Der Luzifer-Effekt: Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen - Philip Zimbardo

  • Der Luzifer-Effekt: Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen - Philip Zimbardo


    OT: The Lucifer-Effect - Understanding How Good People Turn Evil (übersetzt von Karsten Petersen)


    ISBN-13: 978-3827419903


    Kurzbeschreibung:
    Er ist der Vater des legendären Stanford Prision Experiment von 1971. In dem spektakulären Rollenspiel wurden damals aus ganz normalen Studenten brutale Aufseher. Mehr als 30 Jahre später und nach intensiver Forschungsarbeit erklärt Philip Zimbardo in Der Luzifer-Effekt, was anständige Menschen dazu bringt, sich in sadistische Quäler zu verwandeln.
    Der Erfinder des vielleicht berühmtesten sozialpsychologischen Experiments der Welt schreibt aus der Ich-Perspektive im Stile einer Reportage. Das ist anschaulich und gut verständlich. Das Stanford Prison Experiment nimmt so Gestalt an: die Gestalt seines Erfinders und Leiters bzw. die der Teilnehmer. Es wird nur allzu deutlich: Wir alle können zu hilflosen Opfern oder willigen Vollstreckern werden - je nach dem, welcher Gruppe wir in einem solchen Experiment zugeteilt werden.


    Über den Autor:
    Zimbardo, Sohn sizilianischer Eltern, wuchs in der Bronx in New York City auf und besuchte die Monroe High School zusammen mit Stanley Milgram. Seinen Bachelor machte er auf dem Brooklyn College, den Master und Doktortitel erwarb er auf der Yale University.


    Meine Meinung:
    Im August 1971 führte der Psychologe Philip Zimbardo ein Experiment durch, indem er die situativen Einflüsse untersuchen wollte. Hierbei wurden "normale", gesunde Studenten in Wärter und Häftlinge unterteilt und in einem improvisierten Gefängnis untergebracht. Die Studie, die zwei Wochen dauern sollte, wurde nach nicht einmal einer Woche unterbrochen, weil die Geschehnisse "außer Kontrolle" geraten sind.
    In April 2004 wurden Bilder veröffentlicht, die einige US-Soldaten bei der Folterung der Gefangenen im irakischen Abu-Ghraib-Gefängnis gezeigt haben. Diese schrecklichen Bilder von Misshandlungen der Gefangenen ähnelten zum Teil den Bildern, die Zimbardo noch von seinem Experiment bekannt waren. Die US-Regierung bezeichnete diese Aktionen als das Ergebnis einiger wenigen "bösen" Menschen - Soldaten mit aggressiven und sadistischen Tendenzen und wies jegliche Verantwortung der Regierung von sich.
    Zimbardo sieht es jedoch anders. Er ist der Meinung, dass diese US-Soldaten im weiteren Sinne einem "bösen System" zum Opfer gefallen sind und trotz ihrer "Normalität" zu bösen Menschen wurden. Er entschuldigt dieses Verhalten nicht, möchte es aber erklären und hebt die Rolle der Situation und des Systems hervor.
    Dies ist mehr oder weniger der Rahmen des Buches, in dem Zimbardo der Frage nachgeht, wie/warum/in welchen Situationen normale Menschen wie du und ich zu Monstern werden können.
    Auf seiner "Reise", wie er es im Buch oft nennt, beschreibt er erst sehr detailliert die Ereignisse bei seinem Experiment 1971 und fragt sich dann, woher das "Böse" in Menschen kommen kann. Hierbei geht er genauer auf den Verlauf und Ergebnisse vieler psychologischen Tests ein, die sich mit Gehorsam, Autorität und Gruppenprozessen beschäftigen.
    Später konzentriert er sich dann auf die Ereignisse in Abu-Ghraib, wobei er zum Schluss in der Rolle eines Richters Bush, Rumsfeld und Kollegen anklagt.
    Zum Schluss seines Buches betont er zum wiederholten Male, dass zwar jeder von uns unter gewissen Umständen zum Monster werden kann, dass wir aber auch alle im gewissen Sinne "Helden im Wartestand" sind, die nur auf die richtige Situation warten, in der sie zum Helden avancieren können.


    Das Buch ist an manchen Stellen vielleicht zu ausführlich, aber es ist sehr interessant zu lesen, wozu Menschen fähig sind und welche Einflüsse zu diesem Verhalten führen. Was mich bisschen gestört hat, waren die vielen Anmerkungen, die hinten im Buch vermerkt waren. Ich hätte mir fast schon ein Extra-Heftchen dafür gewünscht, weil ich sonst so blättern musste und manche Anmerkungen interessant und ausführlich waren, manche nur eine Quellenangabe beinhaltet haben.


    Ach ja...der Name des Buches: Zimbardo bezieht sich auf den Engel Luzifer, der in die Hölle verbannt wurde. So wie Luzifer, kann auch jeder von uns zu einem bösen Menschen werden - das ist das, was Zimbardo als Luzifer- Effekt bezeichnet.


    Zu dem Buch gibt es übrigens eine von Zimbardo erstellte Internetseite: www.lucifereffect.com


    Ich war mir nicht sicher, wo ich das Buch unterbringen soll, denn bei "Ratgeber" fand ich es nicht gut aufgehoben :wave

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  • Das hört sich total interessant an! Ich habe mir die Frage schon so oft gestellt.
    Steht schon auf meiner Wunschliste.

    "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)