Rosenwahn - Ella Danz

  • Über den Autor
    Ella Danz, in Coburg/Oberfranken geboren, lebt und arbeitet heute in Berlin. Sie hat Publizistik, Theaterwissenschaften und Sinologie studiert und ist seit 1983 mittätige Gesellschafterin in einem ökologisch orientierten Unternehmen. Mit einem Ostholsteiner verheiratet, nutzt Ella Danz bei ihren häufigen Aufenthalten dort die Gelegenheit, das Land und seine Bewohner kennen und schätzen zu lernen und natürlich in die Kochtöpfe zu schauen.


    Kurzbeschreibung
    Unter einer betörend duftenden Rosa alba im Garten eines leer stehenden Hauses bei Eutin wird ein Skelett gefunden. Bald wissen Hauptkommissar Georg Angermüller und seine Kollegen, dass es sich um die sterblichen überreste einer jungen Türkin handelt. Nach einem Konflikt mit ihrer Familie vor drei Jahren ist sie spurlos aus Lübeck verschwunden.


    Angermüller, der das Haus seines Freundes Steffen hütet, lernt dessen nette Nachbarin Derya Derin kennen, die einen Catering Service betreibt. Als sie sich Sorgen um ihre Mitarbeiterin Gül macht, weil diese seit ein paar Tagen nicht zur Arbeit erschienen ist, versucht der Kommissar sie zu beruhigen. Doch dann spült ein heftiger Regen am Neustädter Binnenwasser etwas ans Tageslicht und Angermüller beginnt Deryas Sorge ernst zu nehmen ...


    Meine Rezension
    Das ist schon Angermüllers fünfter Fall? Blöd - ich kenne die ersten vier nicht und bin nur zufällig auf die Serie gestoßen, weil ich die Beschreibung zu diesem Buch interessant fand. Ich war zunächst skeptisch, ob sich das als Versäumnis herausstellt, oder ob sich das Buch auch so gut lesen lässt, ohne die ersten Bände zu kennen. Ich kann Euch beruhigen: man kann das Buch auch gut ohne "Vorkenntnisse" lesen.


    Georg Angermüllers Ehe mit Astrid scheint im Moment im Argen zu liegen -- um so mehr freut er sich darüber, bei seinen schwulen Freunden während deren Urlaubs das Haus hüten zu dürfen. Derya, die nette Nachbarin mit dem Cateringservice knüpft sofort Kontakt zu ihm und rückt nach und nach mit einem Anliegen heraus: Gül, ihre Freundin und Mitarbeiterin hat sich schon eine Woche nicht mehr blicken lassen und Derya macht sich große Sorgen um sie.


    Doch Angermüller kämpft zunächst mit eigenen Sorgen privater und dienstlicher Natur: seine Ehe scheint peu à peu den Bach hinunterzugehen und innerhalb kurzer Zeit wurden zwei tote türkische Mädchen gefunden, beide unter einer einer Rosa Alba begraben. Beide sollten zwangsverheiratet werden und verschwanden dann. Handelt es sich um Ehrenmorde?


    Dieser Krimi hat mir ausnehmend gut gefallen: Die Protagonisten sind sehr sympathisch, die Handlung lädt zum Mitknobeln ein, die Nebenhandlungen rund um Georgs Familie fand ich ebenfalls interessant und gerade auch die Beschreibungen der Speisen, die Derya für ihre Kunden (und das eine oder andere Mal auch für Georg) zubereitet, sind sehr anschaulich, sinnlich und verlockend. Aber auch Georg ist ein Leckerschmecker. Am besten ist es, man stellt sich zum Lesen gleich Wein und ein paar leckere Häppchen parat. Und wer beim Lesen sabbernd über dem Buch hängt (so wie ich), der freut sich sicher über die Rezepte, die im Anhang mit abgedruckt sind.


    Ein unterhaltsamer Krimi mit leckeren kulinarischen Köstlichkeiten. Leicht und locker, aber dennoch nie langweilig. Mir hat er überraschend gut gefallen (vorher hatte ich noch nie von der Autorin gehört, muß ich gestehen) und ich werde mich gleich mal umsehen gehen, was es noch von Ella Danz zu lesen gibt.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Vielen Dank für die Rezi Batcat, Rosenwahn liegt bei mir schon auf dem Stapel der "bald zu lesenden Bücher" :-]
    Ich glaube von den vier Fällen ( Steilufer, Osterfeuer, Nebelschleier, Kochwut ) sind mindestens schon drei hier rezensiert. Ich finde die Reihe um Angermüller wunderbar - weil es zwei Dinge verbindet die ich mag: Essen und Krimi :-)

  • Ja, ich habe mir eben die anderen Rezis durchgelesen und schon zwei weitere auf meine Wunschliste gesetzt. Ich fand die Verbindung Essen + Krimi auch sehr interessant. Prima Lektüre!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Georg Angermüller und seine Frau gönnen sich eine kurze, eheliche Auszeit. Als seine Freunde David und Steffen in einen längerfristigen Urlaub fahren, zieht Georg so lange in deren Haus ein. Bereits am ersten Tag steht seine neue Nachbarin Derya vor seiner Tür, die sich sonst um die Blumen und den Garten der Freunde gekümmert hat. Geschwätzig wie sie ist, fällt es Georg nicht leicht, sich von ihr loszueisen. Als sie aber am nächsten Tag mit einem Korb voller leckerer türkischen Köstlichkeiten vor der Tür steht, siegt seine Neugier auf die wohlduftenden und unbekannte Speisen; auch die Konversation mit ihr ist anregend und interessant. Derya führt ein Catering Unternehmen mit Speisen aus allen Ländern, sie kocht leidenschaftlich gerne und ausnehmend gut. Leider ist ihre Mitarbeiterin Gül seit einer Woche verschwunden und sie macht sich große Sorgen. Wenn auch Gül manchmal spontanen Regungen erliegt, so meldet sie sich doch immer wieder bei ihr. Jetzt hat sie aber schon über eine Woche nichts von ihr gehört und wendet sich vertrauensvoll an Georg. Der rät ihr erst einmal abzuwarten, denn Gül ist sprunghaft und volljährig, verspricht aber, die Augen offen zu halten. Derya forscht derweil auf eigene Faust nach Gül. Als in Eutin die erste vollständig skeletierte Leiche gefunden wird, die sich schon bald als junges türkisches Mädchen entpuppt, wird Georg direkt an Gül erinnert. Die junge Frau sollte einen Mann in der Türkei heiraten, war aber vehement dagegen. Ehrenmord? Eine weitere skeletierte Leiche wird in Neustadt entdeckt, auch sie entpuppt sich bald als junge Türkin. Ein weiterer Ehrenmord? Sollte auch sie in die Türkei verheiratet werden? Gibt es weitere Parallelen zwischen den beiden? Hat auch Selma, eine weitere verschwundene Türkin, Güls Freundin, auch damit zu tun? Fragen über Fragen türmen sich vor den ermittelnden Beamten auf, die türkischen Familien sind anfangs nicht sehr auskunftsfreudig. Währenddessen entdeckt Georg Veränderungen bei seiner Frau Astrid, die er noch nicht so ganz richtig deuten kann. Was spielt ihr neuer Kollege Martin nur für eine Rolle, der plötzlich zu sämtlichen Verabredungen und Familienterminen mit erscheint? Sollte er sich Sorgen machen?


    Schon zum fünften Mal hat Ella Danz eine äußerst erquickliche Mischung aus spannendem Fall und köstlichen Leckereien kreiert. Beim Lesen der ganzen Gerichte läuft einem ständig das Wasser im Mund zusammen und man möchte sich am liebsten zu Georg setzen und die ganzen türkischen Leckerbissen einmal probieren. Sie sind so delikat geschildert, dass mit Sicherheit für jeden etwas Interessantes dabei sein wird. Hilfreich sind auch die ausführlichen Rezepte am Ende des Buches, die Gerichte hat man bei der Lektüre genau kennengelernt und mit etwas Aufwand kann man sie nun auch selbst herstellen. Neben den ganzen Köstlichkeiten kommt natürlich der Fall und auch Georgs Privatleben nicht zu kurz. Zwei junge ermordete Türkinnen, da liegt das Mordmotiv doch klar auf der Hand – zumindest, wenn man nicht weiter nachforscht. Obwohl es erst anfangs wenig Hinweise gibt, so verdichtet es sich nach und nach, dass es möglicherweise doch ein anderes Motiv sein könnte. Ob die Rose wohl etwas damit zu tun hat?


    Deutsche Vorurteile treffen mal wieder auf unverständliche andere Kultur, Ella Danz schöpft hier aus dem Nähkästchen. Sie gibt genügend Spießern das Wort, um fast sämtliche Vorurteile der türkischen Kultur zu erwähnen. Mit Derya hat sie dagegen einen sehr sympathischen Charakter erschaffen, die alleinstehende Türkin mit pubertierendem Sohn beweist es allen, dass sie rechtschaffen, fleißig, intelligent und ordentlich ist – alles Tugenden, die man gemeinhin den Deutschen zuschreibt. Leider gibt es von ihnen noch viel zu wenige, die Autorin beschreibt mit viel Feingefühl, wie schwer es junge Türken doch haben, den richtigen Spagat zwischen eigenen Entscheidungen und dem Willen der Familie zu beschreiten. Mit ihrer außergewöhnlichen Küche, die sehr viele verschiedene Geschmacksrichtungen beinhaltet, schafft sie es, freundlich Vorurteilen vorzubeugen. Auch ihr Sohn Koray, den Georg erst einmal als verschlafenen Rap hörenden, grummeligen jungen Mann kennenlernt, beweist, dass auch die fast erwachsenen Söhne ein gutes Herz haben und durchaus in der Lage sind, sich zu verständigen und zu helfen. Der Täter wiederum kommt aus einer überraschenden Ecke, man hat die Wahl zwischen zweien und betet eigentlich bis zum Schluß, dass es nicht der Eine ist. Wieder einmal ist die Coverauswahl hervorragend und das Buch von hoher Qualität. Ein besonderes Schmankerl sind die Rezepte am Ende, die alle einen Bezug zur Geschichte haben.


    Fazit


    Eine interessante Mischung aus Kriminalfall, Kochrezepten und privatem Liebesleben des Ermittlers ist Ella Danz wieder einmal gelungen. Unwillkürlich bekommt man Hunger beim Lesen, verliert aber nie den Fall aus den Augen. Dazu kommt noch der Lokalkolorit, wer Eutin und Lübeck kennt, wird mit Sicherheit auf den Schauplätzen gedanklich mitspazieren.

  • Georg Angermüller beaufsichtigt im Moment das Haus seiner Freunde und hat sich eine Auszeit von Astrid genommen. Da die Zwillinge zur Zeit im Ferienlager sind, müssen die Beiden auch keinerlei Erklärungen in ihrem Umfeld für die Trennung abgeben.


    So lernt Angermüller auch Derya Derin seine Nachbarin kennen. Sie betreibt einen Catering-Service und das liefert natürlich genügend Gesprächsstoff, sowie gemeinsame Verköstigungen.


    Kurz hintereinander werden zwei Leichen von jungen, türkischen Mädchen gefunden. Das verbindende Element ist, daß auf beiden Fundstellen eine bestimmte, stark duftende Rosensorte gepflanzt war und daß beide in der Türkei zwangsverheiratet werden sollten. Unabhängig voneinander hatten sich beide bei einer Migrantenberatungsstelle gemeldet wegen eines Termins. Nun ist auch noch Gül, Deryas Aushilfsmitarbeiterin verschwunden und so wächst die Angst, daß auch ihr etwas zugestoßen ist.


    Bei den Ermittlungen führt die Autorin den Leser gerne auf die falsche Spur und so war der Täter am Ende für mich eine echte Überraschung.


    Die Autorin hat in diesem Krimi auf die bekannte Version von Gourmet und Kochkünstler Angermüller gesetzt und diesmal erfahren wir durch Derya einiges über die türkische Küche.


    Eine interessante Würzung ist in dem Fall, daß die türkische Kultur etwas mit einbezogen wird, wenn auch nur oberflächlich.


    Das Privatleben von Angermüller samt seiner Kochleidenschaft nimmt für mich langsam einen zu breiten Rahmen ein, hinter dem der eigentliche Krimi zurückstehen muß. Vielleicht könnte hier in Zukunft die Balance wieder besser hergestellt werden. Aber natürlich interessiert mich auch, wie es mit seiner „Noch-Ehefrau“ weitergeht *gg*


    Das Cover mit den verstreuten Rosenblättern hat mir übrigens sehr gut gefallen.


    Von mir 8 Punkte

  • Endlich mal wieder ein Angermüller dazwischen!
    Viel zu lange lag dieses Buch auf meinem SuB, und wurde dort irgendwie vergessen... Durch Zufall wurde es zu Tage gefördet und natürlich sofort gelesen.
    Und wie schon mit ihren Vorgängerbänden um den sympathischen, fränkischen Ermittler Georg Angermüller, konnte mich Ella Danz auch hier wieder überzeugen und für sich gewinnen.
    Geschickt werden hier Privat und Mordfall miteinander verwoben, die Mörderjagd fränkisch gemütlich, jedoch nie langweilig! Das Ende liess mich mit einer Frage zurück, was auch zum einzigen Punkteabzug führt.
    Ansonsten war die Geschichte für mich stimmig, gespickt mit kulinarischen Köstlichkeiten, und ausgewogen im Handlungsteil.
    Besonders erwähnenswert sind die angefügten Rezepte!

  • Kommissar Angermüller, seine Kochleidenschaft und sein Privatleben begleiten mich schon eine ganze Weile. Ich mag diese Hauptfigur sehr. Er ist ein Franke in Schleswig-Holstein, der mit seiner fränkischen Art, wie ich sie mir durch die Romane vorstelle, einfach ein liebenswerter Kerl ist.


    Daher mag ich es auch gerne, dass er und sein Leben eine große Rolle in den Krimis von Ella Danz spielen, und mir dank der vielen Rezepte auch immer Appetit bereiten.


    Der Fall, der dieses Mal zu bearbeiten ist, hat etwas mit Ausländern zu tun. Es wurden innerhalb kurzer Zeit zwei türkische Frauen tot unter einem Rosenstrauch aufgefunden. Dank Derya, Georg Angermüllers türkischer Nachbarin, erfahren wir hier auch etwas über die türkische Kultur.


    Spannend, mal wieder ein Mörder, den ich nicht auf dem Schirm hatte, dazu eine Menge Atmosphäre, für mich wieder ein gelungener Krimi à la Ella Danz.


    9 Punkte.