Das geheime Land - Lisa Tuttle

  • Englischer Originaltitel: The Mysteries



    Klappentext
    Ian Kennedy ist gebürtiger Amerikaner, der in London lebt. Mit seiner Heimat verbinden ihn schmerzliche Erinnerungen, denn im Alter von neun Jahren verschwand sein Vater unter rätselhaften Umständen. Zwanzig Jahre später wiederholt sich dieses verstörende Vorkommnis, als ihn seine Freundin Jenny ohne ein Wort des Abschieds verlässt. Nicht von ungefähr arbeitet Ian als Privatermittler in London, der sich auf die Suche nach vermissten Personen spezialisiert hat.


    Die Amerikanerin Laura Lensky heuert Ian an, um nach ihrer Tochter Peri zu fahnden, die vor zwei Jahren spurlos aus ihrer Wohnung verschwunden ist. Da Peri vor ihrem endgültigen Verschwinden noch einmal in Schottland gesichtet wurde, begibt sich der Ermittler dorthin, um Nachforschungen anzustellen. Doch Peris Verschwinden weckt in ihm Erinnerungen an einen anderen Fall, den er vor Jahren übernommen hat und der merkwürdige Parallelen zu den Geschichten um das magische Volk der Sidhe aufwies -- den Feen der alten schottischen Legende, die in einem geheimen Land jenseits unserer Wirklichkeit leben sollen.


    Auf subtile Weise vermischt Lisa Tuttle die Ebenen der Detektiverzählung und des Phantastischen. Teils historische, teils fiktive Einschübe über das ungeklärte Verschwinden von Menschen schaffen den Hintergrund der Geschichte und verleihen ihr Tiefe. Meisterhaft sind zudem Tuttles Charakterisierungen, die ihre Figuren in Menschen mit widersprüchlichen und komplexen Motivationen verwandeln. Dabei geht es in dem Roman nicht nur um das Verschwinden geliebter Menschen und die Lücke, die dies im Leben der Hauptfiguren hinterlässt, sondern auch darum, ob man einen anderen Menschen jemals wirklich kennen kann.



    Die Autorin
    Lisa Tuttle wurde am 16. September 1952 in Texas geboren. Während ihrer Studienzeit war sie drei Jahre lang Redakteurin der SF-Fan-Zeitschrift „;Mathom“;. Ihr Englischstudium an der Syracuse University in New York schloß sie 1973 ab. Danach arbeitete sie als Fernsehkritikerin für die Tageszeitung Austin American Statesman in Austin, Texas.


    Ihre erste Erzählung erschien 1972, drei Jahre danach veröffentlichte sie zusammen mit George R. R. Martin ihren ersten Roman. 1986 brachte sie die Encyclopedia of Feminism heraus. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. So 1974 den John W. Campbell Best New Writer Award, 1976 den Locus Poll Award und 1981 den Nebula Award.


    Lisa Tuttle lebt seit 1980 in Großbritannien. Von 1981-87 war sie mit dem SF-Autor Christopher Priest verheiratet. Nachdem sie viele Jahre in London lebte, zog sie in die westlichen Highlands von Schottland, wo sie noch heute lebt.





    Ian, der Hauptcharakter, erzählt uns gleich im ersten Kapitel von seinem verschwundenen Vater. Selten hat mich gleich ein erstes Kapitel so begeistert und neugierig gemacht. Der Autorin ist damit ein wunderbarer Einstieg in ihre Geschichte gelungen.
    Im weiteren erzählt uns Ian, wie er an seinen neuen Fall kommt. Peri verschwindet eines Abends aus der Wohnung ihrer Mutter. Einige Monate später meldet sie sich nochmal per Telefon aus Schottland und sagt nur kurz, das es ihr gut geht. Laura, ihre Mutter, lässt das keine Ruhe. Von einer Freundin wird ihr Ian empfohlen, der auf Vermisstenfälle spezialisiert ist.
    In ca. jedem 2. Kapitel lesen wir kurz von einem anderen Vermisstenfall, die allerdings nicht direkt in Verbindung stehen mit der Geschichte. Zuerst sind sie wage gehalten, später beziehen sie sich direkt auf das Verschwinden von Menschen, an dem das Feenvolk aus den keltischen Sagen Schuld sein soll. Denn auch Peri ist wohl ein Opfer der Feen geworden. Sie scheint die ins Menschreich geratene Etain zu sein, und ihr Gemahl aus dem Feenreich erscheint und die Sage spielt sich in der Realität noch einmal ab.


    Man darf nicht erwarten, von der Autorin wirklich in ein anderes Land entführt zu werden. Zwar ist klar, das es die Anderswelt gibt und die Sagen wahr sind. Aber wir lernen das Land nur kurz von aussen kennen, der Leser bleibt im Hier und Jetzt, allerdings wird es gegen Ende schon recht märchenhaft. Ich hatte irgendwie weniger Fantasy erwartet, ich habe zum Schluß etwas die Stirne gerunzelt, aber für einen richtgen Fantasyleser mag es vielleicht zu wenig sein.


    "Das geheime Land" ist ein gleich zu Beginn interessant und nett zu lesendes Buch. Es driftet gegen Ende sehr ins Märchenhafte und bleibt auch ein wenig offen zum Schluß. Der Roman balanciert ein wenig zwischen seinen Ansätzen und kann sich dadurch nicht recht entscheiden, was er sein will.
    Für mich kamen die beiden Ansätze zwischen der Fantasygeschichte um die Errettung einer ins Feenreich entführten und dem ernstaften Thema, wie die Zürckgebliebenen mit dem Verlust enes geliebten Menschen umgehen, nicht so recht zusammen. Mit etwas weniger Fantasy hätte er mir besser gefallen, ich hab es lieber, wenn man nicht genau weiss, ob es so oder doch anders sein könnte.
    Insgesamt ein nettes, ruhiges Buch für zwischendurch, das sich schnell runterlesen läßt. Wer die keltische Mythologie mag, ist hier evtl genau richtig.