Sucht mein Angesicht - John Updike

  • Zum Inhalt:
    Hope, 78, die bekannte Malerin und Witwe berühmter Maler, wird von der jungen Kunsthistorikerin Kathryn interviewt. In Hopes drei Ehen spielte Kunst die Hauptrolle: Sie war mit einem Maler des Abstrakten Expressionismus, der Pop-Art und danach mit einem Sammler verheiratet. Hope und Kathryn wechseln ihre Rollen, sind bald Tochter und Mutter, Therapeutin und Patientin, Jägerin und Beute. Nie hat jemand die Geschichte der amerikanischen Malerei des 20. Jahrhunderts amüsanter und ironischer beschrieben.


    Über den Autor:
    John Updike bei Wikipedia
    John Updike bei Rowohlt


    Meine Meinung
    Sucht mein Angesicht war der erste Roman Updikes, den ich gelesen habe. Besonders angesprochen hat mich dabei weniger das eigentliche Thema - von amerikanischer Kunstgeschichte habe ich absolut keine Ahnung - sondern vielmehr die ungewöhnliche Darstellung: die gesamte Handlung spielt sich innnerhalb des engen Rahmens eines mehrstündigen Interviews ab, das bis auf wenige Ausnahmen aus der Perspektive Hopes widergegeben wird. Dementsprechend hat das Buch keinerlei Kapitelunterteilung, was es mir schwer gemacht hat, nach einer Unterbrechung wieder in den Text zu kommen. Im Idealfall liest man das Buch wohl besser an einem Stück.


    Der Schwerpunkt des Romans bildet sicherlich die amerikanische Kunstgeschichte der Nachkriegszeit - Hopes erster Ehemann Zack ist an Jackson-Pollock angelehnt und auch in den weiteren Figuren lassen sich anhand der detailliert beschriebenen Kunstwerken eine Vielzahl von Künstlern wiederfinden. Aber auch ohne entsprechende Vorbildung läßt sich das Buch mit Genuß lesen, denn Updike erzählt mit sicherem Gespür für Atmosphäre und mit Liebe zum Detail. Besonderes Augenmerk legt Updike dabei auf die psychologische Situation des Interviews - die verschieden Stadien, die die Beziehung zwischen Hope und der Interviewerin Kathryn durchläuft, sind spannend zu lesen und waren für mich als kunstgeschichtlich absolut Unvorbelastete das Highlight im Roman.


    Fazit: Um das Buch wirklich voll genießen zu können sollte man möglichst viel an einem Stück lesen können und zumindest kunstgeschichtliche Grundkenntnisse haben. Ansonsten: Lesespaß mit der einen oder anderen Länge.

  • Danke für diese schöne Rezension :wave


    "Sucht mein Angesicht" ist neben "Der Terrorist" das einzige Buch, das ich bisher von Updike gelesen habe und es konnte mich nicht wirklich begeistern. Es ist mir einfach zu wenig passiert und insgesamt empfand ich es einfach als lahm.


    Aber vielleicht werde ich dem Buch einfach noch mal eine zweite Chance geben :-)

  • Danke für die Rückmeldung!


    Es passiert tatsächlich nicht allzu viel. Ich fand es aber ganz spannend zu lesen, was sich zwischen den beiden Frauen - machmal auch nur zwischen den Zeilen - abspielt.
    So gesehen - vielleicht den kunsttheoretischen Teil einfach überspringen? :grin


    Ich werde als nächstes Hasenherz von Updike lesen, mal schauen, ob da mehr los ist.