Kritische Diskussion zu den "Biss-Romanen"

  • Zitat

    Original von Lenya
    Der Vergleich mit den Opfern häuslicher Gewalt hinkt, denn diese trennen sich oft nicht von ihren Männern, weil sie Angst vor ihnen haben, nicht weil die Gewalt sie angezogen hätte. Edward bedroht ja nicht SELBST Bellas Leben. Nicht vergleichbar, meiner Meinung nach.


    Edward ist genau der Typ Mann, der im echten Leben zu häuslicher Gewalt neigen würde. Die Warnsignale sind vorhanden; er meint, besser als sie selbst zu wissen was gut für Bella ist, und verbietet ihr, ihre Freunde zu besuchen, baut sogar den Motor aus ihrem Auto aus.
    Frauen die von ihren Ehemännern geschlagen werden, haben sich diese Männer ja auch nicht ausgesucht weil die so schön gewalttätig sind, sondern weil sie damit einhergehende Charakterzüge anziehen - vielleicht eben gerade dieses "Beschützende" was viele Leserinnen in Edwards Stalkerei und Kontrollsucht sehen.


    Edward bedroht nicht selbst Bellas Leben? Hast du Midnight Sun gelesen? Er ist in ihr Schlafzimmer eingestiegen und hat sich überlegt, ob er die leckere Bella nicht doch aussaugen soll. Und auch wenn man das nicht gelesen hat, könnte man ihm doch seine ständigen Beteuerungen er sei ach so gefährlich, glauben. Wenn man ihn nicht als Witzfigur sehen will.


    Und wenn das eine reale Beziehung wäre, so müsste Bella damit rechnen, für ihren Ungehorsam was das Besuchen ihrer Freunde angeht geschlagen zu werden - irgendwann vielleicht mit Todesfolge.


    Die Fans diskutieren, ob Jacob oder Edward besser für Bella wäre und reflektieren dabei die gesamte Beziehung? Also, ich glaub nicht, dass das so ein hohes Niveau hat, da dürfte es zumeist eher drum gehen wen der jeweilige Fan sexier findet, bzw. die Geschmacksfrage "Gentleman" oder "wildes Tier".
    Jacob ist im Übrigen auch kein Haar besser als Edward - der erzwungene Kuss, mit dem die Dreiecksbeziehung eingeleitet wird, ist bezeichnend. Offenbar ist für SMeyer nur ein Mann sexy, der die Bedeutung des Wortes "Nein" nicht so richtig kapiert. (In besonderes brechreizerregender Form auch bei Sam und Emily zu beobachten. Es gibt in diesem ganzen verdammten Buch keinen einzigen Mann, der Respekt vor Frauen hätte und als sexy dargestellt wird.)
    Eine echte Alternative hat Bella also nicht. Es gibt nur dominante Kerle. Die möglicherweise ganz netten normalen Jungs die mit ihr zum Ball wollen, sind ihr höchstens einen Nebensatz wert.


    Eigentlich dachte ich, der das Wort Nein nicht kennende "Held" sei auf Nackenbeißerromane beschränkt. Die Sorte Buch mit halbnacktem Kerl und aufgetakeltem Dämchen auf dem Cover. Offenbar hab ich mich geirrt. Zumal ja die jüngst zum Bestseller avancierte Biss-Fanfic munter in die gleiche Kerbe schlägt.


    Nochmal kurz zu Stolz und Vorurteil:
    Charlotte Lucas ist aus meiner Sicht deswegen nicht die Hauptperson, weil ihre Geschichte erstens ziemlich deprimierend ist, und zweitens Jane Austen nicht für Vernunftehen war, sondern für vernünftige Liebesheiraten.
    Dass sie nicht zu Diskussionen anregt würde ich so nicht behaupten. Für Elizabeth ist ihre Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehbar, und das obwohl auch Elizabeth nicht einfach blindlings ihrem Herzen folgt.
    Biss-Fans werden Charlottes Entscheidung wohl ohne großes Nachdenken als grundfalsch verurteilen und sich nicht weiter damit beschäftigen, obwohl ihr Verhalten durchaus Anlass zu Debatten böte.


  • Hier geht es doch um Vampire.. :yikes..Bella ist doch ein Mensch und kommt in eine total andere Welt,die ihr völig unbekannt ist.
    In dem Fall seh ich die <Anhänglichkeit< von Edward etwas anders,weil Bella ja in ständiger Bedrohung schwebt,er versucht doch eher sie zu beschützen.
    Um jetzt ja nicht den Verdacht aufkommen zu lassen: Ich steh mit beiden Beinen fest im Leben,ich bin kein <Weibchen<,welches ständig Begleitschutz sucht.... :-)
    Die Liebesgeschichte der Beiden find ich trotzdem schön... :grin

  • Themrys :
    Die Interpretation einer Figur aufgrund dessen, was sie tun KÖNNTE empfinde ich als wenig ergiebig. Ebenso wie bei einem realen Menschen.
    SMeyer entwirft ihre Figuren nach einem speziellen Muster, d.h. sowohl Vampire als auch Werwölfe sind in ihrer fiktionalen Welt nunmal dominante Wesen (was nicht mal auf ihrem Mist gewachsen ist, literaturhistorisch wurden sie schon wesentlich früher so dargestellt). Natürlich muss sich Edward mit seiner Natur auseinander setzen, die ihm das Blut einer menschlichen Frau nun einmal sehr attraktiv erscheinen lässt. Warum sollte man diesen Aspekt auslassen?
    Edward möchte nicht, dass Bella zu Jacob weiterhin Kontakt hat. Das wird teilweise überspitzt dargestellt, da gebe ich dir recht. Aber Bella hält sich nicht daran, was sie tun würde, wenn sie ein naives Weibchen wäre. Sie lässt sich nicht unterdrücken (weder von Edward noch von Jacob), sondern fordert ihren Willen ein.


    Ich bin übrigens Biss-Fan (wer hätt's gedacht :grin) und bezeichne Charlotte Lucas' Entscheidung zu einer Vernungtehe nicht als grundfalsch. Ihre Gründe liegen offen und lassen sich gut nachvollziehen.