Sie kamen wie die Schwalben - William Maxwell

  • Aus dem Amerikanischen von Dora Winkler


    Zsolnay Verlag


    Kurzbeschreibung:
    Die ungleichen Brüder Bunny und Robert rivalisieren jeder auf seine Art um die Liebe ihrer Mutter Elizabeth. Als Elizabeth bei der Geburt des dritten Kindes stirbt, ist das Glück der Kindheit für die Brüder mit einem Schlag zerbrochen. William Maxwell zeichnet aus der Sicht der Kinder und ihres Vaters das stille Porträt einer Frau, die mit ihrer Liebe dem Leben ihrer Familie einen Sinn gab.


    Über den Autor:
    William Maxwell, 1908 in Lincoln/Illinois geboren, wuchs in Chicago auf und studierte an der Universität von Illinois und Havard. Er veröffentlichte Romane und Erzählungen, war von 1969 bis 1972 Prädsident des Internationalen Instituts of Arts and Letters und gehörte jahrelang zur redaktion der Zeitschrift The New Yorker.


    Meine Meinung:
    In diesem Buch von 1937 behandelt William Maxwell anscheinend autobiographische Ereignisse und portraitiert eine Familie um 1918. Im Mittelpunkt stehen vor allem zwei Brüder und die Liebe zu ihrer Mutter sowie der Vater, und wie sie den Tod der Mutter erlebten.
    Geschickt wechselt der Autor dabei die Perspektiven zwischen den Hauptfiguren.


    Man spürt schon, dass es sich um einen älteren Text handelt, aber er wirkt keineswegs verstaubt oder altmodisch. Vielmehr erreicht der Autor mit wenig Aufwand eine bewundernswert tiefgehende Erzähldimension.
    Dabei geht es äußerlich ziemlich undramatisch zu, es gibt relativ wenig Handlung. Aber die inneren Emotionen, vor allen der zwei Jungen und ihr Verhältnis zueinander, werden freigelegt.


    Die Brüder sind sehr unterschiedlich. Der jüngere Bunny ist sehr sensibel und auf seine Mutter fixiert. Robert ist sportlich und mutig, er lässt sich selbst nach einem Unfall, der ihn ein Bein kostete, nicht vom Football-spielen abhalten. Gelegentlich scheint er auf seinen zu behüteten Bruder eifersüchtig zu sein. Der Vater hingegen kann den Tod seiner Frau kaum verkraften.
    Durch die Gesamtheit der Perspektiven ergibt sich, dass anscheinend die verstorbene Mutter, die wenig als handelnde Figur in dem Buch auftritt, die stärkste der Familie war.


    Zugegeben, es gab für meine Leseauffassung auch einiges an Leerlauf oder zu große Ausführlichkeiten bei alltäglichen Szenen in Chicago, aber das gehört zum Konzept des Romans und lässt sich bei dem geringen Umfang des Buches leicht ertragen.

  • Herzlichen Dank für diese sehr interessante Buchvorstellung. William Maxwell ist auch ein Autor der es verdient hätte wiederentdeckt zu werden. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für die schöne Rezension! Ich hätte es nicht so schön in Worte fassen können, trifft aber auch meinen Leseeindruck ziemlich gut.


    Das Verhältnis zwischen den Brüdern fand ich gut geschildert, die Atmosphäre in der Familie tw. auch etwas bedrückend. Allerdings war der Leerlauf in der Handlung mit verantwortlich dafür, dass ich das Buch streckenweise etwas langweilig fand. Daher ist es am Wochenende auf dem Eulentisch gelandet und ich freue mich, dass es ein neues Zuhause gefunden hat und so schnell gelesen wurde :-]

  • Ich habe den Roman auch gerade gelesen.


    Es war sehr schön die verschiedenen Sichtweisen der Brüder zu erleben.
    Sie waren so grundverschieden und mussten schon einiges mitmachen.
    Ich habe mit ihnen gelitten, es ist traurig so jung die Mutter zu verlieren.


    Längen sind mir garnicht aufgefallen. :-)