'Die Magistra' - Kapitel 18 - Ende

  • Ausgelesen :-)


    Na ja, gegen Ende wurde es dann wieder besser. Trotzdem - ich finde Philippa als weiblicher William von Baskerville immer noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig ;-)


    Also alles in allem Note 3+ würde ich sagen... :wave


    Gross zu interpretieren gibt es an einem historischen Roman ja nicht viel.

  • Zitat

    Original von Orlando
    Ausgelesen :-)


    Na ja, gegen Ende wurde es dann wieder besser. Trotzdem - ich finde Philippa als weiblicher William von Baskerville immer noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig ;-)


    Also an William von Baskerville habe ich wirklich nie gedacht in dem Buch. Hm?


    Nein, auch jetzt sehe ich da keine Parallele. Wie kommst du darauf?

  • Weiss, nicht, einfach von der Art wie sie sich bewegt, wie sie handelt, wie sie spricht - irgendwie zu männlich...


    Tja, historische Romane interpretieren - ich denke nicht, dass das geht. Weil ich bei meiner Definition "Kino im Kopf" bleibe, so lange ich nicht vielleicht doch einen gelesen habe, der dem nicht entspricht :-)


    Interessanterweise stand genau dieser Satz in einem Artiekl über historische Romane im letzten Bücherjournal, das ich vorgestern aus dem Buchladen mitgenommen hatte (Ausgabe mit Rufus BEck vorne drauf).

  • Zitat

    Original von Orlando
    Tja, historische Romane interpretieren - ich denke nicht, dass das geht. Weil ich bei meiner Definition "Kino im Kopf" bleibe, so lange ich nicht vielleicht doch einen gelesen habe, der dem nicht entspricht :-)


    Widerspricht das einander?


    Ich denke nicht. Bei Homer habe ich auch "Kino im Kopf", ebenso bei Stefan Zweig, Lion Feuchtwanger und Thomas Mann, die alle historische Romane geschrieben haben.
    Bei so mancher historischen Schmonzette hingegen geht mein "innerer Projektor" einfach aus (m.a.W.: Ich fange an zu gähnen).


    Was ist denn für dich das Kriterium, damit ein Roman <Ironie_on> "interpretationswürdig" <Ironie_off> ist?

  • Na ja, wenn mehr dahinter steht, als gesagt wird. Ein HR erzählt ja nur (m.M. nach) und man schaut halt zu. Es gefällt oder gefällt nicht. Aber ich werde nicht unbedingt dazu angeregt drüber nachzudenken.

  • Zitat

    Original von Orlando
    Na ja, wenn mehr dahinter steht, als gesagt wird. Ein HR erzählt ja nur (m.M. nach) und man schaut halt zu. Es gefällt oder gefällt nicht. Aber ich werde nicht unbedingt dazu angeregt drüber nachzudenken.


    Da täuschst du dich aber gewaltig. Ich kenne eine Menge "HR", in denen durchaus eine ganze Forschungsdiskussion abgehandelt wird. Die Tatsache, daß so mancher Leser das nicht merkt, bedeutet noch lange nicht, daß es nicht drinsteckt. Es ist meiner Ansicht nach sogar die spezielle Kunst dieses Metiers, eine wissenschaftliche oder philosophische Metaebene zu haben, ohne daß deren Verständnis nötig ist, um die Geschichte an sich zu genießen.


    Richtig ist, daß in diesem "Genre" auch jede Menge Triviales publiziert wird, weil die bunte Kulisse und (das trifft in dieser Form nicht auf Die Magistra zu!) die Sujets der "klugen Bauerntochter", die sich den Prinzen angelt, bzw. "arme Frau setzt sich in feindlicher Männerwelt durch" gerade mal gut ankommen.
    Aber die Tatsache, daß etwas "flüssig lesbar" ist, bedeutet noch lange nicht, daß es trivial ist.


    ... sag ich jetzt mal als Freundin von Stefan Zweig, Franz Werfel, Siegfried Lenz, Peter Härtling, Heinrich Böll, Klasu Mann, Heinrich Mann, Gustave Flaubert, Emile Zola, Lew Tolstoj, Fjodor Dostojewskij, Graham Greene ...

  • Ich hab ja auch noch nicht so viel gelesen in der Richtung.


    Schreiben/schrieben die von Dir aufgeführten Autoren alle historische Romane? Oder sind sie teilweise nur für uns in der Retrospektive historisch, zum Zeitpunkt des Entstehens aber zeitgenössisch?


    Philiosphische Metaebene - OK.
    Wissenschaftliche - weiss nicht. Da bleibt doch m.E. einiges auf der Strecke, um das Buch gut lesbar zu lassen. Wenn ich mich über eine geschichtliche Epoche wissenschaftlich informieren möchte, lese ich keinen historischen Roman.


    Ich empfinde "die Magistra" auch ganz bestimmt nicht als Trivialliteratur. Sprachlich hat sie mir schon gefallen und das, was ich von dieser Zeit weiss habe ich so auch wiedergefunden.


    Lediglich der Plot war nicht so mein Fall. Aber das ist ja mein höchstpersönliches Problem. ;-)


    Gab es hier im Forum schon mal eine Diskussion um "den historischen Roman an sich" ?

  • Zitat

    Original von Orlando
    Schreiben/schrieben die von Dir aufgeführten Autoren alle historische Romane? Oder sind sie teilweise nur für uns in der Retrospektive historisch, zum Zeitpunkt des Entstehens aber zeitgenössisch?


    Zumindest die Folgenden schrieben eindeutig historische Romane:
    Stefan Zweig: Maria Stuart, Marie Antoinette -- POrtrait eines Mittleren Charakters, Sternstunden der Menschheit,
    Franz Werfel: Das Lied von Berardette
    Peter Härtling: Schubert, Schumanns Schatten, Hölderlin
    Klaus Mann: Alexander
    Heinrich Mann: Die Jugend des Königs Henri IV sowie Die Vollendung des Königs Henri IV
    Gustave Flaubert: Salammbô
    Lew Tolstoj: Krieg und Frieden
    Aber ich könnte dir weitere aufzählen wie z.B. Thomas Mann (die Joseph-Trilogie), Lion Feuchtwanger (Die Jüdin von Toledo, Jud Süß), Honoré de Balzac (Tolldreiste Geschichten) ...


    Zitat

    Philiosphische Metaebene - OK.
    Wissenschaftliche - weiss nicht. Da bleibt doch m.E. einiges auf der Strecke, um das Buch gut lesbar zu lassen. Wenn ich mich über eine geschichtliche Epoche wissenschaftlich informieren möchte, lese ich keinen historischen Roman.


    Es geth doch nciht darum, ob man sich als Leser dabei "wissenschaftlich informieren" kann, sondern darum, ob der Autor (wie z.B. Eco im Baudolino die gesamte Forschungsgeschichte zum Weltbild des Mittelalters aus den Dialogen funkeln läßt.

  • Wenn es funkelt und der Autor nicht flunkert ist das ja OK ;-).


    Wenn es dazu anregt, sich weitergehend mit der Thematik zu beschäftigen (wie es die Magistra ja tut) - umso besser :wave.


    Hach...noch so viel, was ich unbedingt lesen möchte...

  • Also...ich werde den Roman noch heute abend durchgelesen haben und ich muß zugeben, dass er mir auch nur mittelprächtig gefallen hat.


    Er regt zwar an, sich mit der Geschichte Luthers und auch der Geschichte zur Zeit Luthers zu beschäftigen, aber die Figur der Phillipa fand ich auch recht leblos teilweise und dann wieder arg zu selbstbewußt. Insgesamt für mich nicht ganz so glaubwürdig alles in allem.


    Der Roman selbst....den hätte ich persönlich lieber etwas weniger kurz und weniger dicht gehabt. Doppelt so lang und es wäre ein wenig stimmiger gewesen alles.


    Entschuldige, Guido, aber "Die Magistra" hat mich nicht so sehr vom Hocker gerissen.


    "Luther" hab ich mir dennoch gekauft. Mal schaun, wie das ist...:-)


    LG
    Baumbart

  • Mir hat "Die Magistra" gut gefallen, auch wenn ich anfangs ein bisschen gebraucht habe, bis ich reingekommen bin.


    Es hat lange gedauert, bis mir klar wurde, wer der (Haupt-)Bösewicht ist. Ich kam gerade noch drauf, ehe es offenkundig wurde. Natürlich hatte ich zuerst Bernardi in Verdacht. Das war bestimmt Absicht, nicht wahr, Guido?:gruebel

  • Ich hab zwischendurch mal etwas anderes gelesen und dann konnte ich mich nicht mehr aufraffen, die letzten 100 Seiten noch zu lesen. Ich hab jetzt Kapitel 18 bis Ende nur noch quergelesen.


    Ich bin irgendwie bei den politischen Intrigen nicht wirklich hinterher gekommen, obwohl ich jetzt immerhin mehr über Luther weiss als vorher und das Buch mich angeregt hat, mal im Netz herumzuwühlen.
    Philippa ist mir nicht wirklich ans Herz gewachsen, wie sonst manchmal die Hauptfiguren, daher hat mich nicht wirklich interessiert, was mit ihr passiert. Am meisten interessiert hat mich noch Bernardi.



    lg Iris

  • Ich bin auch seit gestern Abend fertig, und leider hat mich das Buch auch nicht sehr begeistert. Da ich geschichtlich wirklich nicht bewandert bin und mich auch mit der Reformation nicht gut auskenne, habe ich trotz diverser Nachschlagewerke, die ich zu Rate gezogen habe, viele Dinge im Buch nicht richtig verstanden. Da die Morde im Buch auch aus politischen Gründen passiert sind, habe ich dann schließlich die Auflösung des Ganzen auch nicht wirklich nachvollziehen können. :grin
    Schade, aber für geschichtlich interessierte und bewanderte Leser ist das Buch bestimmt empfehlenswert. Ich werde es meinem Mann mal zu lesen geben und dann seine Meinung als Geschichtsstudent dazu hören! ;-)


    Philippa ist mir auch nicht ans Herz gewachsen, ich habe viel eher Mitgefühl und Zuneigung zu ihrer Amme verspürt. Die war sehr menschlich, aber sowohl Philippa als auch Katharina Luther waren so gefühlskalt und haben sich keinerlei Emotionen erlaubt. Bei Bernardi wusste ich lange Zeit überhaupt nicht, was ich von ihm halten sollte, aber ich habe schon geahnt, dass er nicht der Mörder ist, denn das wäre zu offensichtlich gewesen. Auf den wirklichen Mörder wäre ich allerdings von selber nie gekommen.


    Die schnelle Schlussszene mit Abekke und Philippas Bruder hat mich auch eher verwirrt als zufriedengestellt, denn sie wirkte ein wenig reingequetscht, so als müsse man die beiden eben noch mal schnell wiedersehen, bevor das Buch dann zu Ende ist.

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • Hallo,


    so, bin gestern - wie erwartet - tatsächlich noch fertig geworden und muß Capesider und Delfin recht geben.


    Ich finde, die Balance stimmt nicht in Deinem Buch, Guido.


    Auch wenn es sehr hart klingen mag, aber ich persönlich erwarte bei einem historischen Roman nicht nur, daß er authentisch ist und die Fakten stimmen, sondern dass er mich sowohl neugierig auf den historischen Hintergrund macht und mich anregt, mich damit zu beschäftigen, als auch, daß der Roman als solches eine nachvollziehbare Handlung hat und Protagonisten, mit denen man sich - in welcher Form auch immer - identifizieren kann.


    Vor allen Dingen nervt mich - sorry, aber das ist nunmal meine Ansicht - diese derzeitige Welle von "Eine-Frau-setzt-sich-durch"- Romanen.


    Mag ja sein, dass die Verlage denken, das Publikum stehe darauf, wenn man immerzu mit dem Holzhammer vor den Kopf gehauen bekommt "Frauen können genauso viel wie Männer", aber mir gibt das nichts, sondern falsch verstandene Gleichberechtigung langweilt mich eher.


    Naja, wie gesagt...mal schaun, wie "Luther" ist...:-)


    Danke Dir dennoch für die Begleitung der Leserunde, Guido.


    LG
    Baumbart

  • Hallo,


    ich habe das Buch ebenfalls fertig gelesen, und ganz ehrlich: Auch ich muss mich der negativen Kritik anschließen.


    Zweifelsohne bist du literarisch sehr begabt Guido, und du kennst dich ausgezeichnet aus über die Reformzeit, spielst feinfühlig mit philosophischen Floskeln, aber das Buch plätschert einfach nur so ohne Höhepunkt dahin, diese Philippa ist in der Tat eher blass, und mich erinnert das Buch eher wieder einmal an ein Buch extra für Frauen, die über starke Frauen lesen wollen. Insofern stimme ich Baumbart zu, bezüglich Historischen Romanen bin ich sehr kritisch, und will keine Charaktere ohne Fehl und Tadel, sondern Charaktere mit Ecken und Kanten, dahinter muss Spannung vorhanden sein und die historischen Fakten sollten größtenteils stimmen.


    Das Buch hat durchaus seine Stärken, aber wie schon aufgezählt einige Schwächen, weshalb ich leider nicht sagen kann, dass es ein außergewöhnliches Buch ist.


    Ich bin da nämlich schon sehr vom Buch "Q" von Luther Blissett verwöhnt - ein Buch, dass von der gesamten Reformzeit aus Sicht eines Aufständischen handelt, und dieses Werk kann sich ruhig neben Umberto Eco stellen.


    Gruß