Eward van de Vendel: Anna Maria Sofia und der kleine Wim [ab 4]

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  • Bilderbuch


    Anna Maria Sofia marschiert in flottem Schritt die Strasse entlang; sie trägt ein gemustertes Kleid und eine Handtasche. Wim folgt ihr im Kettcar und bleibt immer in ihrer Nähe. Als Wim und Anna Maria Sofia die schwangere Nachbarin treffen, sagt Anna Maria Sofia "Keksdose" und das Bild, das sie von der Keksdose haben könnte, ist neben ihrem Kopf zu sehen. "Nein, sie bekommt ein Baby", sagt Wim. Wim und Anna Maria Sofia kommen zum Fußballplatz, in den Park und zur Kinderkrippe. Stets bleibt Wim in der Nähe der Frau und stets erzählt er ihr aus ihrem Leben. Als Leser fragt man sich, woher Wim so gut über Anna Maria Sofias Leben Bescheid weiß. Dann gehen beide zweimal nach links, dreimal nach rechts und besuchen auf dem Friedhof ein sehr kleines Grab. Das letzte Stück Weg zurück zu Henk, Anna Maria Sofias Mann, findet sie allein. Anna Maria Sofia schaltet gleich den Fernsehapparat ein, um ihre Sportsendung zu sehen, während Wim sich mit Henk unterhält und die Bilder des Paares betrachtet. Wim kennt die Geschichte jedes Gegenstandes in der Wohnung des alten Ehepaares. "Er wusste hier alles". Schließlich rollt Wim im Kettcar davon und die Leser finden, dass Wim ganz und gar nicht "klein" ist, sondern ein geduldiger, einfühlsamer Begleiter einer an Demenz erkrankten Frau.


    Dass Anna Maria Sofia die Dinge mit falschen Worten benennt, könnte man zu Beginn für ein Spiel zwischen Wim und ihr halten. Die Frau bewegt sich flott, kann im Tempo mit dem Kettcar gut mithalten. Durch ihr holzschnittartiges Gesicht wirkt Anna Maria Sofia äußerlich nicht alt, nur ihr Kleid erscheint altmodisch. Der Besuch des kleinen Kindergrabs ist berührend dargestellt und bietet die Möglichkeit, mit Kindern über Sterben und Trauer zu sprechen und darüber, dass manch kinderlose Erwachsene früher einmal Kinder hatten. Erst bei der Rückkehr zu Henk wird endgültig klar, dass Anna Maria Sofia sich ohne Wim außerhalb ihrer Wohnung nicht allein zurecht finden kann, dass sie seine Fürsorge braucht. Wie alt Anna Maria Sofia ist, scheint nebensächlich, denn auch ein jüngerer Mensch könnte an einer Hirnleistungsstörung leiden. Mich hat an dem Buch am stärksten berührt, wie die Illustratorin Ingrid Godon Anna Maria Sophias Bewegungsdrang darstellt. Er ist charakteristisch für Demenzerkrankungen und bereitet Angehörigen und Betreuern ernste Probleme, wenn der Erkrankte zum Beispiel immer wieder versucht, zum Friedhof oder zu "seiner Arbeit" zu gelangen und sich dabei verläuft. Wims Fürsorge verschafft Henk ein wenig Lebensqualität; denn Henk weiß seine Frau bei Wim in guten Händen.


    Edward van de Vendel zeigt in seiner einfachen, bewegenden Geschichte wie wichtig Rituale, Erinnerungen und die Fürsorge vertrauter Personen für an Demenz Erkrankte sind. Das Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren eignet sich nicht nur für Familien, in denen verwirrte Großeltern betreut werden, sondern auch ganz ausgezeichnet für den Einstieg in die Schulung ehrenamtlicher Betreuungspersonen.