erschien auf Deutsch „Klassentreffen“ (2006). Jonathan Coe lebt heute mit seiner Familie in London."


    Coe hat übrigens auch Biographien über James Stewart und Humphrey Bogart geschrieben - was mich nach der Lektüre von "Das Haus des Schlafes" nicht überrascht, neben der Figur des Terry, dem Filmfreak, tauchen noch ein paar weitere Filmleute auf.


    zum Buch (von Amazon):
    "Haus des Schlafs ist ein komplizierter Roman voller versteckter Satire und indirekter Betrachtungen über das Ineinandergreifen von Liebe, Schlaf, Erinnerungen und Träumen. Die Geschichte spielt in Ashdown, einem windgepeitschten, alten Haus, das einst als Studentenwohnheim diente und nun eine Klinik für Schlafstörungen beherbergt. In den frühen Achtzigerjahren trifft sich hier eine Gruppe von Studenten, die eine kuriose Beschäftigung mit dem Schlaf verbindet. Darunter befinden sich Sarah, eine Narkoleptikerin, die Probleme damit hat, ihre wilden, lebhaften Träume und die Realität auseinander zu halten; ihr erster Freund, der pingelige Egomane Gregory, dem es einen Riesenspaß macht, seine Finger auf Sarahs geschlossene Augen zu drücken; Terry, ein Filmfreak, der täglich mindestens vierzehn Stunden schläft und wonnige Träume träumt, an die er sich nie so richtig erinnern kann; und der sensible Robert, der Sarah so sehr liebt, dass er absolut alles machen würde, um sie zu bekommen.


    Durch eine Reihe von überraschenden Zufällen begegnen sich die Vier zwölf Jahre später wieder an diesem Ort und setzen damit eine Handlung in Gang, die derart sorgfältig entworfen ist, dass die meisten Thriller dagegen dürftig und impressionistisch erscheinen. Wie in einem Traum wiederholen sich im Haus des Schlafes ständig Bilder, Phrasen, sogar ganze Passagen; sie dienen als erzählerisches Bindemittel für eine komplizierte Handlung, die sich vorwärts und rückwärts durch die Zeit bewegt und sich in verschiedenen Perspektiven ein- und wieder ausklinkt. Das Ergebnis ist zuweilen verwirrend, stets fesselnd und oft auch äußerst komisch."


    Meine Meinung:
    "Das Haus des Schlafes" ist mein Highlight 2008. Ich glaube sogar, dass es ein Lieblingsbuch werden könnte.


    Der Roman ist ein Riesenkonstrukt, dass sich nach der beendeten Lektüre natürlich erst vollständig erschließt, aber schon während des Lesens merkt man, dass hier nichts zufällig geschieht. Dies ist jedoch keineswegs eine Schwäche des Romans, im Gegenteil bin ich absolut begeistert darüber, wie gekonnt der Autor dieses Konstrukt ersponnen und seine Teile zusammengefügt hat. Von Anfang bis Ende war ich absolut vertieft in diese Geschichte und gespannt, alles zu erfahren.


    Die Zeit wechselt übrigens von Kapitel zu Kapitel, die Kapitel mit ungeraden Zahlen spielen in 1983-1984, die mit geraden Zahlen in 1996 - der Autor gibt das am Anfang des Buches auch an. So wird man ständig, wenn es gerade besonders spannend wird, in die andere Zeit gestoßen, aber ich war immer sofort wieder drin, man gewöhnt sich schnell an den Wechsel.


    Jeder der Figuren wird genügend Raum zugestanden, sodass man ihnen allen nahe kommt und wissen möchte, wie es ihnen ergeht. Dennoch stehen die Schicksale zweier Personen, nämlich Robert und Sarah, im Vordergrund.


    Der Grundton des Romans ist eher düster, aber wie laut Klappentext die FAZ sagt: "Coe hat viel Sinn für Situationskomik und eine ausgeprägte satirische Ader." - das kann ich nur bestätigen, es gibt viele herrlich komische Stellen, die die Geschichte immer mal wieder etwas auflockern.


    Ich hoffe, dass ich das Buch der einen oder anderen Eule schmackhaft machen konnte, ich wünsche mir noch viele Leser dafür - guckt ruhig auch in die Amazon-Rezensionen, es gibt da noch einige begeisterte Leser.


    10/10


    Gruß, Bell