'Der Turm' - Seiten 001 - 093

  • Ich habe nun die ersten fünfzig Seiten gelesen und kann mich euch beiden nur anschließen, Conor und Ruhrmaus - auch ich denke, dass man sicherlich nicht alles nachschlagen und googlen muss, was im Buch vorkommt.


    Darüberhinaus glaube ich auch nicht, dass man in der DDR aufgewachsen sein muss oder in Dresden leben muss, um das Buch wirklich verstehen zu können. Es wäre ja schrecklich, wenn man immer nur etwas lesen und verstehen könnte, wenn man es selbst ähnlich erlebt hat.
    Bisher zumindest konnte ich auch als junger westlicher Leser alles begreifen. Obwohl natürlich vor allem die Standseilbahnfahrt für mich interessant war, da ich diese gerade erst letzte Woche selbst unternommen habe ;-)

  • nein - ich muss gestehen, dass ich gegoogelt habe und bei einer anderen Turm-Leserunde reingeschaut habe ;-)


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Ah, achso - danke. :-) Ich war nur über diesen Satz gestolpert und konnte ihn nicht einordnen, interessant, dass es ein chinesisches Sprichwort ist.


    Eine andere Sache, die mich beim Lesen irritierte, war der Abschnitt mit der Standseilbahn. Während der Fahrt überlegt Christian ja, ob er sein Buch lesen möchte - was mich daran erstaunt, ist die Tatsache, dass die Fahrt gerade mal 5 Minuten dauert. Da bleibt also kaum Zeit ein Buch auszupacken. Aber vielleicht war die Standseilbahn früher langsamer unterwegs, als heute.

  • So, jetzt ist auch noch meine Telephonleitung ausgefallen und ich konnte zwischendurch nicht posten. Dafür hatte ich schön viel Zeit zu lesen.


    Nach der Overtüre war ich einigermaßen entsetzt und habe mich auf eine harte Leseerfahrung eingestellt. Mittlerweile bin ich bei 230 Seiten und bin von dem Buch begeistert. Auf mich übt es eine absolute Sogwirkung aus. Dabei gefällt mir gerade diese Detailfülle. Gerade für den Leser, der die Erfahrung nicht mehr gemacht hat, mit einer solchen Bahn zu fahren, fand ich die Beschreibung sehr spannend.
    Ich bin auch Wessi und relativ jung (kenne mich allersdings als Historikerin und mit Ost-Beziehung ganz gut aus) und habe eigentlich keine Probleme. Sicherlich habe ich nicht jede Anspielung verstanden, aber das geht einem doch bei fast jedem guten Buch so.


    @ Buzzaldrin: Das erklärt sich mit Christians wirklich zwanghaftem Leseverhalten, das später beschrieben wird. Er hat sich für jeden Tag eine bestimmte Seitenzahl für einen Klassiker vorgenommen. Irgendwann sind es 500 Seiten, da muss man wohl jede Sekunde nutzen. :-)

  • Zitat

    Original von Clio
    @ Buzzaldrin: Das erklärt sich mit Christians wirklich zwanghaftem Leseverhalten, das später beschrieben wird. Er hat sich für jeden Tag eine bestimmte Seitenzahl für einen Klassiker vorgenommen. Irgendwann sind es 500 Seiten, da muss man wohl jede Sekunde nutzen. :-)


    Ah, achso. Das erklärt dann natürlich einges ;-)


    Ansonsten kann ich dir eigentlich nur zustimmen, Clio. Nach der Overtüre war ich schockiert und hatte schon ganz kurz über einen Abbruch der Leserunde nachgedacht, aber mittlerweile habe ich schon 70 Seiten gelesen und es gefällt mir wirklich gut. Die Art Tellkamps zu erzählen, übt auch auf mich einen gewissen Sog aus.


    Einige Frage ist mir heute Nacht aber noch eingefallen und zwar das Bild betreffend, das Christians Vater geschenkt bekommt. Hat jemand von euch Hinweise gefunden, ob es diese "Tauwetterlandschaft" wirklich gibt?

  • Ich denke, der Name des Bildes ist eher symbolhaft gemeint,oder?
    Ist mir auch gleich aufgefallen. :-)


    Ebenso das Wort "Mutabor", welches aus dem Märchen "Kalif Storch" von Hauff entstammt = sich verwandeln können


    http://de.wikipedia.org/wiki/Kalif_Storch

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Zitat

    Original von Conor
    Ich denke, der Name des Bildes ist eher symbolhaft gemeint,oder?
    Ist mir auch gleich aufgefallen. :-)


    Ich denke mittlerweile auch, dass du Recht hast - ich habe auch beim googlen nichts genaueres finden können.


    Gestern habe ich diesen ersten Abschnitt beendet, der mir eigentlich sehr gut gefallen hat. Am Ende hatte ich etwas Schwierigkeiten nachzuvollziehen, warum die beiden Zwillinge da plötzlich in der Wohnung auftauchen, aber das klärt sich ja sicherlich noch in den nächsten Kapiteln.

  • Die Zwillinge, Kinder der Nomenklatura, sind - so glaube ich - nur dazu da, um auf die mangelnde Privatsphäre hinzuweisen.
    Sie dringen einfach in die Räumlichkeiten ein, ohne zu klingeln und ohne zu fragen.


    Sicher kann die ausgelassene Tischgesellschaft von nun an nicht mehr unbefangen miteinander reden.

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  • Die Namen der Häuser sind ja ziemlich märchenhaft:
    Karavalle
    Abendstern
    Italienisches Haus , aber besonders
    Tausendaugenhaus


    Menos Katze hat ebenfalls einen märchenhaften Namen:
    Chakamankabudibaba


    Auf S. 30 denkt Christian:
    "....Und wenn ich hineingehe, die Türschwelle überschreite, werde ich verwandelt werden..."


    passt ja gut zu der Überschrift "Mutabor"

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Der Name der Katze ist mir auch sofort aufgefallen, sehr eigentümlich - genauso wie die Namen der Häuser.


    Vor einigen Tagen hatte ich übrigens in einer "großen überregionalen Zeitung" gelesen, dass Uwe Tellkamp sich einen Zweitwohnsitz in Dresden nimmt und in eben dieses Tausendaugenhaus ziehen würde.

  • So, wie das Haus beschrieben wird, hätte ich auch nichts dagegen :-)


    Das Tausendaugenhaus steht im Gegensatz zu Ostrom oder dieser Kohleninsel, auf die später ein Kapitel verwendet wird.
    Die Bewohner fühlen sich geborgen, grenzen sich aber auch dadurch ab.






    Zitat aus dem Wikipedialink
    "In einem Interview mit Volker Hage[1] beantwortet Uwe Tellkamp die Frage nach der Bedeutung des Romantitels: „Turm ist zunächst einmal die Bezeichnung für das Stadtviertel, in dem der Roman spielt. Dann ist an den Elfenbeinturm gedacht, auch an die ‚Turmgesellschaft‘ natürlich. Aber man kann ebenso an den Babylonischen Turm denken, der einstürzt, an die Sprachverwirrung, die am Ende der DDR vorherrschte, die Kakophonie.“

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
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  • buzzaldrin :


    Die Zwillinge tauchen bis zur Seite 240 noch nicht wieder auf. In dem Buch selbst laufen ja viele Personen herum. Die wahrscheinlich auch nur einen einzigen Auftritt haben. Was mich persönlich ein wenig stört. Weil sie den Ablauf der eigentlichen Geschichte stören. Und ich mit solchen kleinen Beigeschichten nichts anzufangen weiß.


    :wave Ruhrmaus

  • Ich habe mir den YouTube-Link noch mal angeschaut:


    Meno = Wanderer zwischen diesen zwei Welten.


    Westrom = das Turmviertel, bezogen auf ein sozialistisches Alltagsleben aus der beruflichen Perspektive


    Ostrom = fiktives Nomenklatur-Viertel
    Wikipedia: In der DDR bezeichnete der Begriff die Zuständigkeit für die Besetzung bestimmter Positionen. Es existierten zwei Ebenen der Nomenklatur: die Ebene der Staatsorgane und die Ebene der Partei; die letztere war ggf. die entscheidende.
    (Zitat)

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  • Zitat

    Original von Ruhrmaus
    buzzaldrin :


    Die Zwillinge tauchen bis zur Seite 240 noch nicht wieder auf. In dem Buch selbst laufen ja viele Personen herum. Die wahrscheinlich auch nur einen einzigen Auftritt haben. Was mich persönlich ein wenig stört. Weil sie den Ablauf der eigentlichen Geschichte stören. Und ich mit solchen kleinen Beigeschichten nichts anzufangen weiß.


    Das Auftauchen der Zwilling war für mich jetzt die erste "Beigeschichte", die ich bewusst wahrgenommen habe und die mich dann doch etwas irritiert hat, da ich sie nicht einordnen konnte. Da kann ich also sehr gut nachvollziehen, dass dich das ein wenig stört ;-)

  • Zitat

    Original von Conor
    Meno = Wanderer zwischen diesen zwei Welten.


    Das fand ich auch eine sehr interessante Aussage von Tellkamp! Vor allem, da ich gestern das Kapitel über Menos Besuch von Ostrom gelesen habe, den man wirklich als Besuch in einer anderen Welt verstehen kann.
    Was mir noch aufgefallen ist, ist dass die Bewohner Westroms scheinbar keine besonders hohe Meinung von den Bewohnern Ostroms haben.

  • Was kurios ist, ist die Zehnminutenuhr - seit wann schlägt eine Uhr alle 10 Minuten?


    Das Buch ist voller Symbole!
    (die wir sicher zum Teil übersehen :-()


    Karavelle= Segelschiff des 15. und 16. Jahrhunderts mit hohem Heckaufbau, das besonders zu Entdeckungsfahrten verwendet wurde.
    Christoph Kolumbus benutzte zum Beispiel Karavellen.

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