Kyle Onstott - Mandingo

  • Titel: Mandingo (orig. 1957)
    Autor: Kyle Onstott
    Verlag: Nannen (1958)
    Seitenzahl: 573
    ASIN: B0000BM4B8


    Erhältlich nur über den antiquarischen Buchhandel, wurde auch bei Heyne als TB verlegt.


    Zum Autor: US-Amerikaner, meines Wissens tot. Hat noch drei oder vier Romane zum gleichen Thema geschrieben, z.T. mit Unterstützung eines Kollegen namens Lance Horner.
    Schrieb zuvor wohl ein paar Bücher zum Thema Hundezucht.


    Inhalt: 183x im amerikanischen Süden. Hammond Maxwell (19) betreibt zusammen mit seinem rheumakranken Vater als einziger Weisser eine Farm. Nach dem Verbot von Sklavenimporten aus Afrika haben sich die Maxwells auf die Zucht von Sklaven verlegt, um die Nachfrage ertragreicher Baumwollplantagen zu befriedigen. Männliche und weibliche Sklaven werden nach Qualität sortiert und gekreuzt. Mandingos gelten als besonders wertvolles Ausgangsmaterial. Hammond bedient sich seit seiner Pubertät bei den gleichaltrigen Sklavenmädchen und stellt seine Gene zur Verfügung.
    Hammonds Vater wünscht sich legitimen, weissen Nachwuchs durch seinen Sohn und arrangiert eine Hochzeit zwischen Hammond und einer Cousine. Der hochverschuldete Vater der Braut zeigt sich nach erfolgreicher Verhandlung über das Brautgeld einverstanden. Hammonds Ehefrau muss jedoch erkennen, dass ihr Ehemann weiterhin Sklavinnen bevorzugt, was schliesslich zur Katastrophe führt.


    Eigene Meinung: Ein irres Buch. Es erschien zum Höhepunkt der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und muss eine unerträgliche Provokation an die südlichen Staaten gewesen sein, die z.T. zu dieser Zeit noch immer eheliche Verbindungen zwischen Schwarzen und Weissen mit Gefängsnisstrafe ahndeten.


    Bürgerrechtsbewegung Wikipedia


    Das Buch steckt voller unglaubliche Beschreibungen des Sklaven-Alltags im amerikanischen Süden - leider gibt es kein Quellenverzeichnis. War es üblich, alte und belastende Sklaven zu vergiften? Wurden Sklaven höchstens vom Tierarzt behandelt? Gab es Sklavenfarmen? Gab es Kampfsklaven?


    Schwierig wird das Buch dadurch, dass alle Geschehnisse durch die Augen Hammonds beschrieben werden und der Autor sich scheinbar jeder Stellungnahme enthält. Der Sklavenalltag erhält dadurch trotz der Barbarei etwas normales, selbstverständliches. Selbst grausame Bestrafungen werden nicht in Frage gestellt, sondern argumentativ untermauert - alles muss so sein, wie es ist. Kampfsklaven auszubilden und aufeinanderzuhetzen ist in Ordnung. Jungfräuliche Sklavinnen als Willkommensgruss in Empfang zu nehmen und als nächtliche Erfrischung zu entjungfern ist nichts als angenommen Gastfreundschaft.


    Der Roman lässt mich ratlos zurück - handelt es sich um eine BDSM-Sklavenfantasie, eine gezielte Provokation zur richtigen Zeit, ein billiger Kolportageroman, eine politische Handgranate, frei erfundene Geschichtsfantasie, sorgfältig recherchierter Historienroman - keine Ahnung.


    Spannendster Moment war die Verhandlung über das Brautgeld für Hammonds Cousine. Hier wird die weisse Frau genauso verschachert wie die Sklaven. Menschen als einträgliche Ware zu behandeln - selbst Familienmitglieder - steckt tief im System. Daher wundert es auch nicht, dass die weissen Herren durch Kreuzung mit ihren Sklavinnen ebenfalls für lukrativen Nachwuchs sorgen - ihre so geschaffenen Söhne und Töchter sind selbstverständlich ebenfalls Sklaven.

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von aadam ()

  • Mal in Erinnerung ruf.
    Kennt ausser mir keiner das Buch? Klar, bisschen special interest und auch ein bisschen selten, trotzdem ...

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)