Rotkäppchen muss weinen - Beate Teresa Hanika

  • Meine Meinung:


    „Rotkäppchen muss weinen“ ist ein leises, eindrucksvolles, aufrüttelndes Buch, das mich zum Lachen, Weinen und Schreien gebracht hat. Vollkommen unaufgeregt und einfühlsam erzählt Beate Teresa Hanika die Geschichte aus der Perspektive von Malvina. Malvina, die von ihrem Opa sexuell missbraucht wird.


    Während dem Lesen war ich oftmals sehr wütend und fassungslos einige Personen des Buches betreffend, die durch ihr Handeln den sexuellen Missbrauch erst zugelassen haben.


    Ich war wütend auf den Opa von Malvina, der ihr solch eine schreckliche körperliche und seelische Belastung zumutet und ihr sogar noch die Schuld an allem einredet.


    Ich war wütend auf den Vater und Bruder Malvinas, die sich weigern, Malvina zuzuhören, die es bequemlicher und leichter finden, ihre Hilferufe zu ignorieren.


    Ich war wütend auf die Mutter Malvinas, die nur noch ihre Resignation zulässt.


    Trotz alldem hat mir das Buch auch wunderbare Momente beschert. Neben der ganzen, scheinbaren Ausweglosigkeit gibt es nämlich immer öfters Momente des Glücks, Dinge und Menschen, die Malvina stärken und ihr Hoffnung vermitteln. Denn Beate Teresa Hanika schreibt auch von dem Wert der Freundschaft und der Liebe in vielerlei Variationen, sie führt wunderbare Figuren wie Malvina selbst, ihren Freund Klatsche, ihre Freundin Lizzy und die Nachbarin Frau Bitschek ein. Es sind Menschen, die Stärke beweisen, Malvina auf ihre Art helfen, zeigen, dass es einen Ausweg gibt und Sternschnuppen in einer scheinbar mondlosen Nacht sind. Gerade die eingestreuten Rückblicke um Lizzy und Malvina zeigen unendlich viel Lebensfreude, der Wert und das Gefühl des Lebens werden mit unheimlich viel Intensität vermittelt. Malvinas Rückzugsort, eine leer stehende Villa, wurde schnell auch für mich ein Ort der Geborgenheit, so gut hat Beate Teresa Hanika die Atmosphäre beschrieben.


    Beate Teresa Hanika geht unheimlich sensibel mit dem Thema der Geschichte um, sie wird nie plakativ. Sexueller Missbrauch ist gerade heute ein Thema von hoher Brisanz und Aktualität. Umso wichtiger wird dadurch „Rotkäppchen muss weinen“. Sicherlich, Malvina selbst ist Fiktion (auch wenn dies oft schwer zu glauben ist), all die Fakten, die der Geschichte zugrunde liegen, sind es leider nicht. Mir wird übel bei dem Gedanken, wie viele „Malvinas“ es gibt und wie oft sie vielleicht keine Freunde wie Malvina haben, die ihnen helfen.


    Mich hat „Rotkäppchen muss weinen“ aufgerüttelt und darin bestärkt, selbst aufmerksamer zu sein. Ich hoffe, dass Betroffene durch das Buch Mut gewinnen, die Dinge auszusprechen. Hoffentlich trägt „Rotkäppchen muss weinen“ dazu bei, dass sexueller Missbrauch und ähnliche Verbrechen keine Tabu-Themen mehr bleiben, hoffentlich wird „Rotkäppchen muss weinen“ auch in Zukunft viele Leser haben. Mir wird es aufjedenfall noch lange im Gedächtnis bleiben.


    Der Schreibstil Beate Teresa Hanikas ist übrigens wundervoll, sie schreibt ganz einzigartig und eigen, kombiniert eine atemberaubende Leichtigkeit, Präzision und Behutsamkeit mit Sätzen, die mich tief ins Herz getroffen haben und mich weinen ließen, vor Freude und Trauer und weil ich schlicht und einfach überwältigt war. Beeindruckend und bemerkenswert!


    Fazit:


    „Rotkäppchen muss weinen“ ist ein aufrüttelndes, ein wichtiges, ein wunderbares Buch. Es macht Mut, es öffnet die Augen und nicht zuletzt habe ich selten so fantastisch und eindrucksvoll von dem Wert von Freundschaft, Liebe und Leben gelesen. Eigentlich wird jede Beschreibung dem Buch nicht gerecht, so verbleibe ich mit 10 von 10 Eulenpunkten.

  • Hallo,
    ich habe das Buch gelesen und war hin-und weg .
    Ich konnte an gar nichts anderes mehr denken.
    Es ist einfach der Wahnsinn wie schön oder eher gesagt gefühlvoll dieses Buch geschrieben ist :)



    Der Junge nannte sie Rotkäppchen.....


    ein zutiefst berührendes Buch,dass mich in seinen Bann gezogen hat.
    Sehr einfühlsam-geschriebenes Buch :)
    Was soll ich noch erzählen ?! =O
    LESEN SIE SELBST :)
    es wird sie zu Tränen rühren und zum schmunzeln bringen :)


    WUNDERSCHÖN

  • KLAPPENTEXT:
    Er nennt sie Rotkäppchen, als er sie mit einem Korb am Fahrradlenker den Berg hinab fahren sieht. Rotkäppchen – weil in dem Korb Wein und Essen für den Großvater, dessen Einsamkeit nur ein Vorwand ist. Rotkäppchen – weil der Weg aus dem Wald dunkel und steinig ist. Rotkäppchen – weil der Wolf sie längst in seiner Gewalt hat.


    ZUR AUTORIN:
    Beate Teresa Hanika ist eigentlich Fotografin, hat aber auch eine Zeitlang als Model gearbeitet und schreibt schon seit ihrem zehnten Lebensjahr Geschichten und Gedichte. „Rotkäppchen muss weinen“ ist unteranderem mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 und dem Bayerischen Kunstförderpreis 2009 ausgezeichnet. Außerdem war das Buch 2010 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.


    EIGENE MEINUNG:
    Ganz sanft und sensibel erzählt die Autorin eine Geschichte über sexuellen Missbrauch innerhalb der Familie. Eine Geschichte, die das Innerste eines 13-jährigen Mädchens ausbreitet, dass nicht nur mit den Konflikten konfrontiert wird, die das Teenager leben so mit sich bringt, sondern auch mit innerfamiliären Problemen. Dem sexuellen Missbrauch durch ein Familienmitglied.
    Die Protagonistin ist ein normales Mädchen, das mit seiner besten Freundin eine scheinbar glückliche Kindheit verbringt. Sie spielen in einem alten Haus und tun das, was andere Kinder in ihrem Alter auch tun. Bis ihre Freundin Lizzy in den Osterferien in den Urlaub fährt und Malvina ihren Großvater allein besuchen muss.
    Nicht selten kommt es vor, dass Mütter oder andere Familienmitglieder wissen, dass ihre Töchter vom Vater oder Großvater missbraucht werden und nichts dagegen tun, weil sie es nicht wahrhaben wollen oder sich nicht den Konsequenzen stellen wollen, die mit einer Auseinandersetzung dieses Problems anstehen. Auch in diesem Buch besteht das Problem der Verdrängung. Die Autorin schafft es, dies noch eindringlicher darzustellen, indem sie Malvinas Familie sehr konservativ kreiert. Der Großvater ist das Familienoberhaupt, seine Worte sind gewichtig und seinen Anweisungen wird bedingungslos Folge geleistet. Die Worte eines 13-jährigen Mädchens zählen da nicht. Schon gar nicht, wenn es damit die ganze Familie durcheinander bringt, die eh schon labile Mutter noch mehr belastet und sich auch noch von einer ausländischen Mitbürgerin anstacheln lässt. Das veranlasst Malvina, wie es in der Realität auch so oft ist, dazu, zu denken, dass sie im Unrecht ist und dass ihr alle böse sind, wenn sie dem Opa nicht gehorcht. Dazu kommt, dass Mädchen in dieser Situation sich niemandem anvertrauen können, weil sie eingeredet bekommen, dass ihnen eh niemand glaubt und dass sie es eigentlich ja auch selbst schuld sind, dass ihnen das passiert.
    Beate Teresa Hanika hat eine sehr angenehme, sensible, bildliche Schreibe, die man gern liest. Sie lässt Malvina ein wenig naiv und kindlich erzählen, was den Leser sehr berührt. Um Malvinas Gefühle und Gedanken wirkungsvoller zu machen, wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Ohne Details darüber erzählen müssen, was Malvina wirklich passiert, schafft sie es, den Leser am Herz zu packen und aufzurütteln. Ich denke, dass es ein Buch ist, das Mädchen, die sich in solch einer schrecklichen Situation befinden Mut machen könnte. Das ihnen verdeutlicht, dass sie auch wenn es so scheint, nicht allein sind. Das ihnen zeigt, dass sie nicht im Unrecht sind und Mut macht, sich ihr Recht einzufordern.
    Ein berührendes Buch sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene.

  • Eure positiven Rezis kann ich nur unterschreiben.


    Ich habe das Buch gestern in einem Rutsch gelesen, weil ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Malvinas Geschichte wird sehr einfühlsam erzählt und ich habe sehr mir ihr mitgelitten und hätte ihre Eltern, Großeltern und Geschwister am liebsten geschüttelt.
    Sehr beeindruckt war ich vom Erzählstil, der mit Andeutungen das eigentliche Grauen vermittelt und gleichzeitig auch die unbeschwerten Momete in Malvinas Leben wunderbar beschreibt.


    Ein traurige, aber gleichzeitig auch mutmachende Geschichte - unbedingt lesenswert!

  • Ganz behutsam widmet sich Beate Teresa Hanika in Rotkäppchen muss weinen dem Tabuthema des sexuellen Missbrauchs durch Familienmitglieder. Sie zeichnet auf nur etwa 220 Seiten ein sehr genaues und tragisches Bild der Durchschnittsfamilie, der die Hauptperson des Buchs, die dreizehnjährige Malvina, angehört.


    Ich mochte die Aufteilung in die einzelnen Kapitel, die jeweils eine Rückblende enthalten und danach in der Geschichte chronologisch weiterführen. So entstand eine gewisse Spannung, weil man immer wissen will, wie es weitergeht - egal ob in der Gegenwart oder in der Vergangenheit.


    Der Stil ist direkt und schnörkellos. Wörtliche Rede wird nicht in Anführungszeichen gesetzt, was mich anfangs störte. Andererseits unterstreicht dies die Unmittelbarkeit, die Nähe, das Verschmelzen mit Malvina und ihren Gefühlen für die Zeit des Lesens.


    Beate Teresa Hanika findet unheimlich schöne Formulierungen und Metaphern für ihre Geschichte, sie zeichnet ihre Figuren deutlich und lebendig. Nach und nach deckt sie auf, was anfangs noch verborgen ist. Am Ende steht ein stimmiges Ganzes, das einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, weil man nur hoffen kann, dass jede Malvina dieser Welt so viel Glück hat...


    Meine Wertung in Punkten: 9 von 10.

  • Ich habe das Buch gestern beendet... und es wirkt immer noch nach. Ich habe so sehr mit Malvina gefühlt, wie schlimm es sein muss, dies alles zu erleben, vom Großvater erpresst zu werden, dass ihr sowieso niemand glaubt, dann ihre Eltern, die tatsächlich nichts sehen und glauben wollen, ebenso ihre großen Geschwister.
    Glücklicherweise hat sie mit Lizzy eine tolle beste Freundin und sie trifft "Klatsche", der sich nicht durch ihre zickige, unwirsche Art abwimmeln lässt, sondern versucht, hinter die Fassade zu schauen. Wirklich erstaunlich, dass ein 16jähriger dazu imstande ist, während eine Familie, die einen das ganze Leben kennt, so mit Blindheit geschlagen ist.
    Auch Frau Bitschek mit ihren Kindern und den Kater habe ich während des lesens sehr lieb gewonnen. Die Geschichte aus ihrer Jugend ist so traurig und doch für Malvina auf den zweiten Blick so heilsam zu hören und macht ihr endlich den Mut den Mund aufzumachen und sich anzuvertrauen.


    Die Rückblenden in die alte Villa haben mir auch sehr gefallen, besonders die Geschichte mit der Wassertonne...es konnte wohl nicht anders kommen. :-)


    Ein so wunderschön und so einfühlsam erzähltes Jugendbuch, das zugleich so unaussprechliche Dinge andeutet und am Ende wirklich Mut macht, habe ich lange nicht gelesen. Ich fühle mich immer noch ein bisschen sprachlos. 10/10 Punkte. :wave