Reisen mit Mama - Jane Christmas

  • OT: Incontinent on the Continent. My Mother, Her Walker, and Our Grand Tour of Italy

    Über den Autor
    Jane Christmas, 1954 in Toronto geboren, hat als Journalistin und Reiseautorin gearbeitet, u.a. für »Globe and Mail« und die »National Post«, und lebt in Hamilton (Ontario). Bislang hat sie in ihrer Heimat drei Bücher veröffentlicht. Von ihren Erlebnissen auf einer mehrwöchigen Reise durch Italien mit ihrer Mutter erzählt sie in ihrem neuen Buch »Reisen mit Mama«; es ist das erste, das auf Deutsch erscheint.


    Kurzbeschreibung
    Jane Christmas hat zwei Ehen hinter sich, drei erwachsene Kinder und ist erfolgreiche Journalistin. Für ihre Mutter Valeria aber ist und bleibt sie die ewige Tochter, deren Männergeschichten, Erziehungsmethoden und Haarschnitt ausgiebig kommentiert werden. Als Jane ihre dickköpfige Mama nach Italien einlädt, ahnt sie dennoch nicht, worauf sie sich einlässt. Sechs Wochen lang lernen die beiden Apulien und die Amalfiküste, Rom, die Toskana und Venedig auf ganz eigene Weise kennen. Mit im Gepäck: Valerias Herzmedikamente, die Gesundheitsschuhe und ihr knallroter Gehwagen… Augenzwinkernd und mit großer Wärme erzählt Christmas vom Älterwerden, von Töchtern, Müttern und davon, wie sehr sie uns manchmal auf den Wecker gehen.


    Meine Rezension
    Jane Christmas ist schon über 50 und möchte mit ihrer Mama, mit der sie sich eigentlich dauernd zofft, eine Italienreise unternehmen, solange es noch irgendwie geht. Doch Mama ist inkontinent, nicht mehr gut auf den Beinen und hat zahllose Zipperlein. Zu anderen charmant, bei der Tochter schwierig. Das kann was werden.


    Dazu kommt: es ist Winter und Jane geht von sonnigen 22° in Italien aus. Daß es auch in Italien kalt und regnerisch sein kann, berücksichtigt sie weder bei der Reise- noch bei der Klamottenplanung. Und so kommt es, dass die beiden im Sommerkleidchen im kalten Winteritalien festsitzen und furchtbar bibbern. Doch das ist nicht die einzige Unbill, die ihnen widerfährt….


    Ich bin wirklich sehr zwiegespalten, was dieses Buch angeht. Auf der einen Seite lässt es sich prima wegschmökern und die typischen Mutter-Tocher-Konflikte kennen wohl viele von uns. Auch fand ich interessant, wie Jane erst im Laufe der Reise schmerzlich bewusst wird, wie sehr ihre Mutter doch abgebaut hat. Obwohl sie immer beteuert, es gehe ihr gut und sie wäre kerngesund, muß Jane der Tatsache ins Auge blicken, dass ihre Mutter alt und gebrechlich geworden ist. Der Urlaub verläuft also gänzlich anders, als Jane es sich vorher ausgemalt hat.


    Doch ich habe mich auch mehr als einmal gefragt: warum unternimmt sie diese Reise mit ihrer Mutter und ist auch noch derartig schlecht vorbereitet? Warum hat sie eigentlich vorher nicht gesehen, wie gebrechlich ihre Mutter geworden ist? Haben die beiden zuhause so wenig Kontakt?


    Auch anderes fand ich sehr befremdlich:


    Ich habe das Buch gerne gelesen, auch wenn es trist und deprimierend rüberkommt: Nepp, schlechtes Wetter, schlechte Laune. Die Hotels im Buch sind fast durchgehend scheisse und das Essen mies. Die Leute oft unfreundlich und versuchen oft, einen abzuzocken. Da möchte ich mal einwerfen: MEIN Italien ist ein anderes.


    Dazu kommt: ich würde ein derartiges Buch über meine Mutter keinesfalls zu ihren Lebzeiten veröffentlichen (wenn überhaupt!!!), auch wenn das Ende wieder halbwegs versöhnlich ist.


    Doch trotz aller Kritik ist das Buch unterhaltsam zu lesen und auf einer 10-Punkte-Skala würde ich solide 7 Punkte vergeben.


    Ich habe überlegt, ob ich es hier oder unter Biographien einstellen soll, weil es ja eine "wahre" Geschichte ist. Aber ich bin der Meinung, hier passt es viel besser rein.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ah, danke Tante Batty, ich hatte den Klappentext gelesen und dachte, klingt ganz nett, was Du mir allerdings offenbarst, spricht für mein Empfinden gegen das Buch, zumal es ein HC ist.



    aufgeklärte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich hatte mir etwas mehr von diesem Buch erwartet. Dachte es wäre lustiger, das Cover versprach mir mehr.
    Eigentlich nimmt es einem die Lust einmal Italien zu besuchen, zumindest die Orte, in denen Jane mit ihrer Mama war.Die Buchungen, die von Kanada aus getätigt wurde, waren ja fast immer eine Katastrophe und ich kann die Mutter gut verstehen, wenn sie ( alt und hilfsbedürftig ) keine große Lust hatte. Die Vorbereitung auf die Reise war furchtbar und so konnte ja eigentlich auch keine wunderschöne Reise dabei raus kommen.
    Schade, ich würde hier nur 5 Punkte geben

    Ministerin des Eulenministeriums für Backen und Ernährung.

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