'Penthesilea' - Auftritt 01 - 07

  • Wie noch keiner hier?
    Ich hab den ersten Teil schon fertig.
    Bin ein wenig zwiegespalten.
    Die altertümliche Sprache liegt mir nicht richtig und ich muß gestehen, ich bin nicht sicher, ob ich jede Szene richtig interpretiere.
    :gruebel

  • Naja, meiner beruht auf der Originalausgabe von 1808, da schrieb man wohl noch ein wenig so.
    Aber manchmal bin ich wirklich unsicher, ob ich den Sinn wirklich erfaßt habe und die vielen Ypsilons und Hs irritieren mich.


    Sehe ich das richtig, daß das Heer von Achilles von den Amazonen überrannt wurde und er dann im Kampf mit Penthesliea selbige aber besiegte. Sie daraufhin mit ihren Heerführerinnen in Streit gerät?
    (Ganz grob umrissen?)

  • Das wird eine sehr harte Arbeit werden, vor allen Dingen in Bezug aufs Begreifen. Vielleicht wäre hier eine Leserunde mit Autorenbegleitung ganz sinnvoll gewesen..... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Von Kleist, dem Autor der „Penthesilea“ hat ja jeder schon gehört, das eine oder andere sicher auch gelesen – das Trauerspiel um die Amazonenkönigin war mir selbst allerdings unbekannt. Umso neugieriger bin ich auf den Inhalt.


    Beim Lesen der ersten sieben Auftritte ist mir Folgendes aufgefallen:


    Zunächst die (verhältnismäßig) geringe Anzahl der handelnden Personen. Vergleicht man diese mit Homers Ilias, den Königen, Helden, Priestern, Jungfrauen, Heerführern, Sehern und Gefolgsleuten, die der blinde Sänger auffährt, so wird deutlich, dass sich Kleist bewusst auf einige wenige Charaktere – gerade einmal vier Griechen, vier Amazonen und eine Oberpriesterin - beschränkt.


    Noch auffälliger ist die Abwesenheit der Götterwelt – bei Homer sind das ja wichtige Akteure, die nach Lust und Laune ins irdische Geschehen eingreifen: gleich im ersten Gesang wird Zeus, der Göttervater, nach allen Regeln der Kunst (Kniefall, Augenaufschlag, Berührung ...) von Thetis umgarnt und löst mit seinem Kopfnicken ein Blutvergießen unter den ahnungslosen Kriegsparteien aus. Bei Kleist taugen die Götter nur noch zum fernen Anrufungsobjekt des Bodenpersonals (und das auch noch falsch(?): „Beim Jupiter!“ entfährt es Odysseus im ersten Auftritt, damit ist wahrscheinlich nicht gemeint, dass der griechische Held zum römischen Götterglauben konvertiert ist).


    Hauptpersonen sind ohne Zweifel Penthesilea, die Amazonenkönigin, und Achill, neben Odysseus der griechische Held schlechthin. Von dessen Streit mit Agamemnon um „Brises rosige Tochter“, „dem“ Thema der Ilias, ist in den ersten sieben Auftritten keine Rede. Achill ist in die Schar der griechischen Heerführer integriert und wirft sich hochmotiviert in die Schlacht – kein Wort von der erlittenen Demütigung, kein Anzeichen von Verweigerung und Passivität, kein Wunsch nach Wiedergutmachung. Das Stück siedelt Kleist also möglicherweise im Vorfeld des Beutestreits im griechischen Heerlager an.


    Der Grieche und die Amazone - beide Anführer treffen mit Leidenschaft gefährliche Entscheidungen, setzen zur Erreichung persönlicher Ziele das eigene Leben und das ihrer Gefolgsleute aufs Spiel, sind „beratungsresistent“, unkalkulierbar, ungestüm und impulsiv und dabei doch von Freund und Feind geachtet und geehrt. Beifall verdient Prothoe, die es wagt, der Anführerin offen zu widersprechen (und dabei doch mit ihren ungeschickt erhobenen Vorwürfen wirkungslos bleibt). Wichtigstes Thema scheint bislang die Liebe zwischen Achill und Penthesilea zu sein, die hier eine sehr beachtenswerte Ausprägung des Besitzenwollens, der Unterwerfung, des Denkens in den Kategorien von Sieg und Niederlage findet.



    Zitat

    Original von Babyjane:


    Sehe ich das richtig, daß das Heer von Achilles von den Amazonen überrannt wurde und er dann im Kampf mit Penthesliea selbige aber besiegte. Sie daraufhin mit ihren Heerführerinnen in Streit gerät?


    Ich habe den Plot so verstanden:


    • Die Griechen belagern Troja mit dem Ziel, dieses zu erobern und insbesondere die geraubte Helena dem Bruder des griechischen Heerführers, Menelaos, zurückzugeben.
    • Plötzlich greift ein Amazonenheer in das Geschehen ein – die Griechen vermuten zunächst, dass es sich um Verbündete der Trojaner handelt, beobachten dann aber, wie Deiphobus, ein trojanischer Feldherr, von den Amazonen bekämpft wird.
    • Es kommt zu einer Begegnung zwischen Achill, Odysseus und Penthesilea; letztere verweigert sich, ein Bündnis mit den Griechen einzugehen, ist aber von der Erscheinung Achills nachhaltig beeindruckt.
    • Die Amazonen stehen im Kampf mit Griechen und Trojanern – es geht ihnen offenbar darum, „Beute“ zu machen, d.h. feindliche Krieger gefangen zu nehmen und nach Themiscyra, dem Herkunftsort der Amazonen, zu verbringen.
    • Penthesilea rettet Achill das Leben, als Deiphobus diesen im Kampf zu bezwingen droht.
    • Achill, dessen Wagen sich bei einem Unfall verkeilt, entgeht nur knapp der Gefangennahme durch die Amazonen.
    • Penthesilea nimmt entgegen Prothoes Ratschlag den Kampf mit den Griechen auf mit dem Ziel, Achill gefangen zu nehmen und die Griechen entscheidend zu schwächen; Achill widersetzt sich dem Rückzugsbefehl Agamemnons und stürzt sich erneut in die Schlacht.

  • Hm... so ähnlich kann ich mich dir anschließen, werfe allerdings jetzt schon Dinge zusammen in einen Topf die aus dem nächsten Abschnitt stammen, daher les ich erstmal da weiter... bin ja schon komplett durch.