'Frankenstein' - Anfang - Kapitel 04

  • So, dann fange ich mal an :-)


    Ich bin noch bei den Briefen, gerade beim 15. August...


    Erst einmal möchte ich sagen, dass mir der sehr blumige Stil, der mich an den Werther von Goethe erinnert, gefällt, ich dadurch aber sehr lange brauche für's Lesen.


    Erster Brief / Zweiter Brief


    Gleich im ersten Brief gibt es etwas, das ich markiert habe, weil es mir gefällt und es meines Erachtens nicht nur zu diesem Robert Walton, der die Briefe schreibt, passt, sondern auch zu Frankenstein:


    "...; denn nichts trägt so sehr zur Beruhigung des Gemüts bei wie ein fester Vorsatz - ein Punkt, auf den die Seele ihr inneres Auge heften kann."


    Da Walton, wie er im Brief vom 28. März schreibt, keine Freunde hat und nie welche hatte, ist diese "Gemütsberuhigung" für ihn bestimmt besonders wichtig, deshalb entwickelte er wohl diesen starken Wunsch, Ruhm zu erlangen. Wie ausgeprägt dieser Wunsch ist, wird u.a. einmal sehr deutlich im Brief vom 7. Juli, in dem er schreibt:


    "Doch der Erfolg soll meine Mühen krönen." (Dritter Brief)


    Zweiter Brief


    Der Kapitän scheint eine interessante Persönlichkeit zu sein, ihm wird ein kurzer Abschnitt gewidmet, der mir aber sehr wichtig zu sein scheint, denn die Geschichte des Kapitäns ist schon außergewöhnlich (die Angebetete "freizugeben" und dem Mann, den sie wirklich liebt, sein Hab und Gut zu überlassen, damit die beiden heiraten könnnen).


    Es gibt in dem Brief eine Anspielung auf ein dichterisches Werk, das ich nicht kenne, ergoogelt habe ich "Ballade des alten Seemanns" von Samuel Taylor Coleridge. Man kann die Ballade online finden, falls sie jemand lesen will (ich will nicht, wäre mir erstmal zuviel, aber vielleicht ist es ergänzend ganz interessant).


    Vierter Brief


    Jetzt sammeln sie den halbtoten Fremden ein - dass dieser nach der Richtung des Schiffes fragt, bevor er sich an Bord holen lässt, ist wirklich erstaunlich. Dass es um ihn spannend werden wird, ist eindeutig ;-)



    So, das waren erstmal ein paar Gedanken von mir...

  • Hat sonst noch keiner ein bisschen was gelesen?


    Ich habe jetzt das zweite Kapitel beendet, und die Begeisterung schwindet schon :-/


    Noch zu den Briefen: Walton hat den Fremden als "Seelenfreund" für sich entdeckt, der aber hat angst um Walton, da er spürt, dass dieser durch seine Leidenschaft/Besessenheit dem gleichen Schicksal entgegenstrebt wie er selbst - deshalb erzählt er seine Geschichte.


    Der Stil ändert sich mit der Erzählung Viktors - es ist jetzt ein nüchternerer Ton, finde ich, und deshalb leider auch etwas langweilig :-( "Ich wuchs so und so auf, meine Eltern lernten sich so und so kennen, ich las über dieses und jenes" - hmmm, also ehrlich gesagt muss ich mich da schon etwas überwinden, weiterzulesen.


    Auf jeden Fall wird klar, dass das ganze Unglück, das Viktor erwartet, mit seiner Schwester zusammenhängen muss. Er vergöttert sie und sie hat etwas beruhigendes für ihn.


    Eine weitere wichtige Person scheint sein Freund Henri Clerval zu sein.


    Im zweiten Kapitel erfährt der Leser, was es ist, das Viktor umtreibt und sein Verhängnis sein wird: "die Suche nach [...] dem Lebenselixier."


    Es schwingt immer ein unheilvoller Unterton in der Erzählung Viktors mit, meist sehr deutlich, wenn er von "Verhängnis", "Unwetter", "Verderben" usw. spricht - sodass man auf jeden Fall mitkriegen muss: Da kommt's noch ganz dicke! Ich finde aber die Häufung dieser Andeutungen etwas öde.


    Jetzt Ihr :-)

  • Ich hab heute auch angefangen.
    Da ich auf Englisch lese, bin ich deutlich langsamer als wenn ich deutsch lesen würde. Dazu kommt noch, dass die Sprache ja schon älter ist, aber ich verstehe es doch ganz gut, durch Austens Sense and Sensibility und Brontes Jane Eyre hab ich da schon etwas Übung.


    Ich bin jetzt mit den Briefen durch und vor dem ersten Kapitel.


    Als ich angefangen habe, war mir nicht ganz klar, was mich da jetzt erwartet.
    Die grobe Handlung ist mir bekannt, aber eben wirklich nur sehr grob, deshalb war ich etwas verwundert über die Briefe, die zunächst gar keinen Zusammenhang zu dem zu haben schienen, was ich bisher von der Geschichte wusste.
    Zumindest wusste ich aber genug, um nicht Frankenstein mit seinem Monster zu verwechseln, wie das ja häufig geschieht.


    Ich hab zuerst die Autoreninfrmation gelesen, die Penguin dazu druckt.
    Da stand eine kurze Biographie der Autorin und die Hintergründe, die zu dem Roman geführt haben. Zunächst war es nur eine Kurzgeschichte, die aus einem Alptraum entstand. Lord Byron hatte sie aufgefordert, ihn als "ghost story" niederzuschreiben und Mary Shelleys Ehemann hat sie darin bestärkt, einen Roman draus zu machen.


    Die folgenden Vorwörter von Shelley und ihrem Ehemann hab ich erstmal übersprungen, die lese ich, wenn ich das Buch durch habe.
    Mach ich meistens so.


    Als erstes beim Lesen ist mir der Titel aufgefallen.
    Frankenstein or The modern Prometheus
    Das ist ein geschickter Titel, um neugierig zu machen. Heutzutage ist die Geschichte über das Monster ja schon beinah Allgemeinwissen, aber zum Erscheinungszeitpunkt des Buches, war dieser Untertitel bestimmt ein guter Blickfang.
    Vermutlich war aber damals auch die Sage des Prometheus besser bekannt als heute. Ich kenne sie hauptsächlich wegen des Gedichts von Goethe.
    Dass Frankenstein hier als Moderner Prometheus bezeichnet wird, lässt ja schon einiges ahnen. Da fragt man sich ja schon, ob sein Schicksal ähnlich aussehen wird.


    Wie schon oben erwähnt, war ich erst etwas erstaunt, dass es mit Briefen los ging, die nicht mal von Frankenstein selbst stammten. Hab dann kurz vorgeblättert, um zu sehen, ob das so bleibt. Tut es nicht und ich glaube, das gefällt mir besser.


    Die Briefe sind ein interessanter Einstieg, um Frankenstein erstmal von außen kennen zu lernen.
    Robert Walton, der Briefeschreiber ist mir durchaus sympathisch, auch wenn ich nicht genau verstanden hab, welchem Zweck seine Reise dient. Er sucht nach Ruhm... Kann mir da jemand etwas helfen? Was will er eigentlich am Nordpol?


    Seine Beschreibung von Frankenstein fand ich auch schon sehr vielsagend.
    Demnach ist Frankenstein ein sehr beeindruckender Mann mit viel Charisma, aber durch seine Erfahrungen im Leben zerbrochen.
    Und was es mit diesen Erfahrungen auf sich hat, das wird er ja jetzt erzählen, ich bin gespannt, obwohl ich ja schon grob weiß, worum es dabei geht.


    Mich interessiert besonders Frankenstein als Person und Charakter.

  • Guten Morgen,


    ich habe vorgestern abend zwar schon angefangen, aber etwas gebraucht, um reinzukommen und bin jetzt erst am Ende der vier Briefe, also vor Kapitel eins.


    Mir ging es zunächst ähnlich wie Kim_Meridian. Ich war etwas verwundert über den Beginn und musste im Vorwort nochmal nachschauen. Da stand ja alles ein wenig erklärt.
    Also hat dieser angehende Polarforscher die Briefe an seine Schwester geschrieben. Er scheint in der Tat sehr besessen von seinem Vorhaben.


    Sehr interessant fand ich die Beschreibung der Besatzung. Der Kapitän! Kann ein Mensch denn so gut sein? All sein Vermögen demjenigen geben, der seine geliebte Verlobte heiraten will?


    Sehr lustig war dann das erste Erblicken des Schlittens in der Ferne, mit einem sehr großen Mann darin. Ich nehme mal an, das war das "Monster", auf der Flucht vor seinem Schöpfer??
    Ich kann bisher nur raten.


    Dann Frankenstein, jetzt schließt sich der Kreis und ich weiß, dass der Beginn nur als Rahmen für die restliche Handlung dienen soll. Sehr geschickt gemacht, wie ich finde.
    So geht alles schön nahtlos ineinander über und nun beginnt Frankenstein, seine Geschichte zu erzählen, um Walton zu zeigen, was aus solch einem "aberwitzigen Begehen" entstehen kann.


    Bisher gefällt es mir gut, ich beginne heute abend allerdings erst mit Kapitel eins.
    Bell : jetzt hast du mir ein wenig Angst gemacht! :gruebel


    :wave

    LG
    Alisha

    -------------------
    Good girls go to heaven, bad girls go everywhere! :-]
    (Jim Steinman)


  • Guten Morgen,


    ich habe natürlich auch schon gestern Abend ein wenig gelesen und bin, glaube ich, schon in Kapitel sechs. Davon werde ich aber nichts berichten.


    Der Schreibstil der Autorin gefällt mir neben den anderen leserischen Baustellen, die ich gerade beackere, sehr gut: geradeaus, unkompliziert, ohne großen Interpretationsanspruch. Das macht mir das Buch sehr angenehm. Es ist spannend.


    In meiner Ausgabe gibt es ein Vorwort der Autorin selbst, in der sie die Umstände der Entstehung der Geschichte kurz erläutert. Sie hat sie mit 19 Jahren verfasst? Sie scheint eine unauffällige Frau gewesen zu sein, die von Mann und Freunden gefördert wurde. Dabei ist sie bescheiden und erwähnt, dass die LeserInnen ihrer Zeit sicher lieber etwas aus der Feder Byrons gelesen hätten denn aus ihrer. Ihren Erfolg sieht sie wohl mehr als Zufall denn als große Geistesgabe ihrerseits. Im Vorwort scheint sie ausserdem deutlich älter geworden zu sein. Sie schreibt von Verlust und Schmerz. Meiner Meinung nach ist es ihr gelungen, sich selbst in kurzen Worten sympathisch vorzustellen.


    Dann die Briefe. Ich bin recht unvoreingenommen an das Werk heran gegangen und hätte auch einen Briefroman gelesen. So aber umrahmen die Briefe die eigentliche Geschichte. Ich glaube, dies war eine Vorgehensweise, die öfter in Werken der Zeit vorkamen.


    Der Name Frankenstein taucht übrigens erst sehr spät im Buch auf. Wenn ich nicht geahnt hätte, wer hier seine Geschichte erzählt, wäre ich wahrscheinlich schneller über den Text gehetzt um diese Wissenslücke zu schließen.


    Zitat

    Original von Alisha
    Der Kapitän! Kann ein Mensch denn so gut sein? All sein Vermögen demjenigen geben, der seine geliebte Verlobte heiraten will?


    Mich machte das schon ein wenig skeptisch. Gibt es wirklich solche Menschen?


    Alles in allem finde ich die Geschichte des Frankenstein bisher interessant. Sowohl sein Hintergrund ("perfekte" Eltern mit teilweise schwerem Schicksaal). Eine Adoptivschwester, die er bis ans Ende ihrer Tage für sich selbst behalten möchte. Hier deutet sich sicherlich ein schwerer Konflikt an. Sein Lebensbeginn ist einfach zu gut und idyllisch, als dass es so bleiben könnte.


  • Ich nehme ein paar Deiner Bemerkungen, um darauf einzugehen.
    Zu dem ersten, das ist mir auch schon desöfteren aufgefallen, dass "Frankenstein" gesagt wird, wenn "Frankensteins Monster" gemeint ist - wieso das wohl so ist?


    Deine Anmerkung zum Titel finde ich sehr wichtig! Ich habe auch darüber nachgedacht, weil ich das Gedicht auch während des Abiturs beackern musste - aber einen richtigen Zugang hatte ich dazu nicht gefunden, weil es mich einfach nicht ansprach. In diesem Zusammenhang aber ist es wohl eindeutig, worauf Shelley hinaus will - die letzte Strophe passt wie die Faust auf's Auge ;-)
    Danke, dass Du es nochmal verlinkt hast.


    Zu Robert Walton und seiner Expedition: er deutet nur an, was er dort will, z.B. hier:


    "Vielleicht entdecke ich dort die erstaunliche Kraft, die die Nadel anzieht und finde eine Regel für tausende Himmelsbeobachtungen..."


    Das klingt tatsächlich sehr vage, wie er vorgehen will, erfährt man gar nicht.)


    Außerdem reizt es ihn, unbetretenes Land zu entdecken und neue Seewege zu finden.


    Es liest sich ein bisschen so, als hätte er gar keine richtige Vorstellung davon,was er entdecken will - hauptsache, irgendetwas verschafft ihm Ruhm, so kommt es mir vor.

  • Ich habe gestern abend das 4. Kapitel beendet und bin bisher sehr angetan von der Geschichte.
    Meine Vorkenntnisse beschränken sich auf eine kurze Szene des alten Films, in der sich das Monster von einem Tisch erhebt. Weder Anfang noch das Ende des Filmes sind mir bekannt.
    Deshalb war ich jetzt sehr neugierig auf den Roman.


    Bei dem Titel mußte ich erst mal nachlesen, wer Prometheus war.
    Und nach dem Vorwort von Shelley, das sie übrigens erst 15 Jahre nach der Entstehung der Geschichte verfaßte, begann auch für mich der Roman überraschenderweise mit einem Briefwechsel und ich habe sofort (genau wie Kim_Meridian) nachgeblättert, ob der ganze Roman in Briefform gehalten ist. Zum Glück ist es nicht so und daher fand ich den Anfang recht gelungen.


    Die Sprache ist einfach, aber trotzdem sehr melodisch.


    Die Geschichte um den Kapitän fand ich auch nicht sehr glaubwürdig, aber ich könnte mir denken, dass das eine Metapher sein sollte.
    Der Kapitän liebt die Frau so sehr und ist trotzdem in der Lage sie „loszulassen“, als er merkt, daß seine Leidenschaft die Geliebte eher unglücklich machen würde.
    Denn sowohl Walton als auch Frankenstein sind ebenfalls von einer Leidenschaft besessen.



    Interessant fand ich noch die Passage, als Frankenstein Walton erzählt, daß es ihm gelungen ist Materie zu beleben. Ich war ziemlich neugierig, wie ihm das wohl gelungen sein mag, aber darüber schweigt er sich aus bestimmten Gründen aus.
    Diese Erzähltechnik hat mir sehr gut gefallen, da jede Beschreibung wohl etwas unglaubwürdig und kitschig geklungen hätte.


    Die ersten vier Kapitel lasen sich flüssig und ich bin auch schon sehr gespannt wie es weitergeht.


    P. S.: Übrigens ist der Artikel in wikipedia über Mary Shelley sehr lesenswert.

  • Zitat

    Original von Alisha
    Mir ging es zunächst ähnlich wie Kim_Meridian. Ich war etwas verwundert über den Beginn und musste im Vorwort nochmal nachschauen.


    Sehr interessant fand ich die Beschreibung der Besatzung. Der Kapitän! Kann ein Mensch denn so gut sein? All sein Vermögen demjenigen geben, der seine geliebte Verlobte heiraten will?


    Diese Verwunderung über die Briefe war bei mir auch da, ich hatte dann bei Wikipedia nachgeguckt, um festzustellen, dass der Verfasser derjenige ist, dem Frankenstein seine Geschichte erzählen wird - ja ja, diese Ungeduld ;-)


    Der Kapitän: ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mir vorstellen kann, dass er noch eine Rolle spielt - da das Schiff samt Kapitän nun erstmal nicht mehr Teil der Handlung ist, würde ich mich nicht wundern, wenn er in Frankensteins Geschichte auftaucht! Wenn nicht, würde ich mich fragen, was diese Geschichte um ihn sollte... - bin gespannt!

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Der Name Frankenstein taucht übrigens erst sehr spät im Buch auf. Wenn ich nicht geahnt hätte, wer hier seine Geschichte erzählt, wäre ich wahrscheinlich schneller über den Text gehetzt um diese Wissenslücke zu schließen.



    Mich machte das schon ein wenig skeptisch. Gibt es wirklich solche Menschen?


    Alles in allem finde ich die Geschichte des Frankenstein bisher interessant. Sowohl sein Hintergrund ("perfekte" Eltern mit teilweise schwerem Schicksaal). Eine Adoptivschwester, die er bis ans Ende ihrer Tage für sich selbst behalten möchte. Hier deutet sich sicherlich ein schwerer Konflikt an. Sein Lebensbeginn ist einfach zu gut und idyllisch, als dass es so bleiben könnte.


    Der Name taucht auf in Kapitel drei auf, tatsächlich sehr spät! "So viel ist schon getan worden, rief die Seele Frankensteins, - mehr, noch viel mehr, will ich erreichen!"
    Es ist eine bezeichnende Stelle, an der wir seinen Namen erfahren, nämlich da, als er die Lesung des Professors Waldmann gehört hat und seine Leidenschaft neu erwacht. Die Worte des Professors nennt er auch "Worte des Schicksals" (nicht, dass er mit dem Wort sparsam umginge ;-) ).


    Deine Anmerkungen zu seiner Familiengeschichte finde ich wichtig! Seine Kindheit war wirklich auffällig behütet, dennoch mit düsteren Episoden im Hintergrund (Jugend der Mutter, Herkunft der Schwester) - schließlich der Tod der Mutter!


  • Danke Charlotte, ich glaube, genauso ist es mit dem Kapitän! Da kann ich wohl lange warten, dass er nochmal auftaucht, Deine Erklärung ist absolut einleuchtend. Jetzt, wo Du es beschreibst, scheint es auf der Hand zu liegen und trotzdem bin ich nicht darauf gekommen - genau da liegt der Zweck einer Leserunde :-)


    Deine Ansicht zu dem Verzicht der Erklärung teile ich, ich hatte den gleichen Gedanken - es ist genauso, wie im Film: was nicht gezeigt wird, macht oft mehr Angst, als das, was gezeigt wird (vor allem in Gruselfilmen), da der Versuch, etwas darzustellen, oft albern endet.


    Mich wundert übrigens, dass Ihr alle mit der Sprache keine Probleme zu haben scheint - sie ist zwar wirklich verständlich, aber mir macht diese aus heutiger Sicht altmodische Ausdrucksweise doch etwas zu schaffen (lese ich einfach zu selten). Ich empfinde die Erzählung auch als sehr verdichtet - in wenigen Zeilen wird oft sehr viel zusammengefasst und da muss ich erstmal überlegen, was eigentlich gemeint ist - so halte ich mich beim Lesen sehr auf, da ich Angst habe, etwas zu übersehen.

  • Ich hoffe, ich gehe Euch mit meinen vielen Einträgen nicht schon auf den Keks...


    Ein, zwei wichtige Stellen will ich noch hervorheben:


    Die Mutter wünscht sich auf dem Totenbett, dass Frankenstein und seine Schwester Elisabeth heiraten! Da er seine Mutter anbetete, ist die Erfüllung dieses Wunsches für ihn mit Sicherheit Pflicht - das hinzuaddiert zu seinem Besitzanspruch auf seine Schwester...


    Sein Größenwahn (siehe Charlottes Prometheus-Link):
    "Eine neue Spezies würde mich als ihren Schöpfer und Ursprung segnen, viele .. Charaktere würden ihr Dasein mir verdanken."


    Mir fällt es leider schwer, mir vorzustellen, wie es zu der Besessenheit kam - das liegt wieder an der Komprimiertheit der Erzählung Frankensteins. Wo man heutzutage durch viele einzelne Episoden zu etwas hingeführt wird, erhält man hier rückblickend in raschem Tempo und m.E. wenig anschaulich eine Entwicklung geschildert, die nicht gerade alltäglich ist. Man muss viel abstrahieren - da ist die Tatsache, dass es ihm schwerfällt, mit neuen Gesichtern vertraut zu werden, das erklärt die Konzentration auf die Arbeit (ein Beispiel) - dennoch fiele es mir leichter, mich in ihn hineinzuversetzen, wenn einzelne Szenen geschildert würden, in denen man ihn mit anderen erlebt...


    Gelungen finde ich dagegen die Andeutungen bezüglich seiner Arbeit: "wenn ich in der ungeweihten Stickluft des Grabes hantierte oder das lebende Tier quälte, um den leblosen Lehm zu beseelen" - dieses wenige regt die Phantasie an und reicht aus, um eine schaurige Atmosphäre herzustellen.

  • Hab grad einen schönen langen Eintrag geschrieben, da hat sich das Forum verabschiedet. Konnte ihn glücklicherweise noch retten.


    Ich bin jetzt beinah fertig mit den ersten vier Kapiteln.


    Mal als Nebenanmerkungen, ihr müsst mich nicht immer Kim_Meridian nennen, Kim reicht auch völlig. ;-)


    Ich hab auch bei Wikipedia reingelinst, was Walton da am Nordpol vor hat. Ging ja aus dem Text irgendwie nicht so ganz hervor, was er da eigentlich will.
    Vielleicht auch interessant für einige könnte die Sparknotes-Seite zu Frankenstein sein: http://www.sparknotes.com/lit/frankenstein/
    Ist zwar auf englisch, aber da gibt es einiges über die Charaktere und Analysen.
    Ich werd mich da genauer umschauen, wenn wir das Buch in meinem Seminar besprechen.


    Zitat

    Ich nehme ein paar Deiner Bemerkungen, um darauf einzugehen. Zu dem ersten, das ist mir auch schon desöfteren aufgefallen, dass "Frankenstein" gesagt wird, wenn "Frankensteins Monster" gemeint ist - wieso das wohl so ist?


    Das frag ich mich ja auch, vor allem, weil es mir lange auch so ging.
    Vermutlich ist es einfach Unwissenheit.
    Wobei sich da auch schon die Frage aufdrängt, wer hier das Monster ist... aber darüber können wir später nochmal diskutieren.



    Frankensteins Kindheit und seine ersten Annäherungen an die Naturwissenschaften und die Alchemie fand ich spannend. Ich bin immer auf der Suche nach den Gründen für seine Handlungen und einige lassen sich bestimmt in dieser Zeit finden.
    Seine besitzergreifende Beziehung zu seiner Schwester Elizabeth ist mir etwas suspekt. Bin gespannt, was da noch draus wird.


    Jetzt ist er also in Ingolstadt, um dort zu studieren. Mir hat gefallen, wie er seinen Abschied beschrieben hat und seine Gefühle, jetzt auf eigenen Beinen stehen zu müssen und ohne seine Familie zu sein.
    Ich bin letzten Herbst ja auch von zu Hause ausgezogen um weit weg zu studieren und ich hab sehr ähnlich empfunden.



    Nochmal zu der Geschichte mit dem Kapitän.
    Ich warte genau wie Bell, ich warte auch drauf, dass der Kapitän in Frankensteins Geschichte auftaucht. Das würde mir sehr gefallen.


    Zitat

    Die Geschichte um den Kapitän fand ich auch nicht sehr glaubwürdig, aber ich könnte mir denken, dass das eine Metapher sein sollte. Der Kapitän liebt die Frau so sehr und ist trotzdem in der Lage sie „loszulassen“, als er merkt, daß seine Leidenschaft die Geliebte eher unglücklich machen würde. Denn sowohl Walton als auch Frankenstein sind ebenfalls von einer Leidenschaft besessen.


    Diese Deutung find ich auch nachvollziehbar.
    Ich fände es trotzdem toll, wenn der Kapitän noch eine größere Rolle spielen würde.
    Ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass es solche selbstlosen Menschen gibt. Ich wünsche es mir zumindest. ;-)
    Die Geschichte des Käpt'n hat mich auch noch an etwa anderes erinnert, aber da muss ich erst noch mal schauen, ob mich meine Erinnerung nicht täuscht.


    Und zu Bells letztem Eintrag noch... Er soll Elizabeth heiraten? Die Stelle muss ich nochmal lesen, das ist mir tatsächlich entgangen.

  • Ich habe die ersten vier Kapitel (und das fünfte) gestern abend auch zu Ende gelesen.


    Am meisten "geschockt" hat mich Frankensteins Besitzanspruch an die arme Elisabeth.
    In diesem Zusammenhang taucht auch zum ersten Mal sein Vorname auf, die Mutter sagt zu ihm: "Ich habe ein hübsches Geschenk für meinen kleinen Viktor-gleich morgen früh soll er es bekommen."
    Gemeint ist Elisabeth, und wie seinen Besitz stellt er sie von nun an auch dar.


    Fürchterlicher Gedanke für mich, selbst für die damalige Zeit! :-(


    Ich denke mal, seine Besessenheit probiert er an einer Stelle zu erklären. Er zeigt seinem Vater das Buch von Agrippa, von dem er so begeistert ist und sagt, hätte sein Vater nicht so unbeteiligt reagiert, wäre es nie soweit gekommen. Klar, das ist eine Ausrede, aber vielleicht hat es den jungen Viktor tatsächlich angespornt, seinem Vater zu beweisen, dass in dem Buch nicht nur "trostloses Gewäsch" steht.


    Die Mutter ist gestorben und man könnte ihre letzten Sätze wirklich so deuten, dass sie sich eine Heirat von Viktor und Elisabeth wünscht. Aber zunächst verlässt Viktor seine Heimat, um in Ingolstadt zu studieren.


    Dass er aber auch alles mit einer solchen Besessenheit tun muss! Nun hat er seinen Vater und Elisabeth ja fast vergessen, weil er dabei ist, etwas Totem "Leben einzuhauchen".
    Er ist hinter das Geheimnis gekommen, wie genau er das bewerkstelligt hat, wird ja leider nicht verraten. Es muss aber sicherlich etwas mit Elektrizität zu tun haben, er hatte doch dieses Erlebnis mit dem Blitz, als er siebzehn war. :gruebel

    LG
    Alisha

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    (Jim Steinman)


  • Zitat

    Original von Alisha
    Die Mutter ist gestorben und man könnte ihre letzten Sätze wirklich so deuten, dass sie sich eine Heirat von Viktor und Elisabeth wünscht. Aber zunächst verlässt Viktor seine Heimat, um in Ingolstadt zu studieren.


    Morgen :-)


    Ich finde nicht, dass es da etwas zu deuten gibt, es ist eindeutig:
    "Sie fügte mir und Elisabeth die Hände zusammen." - Das ist schon deutlich, und dann sagt sie:
    'Meine festen Hoffnungen auf künftiges Glück beruhen auf der Aussicht auf eure eheliche Verbindung.'

  • Oh, das mit der "ehelichen Verbindung" hatte ich überlesen.
    Sorry, dann ist es natürlich eindeutig.


    Sowas aber auch... :gruebel


    Halt, stop!!
    Gerade nochmal nachgeschaut: bei mir steht: "... meine zuversichtlichsten Hoffnungen auf das Glück der Zukunft haben in der Aussicht auf eure spätere Vereinigung beruht."


    Das bedeutet natürlich das gleiche, zeigt aber auch: Wir haben, dadurch dass wir unterschiedliche Ausgaben benutzen, auch unterschiedliche Übersetzungen.


    Das wird an einigen Stellen bestimmt noch interessant!

    LG
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  • Ja, ich dachte auch schon öfters beim Zitieren, dass bei einigen von Euch da bestimmt etwas anderes steht, ich habe eine DDR-Ausabe von 1987 - übersetzt von Ana Maria Brock. Was hast Du denn für eine?

  • Meine ist aus der Reihe "Mitternachtsbibliothek" vom Arena Verlag von 2008.


    Übersetzt von Friedrich Polakovics, ich habe die ISBN mal eingefügt.

    LG
    Alisha

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