C. J. Sansom - Der Anwalt des Königs

  • Wie schon in den beiden ersten Fällen gefällt mir die Hauptfigur Shardlake sehr gut. Körperlich missgebildet muss er sich so manchen bösen Spott gefallen lassen und setzt hauptsächlich auf seinen scharfen Verstand. Nicht immer kann er sich aus den Intrigen, die im Umfeld des Königs gesponnen werden, heraus halten und gerät zwischen die Fronten. Auch bringt ihn seine Charaktereigenschaft, Unrecht nicht einfach so geschehen zu lassen, in so manche gefährliche Lage.


    Das Tempo dieses historischen Krimis ist gemächlich und erzählerisch. Man erfährt einige Details, die das damalige Leben sehr plastisch vor dem geistigen Auge entstehen lassen und fühlt sich ganz in die Zeit Heinrichs VIII. hineinversetzt. Trotzdem gibt es auch Intrigen, Gefahr und Spannung, die für genügend Abwechslung sorgen und einen am Buch dran bleiben lassen. Man sollte sich genug Zeit nehmen, um sich auf dieses Buch einzulassen. Ich hatte im Urlaub genug davon und habe das Buch wirklich genossen!

  • England, 1541. Der Anwalt Matthew Shardlake wird von Erzbischof Cranmer beauftragt, nach York zu reisen. Dort soll er die Inhaftierung von Edward Broderick überwachen und dafür sorgen, dass dieser unbeschadet nach London gebracht wird, um dort im Tower befragt zu werden. Den Grund der Festnahme erfährt Shardlake zunächst nicht. Zusammen mit seinem Gehilfen Barak macht er sich also auf in den rauhen Norden. Zur selben Zeit ist König Henry VIII. mit seiner Frau Catherine Howard und einem etwa 3000 Mann starken Tross ebenfalls auf dem Weg nach York. Die Einwohner von York heißen die Londoner nicht gerade herzlich willkommen, denn sie sind mit vielen Änderungen, die Henry VIII. während seiner bisherigen Regentschaft vorgenommen hat, nicht einverstanden.

    Während seines Aufenthaltes in York erlebt Shardlake mit, wie ein Glaser vom Dach der Kirche stürzt. Vor seinem Tod flüstert er dem Anwalt noch etwas zu, das er zunächst nicht deuten kann. Aber nun deutet es darauf hin, dass der Sturz kein Unfall war. Im Haus des Glasers findet Shardlake dann Papiere, deren Enthüllung die gesamte Monarchie erschüttern würde. Und irgendjemand versucht, dies mit allen Mitteln zu verhindern und schreckt auch vor brutaler Gewalt nicht zurück.

    Meine Meinung:
    "Der Anwalt des Königs" ist der dritte Teil der historischen Krimireihe um den "buckligen" Anwalt Matthew Shardlake. Nach dem Tod von Thomas Cromwell bekommt er nun einen neuen Auftrag von Erzbischof Cranmer. Er ist nicht begeistert, kann aber auch nicht ablehnen. Am liebsten würde er sich aus allen politischen Dingen raushalten, da solche Spießrutenläufe einfach nicht sein Ding sind.
    Shardlake ist beileibe kein Superheld und das macht ihn so sympathisch. Mit seinem körperlichen Handicap hat er sich abgefunden, trotzdem leidet er oft unter dem Spott. Mitleid hatte ich besonders während der Szene mit König Henry.

    Action und große Kampfszenen sucht man hier vergeblich. Trotzdem hat die Geschichte einen durchgehenden Spannungsbogen und man will dran bleiben und rätselt zusammen mit Shardlake, was hinter allem stecken könnte.

    Die Beschreibung der Örtlichkeiten und der damaligen Gegebenheiten wird sehr authentisch dargestellt und der Leser ist hautnah dabei. Den andauernden Regen und nassen Herbst in York kann man sich lebhaft vorstellen. Auch die Zustände im Tower bei den Verhören lassen einen fast schaudern.
    Wie immer wird aus der Ich-Perspektive von Shardlake erzählt, so dass man auch dadurch hautnah am Geschehen ist.

    Im Nachwort gibt C. J. Sansom einige Erklärungen zu den historischen Hintergründen. Und er schreibt auch, dass, so fantastisch das Geheimnis auch klingt, vieles darauf hindeutet, dass es tatsächlich wahr war. In diversen Quellen hat er Hinweise dazu gefunden.

    Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht mit Matthew Shardlake und freue mich auf den nächsten Teil der Reihe.