Brief an D. - Andre Gorz

  • Andre Gorz, Sozialphilosoph, (1923-2007), arbeitete mit J.P. Sartre und Simone de Beauvoir an der Zeitung Les Tempes modernes


    In diesem Buch hat er einen Liebesbrief an seine Frau Dorine geschrieben, mit welcher er sich 2007 das Leben nahm. Dorine war unheilbar erkrankt.



    Diese kleine Büchlein schlägt jeden Liebesroman. Es zeigt eine tiefe, bedingungslose Liebe.


    Die ersten Zeilen: "Bald wirst Du jetzt zweiundachtzig sein. Du bist um sechs Zentimeter kleiner geworden. Du wiegst nur fünfundvierzig Kilo, und immer noch bist Du schön, graziös und begehrenswert… Ich liebe Dich mehr denn je. Kürzlich habe ich mich von neuem in Dich verliebt, und wieder trage ich in meiner Brust diese zehrende Leere, die einzig die Wärme Deines Körpers an dem meinen auszufüllen mag." versprechen schon eine tiefgründige Hommage an eine Beziehung welche 58 Jahre andauerte!



    10/10 Punkte......bin immer noch ganz berührt.

  • Brief an D. – André Gorz
    Geschichte einer Liebe


    Rotpunktverlag, 98 Seiten, 2007


    Originaltitel: Lettre a.D. Historie d’un amour
    Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer


    Kurzbeschreibung:
    1958 erschien die Autobiografie Der Verräter (dt. 1980), zu der Sartre das Vorwort schrieb. Dort erscheint bereits Gorz Frau Dorine unter dem Namen Kay. das vorliegende Band ist gewissermassen die Fortsetzung (und was Kay / Dorine betrifft auch Korrektur) dieser Autobiografie 50 Jahre danach.


    Über den Autor:
    André Gorz (1923 -2007), geboren in Wien, verbrachte die Kriegsjahre in der Schweiz und lies sich nach Kriegsende in paris nieder. Er arbeitete mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoire an der Zeitschrift Les Temps modernes, war Redakteur bei L’Express, später bei der Wochenzeitung LeNouvel Observateur, die er 1969 zusammen mit Jean Daniel gegründet hatte.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist nicht nur ein ehrlicher autobiografischer Text, sondern in erster Linie eine Liebeserklärung des Autors an seine Frau Dorine, mit der er 50 Jahre verheiratet war.
    Er schreibt von der Zeit als sie sich kennen gelernt hatte, wie sie ihn, als er mittellos war, bei seinem Schreiben unterstützte und dann von den Jahren ihrer Krankheit. Verblüffend auch, dass Gorz mit diesem Text Bestandteile seiner vor 50 Jahren entstandenen Autobiografie korrigierte. Das waren anscheinend Details, die Wunden geschlagen haben, die nicht so einfach verheilten. In diesem Brief ist Gorz anscheinend komplett ehrlich, volkommen uneitel. Das wirkt durch den Text durch. Gorz Stil ist schwebend und angenehm zu lesen.
    Der Brief berührt, auch weil der Freitod des Paares kurz nach Erscheinen des Buches beim Lesen schon feststeht.
    Es ist selten, dass ein Autor es schafft, sich in einem so kurzen Text dem Leser so zu öffnen, das man glaubt, ihn zu kennen! Tragisch, dass es danach keine weiteren literarischen Texte mehr geben kann.