Die Maurin - Lea Korte

  • Mich haben die vielen tollen Rezis neugierig gemacht, so dass ich "Die Maurin" neulich für den Urlaub aus der Buchhandlung mitgenommen habe. Mein Buchhändler meinte aber schon, das sei vermutlich nichts für mich und leider hatte er recht.


    Das Thema fand ich interessant und man merkte auch wie gut es recherchiert war. Leider waren mir auch die Dialoge zu hölzern und da das Buch sehr dialoglastig ist fiel das extrem ins Auge.
    Ich fand es leider auch sprachlich nicht gut, zu viele Phrasen wurden immer wieder wiederholt und der Sprachfluss war stockend. Mich interessiert, ob die Autorin überwiegend spanisch spricht, denn es wirkte eher wie eine Übersetzung und manchmal künstlich.


    Manches war mir auch zu unrealitisch, z.B. die Szene mit dem kleinen Kind, das schon perfekt spricht usw. Zarah war auch einfach zu sehr perfekte Überheldin, ich weiß nicht, wie oft ich dachte: Ja klaro :rolleyes.
    Trotzdem hätte die Geschichte mich fesseln können, wenn sie sprachlich etwas besser gewesen wäre, weniger Wiederholungen usw.
    Aber daran scheitert es bei vielen historischen Romanen. scheint fast, als wären die grundsätzlich entweder gut recherchiert oder gut geschrieben. beides gibt es eher selten.


    Also leider nur 5 Punkte, sorry. Dafür wird das Buch im Regal mich immer an einen schönen Urlaub erinnern.

  • „Das Leben ist hart und ungerecht. Je früher du das begreifst, umso besser!“ (Seite 177)


    Das ist ein Motiv, das immer wieder im Buch vorkommt und, wenn man es genau betrachtet, bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat. Und trotz dieses „Aktualitätsbezuges“ habe ich es schlicht versäumt, nach der Leserunde meine Schlußrezi zu schreiben. Jetzt, nach gut sechs Wochen, ist das naturgemäß etwas schwierig, andererseits insofern interessant (für mich), als ich derzeit ein Buch mit ähnlicher Handlung zu gleicher Zeit im gleichen Gebiet lese und dadurch etwas vergleichen kann.


    „Die Maurin“ war meine erste (bewußte) Begegnung mit Spanien und spanischer Geschichte, von einem Ausflug auf den Jakobsweg mal abgesehen. Ich habe mich durch die Rezis überzeugen lassen, das Buch zu lesen und es nicht bereut, im Gegenteil. Ich bin durchaus mit einigen Vorurteilen und einer vorgefaßten Meinung an das Buch heran gegangen. Aber ähnlich wie beim „Varus“ haben diese im Verlauf des Lesens keinen Bestand gehabt. War mir die „Alhambra“ bisher vor allem als Name eines Bauwerkes, in dem Loreena McKennitt ein Konzert gegeben hat, das auf CD und DVD erhältlich ist, bekannt; wußte ich zwar, daß in Spanien einmal die Mauren lebten, herrschten und schließlich vertrieben wurden (mit dem üblichen Zusatz „wie gut, denn wer weiß, sonst wäre heute vielleicht ganz Europa islamisch“), so war damit das Wissen doch erschöpft. Und bisher hat es nichts vermocht, mein Interesse für dieses mir ferne Land und seine Geschichte zu wecken.


    Das hat sich bei der Lektüre geändert. Nun werde ich sicherlich nicht den Fehler wiederholen, den ich seinerzeit bei den Kelten machte und zu viel in zu kurzer Zeit lesen. Aber immer wieder etwas mit Sicherheit. Insofern ist es das Verdienst der Autorin, mein Interesse für ein Thema geweckt zu haben, mit dem ich mich ansonsten mit Sicherheit nicht beschäftigt hätte.


    Die hier im Thread ein paar Mal erwähnten Kritikpunkte (hölzern, dialoglastig) konnte ich *für mich* nicht feststellen. Ich hatte weder mit den Dialogen noch mit dem Stil überhaupt Schwierigkeiten. Da mir beides nicht aufgefallen ist, muß es *für mich* richtig und im richtigen Verhältnis sein. (Übrigens ganz anders zu meiner derzeitigen Lektüre, wo ich - vermutlich erstmals für ein im Original deutschsprachiges Buch - erhebliche sprachliche Mängel in meiner Rezi erwähnen werde.)


    Sicher, Zahra ist eine Art „Superheldin“, manches lief glatt, was in Realiter vielleicht so nicht funktioniert hätte. Aber es ist kein Sachbuch, es ist ein Roman. Da soll das, ich gebe es zum wiederholten Male zu, so laufen. Wie ich schon öfters schrieb, Realität habe ich in der Realität genug, die brauche ich nicht noch in Büchern. (Das bezieht sich jetzt auf die Helden und -innen, nicht auf die historischen Gegebenheiten. Die müssen natürlich stimmen bzw. in einem Anhang auf Unterschiede und dichterische Freiheit hingewiesen werden, wenn es ein historischer Roman ist.)


    Sehr hilfreich fand ich übrigens Personenliste, Zeittafel, Stammbäume und Glossar. So hatte ich mit den doch zunächst eher ungewohnten Namen keine Probleme. Dankbar war ich für die Karte, die die Autorin auf ihrer Website bereitgestellt hat, die ich mir ausgedruckt habe und beim Lesen ständig greifbar hatte.


    Alles in allem bin ich froh, auf das Buch aufmerksam geworden zu sein. Ein paar weitere Bücher zum Thema werden folgen, und auf das zweite (bzw. erste) der Autorin freue ich mich auch schon. Dazu wird es übrigens ebenfalls eine Leserunde geben (ab 24. Sept. 2010).
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Herzlichen Dank - die Rezi und deine Kommentare haben mich sehr gefreut!
    Und zum Thema weiterführendes Wissen: Gerade heute habe ich einige Links eingestellt, wo es z.B. auf you tube Histo-Dokus zu den Mauren zu sehen gibt.
    Herzlich Lea

  • Jetzt darf ich es verraten - und mache es deswegen aber erst einmal noch mal spannend ;-)
    Wer wissen will, an welchem Roman ich schreibe, kann dies ab sofort hier erfahren www.leakorte.com


    Ich danke euch!!! - denn ohne Euch Leser und Eure guten Kritiken hätte ich das nicht geschafft!


    Na, ahnt ihr schon was? ;-)


    Herzlich
    Lea

  • Zitat

    Original von Lea Korte
    Na, ahnt ihr schon was? ;-)


    :freude Yep. :-] (Und ich hoffe nicht, daß beowulf mit seiner Voraussage aus der Leserunde recht behält.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Lea Korte
    Und mein Vorschlag ist ein anderer! :-]


    Das habe ich mir schon gedacht gehofft. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Als ich das Buch aufschlug, war ich zugegebenermaßen etwas irritiert und fühlte mich unangenehm an Shakespeare erinnert, als ich das Personenverzeichnis sah. Nichts kann ich weniger leiden, als ständig nach vorne zu blättern zu müssen um sich nochmal zu vergewissern, dass XY jetzt die Ehefrau und nicht die Schwester ist (jaa, das kann in einigen Situationen von ziemlicher Bedeutung sein!). Nach einigen gelesenen Seiten jedoch sah ich meine Bedenken als unbegründet, weil man in die Familien- und Verwandschaftsverhältnisse eigentlich recht schnell hineinfindet (mag allerdings sein, dass es mir - bedingt durch meine Herkunft - etwas leichter fiel, da die Namen ja nun nicht alltäglich sind).


    Jetzt aber zum Buch: Ich mag arabische Romane, bzw. Romane, die in der arabischen Welt spielen und in denen Frauen (die es bis heute leider immernoch nicht immer einfach haben), aufbegehren. Im Sommer hatte ich Ramsa- Tochter des Harem gelesen und Zahra, die Hauptprotagonistin, erinnert mich sehr an Ramsa. Rebellisch, eigenwillig und nicht bereit, sich mit den geltenden Konventionen abzufinden. Die daraus resultierenden Konsequenzen scheren sie da wenig; sie hört grundsätzlich auf ihr Herz und handelt entsprechend. Sie war mir auf Anhieb sympathisch - ebenso wie die alte Dienerin, die Zahra stets treu ergeben ist. Es war interessant zu sehen, welche Entwicklung das junge Mädchen durchlebt und wie viel Mut (den die Sultanin stets zu würdigen weiß) sie in den oft brenzligen Situationen aufbringt.


    Sehr gut gefallen hat mir Lea Kortes Vermischung von tatsächlichem geschichtlichem Geschehen und Fiktion. Eine Aneinanderreihung von historischen Fakten hätte mich ziemlich schnell gelangweilt, dazu kam es glücklicherweise gar nicht, da die Handlung immerwährend mit Gefahr, Spannung, Liebe, Hass, Neid, Intrige, Krieg, Frieden, Hoffnung, Sorgen, etc. gespickt wurde - die Liste ließe sich noch beliebig weiterführen. Ich habe schon lange keinen so spannenden Abenteuerroman mehr gelesen.


    Moralisch und ethisch beeindruckt war ich von der Haltung, die Lea den ein oder anderen Protagonisten einnehmen lässt, unter anderem auch Zahra selbst. Einerseits repräsentiert diese das Mädchen aus gläubigem muslimischen Hause, die regelmäßig betet, fastet und auch sonst gottesfürchtig lebt - andererseit erlaubt sie sich auch, dem ein oder anderen Ungläubigen" sprich: Christen zu helfen und noch so manches darüberhinaus. Hierbei liegt der Focus darauf, dass es nicht wichtig ist, an welchen Gott man glaubt, sondern dass man überhaupt glaubt und menschlich und barmherzig handelt. Dass dies zur damaligen Zeit, in der sich Muslime und Christen aufs Blut bekämpften, sowohl selten als auch gefährlich war, wird im Roman mehr als einmal überdeutlich.


    Das Ende hat mich, wenn ich ehrlich bin, etwas unzufrieden zurückgelassen. Aber da Lea ja schon von einer Fortsetzung gesprochen hat, will ich mich weiter in Geduld und Vorfreude üben. Ein Interview wird in Kürze hoffentlich folgen.


    Ich habe der Maurin einige schöne Lesestunden zu verdanken und freue mich auf ein Wiedersehen mit Zahra!

  • **** von 5 Sternen



    Rezension vom 05.07.2010 (14)


    Zarah ist eine Maurin die mit viel Mut und Tapferkeit ihr Land gegen die Christen schützen möchte. Sie ist eine ungewöhnliche Frau, die einen ungewöhnlichen Weg zurück legen muss in ihrem Leben. Sie stellt sich gegen den Willen ihres Vaters und tut doch das Richtige.
    Manche Stellen in diesem Buch erscheinen einem unrealistisch, aber es ist trotzdem ein schöner historischer Roman und ich würde mich über eine Fortsetzung freuen.

  • Die Maurin ist nach Die Nonne mit dem Schwert der zweite historische Roman der Autorin Lea Korte.


    Lea Korte, geboren 1963, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus, wo sie zunächst in Katalonien und später im Baskenland und in Valencia als Übersetzerin und Autorin lebte. Zusammen mit ihrem französischen Ehemann und ihren beiden Kindern lebt sie heute in Südspanien. Mehr Informationen unter www.leakorte.com.


    Das Buch die Maurin entführt den Leser in das 15. Jahrhundert. In Andalusien kommt es zu erbitterten Kämpfen zwischen Mauren und Christen, nachdem Hassan, der Emir von Granada, weitere Tributzahlungen an das kastilische Königshaus für die Zukunft verweigert. Dies ist aber durchaus auch im Sinne der Christen, zumindest im Sinne der Königin Isabel und ihrer Berater. Die Christen wollen die Mauren ganz aus ihrem Gebiet vertreiben. Hierzu ist Ihnen jedes Mittel recht und die Weigerung der Mauren die Tributzahlungen weiterhin zu leisten, kommt ihnen mehr als gelegen.


    Auch die Mauren gehen gnadenlos gegen ihre Feinde vor. Auf beiden Seiten gibt es immer wieder Gewinner und Verlierer, aber auch viele Tote, Gefangene und zerstörte Ortschaften und Landstriche.


    Die Kriegswirren und das Leben in einer maurischen Familie sowie am kastilischen Königshofe kann der Leser in diesem Buch hautnah miterleben, denn er begleitet die junge Maurin Zarah. Zarah, lebt mit ihrem maurischen Vater Abdarrahman und ihrer Mutter Leonor sowie ihren Geschwistern und Halbgeschwistern (Kindern aus der ersten Ehe Abdarrahmans) in Granada. Sie ist bereits mit 10 Jahren einem Mann versprochen, den sie nicht liebt. Aber Zarah ist ein eigenwilliger Charakter und so kommt es, dass sich plötzlich Gefühle in ihr regen für einen anderen Mann, der nicht maurischer Abstammung ist. Zarah hält dies natürlich vor ihrer Familie geheim. Insgesamt entspricht Zarah nicht dem Rollenbild der Frau in der damaligen Zeit und sie hat in vielen Dingen ihren eigenen Kopf. Sie interessiert sich für politische Dinge und wird so auch als Hofdame von Aischa, der ersten Frau des Emirs Hassan, für diplomatische Aufträge eingesetzt. Kann Sie so auch ihre Eheschließung abwenden? Jedenfalls versucht sie es.
    Zarah gelangt als Kindermädchen von Ahmed (Aischas und Hassans Enkel) auch nach Kastilien an den Königshof, wo sie ihrer geheimen Liebe erneut begegnet. Das Schicksal jedoch schlägt immer wieder grausam zu und über Zarahs Familie und auch über Zarah selbst bricht ein Unglück nach dem Anderen herein.


    Dieses Buch verbindet Historie mit Liebesgeschichte. Trotz der Länge von 663 Seiten wird die Geschichte an keiner Stelle langweilig. Durch die lebendige Beschreibung der unterschiedlichen Lebensweisen fühlt sich der Leser beiden Völkern verbunden und freut sich mit Zahra und leidet auch mit ihr.


    Das Buch wird vervollständigt durch eine Auflistung der beteiligten Personen zu Beginn und durch eine Nachbemerkung, eine Zeittafel, Stammbäumen und einem Glossar sowie Literaturhinweisen zum Schluss des Buches. Dem Leser fehlt es somit an Nichts. Er kann sich ganz und gar in der Geschichte verlieren.