Ten Short Stories - Roald Dahl

  • Ten Short Stories
    Roald Dahl

    Meine Rezension bezieht sich auf die Ausgabe samt CD:
    Penguin (Student Edition), 2000, ISBN: 978-0140817799


    Roald Dahl, der Kurzgeschichtenmeister mit schwarzem Humor, wird den meisten ein Begriff sein, hat er sich doch mit Kinderbuchklassikern wie Matilda, Hexen hexen (The Witches) oder Charlie und die Schokoladenfabrik (Charlie and the Chocolate Factory) sowie Kurzgeschichtensammlungen wie Küsschen, Küsschen (Kiss Kiss) einen Namen gemacht. Meistens ein wenig skurril, schwarzhumorig und so, dass man den interessanten Charakteren ihr teilweise nicht sehr schönes Schicksal gönnt.


    Die Student Edition von Penguin möchte einen kleinen Einblick verschaffen, mit Hintergrundinformationen zum Autor anbei, mit Vokabularhilfen, Zusammenfassungen und Aufgabenanstößen. Sie ist anscheinend für den Schulgebrauch vorgesehen. Mitgeliefert ist eine Hörbuch-CD mit 4 der 10 Geschichten (meiner Meinung enthält sie jedoch die uninteressanteren).


    Die Mischung ist bunt, und nicht immer auserlesen. In The Umbrella Man erleben wir mit der Ich-Erzählerin und ihrer frostigen Mutter, warum nette alte Herren mit Regenschirmen es faustdick hinter den Ohren haben, ohne jedoch ein Aha-Erlebnis oder eine Pointe zu finden. Eine eher mäßige Einstimmung.


    In Dip in the Pool geht es nicht nur um den Pool der Wetteinsätze auf die zurückgelegten Tageskilometer des Kreuzfahrtsschiffes und den bedauernswerten Mr. Botibol, der seinen überhöhten Wetteinsatz in Gefahr sieht, sondern auch um einen Sprung ins tatsächliche Wasser. Mit bösem Ende, das den ersten hämischen Lachanfall bei mir hervorrief.


    Der Butler aus The Butler erteilt hingegen zusammen mit dem Koch seinem neureichen Dienstherren eine Lektion auf dem Gebiet der Weinkennerei, die recht erwartungsgemäß ausfällt.


    In The Hitchhiker hat ein Anhalter ein Geheimnis, um das lange und leider zu auffällig herumgedruckst wird, was dazu führt, dass man sich fragt, wann der Fahrer endlich kapiert, was passiert. Langatmig.


    In Mr. Botibol wird es zur Abwechslung rührend, als der spargelförmige und erfolgslose Mr. Botibol sich zum Hobbydirigenten aufschwingt und das Ende ausnahmsweise hoffnungsfroh auf die Zukunft deutet. Niedlich.


    My Lady, My Dove ist mir, was die Pointe betrifft, etwas schleierhaft geblieben, da ich sie entweder nicht verstanden oder aber als uninteressant abgetan habe.


    The Way up to Heaven glänzt wieder mit schwarzem Humor der Extraklasse, als Mr. Forster es mit den kleinen Schikanen gegenüber seiner Frau zu weit treibt. Fies, schwarz, eine meiner Lieblingsgeschichten.


    Ebenso Parson's Pleasure, in dem ein Antiquitätenhändler die ländliche Bevölkerung ausnimmt und leider Opfer seiner selbst wird. Einfach köstlich, ich hab vorblättern müssen, so stark wuchs die Anspannung, Vorahnung. Wie schön ist es, wenn jemand seine gerechte Strafe bekommt. Wie schön ist Häme...


    The Sound Machine ist das, was man auf Neudeutsch strange nennen würde, skurril, nicht unbedingt einzuordnen, verwirrend. Und doch regt jene Maschine die das Kreischen der Schnittblumen hören lässt, zum Nachdenken an. Oder vielleicht doch eher das Schicksal des Erfinders?


    In The Wish schließlich ist ein Junge überzeugt, dass er einen Welpen zum Geburtstag bekommt, wenn er den Teppich überquert und dabei nur eine Farbe berührt. An solche Wunschspiele erinnere ich mich aus meiner Kindheit, aber es ist ein dennoch sehr unspektakulärer Abschluss.


    Die Auswahl ist somit durchaus nicht komplett nach meinem Geschmack ausgefallen, Geschichten, die mich begeistern oder interessierten, halten sich in etwa die Waage mit den eher unspektakulären. Gemein ist ihnen jedoch eine angenehme Sprache und klare Beobachtungsgabe, der Akzent auf dem Bizarren und den Schattenseiten der menschlichen Natur.


    Häme, schwarzer Humor, berechtigtes Scheitern sind zentrale Elemente, kommen immer wieder und Dahls Charaktere sind häufig das, was man Sonderlinge nennt. Mal sympathische, denen ein freundliches Ende gegönnt wird, häufiger jedoch enden sie weniger glücklich. Und da findet sich durchaus des öfteren ein Schuss Morbidität.
    Morbidität, die niemals Dahl zum Fallstrick wird, denn irgendwie gönnt man es den Betroffenen. Zu geschickt baut Dahl die skurrilen Situationen auf, teilweise mit Anspannung bis zum Zerreißen. In diesen Momenten verfalle ich Dahl und seinen Geschichten immer wieder von neuem. Deshalb werde ich mir sicher die Komplettsammlung der Geschichten zulegen müssen. Ebenso wie Matilda, wo ich bisher nur den entzückenden Film kenne.


    Da leider doch ein wenig zu viele der Geschichten mich nicht überzeugten, und die begeisternden dies in dieser Kollektion nicht völlig (wenn auch stark) aufwiegen können, gibt es für ein annehmbares Taschenbüchlein in hübscher Ausstattung


    8/10 Pkt.


    :wave barti