'Frankenstein' - Kapitel 05 - 12

  • Also als weinerlich würde ich Frankenstein eigentlich auch nicht bezeichnen. Allerdings als sehr schwachen Menschen, der sich vor jeglicher Verantwortung drückt. Selbst als ihm während seiner "Forschung" klar war, daß er etwas unrechtes tut, macht er sich keinerlei Gedanken über die Konsequenzen. Im selben Moment, in dem das Monster erschaffen war, bereut er auch schon wieder, was er getan hat.



    Zitat

    Original von Bell
    Ja, das Monster ist wirklich sehr schnell erschaffen und wieder von der Bildfläche verschwunden! Was mir bei der Beschreibung des Monsters auffiel:
    Es hat schönes Haar, schöne Zähne, aber die Augen!:
    "doch diese Zierden bildeten einen nur um so gräßlicheren Kontrast zu seinen wässerigen Augen,..."


    Was sind nämlich die Augen? Der Spiegel zur Seele! Eine einfache, aber treffende Metapher, das Monter lebt, scheint aber seelenlos zu sein, das wichtigste, was einen Menschen ausmacht, fehlt.



    Diese Beschreibung des Monsters hat mich allerdings auch sehr irritiert. Ich stimme Bell zu, daß die Augen eines Menschen der Spiegel zu seiner Seele sind. Aber wenn das restliche Äußere hier als schön bezeichnet wird, kann es so schlimm doch nicht sein, daß die Menschen die Flucht vor ihm ergreifen, sobald sie ihn sehen ?


    Als sein Freund Clerval überraschend auftaucht, freut sich Frankenstein, daß das Monster verschwunden ist. Ein Jahr lang fragt er sich nicht ein einziges Mal, was aus ihm geworden ist !!! Irgendwo muß er doch sein !!!


    Ich zumindest habe mich das die ganze Zeit gefragt und war demzufolge sehr gespannt darauf zu erfahren, wie das Monster die Zeit verlebt hat. Dieser Teil der Geschichte hat mir sehr gut gefallen und ich muß unbedingt wissen, wie es ihm weiterhin mit der Familie ergangen ist und wie es dazu kam, daß er zum Mörder wurde. Denn das er Frankensteins kleinen Bruder ermordet hat, vermute ich sehr stark. Wer soll es sonst gewesen sein ? Justine ? Das glaube ich nicht.

  • Ich empfinde ihn vor allem als Menschen, der seiner eigenen Verantwortung nicht in die Augen sehen möchte und wehleidig mit sich selbst ist. Ich mag ihn nicht besonders.
    Ich nehme es ihm übel, dass er sein Wesen von Anfang an als Monster betitelt, als er es charakterlich noch nicht kannte. Er hat sich vom abschreckenden Äußeren zu einer Haltung hinreisen lassen, die ich nicht gutheiße. Mal abgesehen, dass er das Äußere selbst kreierte und dass er nach dem ersten Atemzug seines Wesens nicht wirklich überrascht sein konnte.


    Edit: Im Wesentlichen dass, was auch Christine schreibt. :-)

  • @ Christine


    Zitat

    Aber wenn das restliche Äußere hier als schön bezeichnet wird, kann es so schlimm doch nicht sein, daß die Menschen die Flucht vor ihm ergreifen, sobald sie ihn sehen ?


    Wer weiß, wie das Gesicht sonst aussieht, er beschreibt ja nur Zähne und Haar als schön, vielleicht hat er Sehnen über der Haut liegen oder sowas! Vor allem aber ist es sicher seine riesenhafte, verwachsene Gestalt, die die Menschen abschreckt, Frankenstein sagt auch, dass es grotesk aussieht, wie sich diese zusammengeschusterte Gestalt bewegt - wahrscheinlich passt da gar nichts so richtig zusammen.


    :wave

  • Zitat

    Original von Bell
    @ Christine
    Wer weiß, wie das Gesicht sonst aussieht, er beschreibt ja nur Zähne und Haar als schön, vielleicht hat er Sehnen über der Haut liegen oder sowas! Vor allem aber ist es sicher seine riesenhafte, verwachsene Gestalt, die die Menschen abschreckt, Frankenstein sagt auch, dass es grotesk aussieht, wie sich diese zusammengeschusterte Gestalt bewegt - wahrscheinlich passt da gar nichts so richtig zusammen. :wave


    Andererseits sind die Leute zu Hauf in Kuriositätenkabinette gewandert und tun es noch, schauen Freddy Krüger an und lassen sich freiwillig kalte Schauer über den Rücken laufen. :wow Vielleicht nur, weil sie sich in diese Situationen selbst hinein begeben.
    Was ich sagen wollte ist, dass Hässlichkeit auch eine gewisse Faszination haben kann. Gibt es denn wirklich niemanden, der sich für das Wesen begeistern kann?

  • Bell - Den mit den Teilen rechts und links im Hals. :lache


    Liesbett - Mit den Kuriositätenkabinett könntest Du recht haben. Ich denke, Mary Shelley hat das ganze bewußt etwas überzogen, um deutlich zu machen, welch grässliches Monster von Frankenstein erschaffen wurde. Ich bin sicher, den ein oder anderen hätte es gegeben, der sich nicht vor dem Monster fürchtet.

  • Der Blinde Vater hätte ihn sicherlich gemocht, auf die ein oder andere Weise.
    Mary Shelley apelliert an mich, mich nicht von Äußerlichkeiten lenken zu lassen sondern die Taten zu beachten, die ein Gegenüber vollbringt.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    @ Bell - Ich muß gestehen, ich habe noch gar keinen Film von Frankenstein gesehen.


    Dann möchte ich dir unbedingt nochmal die Kenneth Branagh-Version ans Herz legen - die ist soooo klasse! :anbet


    (nein, ich bekomme keine Provision! :grin)

  • Das "Monster" wird erschaffen und sein Erzeuger kann nicht anders, als sich voller Abscheu in Krankheit zu flüchten. Der Verlust der Kreatur wird fast Kommentarlos hingenommen, ungeachtet der möglichen Konsequenzen.


    Zitat

    von Milla
    Dass sich Frankenstein nicht freut, könnte meiner Meinung nach an 3 Gründen liegen:
    1. Er ist selbst erschrocken über seinen "Erfolg"
    2. Er ist zu erschöpft um sich zu freuen
    3. im Sinne von "Der Weg ist das Ziel" ist die Forschung an sich sein Antrieb gewesen, nicht das Ergebnis


    4. Er lässt sich allzusehr von der äußeren Erscheinung, für die er ja mitverantwortlich ist abschrecken.


    Der Mord an Frankensteins Bruder erfolgt:


    Zitat

    von Liesbett
    Das Frankensteins Geschöpf der Mörder des Kindes sein soll geht mir ein wenig zu schnell. Es gibt keine Beweise, nur ein Geschöpf, dass von seinem Erschaffer von Anfang an als Dämon, Monster etc. betitelt wird. Ist er/es wirklich der Täter? Sollte das Wesen der Täter sein, frage ich mich, warum? Bisher habe ich nur bis Kapitel 12 gelesen, und bisher kommt mir das Wesen nicht sonderlich rachsüchtig vor.


    :write


    Vor Gericht wird eine Schuldige gefunden, dass Frankenstein hier nicht seinen Verdacht erwähnt, kann ich verstehen. Wer hätte ihm denn geglaubt?
    Diesmal flieht er vor der eigenen Erkenntnis,nicht in Krankheit, sondern in die Schweizer Alpen. Dieser Teil wird sehr (zu) ausführlich geschildert, das man den Eindruck eines Reiseberichtes erhält und der eigentliche Inhalt weit in den Hintergrund rückt. Aber die "Kreatur" holt ihn ein. Die nächste Erzählung in der Erzählung beginnt.
    Der erste Eindruck der Kreatur, ist mir bei weitem sympathischer, als der Eindruck von seinem Schöpfer. Bleibt abzuwarten, wer von beiden das wahre Monster ist.

  • Zitat

    Original von Joschi
    Der erste Eindruck der Kreatur, ist mir bei weitem sympathischer, als der Eindruck von seinem Schöpfer. Bleibt abzuwarten, wer von beiden das wahre Monster ist.


    Das geht mir ebenso.
    Trotzdem scheinen beide sowohl Opfer als auch Täter zu sein.