Orphan - das Waisenkind

  • Kurze Inhaltsangabe:


    Esther, Waisenkind, wird von einem liebreizenden Paar adoptiert, das bereits zwei Kinder hat. Aber keineswegs alles ist so perfekt, wie es scheint. Die Mutter hat aufgrund von Alkoholproblemen ihren Job verloren, sowie ihr ungeborenes Kind. Zusammen beschließt das Ehepaar einen Neuanfang zu wagen mithilfe einer Adoption. Esther, das erwählte Kind, macht einen klugen Eindruck, malt mit bewunderswertem Talent die schönsten Bilder, ist höflich und von einnehmendem Charakter. Also alles prächtig? Nicht ganz, denn leider ist sie auch von ziemlich bösartiger Natur, nicht der Antichrist höchstpersönlich oder dessen Tochter, wie es in ähnlichen Filmen so oft der Fall ist, aber viel fehlt nicht. Es braucht nicht viel Phantasie um sich auszumalen, daß die anfängliche Harmonie nach der Adoption schon bald erste Risse zeigt, Menschen gegeneinander ausgespielt werden, Missgunst und Zwietracht gesät und letztlich auch Blut vergossen wird.


    Meine Meinung:


    All jene, deren Erfahrungen an Horrorthrillern noch jungfräulicher Natur sind, können hier durchaus mal einen Blick drauf werfen. Allen anderen kann ich nur raten: Lieber nicht!


    Die Handlung bietet wenig Neues, leider sind auch die Macher des Filmes ähnlich phantasielos zu Werke gegangen. Man bedient sich hier aller gängigen Klischees, Überraschungen bleiben aus, selbst der finale "Twist" kann schon früh durchschaut werden. All das wäre aber durchaus zu verschmerzen, wenn man sich nicht die ganze Zeit über die konstruierte Story, die wie riesige Krater aufragenden Logiklöcher und die strunzdumm agierenden Charaktere ärgern müsste.


    Ich will nur ein paar Beispiele aufzählen, versuche aber Spoiler zu vermeiden:


    - Esther ist grundsätzlich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, sprich ihr entgeht nichts. Obwohl die Familie ein riesiges Haus bewohnt, gelingt es keinem der Anwesenden, etwas vor ihr zu verheimlichen oder sich über etwas zu unterhalten, ohne daß Esther sich in einem Winkel versteckt hält, und alles mithört.


    - Esther verfügt über prophetische Fähigkeiten. Sie erahnt jeden Schachzug ihrer Gegenspieler, vor allem zum Ende hin kombiniert sie schon zehn Züge im Voraus. Bemerkenswert, daß man sie nie in der Nähe eines Schachbretts antrifft.


    - Esther ist nicht nur sehr viel kräftiger, als es der erste Eindruck suggeriert, sie kann auch mehr an Schmerz und Prügel verkraften als jeder andere Mensch. Grundsätzlich gilt: Böse Menschen haben fast immer übermenschliche Fähigkeiten.


    - Mühelos gelingt es Esther, die Eltern zu entzweien; vor allem der Vater lässt sich mit so spielerischer Leichtigkeit von seiner Ehefrau abbringen, und agiert den ganzen Film über so unglaubwürdig und dumm, daß ich zum Ende hin bei einer bestimmten Szene im Kino nicht anders konnte, als zu applaudieren.


    - Die beiden anderen Kinder hätten das Geschehen schon nach zwanzig Minuten beenden können, aber oh Wunder, niemand vertraut sich den Eltern an, stattdessen verfolgen sie mit, wie Esthers Treiben immer bösartiger wird.


    - Scheinbar ist dem Produktionsteam beim Soundediting ein Fehler unterlaufen, anders kann ich mir den exzessiven Einsatz von lauten Soundeffekten nicht erklären. Im dunklen Haus bewegt sich plötzlich ein Schatten? ZACK! Ein Soundeffekt, der einem fast das Trommelfell zertrümmert. Der Vater öffnet den Kühlschrank? BUMM! Als würde man mit einem Spaten auf ein Metallblech donnern. Die Mutter bindet sich die Schnürsenkel zu? WUUSCH und KABUMM! Ja, derart mittelalterlich und primitiv sind die eingesetzten Schockeffekte.


    Man muss annehmen, daß die Gehaltchecks sehr großzügig ausfielen. Warum sonst sollten talentierte Darsteller wie Vera Farmiga (Departed, Up in the air) oder Peter Sarsgaard (An Education, Garden State) in einem 08/15-Horrorthriller mitwirken? Gefordert werden sie in ihren Rollen nicht, bei Sarsgaard hat man das Gefühl, er hätte auf Autopilot geschalten.


    Isabelle Fuhrman verleiht Esther die notwendige diabolische Präsenz, man kauft ihr ihre Bösartigkeit ab, und selbst in den wenigen Szenen, da sie das liebreizende Kind gibt, überzeugt sie vollauf. Ihre eindringliche Darstellung ist also, wenn man so will, der einzige Lichtblick eines ansonsten enttäuschenden Films.


    Nochmal in Kürze zusammengefasst: Horrorthriller von der Stange, mit guten Darstellern besetzt; solide, aber auch arg manipulativ inszeniert; inhaltlich ist der Film uninspiriert und vorhersehbar, zudem steht er, was die Logik anbelangt, auf sehr wackligen Beinen. Mit fortlaufendem Verlauf verspürte ich immer häufiger den Drang, einige Charaktere mal ordentlich durchzuprügeln. Eine zugegeben starke Reaktion, und ob das nun wünschenswert ist oder nicht, so ist das immerhin ein Verdienst, welcher ganz und gar dem Film zugeschrieben werden kann.


    4/10 Punkte!

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

  • hey, danke für die Rezi. Hab den Trailer gesehen und war schon hier der Meinung, dass es wohl ein Film von der Stange ist.
    Obwohl ich gerne mal wieder einen guten Horror/Psychothriller sehen würde, lass ich wohl doch hier die Finger davon.

    "Man sagt, wenn man die Liebe seine Lebens trifft bleibt die Zeit stehen - und das stimmt. Aber was niemand sagt, ist, dass sie danach viel schneller vergeht - um die verlorene Zeit wieder aufzuholen." (Tim Burtons Big Fish)

  • Ich fand' den Film irgendwie "krank"..also ich schaue nicht so oft Horrorfilme. Gruselig ist er auch eher nicht, obwohl ich den Film am Tag geschaut habe, deswegen weiß ich nicht, wie es am Abend ist.. :lache
    Ester fand ich am Anfang ganz niedlich mit ihren süßen Kleidchen, später.. :nono Und die kleine Max ist zum Knuddeln. :knuddel1
    Auf die Auflösung bin ich nicht so ganz gekommen, habe aber zwischendurch mal dran gedacht, dass es sowas in der Art sein könnte.
    Ein Fazit kann ich eher nicht ziehen, da ich wenige Vergleichsmöglichkeiten habe. Mir hat er aber im Gegensatz zu "The Unborn" gut gefallen.

  • Na ja, ist eben ein Horrorfilm Und dafür fand ich ihn gar nicht schlecht. Nicht so blutrünstig wie andere. Und logisch fand ich die Story schon. Eine Alkoholikerin als Mutter, die fast den Tod ihrer Tochter verursacht hätte. Da finde ich das nachvollziebar, dass der Vater eher der Adoptivtochter als der Mutter glaubt. Und auch das Verhalten der Kinder, warum sie Esther nicht verpetzen, finde ich nachvollziehbar. Und das Ende fand ich auch ganz gelungen, ich jedenfalls wusste nicht sofort das Ende.
    Es ist nur ein Horrorfilm, also sicherlich kein Kunstwerk. Aber ich habe mich nicht gelangweilt, musste mich auch zwischendrin nicht übergeben, es gab ein paar spannende Szenen und das Ende war mir nicht von Anfang an klar. Von einem Horrorfilm erwarte ich nicht mehr. Daher fand ich ihn also relativ gelungen.